Tag 604
23.05.2013

Wir verlassen unseren Buschplatz und fahren die Strecke zurück. Kurz nach dem wir losgefahren sind gibt es ein metallisches Geräusch unter dem Toyo. Wir halten an und bekommen einen Schreck. Diesel läuft in dickem Strahl am hinteren rechten Stoßdämpfer runter. Es sieht aus, als sei der Zusatztank leckgeschlagen. Sigrid kommt auf den Gedanken, erst einmal den Motor abzustellen und siehe, der Dieselfluss versiegt. Also kein Leck, sondern „nur“ eine undichte Leitung. Ich schalte den Hahn um, so dass wir auf dem vorderen Tank weiterfahren können. Wir kommen auf eine ausgebaute harte Steinpiste, die wir in Richtung Turmi fahren. Es gibt viele Hamerhütten, die Kinder sind bis zur Pubertät nackend und schreien und pfeifen, um uns anzuhalten. Auch die Erwachsenen machen alle erdenklichen Bettelgesten.
In Turmi fahren wir zur Buska Lodge, die etwas außerhalb des Ortes liegt. Dort gibt es eine Möglichkeit zu campen, allerdings ist der Platz staubig und nicht ideal. Duschen sind kalt, Toiletten afrikanisch sauber.
N 04.97251 E 036.51614
Wir sind bereits mittags angekommen und ich krabbele unters Auto. Zwei Schläuche laufen in den Zusatztank. Ich schalte den Hahn auf hinteren Tank, lasse den Motor an, um rauszubekommen, welcher Schlauch undicht ist. Der rechte, der, an dessen Tankanschluss ich nicht herankomme, ohne viel Schrauberei. In Swakopmund habe ich 2m Schlauch gekauft, ich hoffe, dass der die richtige Größe hat. In Kapstadt habe ich einen kleinen Hahn gekauft, den ich eigentlich zwischen Duschanschluss und Wasserpumpe einbauen wollte. Nun hoffe ich, dass ich den als Verbinder benutzen kann, denn ich muss das undichte Stück des Schlauches ausschneiden und ein neues Stück Schlauch einsetzen.
Zuerst allerdings muss der undichte Schlauch abgeschraubt werden. Dieser Zusatztank, der uns ja bereits in Angola zur Verzweiflung getrieben hat, ist so bescheuert eingebaut, dass ich kaum an den Tankanschluss komme. Endlich, nach 2 Stunden, habe ich den undichten Schlauch in der Hand. Der neue Schlauch passt, das Verbindungsstück auch. Ich schraube alles zusammen, bekomme allerdings eine Mutter überhaupt nicht auf die Schraube gedreht. Um besser an diese Schraube zu kommen, demontiere ich das Hinterrad, ohne Erfolg. Ich gebe auf und binde die Leitung, die durch diese Schraube gehalten wird, mit einem Kabelbinder fest. Ich bin sicher, dass Ollihilf mit seinen Wurstfingern diese Elendsmutter ruckzuck festgeschraubt hätte. Nach vier Stunden im Staub und Dreck unter dem Auto, die Augen blind vom Sand, der vom Autoboden fällt, lassen wir den Motor an und der Schlauch ist dicht. Ich bin völlig erschöpft, wanke in die Dusche, ziehe mich aus, der Hahn an der Dusche fehlt. Mühsam öffne ich die Schraube, an der der Hahn fehlt mit dem Leatherman kann endlich den Wasserstrahl, kein Duschkopf, auch kein elektrischer, genießen.
Auf der Lodge ist es erstaunlich leise, um 21 Uhr wird der Stromgenerator abgestellt. Wir schlafen wie die Steine.


 

Tag 605
24.05.2013

Wieder sind wir früh unterwegs. Wir wollen nur ein Stück zur Murelle Lodge fahren, allerdings nicht auf dem Wege, den wir schon einmal ausprobiert haben. Die Lodge wird im Reiseführer als empfehlenswert beschrieben. Wir finden sie in der Nähe einer Baustelle. Ein Tor mit einem Büffelkopf weist den Weg. Die Lodge ist eine Ansammlung von kleinen Häusern unter dichten Bäumen, die Zufahrt nur mit Allrad möglich.
Aus den hinteren Häusern kommen einige traditionell, nur mit Lendenschurz bekleidete Hamer und begrüßen mich freundlich. Denen folgt so eine Art Inder. Ich erkläre, dass wir hier gerne Campen würden. Ohne Begrüßung bekomme ich zu hören „205 Dollar“. Ich sage „Camping“ und höre noch einmal „205 Dollar“. Ohne ein weiteres Wort steige ich in den Toyo und fahre weg.
Unser Navi weist uns den Weg zum Mago Nationalpark über das Dorf Karo Dus. Tracks4Africa weisen die Piste dick aus, so dass wir uns auf den Weg machen. Die Piste wird schmaler, es gibt aber Fahrspuren. Es sind einige Fechfechfelder zu durchfahren, der Staub ist unbeschreiblich. Wir kommen in das Hamer-Dorf Kolcho und finden nicht wieder hinaus. Die Männer, die unter einem Mangobaum liegend den Tag verbringen, frage ich. Die als aggressiv bekannten Hamer sind freundlich, weisen den Weg und wollen fotografiert werden, für Geld natürlich. Ich fotografiere sie und gebe ihnen 10 Birr. Entrüstung! Ich grinse, kloppe dem Sprecher der Gruppe auf die Schulter, der lacht, ob der ihm unbekannten Geste. Er macht mir verständlich, dass wir einen Führer brauchen, weil die Piste sehr kurvig sei. Ich verzichte und verschwinde.
Die Piste führt in den Busch und wird zur Motorradspur der Toyo bricht sich durch die ersten Büsche. Das Gras wird höher, wir binden das Netz vor den Kühler und folgen dem Navi und den Spuren, die nur noch zu ahnen sind. Wir mangeln Büsche um, der Lack schreit, wenn dicke Äste am Auto entlang kratzen. Ich fahre im Untersetzergetriebe, um die Kupplung zu schonen. An einigen Stellen müssen wir im Kreis fahren, um den weiteren Weg zu finden, oder gar aussteigen und suchen. Die letzten Hütten finden wir bei
N 05.44866 E 036.22248, die Menschen, die sie bewohnen lassen sich nicht blicken.
Es gibt hier keine Rinder oder Ziegen mehr, dafür huschen die kleinen Dik Dik Antilopen über die nicht vorhandene Piste. Wir finden im Busch einen Platz zum Übernachten.
N 05.51419 E 036.27812
Hier stört uns keiner.


 

Tag 606
25.05.2013

Wir stehen früh auf und beseitigen die Schäden, die Bäume und Büsche am Toyo hinterlassen haben. Die Zusatzscheinwerfer sind noch da, eine Kappe fehlt, ein Scheinwerfer hängt nur noch am Kabel. Die Schaufel hängt an den Blechen und zerkratzt den Lack. Der Lack des Toyos ist hin, weil tief zerkratzt. Weil wir die Spiegel einklappen, bin ich beim Rückwärtsfahren gegen einen Baum gerammelt, der die Halterung des Kanisters am Reserverad übel verbeult hat.
Diese Piste ist hier schlimmer als ehedem im Kongo. Wir suchen unsere Spur zur vermeintlichen Piste und finden sie nur, weil wir dem aufgezeichneten Track metergenau folgen. Die Büsche und das Gras, welches wir am Vortage niedergemacht haben, haben sich aufgerichtet. Nur noch 26 km bis zum Nationalpark zeigt uns unser Navi. Also brechen wir weiter durch den Busch. Es kommt eine tiefe Auswaschung mit Traversen. Wir steigen aus, um zu sehen, wo wir fahren können. Es ginge, wenn mich Sigrid wieder einweist, damit ich den Toyo nicht im Graben versenke. Vorsichtshalber gehen wir die Piste weiter und gelangen zu einem Bach, der den Weg so weggespült hat, dass ein Durchkommen nicht möglich ist. Wir müssten den Bachlauf mit Erde oder Steinen aufschütten. Also zurück. 2 Stunden suchen wir noch im Busch nach einer Umgehung, jedoch ist der Bewuchs so dicht, dass ein Durchkommen nur mit einem Panzer möglich wäre. Wir geben auf und fahren genau nach unserem Track zurück. Trotzdem finden wir manchmal nicht den Weg und fahren im Kreis, um die Piste irgendwo wieder zu kreuzen. Voller Erstaunen fahren wir an dem Busch vorbei, an dem unser Moskitonetz des hinteren rechten Fensters hängt. Uns ist schleierhaft, wir Tracks4Africa diesen Weg zum Nationalpark weist.
Die Leute der Buska Lodge freuen sich, als wir wieder ankommen. Wir sind so fertig, dass wir heute im Restaurant essen. Es sind ziemlich viele Weiße hier, die alle die hier lebenden Stämme besichtigen wollen, insbesondere die Tellerlippenmenschen, die Mursi.
Ich bestelle mir etwas aus der traditionellen äthiopischen Küche und bekomme unter einem Strohhut angerichtet verschieden kleine Portionen Fleisch und Gemüse. Die Speisen liegen auf einer etwa 5 mm dicken Schaumgummilage. Hier wendet sich der Hygieniker mit Grausen. Erst am nächsten Tag lerne ich, dass das Zeug „Injera“ heißt und so eine Art Brot ist, das man isst.
Auf den ausgewiesenen Preis werden 15% Steuer und 10% Service hinzugerechnet, was das preiswerte Essen wieder relativiert.

 

Tag 607
26.05.2013

Wir fahren auf der harten Steinpiste, nach Jinka. Tracks4Afrika will uns einen anderen Weg führen, der wieder unweigerlich im Busch enden würde.
Die hier lebenden Stämme scheinen noch in der Eisenzeit zu leben. Die Kinder sind bis zur Pubertät nackt. Ihr Geschrei geht auf die Ohren. Sie zappeln und hüpfen am Wegesrand, um uns zum Anhalten zu bewegen. Die Männer tragen Lederschurze, bunte Federn im Haar und sind bewaffnet mit Speeren. Die Frauen tragen ebenfalls Leder und blanke Busen. Eine unglaubliche Menge an Rindern weidet im Busch und wird meistens von Kindern gehütet.
Durch Jinka wird eine neue Straße gebaut. Wie üblich gibt es eine unzureichend ausgeschilderte Umgehung, für die ein Allradfahrzeug nötig ist. Über die Gräben, die die neue Straße begrenzen sind abenteuerliche Holzlattenbrücken gelegt, die ein gewisses Geschick und guten Gleichgewichtssinn verlangen. Die Anquatscherei und die Bettelei der Schnösel und der Kinder ist so lästig, dass ich die Tür aufreiße, um einen Fastschnösel vo, Trittbrett zu schupsen, auf dem er wegen der besseren Sicht ins Auto aufgesprungen war. Der Türgrif ist ob meiner Aktion kaputt, was meinen Ärger noch mehr steigert.
Im Jinka Ressort bekommen wir einen Stellplatz zwischen den Bungalows. Toiletten am Restaurant und eine Dusche, die mal wieder vor Dreck starrt, so dass Sigrid sich lieber am Auto wäscht. Der Spaß kostet 100 Bir. N 05.77960 E 036.56591
Wir essen hier im Restaurant recht gut und treffen einen Schweizer mit seinem thailändischen Freund, die die Mursi mit gebuchter Tour besuchen wollen.
Wir können hier echt gut schlafen.

 

Tag 608
27.05.2013

Wir fahren in die Stadt und tauschen in der Bank 100 Dollar. Geldautomaten gibt es hier nicht. Die Tauschaktion dauert wie üblich endlos. Wir kaufen drei große Flaschen Trinkwasser. Der Verkäufer versteht kein Englisch, schon ist ein Schnösel da, der ihm hilft, ihm den Taschenrechener abnimmt und für die 3 Flaschen 90 Birr errechnet. Ich sage ihm, das seo zu teuer, er rechnet neu und kommt auf 75. Treuherzig erklärt er, dass die Weßen nie nach dem Preis fragen und er deshalb gleich etwas aufschlägt. Ich bin sturz sauer. Die 75 Birr sind immer noch zuviel. Freudig erklärt er, er und seine Freunde würden uns weiterhin helfen und seien immer zur Stelle.
Jetzt wollen wir versuchen, die Mursi, die Tellerlippenmenschen, zu besuchen. Sie leben im Mago Nationalpark in Bella. Es sind ganze 30 km dahin.
Als ich beim Bäcker Brot kaufe werde ich von drei anderen Schnösel gestört. Sie seien von der Regierung. Ich immer noch ärgerlich, verlange ihren Ausweis. Sie haben einen. Sie unterstellen, dass wir zum Wago NP wollen, schließlich steht der Toyo schon in dieser Richtung ausgerichtet. Um zum Park zu gelangen, sei ein Führer vorgeschrieben. Ich will keinen; denn erstens haben wir keinen Platz, zweitens finde ich den Weg auch ohne Führer. Das sei aber Vorschrift und wenn ich zu den Mursi will, muss ich zusätzlich einen bewaffneten Beschützer mitnehmen. Mein Ärger wird immer größer. Da quälen wir uns durch den Busch, um dann hier am Führer zu scheitern. Ich gehe zum Auto, sie kommen mit dem Mopped hinterher und schreien, wenn ich weiterfahren würde, würden sie den Polizeiposten anrufen, dass wir ohne Führer unterwegs seien. Mir reicht´s. Die Mursis können bleiben, wo der Pfeffer wächst, wir drehen um und fahren zum Bekel Mola Motel kurz vor Arba Minch mit Blick auf den Chamo See. Wir stehen dort auf einer gemähten Wiese und genießen den Blick von der Terrasse des Restaurants. Kostet unverschämte 200 Birr mit Restauranttoilette und kalter geht so Dusche.
N 06.00535 E 037.55159
Bei uns gibt es heute Abend Würstchen mit Kartoffelsalat. Als Sigrid sich die Zähne vor dem Auto putzt und ich im Finsteren den Sternenhimmel bewundere gehen ganz dicht 2 Wildschweine vorbei, die mir wenigstens bis zur Hüfte reichten. Ich habe noch nie so große wilde Schweine gesehen und habe mich echt erschreckt. Wir nehmen vorsichtshalber die Macheten mit ins Bett, damit wir sie griffbereit haben, falls wir mal nachts raus müssen.

 

Tag 609
28.05.2013

Die Asphaltstraße nach Shashemene ist großartig und wäre schnell zu befahren, wenn nicht hunderte von Rindern und Ziegen sie ebenfalls benutzten. Und dann benutzen sie auch hunderte von Eselkarren. Der Verkehr wird ständig eingebremst, die Huckel, die es sonst in ganz Afrika gibt, um den Verkehr zu bremsen, werden hier nicht benötigt. An der Straße stehen teilweise wunderschön bemalte Rundhütten. Wir gehen in ein Caffee und finden noch einen freien Tisch. Wir bestellen Kaffee und etwas zu essen. Es gibt „Molett“, das nehmen wir und bekommen ein Omlett. Der Kaffee kommt aus einer hochmodernen italienischen Espressomaschine und schmeckt großartig. Nach dem Bezahlen steckt mir eine Gästin einen Zettel zu, den ich an Sigrid weiterreiche, weil ich glaube, es sei die Quittung. Weit gefehlt: Im Auto lesen wir, den Namen der jungen Frau, dass sie drei Schwestern und drei Brüder hat, studiert und ihre Telefonnummmer. Der Zettel war für mich bestimmt. Ich beschließe unserem Freund Paul, die Telefonnummer zu schicken, er kennt sich mit so etwas aus. Den von Tracks4Africa ausgewiesenen Campingplatz „under big Trees“ gibt es nicht, so dass wir auf der Transafrika-Straße ein wenig nach Süden zum Ort Awassa fahren. Auch hier wir gebaut, was das Zeug hält und der hier ausgewiesenen Campingplatz ist eine Baugrube. Es ist zu spät zu suchen und wir gehen in die Pension „Nobi“ und bekommen ein Zimmer mit Bett, Toilette und warmer Dusche zum Preis von 120 Birr, billiger als ein Campingplatz. Nebenan ist der Sister Pub, indem wir ein Bier trinken. Ein Gruppe gesetzter wohlbeleibter Herren kommt an, die uns alle mit Handschlag begrüßen und, nachdem sie bestellt haben, beginnen an den Sisters zu tatschen.
Es ist Zeit für das Abendessen und wir finden ein kleines nettes Restaurant. Es gibt Spaghetti, obwohl die Karte eine Menge leckerer Gerichte auszeichnete, war das einzig verfügbare Essen Spaghetti, die waren lecker, das Fleisch darin so kleingeschnitten, dass es trotz der Zähigkeit essbar war.
Wir schlafen gut in unserem kleinen Zimmer,es bleibt trotz anderer Gäste erstaunlich leise.

Tag 610
29.05.2013


Frühstück gibt es in unserer Pension nicht. Wir mampfen unser Notfallmüsli. Wir fahren zurück nach Shashemene und suchen die im Reiseführer „Bradt“ hochgelobte Konditorei Fasika. Im Stadtplan des Reiseführers und in Tracks4Africa ist sie nicht verzeichnet. Wir fahren die Hauptstraße hoch und runter und finden sie nicht. Hatten wir uns doch so gefreut auf das im Führer versprochene Krustenbrot. Auch die Beschreibung zum Jamaica Rastafarian Museum ist so schlecht, dass wir das Museum nicht finden. Das Geschrei der Schnösel, die sich als Führer anbieten, ignorieren wir, wissen wir doch, dass das einen Rattenschwanz an Bettlern nach sich zieht. Haile Selassie hatte hier den Jamaikanern Unterschlupf gewährt, die als Dank der äthiopisch-orthodoxen Kirche beigetreten sind. Der Reiseführer ist schlecht. Im Vorwort beschreibt ein Nutzer, dass er 50 km vor der Grenze nach Äthiopien ausgeraubt wurde, nur der „Bradt“-Reiseführer wurde ihm gelassen. Klar, die Räuber wussten wie schlecht dieses Teil ist.
Es geht weiter auf der Asphaltstraße und wir müssen feststellen, dass die äthiopischen Fahrer die dämlichsten in Afrika sind. Sie fahren uns vor die Kiste, bekommen dann nicht mehr die Kurve und stecken fest, dann versuchen sie rückwärts aus der Misere hinauszukommen. Leider klappt das Rückwärtsfahren auch nicht, so dass ich dann nach einiger Zeit zurücksetze. Meistens hat sich aber bereits ein anderes Auto hinter uns gestellt, so dass mit Zurückfahren nichts mehr ist. Mit wilden und aufregenden Lenkmanövern schafft es dann meistens der Verursacher sich aus der Situation zu befreien. Überholen und dann direkt vor uns voll zu bremsen, um anzuhalten, ist die Norm. Ich habe auf der ganzen Tour bisher noch nie so oft eine Vollbremsung machen müssen wie hier. Die Eseltreiber sind bedauerlicherweise genauso dämlich. Sie schaffen es immer (!) die Esel vor das Auto zu treiben und nicht an den Rand. Esel, Schafe, Rinder und Pferde stehen mit Vorliebe mitten auf der Straße und ruhen sich aus. Der Verkehr brandet um sie herum, sie stehen stoisch auf dem Fleck, keiner denkt daran, mal sein Viehzeug an den Rand zu treiben. Es ist eine aufregende Fahrerei.
Wir kommen zum Lake Langano. Unsere unbekannten holländischen Freunde empfehlen hier einen Campground, Karkaro. Wir suchen etwas verzweifelt den Platz. Ein Feldarbeiter zeigt uns den Weg und verlangt Geld, schließlich habe er uns gerufen und die Richtung gezeigt. Es gibt nichts. Die Gebäude des Camps sehen nagelneu aus, auch das Restaurant hoch über dem See. 180 Birr will der Besitzer haben, ein horrender Preis. Dafür müssen wir einen Steilabhang zum Seeufer hinunterklettern und finden Plumpsklos, aber weit und breit keine Dusche. Wir klettern mit dem Auto wieder hoch zum Restaurant und fragen, wo es denn hier Duschen gibt. Der hünenhafte Besitzer zeigt uns ein kleines Gebäude am Berg, das wir nur unter abenteuerlicher Kletterei über Steine und Baumstämme erreichen können. Die Duschen sind über einer Hocktoilette angebracht und stinkend dreckig, Warmwasser gibt es selbstverständlich nicht. Auch an unserem Stellplatz gibt es keinen Wasserhahn. Nur gut, dass wir noch Wasser im Toyo haben; denn sonst müssten wir Wasser aus den Dreckduschen holen und würden uns beim Abstieg wohl anseilen müssen.
Wir überlegen, hier zu verschwinden, sind aber sicher, dass wir unsere 180 Birr, die wir schon bezahlt haben, nie wiedersehen. Der Stellplatz direkt am Seeufer ist sehr schön und wir genießen wenigstens die Aussicht.
N 07.59742 E 038.69412
Das erste Mal, dass wir von unseren unbekannten holländischen Freunden enttäuscht wurden.
Trotz alledem erklimmen wir abends den Berg zum Restaurant. Die netten Mädchen dort erschrecken richtig, als wir durchs Gebüsch brechen. Die Menükarte ist lang, es gibt aber nur gegrilltes Fleisch, das sie solange klopfen, bis es beißbar wurde.
Der Abstieg nach dem Essen zum Auto verlief glücklicherweise ohne Absturz.

 

Tag 611
30.05.2013

Wir haben sehr gut geschlafen. Sigrid verkneift sich das Duschen im Dreck. Wir fahren nach Addis Abeba. Der Verkehr in der Stadt ist lange nicht so chaotisch, wie in den anderen afrikanischen Hauptstädten. Das fehlende Chaos wird durch die Dämlichkeit der Autofahrer kompensiert. An allen Ecken und Enden wird gebaut, Bauruinen stehen hohl an den Straßen. Die Straßen werden alle vierspurig angelegt, wie in Abuja, was das Wenden erschwert und die Orientierung. Tracks4Afrika führt uns zum Central Markt. Hier allerdings ist das Chaos perfekt. Wir sind heilfroh, als wir nach einer Stunde, diese Gegend wieder verlassen können. Endlich finden wir einen Supermarkt und kaufen zu horrenden Preisen ein. Heute Abend gibt es Lebergeschnetzeltes. Rinderleber war im Sonderangebot. Am zentralen Aufmarschplatz aus kommunistischen Zeiten wird auch gebaut. Die Autos fahren kreuz und quer, ein Faxenmacher (Polizist) versucht irgendetwas zu regeln, doch als sein Handy klingelt, ist der Anruf wichtiger als der Verkehr. Alle fahren los und verkeilen sich, irgendwie löst sich der Knoten.
Die Zufahrt zu Wim´s Holland House führt über den zentralen Busbahnhof am Bahnhof. Hier wird eine Parade der Dämlichkeit aufgeführt; denn die großen Busse fahren alle auf den Platz, verstopfen ihn, nichts geht mehr. Wir versuchen irgendwie durchzukommen, geht nicht. Nach einer halben Stunde bequemt sich ein Busfahrer auszusteigen und die Busse ein wenig zu dirigieren, so dass eine Lücke entsteht, durch die wir die Zufahrt zum Holland House erreichen.
N 09.00996 E 038.75503
Das Holland House ist eigentlich eine Kneipe mit Heinecken Bier vom Fass und auf der gegenüberliegenden Seite gibt es einen kleinen Hof und Unterkünfte für die bediensteten und Wim selber. Wim begrüßt uns am Auto. Ein kleiner, alter Mann ist lustigem Gesicht. Er hat viel zu tuen; denn es droht ein großes Fest, die Verabschiedung des niederländischen Botschafters. Die Kneipe wir geschmückt und es wird eine Bühne aufgebaut.
Für uns wird das Tor zum Hof aufgeschlossen. Hier stehen französische Landcruiser, die auf ihren nächsten Einsatz in Afrika warten und ein deutscher Landcruiser. Außerdem hat sich hier ein schottisches Paar mit Landrover und Dachzelt etabliert. Jonny kommt unter seinem Auto vorgekrochen, um uns zu begrüßen.
Ich muss ziemlich zirkeln, um den Toyo vorbei an einer Grube und einer Palme auf den Hof zu bekommen. Drei Hunde beschnüffeln uns, das verspricht eine unruhige Nacht. Direkt neben unserem Stellplatz ist in etwa zwei Meter Höhe eine 2x2x2m Wellblechbude. Ein zigarrenkastengroßes Loch ist in eine Wand geschnitten. Eine Leiter, deren Sprossen irgendwie an Latten gebunden sind, führt hinauf zu diesem Etablissement; denn es wohnt tatsächlich jemand darin. Es gibt eine Dusche mit Toilette, die einigermaßen sauber gehalten wird. Direkt daneben haust ein hübsches Bedienmädchen in einem Zimmer ohne Fenster. Wir werfen einen Blick hinein, außer für ein Bett und ein kleines Regal ist kein Platz in dem Kabuff.
Wir braten unsere Leber und gehen dann in die Kneipe, in der Annahme, die Party wäre heute. Sie startet morgen, so dass wir noch in ruhiger holländischer Gemütlichkeit Bier vom Fass trinken.
Die Scheißköter bellen! Es war nicht anders zu erwarten.

 

Tag 612
31.05.2013

Die ethiopisch orthodoxe Kirche ist ja noch nerviger als die Krawallmoscheen mit ihrem Allahu Akbar. Ab 6 Uhr übertragen die ihren leiernden Lobgesang, der Zahnschmerzen auslöst und einen geruhsamen Morgenschlummer mit Sicherheit verhindert. Das Geleiere dauert bis 8:30, dann heult die Sirene und mit ihr die Hunde.
Die Hinterreifen sind so abgefahren, dass ich die Reservereifen aufziehen lassen möchte. Außerdem brauchen wir eine neue Sim-Karte. Im dichten Verkehr spricht und ein Anzugträger an, Dr.Salomon, der uns Eintrittskarten für eine Veranstaltung im Holland House verkaufen will. Wir Dummbacken lassen uns von seiner Liste mit den vielen europäischen Namen beeindrucken und geben ihm 300 Birr. Bis heute wissen wir nicht wofür. Wir finden einen Reifendienst, der allerdings keine Möglichkeit hat, die reifen auch zu wuchten. Also lassen wir nur die Hinterreifen wechseln. Die Typen mühen sich redlich, ich betrachte ihre Aktionen höchst misstrauisch. Erst bekommen sie den Reifen nicht runter von der Felge, dann natürlich nicht drauf und zum Schluss gibt es keinen Strom für den Kompressor. Sie versuchen mit Lumpen und Plastiktüten den Reifenwulst so weit abzudichten, dass das bisschen Luft, das sie noch haben, den Reifen an die Felge presst. Irgendwie klappt es. 2,5 bar bringen sie noch zustande, dann geht ihnen die Puste aus. Mit dem toyoeigenen Kompressor blasen wir den Reifen zur Verwunderung der Montagefritzen bis auf 3,5 bar auf. 100 Birr kostete diese Veranstaltung.
Die Beschaffung einer Sim-Karte gestaltet sich schwieriger. Die Telekom zentrale, die uns Wim beschrieben hat, finden wir nicht. Den Kiosk, den uns Jonny beschrieben hat, wo es Sim Karten geben soll, finden wir auch nicht. Wir irren ziellos umher, lernen die Stadt kennen und fahren ohne Sim-Karte zurück. Das Chaos der dämlichen Busfahrer kennen wir schon und warten brav, eingekeilt zwischen Bussen und Taxis bis wir das Holland House erreichen.
Wir gehen auf die Party zu Ehren des scheidenden Holländischen Botschafters. Es ist voll und es gibt Freibier. Auf der Bühne werden Sketche aufgeführt und das Leben des sympathischen Botschafters karikiert. Es macht richtig Spaß zu zusehen, obwohl wir kein Wort verstehen. Nach dem offiziellen Teil wird getanzt bis nachts um 2 Uhr.

 

Tag 613
01.06.2013

Wir waschen unsere Wäsche und pünktlich, als wir spülen wollen, gibt es kein Wasser mehr. Also plündern wir die Reservetonnen. Die Schottin hat alle Wäscheleinen belegt und denkt gar nicht daran, ihre getrocknete Wäsche ab zu nehmen. Unsere Wäsche hängt an abenteuerlichen Plätzen. Und wieder machen wir uns auf den Weg, eine Sim-Karte zu kaufen. Dieses Mal finden wir die Telekomzentrale. Zwei Passkopien haben wir griffbereit als es anfängt zu gießen. Das Auto zu verlassen würde die Gefahr bergen, weggeschwemmt zu werden. Wir sitzen im Auto vor dem Gebäude unter dem Dach der dorr auch beheimateten Bäckerei drängeln sich schutzsuchend die Menschen. Der Regen lässt etwas nach. Wir sprinten aus dem Toyo, werden nass bis auf die Knochen, nur um zu erfahren, dass jetzt die Telekom geschlossen hat, schließlich ist es Samstagmittag.
Wir fahren über den chaotischen Aufmarschplatz zum Einkaufszentrum. Ich brauche neue Socken. Hier bekomme ich Adidas-Socken zu einem unverschämten Preis. Ein freundlicher, nicht bettelnder Schnösel, zeigt uns den Weg zu einem Sim-Karten Verkäufer. Der benötigt die Passkopie und ein weiteres Foto von mir. Ich schneide das Foto aus einer weiteren Passkopie heraus. Damit ist er nicht zufrieden und fotografiert mich mit seinem Handy. Unser neues Galaxie Note 2 benötigt Mini-Sim-Karten. Der erste Versuch aus einer normalen Karte eine Mini zu schnitzen ist bereits in Jinka fehlgeschlagen. Der Kartenverkäufer hier hat das Knipsgerät um eine Mini Sim zu knipsen. Und die Karte funzt. Er richtet noch das Internet auf dem Galaxie ein. Alles klappt, wir sind glücklich.
Zurück im Holland House sind Michael und Jens, Vater und Sohn angekommen, die hier ihr Auto abgestellt hatten und nach Uganda wollen. Nachdem wir unsere Frikadellen gebraten und gegessen haben, treffen wir uns auf ein Bier und geben ihnen einige Tipps.

 

Tag 614
02.06.2013


Vater und Sohn fahren los und die Schweizer, die wir bereits in Nairobi getroffen haben, kommen mit ihrem amerikanischen Supercamper an. Markus scheint die Nase voll vom Reisen zu haben und will auf dem schnellsten Weg nach Hause, er schimpft auf die Visumbestimmungen.
Wir machen einen Ruhetag und begrüßen Birgit und Hans-Peter aus Vorarlberg, aus dem Nachbarort von s´Ruthle. Hans-Peter hat mit dem Motorrad die Welt umrundet und s´Ruthle in Ulan Bator nur knapp verfehlt. Sie sind mit einem Landrover von Norden hierhergekommen. H.-P. will weiter nach Zambia, während Birgitt nach Hause fliegt. Wir essen im Restaurant mit den Österreichern, den Schweizern und den Schotten.

 

Tag 616
04.06.2013

Wir verlassen Debr Birham, das 2400m hoch liegt und fahren über einen Pass mit 3200m Höhe.
In den Dörfern wuseln Menschen und Vieh, die Durchfahrten gestalten sich zum Slalom. In Dessie gibt es einen Geldautomaten, der erstaunlicherweise funkioniert.
Wir kommen zu Lake Hayk und übernachten in dem Hotel am See. N 11.32503 E 039.68877
Ein freundliches Hotel mit Bier vom Fass und lauter Musik bis 21.00 Uhr.

 

Tag 617
05.06.2013

In Woldia zweigt die Piste ab von der Asphaltstraße nach Lalibela. Die Piste ist geschottert, gut mit niedrigem Reifendruck (Martin!) befahrbar. Die Luft ist staubig, wir fahren wie im Nebel. Der Staub reizt die Schleimhäute, die Augen brennen. Die Piste führt in Höhen zwischen 2000m und 3000m Höhe, die Auf- und Abstiege sind steil, ich muss auf die Motoröltemperatur achten. Die Felder sind auf Terrassen angelegt, wir sehen mehr Steine darauf als Mutterboden, die mageren Ochsen mühen sich redlich den Hakenpflug durch das Geröll zu ziehen. Kurz vor Lalibela kommen wir auf eine Asphaltstraße, die weder in unserer Karte noch in Tracks4Afrika vorhanden ist.
Unsere unbekannten holländischen Freunde haben mit ihrem LKW auf dem Parkplatz des 7 Olives Hotel gecampt. Von der Terrasse hat man einen schönen Blick auf die Stadt, der noch schöner wäre, wäre die Stadt nicht im Staubnebel versunken. Wir nehmen hier ein Zimmer mit der üblichen aufregenden afrikanischen Elektroverkabelung. Der Warmwasserboiler funktioniert sogar, ohne dass wir einen elektrischen Schlag unter der Dusche bekommen.
12.03512 E 039.04680
Lalibela, wegen der Felsenkirchen eine Touristenstadt, liegt am Berg, es geht auf und ab, die Straßen sind gepflastert. Wir suchen eine Flasche Brandy und finden einen funktionierenden Geldautomaten, das ist ja auch was.
Wir essen hier im Restaurant und schlafen gut.

 

Tag 618
06.06.2013 (Heute hat unser Freund und mein entfernter Cousin Henning Geburtstag, herzlichen Glückwunsch)

Sigrid wird früh wach, ihre Nase ist vom Staub verstopft und blutet.
Die Besichtigung der berühmten Felsenkirchen steht an. Wir suchen das Ticketbüro und fahren mit dem Auto durch die Stadt. Die ständige Anbettelei ist äußerst lästig. Das Ticketbüro ist ganz in der Nähe unseres Hotels. 50 us$ kostet es pro Person, die Kirchen zu besichtigen. Wir gönnen uns noch einen Führer für 600Birr den ganzen Tag und bereuen es nicht. (Fisseha Fentaw, 00251 91 202 7017) Die Kirchen vermuteten wir außerhalb der Stadt, sie stehen jedoch mitten in der Stadt. Insgesamt gibt es 11 Kirchen, die aus dem Tuff und teilweise aus Granit in einem Stück gemeißelt wurden. Alle Kirchen sind in Betrieb und werden immer von einem Priester betreut, der sich gerne gegen ein kleines Entgeld (10Birr) fotografieren lässt. Die Kirchen sind Weltkulturerbe und die Unesco hat über einige hässliche Dächer bauen lassen, um dem Verwitterungsprozess entgegen zu wirken. Interessierte sollten bei Wikipedia nachlesen. Die Kirchen ließ der Priesterkönig Lalibela im 12 Jhr. Bauen. Es sollte hier ein neues Jerusalem entstehen.
de.m.wikipedia.org/wiki/lalibela
Unser Führer ist Klasse, er erklärt sicher, verfügt über ein großes historisches Wissen, er ist empfehlenswert. Wir besuchen am Vormittag die nördlichen Kirchen, am Nachmittag die interessanteren südlichen Kirchen. Wahrscheinlich ist eine Kirche der Palast des Königs Lalibela gewesen. Viele Mysterien dieser Kirchen sind noch ungelöst, die Golgatha Kirche, der Eintritt ist Frauen verboten, darf nicht archäologisch untersucht werden. Zu Weihnachten am 7. Januar strömen bis zu 300.000 Pilger hierher, die Stadt platzt dann aus den Nähten und das ohnehin hier hohe Preisniveau strebt dem Himmel entgegen, wie der Granitpfad am Lalibelapalast.
Die Muslimi wollten hier in Lalibela eine Moschee mit Geldern aus Saudi Arabien errichten. Der äthiopische Präsident, Girma Wolde-Giorgis persönlich lehnte das Ansinnen ab, mit der Bemerkung, wenn die Äthiopisch orthodoxe Kirche einen Kirchenbau in Mekka errichten darf, könne man über das Vorhaben sprechen. (kein Kommentar)
Auf dem Fußweg zurück werden wir von zwei Jungen auf Deutsch angesprochen. Johannes ist ein cleveres symathisches Kerlchen von 13 Jahren, der ein sehr gutes Englisch spricht. Er kann alle Hauptstädte Europas aufzählen, an der Hauptstadt der Ukraine scheitert er. Er möchte, dass wir ihm ein Schulbuch kaufen, in seiner Schule – er hat als Klassenbester 95 von 100 Punkten geholt – müssen sich 30 Schäler ein Buch teilen. Wir erklären ihm, dass wir nicht reicher sind als seine Regierung, die keine Bücher zur Verfügung stellt und wollen jedem der beiden 10 Birr geben, die sie für ein Buch sparen sollen. Sie lehnen ab, wir flüchten in eine Kneipe. Nach dem Bier warten sie natürlich daußen und Johannes bindet mir ein kleines hölzernes äthiopisches Kreuz als Geschenk um den Hals. Es gibt trotzdem kein Buch, sondern die bereits offerierten 10 Birr. Der Trick der kleinen Gauner ist bekannt. In jedem Laden werden Bücher verkauft. Der mitleidige Tourist glaubt endlich etwas Gutes zu tuen und die Bildung im Lande zu fördern und kauft ein Buch zu überhöhten Preisen, das stracks, ist der Gutmensch im Hotel verschwunden, zurückgebracht wird. Den Gewinn teilen sich die wissbegierigen Buben und der Buchhändler.
Der Wind hat aufgefrischt und noch mehr Staub aus der sudanesischen Wüste in die Stadt geblasen. Von der Terrasse des Hotels aus ist die Stadt nicht mehr zu sehen.
Wir essen hier wieder im Hoterestaurant, das Essen ist preiswert.

 

Tag 619
07.06.2013

Unser Führer hat uns empfohlen, das Kloster Yimrehana zu besuchen. Das Kloster ist etwa 40km von Lalibela entfernt. Die Schotterpiste führt aus der Stadt der Stadt hinaus, einen steilen Berg hinab. Sie führt durch kultiviertes Land, die Ochsenpflüge sind in vollem Einsatz. In Bilbela biegen wir rechts ab und müssen durch den Ort fahren. Nur das ständige Geschrei „you,you, gimmi money“ lässt vergessen, dass wir nicht einen Zeitsprung von 2000 Jahren zurück gemacht haben. So stellen wir uns Bethlehem zur Zeit von Christi Geburt vor. Natürlich sind die Schnösel da, die sich als Führer verdingen wollen und die bettelnden Hände werden uns überall entgegengestreckt.
Die Piste wir hier schlecht bis zum Dorf, in dem die Klosterkirche steht. Schon springt uns ein älterer Schnösel an, der sich als Führer outet. Wir müssen das uto auf einem Parkplatz abstellen, der Polizist-in tadelloser Uniform- will es bewachen. Wir sind auf 2400m Höhe und müssen auf einem gepflasterten Weg 300 Höhenmeter zur Kirche überwinden. Sigrid fällt der Aufstieg schwer. Am Kircheneingang erwartet uns der Priester, den ich für den Kassierer halte; denn er nimmt uns 150 Birr pro Person ab.
Die Kirche ist im 11.Jhr. in eine Höhle hinein gebaut. Der Legende nach soll die Höhle unter Wasser gestanden haben, doch ein heiliger Mönch habe sie entwässert, so dass der König Yimrehane, die Kirche im Axumstil aus Marmor und Holz bauen konnte. Den Auftrag dazu hat er, wie soll es anders sein, von Gottvater persönlich erhalten.
www.lalibelamonestery.org
Die Kirche ist beeindruckend. Leider wurde eine Mauser vor den Höhleneingang gebaut, so dass sie nicht mehr so richtig zur Wirkung kommt. In die Höhle passte auch noch der Palast des Königs, der jetzt als Abstellraum dient, während die Kirche, vom Priester bewacht, gepflegt und genutzt wird.
Wieder draußen erwartet uns der Schuheaufpasser, der auf unsere Sandalen aufgepasst hat. 10 Birr. Foto vom Priester, 10 Birr. Unten am Auto kommt der Polizist, der darf kein Geld nehmen. Aber er hat den Auftrag delegiert an einen, der hat ein Gewehr aus der Zeit als Friedrich der Große noch Gefreiter war. 20 Birr. Der Führer bekommt 200 Birr.
Wir fahren dieselbe Strecke zurück nach Lalibela mit dem „you,you“-Gekreische in den Ohren.

In Lalibela tanken wir an der einzigen Tankstelle. 10l gibt uns der Tankwart, mehr gibt es nicht.
Wir essen wieder im Restaurant und schlafen gut in dem teuren Zimmer.


 

Tag 620
08.06.2013

Die Tankstelle sieht uns wieder, auch heute gibt es nur 10 Liter. Es geht die gleiche Piste entlang, wie zum Kloster gestern, doch in Bilbela fahren wir unter dem you,you-Gekreische geradeaus. Die Strecke ist länger als wir berechnet haben und ich bin froh, dass ich die 20 Liter Diesel in Lalibela gekauft haben. Eigentlich führt die Piste direkt nach Axum, doch wir biegen in Sekota ab, um in Korem die Asphaltstraße zu erreichen. Die Piste ist einigermaßen gut zu befahren, die Kirchen, die es hier noch zu besichtigen gibt, sparen wir uns.
Wir kommen in Maychew an und folgen dem Schild zu einer Pension, die einen Innenhof besitzt, wo der Toyo gut untergebracht ist. Ich klingele und rufe an der Tür, keiner antwortet. Sonst die Schnösel sofort zur Stelle und bieten ihre kostbaren Dienste an, dies Mal grölen sie nur von der anderen Straßenseite, was ich nicht verstehe. Also fahren wir zum Hotel „Yekatit“ gegenüber der Tankstelle. Ein wohlsituierter Herr bedeutet uns, den Toyo durch ein Tor in den Hof zu fahren. Das Tor wird geöffnet und der Toyo passt geradeso durch die von Mauern begrenzte Einfahrt unter ein großes Dach, welches den Restaurantteil des Hotels überdeckt. Wir stehen direkt vor der Metzgerei, ein Rindergeschlinge hängt malerisch am Haken, und zwischen den Tischen des Restaurants.
Nachdem ich den Zimmerverwalter ausfindig gemacht habe, führt der uns vorbei an ungemachten Betten im ersten Stock über dreckige Stolpertreppen in den zweiten Stock und schließt das offensichtlich beste Zimmer auf. Bett, Toilette, in der die Reste des Vorgängers nicht zu übersehen sind, Warmwasserboiler mit der abenteuerlichen Verkabelung. Ich schnuppere am Bettlaken, weil ich nicht sicher bin, dass da nicht auch noch der halbe Vorgänger drin liegt. Es riecht muffig aber unbenutzt. 120 Birr soll das Zimmer kosten. N12.78206 E 039.53923
Später stellen wir noch fest, dass es kein Wasser am Waschbecken gibt. Ich versuche den Preis auf 100 Birr zu drücken, doch lieber gibt uns der einäugige Zellenwärter eine andere Behausung, als auf 20 Birr zu verzichten. Wir bleiben in dem Zimmer, weil wir uns dort schon etabliert haben.
Der Hof, in dem der Toyo steht, bietet die Möglichkeit, dass wir unser Abendessen selber zubereiten. Wir holen den Kocher raus und braten das in Addis gekaufte Kalbfleisch, das ist noch in Ordnung, ebenso wie der Kohleintopf, den wir aufwärmen. Die Steaks, die wir auch schon in Addis gekauft haben, braten wir an, in der Hoffnung, dass sie sich dann noch ein wenig länger genießbar sind. An einem Restauranttisch essen wir uns frugales Mahl und trinken das Bier aus der Kneipe.


 

Tag 621
09.06.2013

Wie erwartet erwacht Afrika auch hier früh, schließlich blicken wir aus unserem Koben direkt auf die Hauptstraße. Unser Brot ist verschimmelt, wir frühstücken Notfallmüsli und trinken den hervorragenden Kaffe aus der hoteleigenen Espressomaschine.
Über eine gute Asphaltstraße geht es bergauf, bergab in Richtung Axum. Die Abstiege auf 2000m Höhe sofort gefolgt von den Aufstiegen auf 3000m Höhe gehen gewaltig auf die Ohren. In Adigat biegen wir ab nach Axum und fahren die tollste Bergstrecke. Selbst der Lebapass in Angola war nicht schöner. Die Strecke führt an tiefen Schluchten vorbei, deren Grund nicht zu erkennen ist. Die Straße ist ziemlich eng und die äthiopischen Autofahrer nach wie vor dämlich, was die Fahrerei anstrengend macht. Leider hängt immer noch so viel Staub in der Luft, dass die Ausblicke im wahrsten Sinne getrübt sind.
In Axum nehmen wir die Empfehlung des schlechten Reiseführers und mieten uns im „Africa Hotel“ ein.
N 14.12496 E 038.73282
Wie sich herausstellt nicht die schlechteste Wahl. Im ersten Zimmer, das uns gezeigt wird, leckt die Toilette und der Lokusdeckel ist zerbrochen. Nehmen wir nicht. Das zweite ist auf den ersten Blick in Ordnung, das nehmen wir für 200 Birr. Und es gibt funktionierendes WIFI im Hof und in den Zimmern. Flucks lade ich ein Währungsrechner APP auf das neue Galaxie und stelle erfreut fest, dass entweder der Euro geklettert ist, oder der Birr in die Knie geht. Das Zimmer kostet also 8,06 Euro. In der Stadt an der Hauptstraße wimmelt es von Kneipen und Kaffeehäusern. Wir finden eine Kneipe, die Bier vom Fass hat. Die Stadt wird uns sympathisch.
Wir essen im Hotel preiswert, wie üblich gibt es von der großen Auswahl auf der Speisekarte nur 2 Gerichte, was uns nicht stört.

 


Tag 622
10.06.2013


Warum nur müssen die Leute auch hier vor unserem Zimmer um 6 Uhr morgens so lauthals telefonieren, dass sie, wo auch immer sich der Gesprächspartner befindet, kein Telefon bräuchten.
Frühstück im Hotel mit Brot, Erdnussbutter, andere gibt es hier nicht, und Marmelade, dazu Superkaffee.
Das Touristenbüro, wo die Tickets zum Besuch der historischen Stätten von Axum verkauft werden, ist nicht weit, doch schwer zu finden. (An der Tankstelle in der Nähe des riesigen Feigenbaumes) Wir kaufen Tickest für 150 Birr pro Person (50us$ in Lalibela) Draußen wartet natürlich schon ein Führer, der 350 Birr haben will. Da wir mit unserem teureren Führer so viel gesehen und erfahren haben, sagen wir zu. Es sei kein Problem, dass wir keinen Platz im Auto haben, er habe ein Fahrrad und führe vor uns her und schon radelt er los, um nach einer kurzen Zeit, das Fahrrad an Salomon abzugeben. Die Führer wechseln sich täglich ab und heute sei Salomon dran. Auch gut.
Als erste besuchen wir das Stelenfeld. Hier haben sich die Könige von Axum riesige Grabsteine aufstellen lassen. Die größte Stele ist umgestürzt, sie ist 520 Tonnen schwer, 20m hoch und aus einem Granitbrocken geschnitzt worden. In der geplünderten Grabkammer unter der Stele steht nur noch ein sargähnlich geformter Fels, der einen hohlen metallischen Klang abgibt, klopft man auf ihn. Darin sind die Knochen Königs eingeschweißt; denn die Stelenbauer hatten bereits im 4 Jhr. Eine Maschine zum Steinschmelzen. Aha!
Die Italiener unter Mussolini haben in der kurzen Zeit, wo sie Abessinien als Kolonie einverleiben wollten, haben auch eine Stele geklaut, die sie aber vor ein paar Jahren wieder rausgerückt haben. Die Grabkammern unter den Stelen sind geplündert. Die älteren Stelen sehen wie Hinkelsteine aus, nicht verziert, so als wenn Obelix am Werke gewesen wäre.
http://de.wikipedia.org/wiki/Aksum
Über das Stelenfeld geht es zum Bade der Königin von Saba, ein großer Teich, in dem die Nackedeie planschen. Ein paar Treppenstufen im Granit zeugen von vergangener Zeit. Nach der Regenzeit ist dieser große Poll randvoll und dient als Wasserspeicher. Zu Weihnachten springen hier die Gläubigen hinein und werden getauft. Da der Teich 8m tief ist, kommt es immer wieder zu unerwarteten Todesfällen.
Wir verabreden uns mit Salomon, der hofft auch einmal eine Saba zu finden, beim Grab des Kaleb und seines Sohnes nach dem Lunch.
Es ist heiß als wir auf der steinigen Piste Salomon überholen, der auf dem Weg zum Kalebgrab ist. Von der Kirche, die Kaleb über seinem Grab und dem seines Sohnes gebaut hat, stehen nur noch die Grundmauern. Kaleb hat eine Streitmacht in den Jemen geführt und Süd Arabien erobert. Der Legende nach, führt ein Tunnel von hier 8ookm zum roten Meer, durch die die 120.000 Krieger Kalebs marschiert sein sollen. Der Eingang des Tunnels ist ein tiefes Loch in Kreuzform. Kaleb ist nach seinen Erfolgen abgetreten und ins Kloster gegangen, wo er auch beerdigt wurde. Sein nettes Grab hat er nicht benutzt. Beide Grabkammern nutzten die Bewohner als Luftschutzbunker in der kommunistischen Ära Äthiopiens, als hier in der Provinz Tigray von 1974 bis 1991 der Bürgerkrieg tobte.
An der Piste zu dem Palast steht in einem kleinen Häuschen ein Stein mit einer Inschrift in Griechisch, Hebräisch und Tigrigna, der Ritualsprache Äthiopiens. Die Inschrift zählt die Großtaten des ersten christlichen Königs Ezana auf, der vier Generationen vor Kaleb bereits Jemen eingemeindet hatte.
Salomon radelt vor uns her zum Palast der Königin von Saba. Auch hier stehen nur noch die Grundmauern. Der Palast ist für damalige Verhältnisse sehr groß und besitzt viele Räume. Zur Zeit der Saba waren Äthiopien und Jemen ein Reich und Saba, klar, Äthiopierin und die Hauptstadt des Reiches Axum. Deshalb hat auch ihr Sohn, Menelik, der das Resultat ihres Kreusken mit König Salomon, die in Jerusalem geklaute Bundeslade nach Axum brachte. Dort steht sie nun in einer kleinen Kapelle, wird bewacht von einem Mönch und darf von keinem lebenden Menschen betrachtet werden. Sieh an!
Salomon ist erschöpft. Wir entlassen ihn und fahren den Toyo in den Hotelhof. Ein kleiner Gauner will den Toyo für 200 Birr waschen. Für 100 darf er. Der Hofknecht will aber den Wäscher vertreiben, er soll das Auto draußen waschen. Kommt ja gar nicht in Frage. Letztlich darf der Bube waschen, während wir in der Biervomfasskneipe uns von der trockenen Besichtigungstour erholen.
Zurück im Hotel überzeugt uns die Aktion Autowäsche nicht, doch der flinke Betrüger entwischt mit der Knete, ehe wir reklamieren können.


 

Tag 623
11.06.2013

Sigrid plagt das Bauchgrimmen, weshalb wir uns nicht so sehr weit von einer funktionierenden und sauberen Toilette entfernen wollen. Die Bundeslade muss warten.
Steffi und Mario sind weit gereist. Sie waren in Indien, Nepal und Kambodscha und da Mario Afrikafan ist und bereits mit dem Fahrrad vom Kap nach Hause geradelt ist und sich auch sonst bereits viel in Afrika rumgetrieben hat, besuchen sie jetzt Äthiopien. Sie haben eine 600km lange Wanderung in den Knochen, mit Führer, Eseltreiber und bewaffneten Beschützer durch die Simions Berge und erholen sich hier. Mario fotografiert die Menschen der verschiedenen Stämme. Wir sehen später seine Fotos und sind platt vor Begeisterung. (siehe Linkliste)
Die beiden haben sich mit Amy angefreundet, eine24 Jahr alte junge Frau, die hier ein kleines Restaurant betreibt. Amy ist klein und zart, wie alle Frauen hier. Der humane Polymorphismus ist hier besonders ausgeprägt. Die Frauen sind handlich, bringen mal grade 40-45 kg auf die Waage und sind 1,50m groß, während die Männer zwar sehr schlank, doch hochgewachsen sind.
Amy hat ein schmuckes Kleid angezogen und bereitet eine traditionelle Kaffeezeremonie vor. Gras und Blüten werden vor einer kniehohen Kommode angeordnet, wie vor einem Altar. Zwischen die Blüten wird ein Tongefäß mit Weihrauch gestellt. Auf einem Holkohlenfeuer werden die Kaffeebohnen geröstet. Ein köstlicher Duft entströmt. Die gerösteten Bohnen müssen für gut befunden werden, dann beginnt Amy sie in einem Holzmörser zu zerstampfen. Nun endlich kann der Kaffee in einer Tonkanne aufgebrüht werden. In die Tülle der Kanne wird eine Art Hanf als Sieb gestopft, so dass nur wenig Prütt in die kleinen Tassen gelangt. Köstlicher Kaffee, da kommt die Milde Sorte von Tchibo nicht mit.
Wir bestellen auch Abendessen bei Amy.
Amy hat traditionelles Futter bereitet mit viel Salat und Injera. Es schmeckt gut. Sigrid und ich wollen einen Gin trinken. Amy versteht „Tetsch“ und von der anderen Straßenseite wird uns in „Blumenvasen“ ein äthiopischer Honigwein gebracht. Tolles Gesöff, kann man sich dran gewöhnen.
Wir verbringen einen netten Abend.
Telefonnummer von Amy, falls mal jemand nach Axum kommt: 00251917554477

 

Tag 624
12.06.2013

Wir frühstücken gemeinsam mit Steffi und Mario bei Amy. Brot, Omelette, und zerstampfte Bohnen, Erdnussbutter und Kaffee.
Wir sitzen dort lang zusammen, bis Amy zur Behörde muss und wir zu den Kirchen gehen. Der Kaiser Kaiser Haile Selassie hat hier eine tolle große runde Kirche errichten lassen, deren Kuppel weit sichtbar ist. Mario war schon in der Frühe dort und wollte den Gottesdienst fotografieren. Sie haben ihn nicht in die Kirche gelassen. Er gibt uns sein Ticket, so dass wir nur einmal 200 Birr bezahlen müssen. Vor der Kirche ziehen wir wieder unsere Sandalen aus. Drinnen sind Heerscharen damit beschäftigt, in gebückter Haltung, den Teppich zu fegen. Ein Staubsauger würde Wunder wirken.
Die Kirche ist mit Fresken im Ikonenstil ausgemalt, die etwas wie naive Malerei wirken. Marias Empfängnis ist ganz toll dargestellt. Da kommt die der Heilige Geist in Gestalt einer Taube falkengleich in einem Lichtstrahl wie ein Torpedo angeschossen mit Zielrichtung auf Marias Ohr.
Die alte Kirche wird renoviert und ist eingerüstet. Ein Arbeiter bekommt beinahe den Schlag, als Sigrid die letzte Treppenstufe zum Vorhof der Kirche betritt. Frauen haben hier nichts zu suchen. Sigrid ist sturzsauer, obwohl sie es vorher wusste. Sie haut ab und setzt sich auf ein Mäuerchen, wo sie sofort von zwei Schnöseln um 400 Birr angehauen wird, was ihre Laune nicht verbesserte.
Ich gehe um die eingerüstete Kirche herum. Hinter mit brüllt einer hey“ und „you“ und „hallo“, was ich geflissentlich ignoriere. Ein langbärtiger erreicht mich endlich und brüllt mich an „ticket“ ich brülle zurück „Ausweis“, ohne Ausweis kein Ticket- Zeige. Ein Ingenieur am Bau mischt sich ein und sagt, dies sei der Wächter, ich antworte, dies ist der Grobian und kein Wächter. Er, der Ingenieur, sei ein intelligenter Mann, dem ich mein Ticket zeige, aber nicht dem schwarzbärtigen Wichtigtuer.
Ich mache noch ein Foto von der kleinen runden Kapelle, in der die Zehn Gebote aufbewahrt werden. Besichtigen darf man diese Kapelle sowieso nicht.
Sigrid wird immer noch von den Schnöseln belagert, obwohl sie von ihr ausreichend beschimpft worden sind.
An zahllosen ausgestreckten bettelnden Händen vorbei, die ich immer freundlich schüttele, zur Befremdung des Bettlers, verlassen wir das Kirchengelände.
Auf dem Rückweg finden wir einen ATM, der tatsächlich 5000 Birr rausrückt.
Wir kommen an der Biervomfasskneipe vorbei und müssen uns stärken, leider beginnt es zu gewittern, so dass wir unser Bier neistürzen müssen.
Auch zum Abendessen bei Amy gewittert es noch stark, so dass wir in ihrem winzigen Restaurantraum gemeinsam mit Steffi und Mario sitzen.

 

Tag 625
13.06.2013


Steffi und Mario wollen heute weiter. Gemeinsam mit dem kroatischen Jason aus Calgary frühstücken wir bei Amy. Jason ist Architekt, hat in Düsseldorf studiert und in Solingen Freunde und spricht kein Deutsch. Er will mit Fahrer und Führer die Kirchen besuchen, um ihre Architektur zu studieren. Er verschwindet bald und auch Steffi und Mario sitzen bald in einem Tucktuck, dass sie zum Busbahnhof bringt. Wir bestellen Abendessen bei Amy und gehen ins Hotel, um endlich mal das Tagebuch auf Vordermann zu bringen.

 

Tag 626
14.06.2013


Der Rezeptionist will uns für 6 Tage Geld abnehmen, dabei waren wir nur 5 Nächte im Hotel. Er lässt sich absolut nicht davon überzeugen, dass wir nur für 5 Nächte bezahlen wollen. Wir sind am Sonntag gekommen und fahren am Freitag und das seien nun einmal 6 Tage. Mir reicht das Theater, ich schmeiße ihm 1000 Birr auf die Theke und verschwinde.
Amy fragen wir beim Frühstück, ob sie, wenn schon keinen Mann, dann wenigstens einen Freund habe. Sie erklärt uns, dass 85 % der Männer hier weder einen Plan noch eine Vision haben und nur rumhängen. Unter den verbliebenen 15 % habe sie noch nicht den richtigen gefunden. Wir können ihr nur zustimmen, auch wenn ihre Rechnung nicht ganz dem Paretoprinzip entspricht. Der Rezeptionist hat gerade mal wieder die Dämlichkeit demonstriert, die hier besonders bei den Schnöseln und Autofahrern hervorsticht.
Die Straße von Axum ist noch nicht asphaltiert, man arbeitet daran. Ein Schnösel mit einer roten Fahne mit verblichenem Totenkopf darauf fuchtelt vor unserem Auto herum. Ich vermute, dass ich anhalten soll, seine Gestik ist undurchschaubar. Richtig, wir halten und warten. Vor uns steht ein Auto mit einem Paar. Sie scheint so sauer über die Unterbrechung zu sein, dass er das Auto verlässt, um der Xanthippe zu entkommen.
Es dauert und dauert, dann macht es „rums“. Eine Sprengung. Ich betrachte vor uns die Felsbrocken, die jetzt die Fahrspur verschüttet haben. In einer halben Stunde, so wird mir bedeutet, sei alles weggeräumt. Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Doch es erscheint ein Monster-Caterpillar, der aufräumt. 30 Minuten später können wir weiterfahren. (Der Fahrer des Cats gehörte zu der 15 % Männerminderheit)
Alle Kilometer arbeiten Bagger, Raupen und Frontlader. Das Prinzip, wie sie diese Straße bauen, ist uns nicht klar. Wieder warten wir, bis ein LKW mit Schutt beladen ist und wieder ist an anderer Stelle die Piste mit Erde zugeschüttet. Auf dem Erdberg steht ein Bagger, der uns mit der Schaufel einen Weg über die Aufschüttung ebnet. Mit Allrad kommen wir darüber weg. Der Raupen ackern und schieben Dreck. Auch hier macht nach einer kurzen Wartezeit eine Raupe einen Weg für uns frei.
Jetzt geht gar nichts mehr. Die Piste ist durch Felsbrocken derart eingeengt, dass wir nicht hindurch kommen. Ein Bagger fährt vom Berg hinab, wo er Felsbrocken zerkleinert hat, und schiebt die dicken Felsbrocken zur Seite, so dass wir weiterfahren können. Es ist eine abenteuerliche Fahrt auf dieser Gebirgspiste mit all diesen Baumaschinen.
Die Asphaltstraße beginnt kurz vor Debark. Wir sind in den Simien Bergen 2800m hoch. Es ist bitterkalt und zu allem Überfluss beginnt es zu regnen. Wir wollen im Simien Park Hotel übernachten, das Navi führt uns eine Piste entlang und wir stehen irgendwo in der Stadt, wo wir ein gefundenes Fressen für die Schnösel sind. Fünf stehen am Auto und drängeln, damit sie ein Blick durch die Scheiben werfen können. Ich frage nach dem Weg, sofort will einer mitfahren. Geht nicht. Drei beginnen den Weg zum Hotel zu beschreiben, einem schenke ich Gehör und schon will er Geld haben für seinen Service. Ich bitte ihn er solle sich mal vorstellen, als Tourist durch Deutschland zu fahren und ständig angebettelt zu werden. Wie er sich dabei wohl fühle. Natürlich weiß ich, dass ihn das einen feuchten Kehricht interessiert. Er will hier und jetzt Knete von uns, wie er uns den Weg beschrieben kann. Wir lassen das Schnöselrudel stehen und verschwinden.
Das Hotel ist einfach zu finden, es liegt direkt an der Hauptstraße. Ich fahre den Toyo in die Einfahrt, Sigrid versucht irgendjemanden zu finden, der das Tor aufschließt. Und schon sind sie wieder da. Zwei Schnösel, einer will uns Diesel verkaufen, der andere will uns in den Nationalpark führen. Beides lehne ich dankend ab. Sie verschwinden nicht, sondern recken wie üblich die Hälse um das Innere des Autos zu inspizieren. Endlich kann ich den Toyo auf das Hotelgelände fahren. Sigrid bekommt ein Zimmer im zweiten Stock gezeigt. Es regnet nach wie vor, es ist so kalt, dass uns die Tropfen wie Eisregen vorkommen.
Das Zimmer ist in Ordnung, doch wir bekommen ein anderes, weil festgestellt wurde, dass die Dusche nicht funktioniert. 300 Birr kostet das Zimmer, es ist es wert.
Wir essen im Restaurant, das den Charme einer runtergekommenen Bahnhofshalle hat und trinken uns am lokalen Gin warm.
N 13.15314 E 037.89851

 

Tag 627
15.06.2013

Das Telefon klingelt um 6:30 Uhr. Sigrid springt aus dem Bett. Es ist Amy. Sie möchte sich nur nach unserem Wohlbefinden erkundigen und fragt, wie denn unsere Fahrt gewesen sei. Es ist schwer, morgens um 6:30 Uhr nett und höflich zu bleiben.
Die Dusche ist heiß, wir können die Kälte der Nacht wegspülen. Frühstück gibt es in der Wartehalle, wo bereit etliche Dorfbewohner frühstücken.
Wir fahren nach Gonder und suchen einen Supermarkt, den wir nicht finden, trinken statt dessen ein Bier und werden von den Schnöseln belästigt. Unter dem Gekreische „you you“ der Kinder „gimmi money“, den schrillen Pfiffen, so wie wir als Weiße erkannt werden, erreichen wir die Lodge von Kim und Tim in Gorgora, ein Ort der Ruhe und der Entspannung.

N 12.22961 E 037.29856
Am Tana See gelegen gibt es hier ein Restaurant, Hütten und einen Campground und Regen, so dass wir im Restaurant schlecht essen. An der Küche sollten die beiden Holländer noch arbeiten.
Es ist ein ruhige Nacht, der See platscht ans Ufer.


 

Tag 628
16.06.2013


Sonntags macht sich das Volk sonttagsfein. Die Herren ziehen ihre kurzen Höschen an und tragen die beste Kuscheldecke in gepflegter Naturfarbe. Die Decke wird unordentlich gefaltet auf dem Kopf getragen, oder um den Balg gewunden, so dass unten nur die Storchbeine zu sehen sind. Wichtigstes Accessoire ist der Stock. Hinter dem Nacken liegt er auf den Schultern und wird links und rechts umfasst, so dass der Stockträger wie gekreuzigt aussieht.
Bei uns steht mal wieder Hausputz an. Der Staub liegt bald fingerdick im Toyo. Wir räumen aus, packen alles auf eine Plane und es beginnt zu regnen. Die zweite Plane wird über unsere Utensilien gespannt und wir sitzen lesend im Auto, auf das Ende des Gewitters wartend. Der Regen ist so heftig, dass das Wasser über die Plane geflossen ist. Jetzt sind unsere Klamotten nicht nur dreckig, sondern auch noch nass. Wir putzen und fegen und wischen, bis zum nächsten Guss.
Der Toyo ist von innen sauber!
Die Mädchen, die unsere Wäsche gewaschen haben, kommen mit den noch nassen Handtüchern. Kim lässt sie sie noch einmal auf die Leine hängen, denn es scheint gerade mal die Sonne.
Ein Landrover aus Karlsruhe kommt an. Das Paar will auch nach Norden, jedoch in Port Sudan nach Piräus verschiffen.
Heute Abend kochen wir selber, Bohnen mit Würstchen.
Die Karlsruher sehen wir weder am Abend noch am nächsten Morgen.


 

Tag 629
17.06.2013

Von Tim bekommen wir die Adresse einer Garage, wo wir einen Ölwechsel machen lassen können. Es ist eine typische afrikanische Werkstatt. Nur mit viel Rangieren bekomme ich den Toyo durch das Tor und halb auf so eine Art Grube. Ein Mechaniker liegt in den Ölpfützen unter dem Auto und schmiert die Kiste ab. Das Öl wird gewechselt, der Luftfilter gereinigt. Es klappt. Ich bezahle etwa 60 Euro.
Wir suchen einen Geldautomaten und finden auch einen. Aber in Gonder gibt es für drei Tage keine Mobiltelefonverbindung und damit auch keinen funktionierenden Geldautomaten. Unser Geld reicht noch zum Tanken, jedoch, die ersten beiden Tankstellen sind leer. An der dritten stehen wir in der Schlange und erhalten nach 30 Minuten warten 60 Liter Diesel. Es geht über eine gute Asphaltstraße an die Südseite des Tana Sees nach Bahir Dar. Kurz vor der Stadt überqueren wir den Blauen Nil, der hier aus dem See fließt. Nun kennen wir beide Nilquellen.
Das Ghion Hotel haben unsere unbekannten Holländischen Freunde bereits besucht. Wir finden es, es liegt direkt am See. Die Räume sind wie in einem Motel angelegt in einem alten etwas verwilderten schönen Garten. Wir nehmen das billigste Zimmer für 200 Birr mit heißer Dusche und Toilette.
N 11.59748 E 037.38585
Bahir Dar ist eine Stadt im Aufbruch. Überall werden neue Gebäude errichtet. Die Straßen sind vierspurig mit Mittelstreifen und werden von Palmen gesäumt. Die Stadt ist sauber und könnte auch in Südeuropa liegen. Wir finden keinen Supermarkt in dieser modernen Stadt.
Das Abendessen in unserem Hotelrestaurant fällt unter den Begriff Nahrungsaufnahme. Dem lauwarmen Fisch, den knochenharten Pommes und dem matschigen Huhn, folgt der Durchfall, den wir mit Gin bekämpfen.


 

Tag 630
18.06.2013

Auch der Blaue Nil fällt hier ganz in der Nähe in eine Schlucht. Es ist der zweitgrößte Wasserfall Afrikas, den wir besuchen wollen. Die Piste dorthin ist steinig, sie führt am quirligen Markt vorbei, durch einige Dörfer die an Ärmlichkeit denen auf dem Weg nach Bahir Dar nicht nachstehen. Windschiefe, löchrige Hütten und magere Kühe und Ziegen. Doch auch hier wird der hier fruchtbare Boden mit Ochsen gepflügt und auf die Regenzeit vorbereitet.
Die Eintrittskarten für den Wasserfall werden in einem Dorf verkauft, das an das Wasserkraftwerk grenzt, welches die Italiener hier gebaut haben. Am Ticket Office lauern die Bettler, Händler, Führer, Schnösel und kreischenden Kinder. Ganz unmöglich, dass wir auch nur den Parkplatz der Wasserfälle alleine finden, wir brauchen einen Führer. Brauchen wir nicht und entkommen den lästigen Typen durch eilige Flucht.
Vom Parkplatz kommt uns schon ein Schnösel entgegengelaufen. (ist in Tracks4Afrika gemarkert)
Wir stellen den Toyo ab und der Führer bietet sich, nicht so aufdringlich wie andere, an. Wir sollen ihm geben, was wir für richtig halten und sei es nur ein „Danke“. Er führt uns den Berg hinauf, durch ein kleines Dorf, wo die Kinder versuchen Souvenirs zu verkaufen und alte Frauen vor den Hütten Wolle spinnen. Von einem Berg sehen wir gegenüber in die Schlucht, in die der Blaue Nil stürzt. Es ist jetzt am Ende der Trockenzeit nicht so spektakulär wie wir erhofft haben. Das Farbspiel des braunen Wassers, das über schwarzen Basalt fällt, der grün bewachsen ist, ist doch beeindruckend.
Wir unterhalten uns mit unserem Führer über den in Bau befindlichen Staudamm. Die Ägypter, so erfahren wir, wollen das Aufstauen des Blauen Nils verhindern und drohen mit Krieg. Die Äthiopier seien gerüstet, sollen sie doch kommen! Na, ja. Ich gebe unserem Führer einen ganzen Hunderter, zu viel, aber er hat eine Freundin und kein Geld sie aus zu führen. Der Wärter, der aufgepasst hat, dass die Kinder nicht die Luft aus den Reifen lassen („Kinder, die spielen nur“) bekommt dreißig, auch zu viel, dafür werden wir nicht weiter belästigt.
Zurück in Bahir Dar gehen wir die Hauptstraße hoch und runter, ohne Schnöselbelästigung, was uns die Stadt sympathisch macht. Es gibt Computershops und Handyshops und Internetcafés und Computershops und Computerreparatur und allen elektronischen Schnickschnack und noch mehr Computershops aber keinen Supermarkt.
Zum Abendessen suche wir ein Restaurant und finden eine kleine Bretterbudenkneipe mit Bier vom Fass direkt neben der großen Krawallmoschee mit zwei Minaretten. Klar, dass die ihren Allahu Akbar abdudeln, als wir unser Bier trinken und leckeres fettes Ziegenfleisch mit den Fingern essen. Vor lauter Schreck über das monströse Laillallha illaha allah verschlucke ich mich am Ziegenbein.
Unsere Billigbude wird mit viel Insektenspray ausgesprayt. Die Mücken sind hier, obwohl wir 1800 m über dem Meer sind, blutdurstig und groß wie Katzenwelpen. Wir schlafen gut, bis die Wächtertruppe des Hotels beginnt sich um 6 Uhr morgens schreiend die Neuigkeiten der Nacht zu erzählen.

 

Tag 631
19.06.2013

Das Kloster Debre Maryan wollen wir auf eigene Faust besichtigen. Die anderen Klöster liegen alle auf Inseln im See und sind nur mit geführten Gruppenreisen zu erreichen, was uns zu teuer ist. Es geht quer durch die Stadt über die Brücke, am Markt vorbei und auf eine Piste, auf der uns nuttig aufgeschmückte Maiden, die Highheels in der Hand, wegen der Erdstraße, und rausgeputzte Buben begegnen. Sie sind wohl zu irgendeinem Fest unterwegs. So wie die Mädchen aussehen, wird es eine römische Orgie.
Die Piste wir immer enger und bevor wir mit dem Toyo zwischen den Bananenpflanzen steckenbleiben, drehen wir um. Das Kloster fällt aus.
Zurück im Hotel setzen wir uns auf die Terrasse durekt am See und genießen den Ausblick. Leider geht unterhalb der Terrasse ein öffentlicher Weg entlang, von dem das „you you“ Geschrei und „gimmi, gimmi“ zu uns dringt, so wie wir als Weiße entdeckt werden.
Das Laptop muss an den Strom. Die Steckdosen sehen ganz europäisch aus, doch leider sind die Kontakte zu dick. Sigrid fällt zu unserem Glück ein, dass sie noch einen Satz Uraltadaper mitgenommen hat. Tatsächlich passt ein Stecker.
Wir suchen ein anderes Restaurant zum Abendessen. Es ist eines der besseren, wo man Bestecke bekommt. Das Essen reißt uns nicht vom Hocker. So schön die Stadt ist, an der Restauration müssen sie noch arbeiten.

 

Tag 632
20.06.2013

Es geht zurück nach Gonder auf der uns ja nun schon bekannten Asphaltstraße.
Im Zentrum von Gonder steht die mächtige Zitadelle. Direkt dahinter finden wir die Pension Belegez, auf deren Hof wir das Auto abstellen können. Von Kim und Tim hatten wir eine Visitenkarte bekommen für ein Restaurant gegenüber. (Koordinaten fehlen) Weder das Restaurant noch die Pension erwecken Begeisterungsschreie. Das Zimmer ist so klein, dass wir rückwärts hineingehen müssen, um vorwärts wieder rauszukommen.
Es hat geregnet in Gonder und die meisten Straßen sind aufgerissen. Es ist ein unglaublicher Dreck. Für die Kirche und das Kloster in der Zitadelle wird mal wieder Eintritt verlangt. Wir sparen uns die Besichtigung und gehen an der beeindruckenden Mauer vorbei in Richtung Markt, wo wir einen Geldautomaten finden. Auf dem Rückweg kehren wir in einem Kaffee ein, das blitzesauber herausgeputzt ist und leckere frischgepresste Säfte anbietet. Leider schleppt jeder Gast so viel Schlamm an den Füßen herein, dass der blitzende Fliesenboden bald ein Sumpf ist. Das frische Gras, das hier vor und im Eingang ausgelegt wird, soll als Fußabtreter dienen, wir aber im ganzen Raum verteilt und ist bald unansehnlich.
Es gibt einige Häuser aus der italienischen Zeit in Gonder, die erstaunlicherweise noch nicht zusammengefallen sind. Über eine finstere stinkende Steige kommen wir in eine Bierbar, wo wir von einem freundlichen Schnösel angesprochen werden, ob wir sudanesische Pfund tauschen wollen. Wollen wir, deshalb haben wir hier noch einmal Geld aus dem Automaten geholt. Der Geldschnösel schickt einen Freund los, die Sudanesischen Pfunde zu besorgen. Der Kurs, den er uns anbietet, ist nicht gut, aber akzeptabel. Wir warten und trinken Bier auf einem Balkon mit Blick auf eine Brücke von Haus zu Haus, in der ein Restaurant sein soll. Dort wollen wir nicht essen, weil wir Angst haben, dass die Brücke zusammenbricht. Die Klos unserer Bierstube sind mit Vorhängeschlössern gegen unbefugte Benutzung gesichert. Die Abwässer fließen aus den stinkenden Kabinen, so dass die Bedienung, als sie aufschließen will, mit spitzen Füßchen versucht, nicht in die Scheiße zu treten.
Das Geld kommt. Er hat nicht genügend auftreiben können. Macht nichts, dann wechseln wir eben weniger. Als wir unser Bier bezahlen, versucht uns der Schnösel zu bescheißen und nennt uns einen überirdischen Preis für eine Flasche. Natürlich kennen wir den Bierpreis und bezahlen den Normalpreis. Und dann sind der freundliche Schnösel und sein Adlatus plötzlich verschwunden. Wir sind sicher, dass wir beschissen worden sind. Ein Plötzliches Verschwinden deutet immer eindeutig darauf hin. (Sind wir aber nicht)
Im Restaurant gegenüber essen wir zu Abend. Das Schaumgummi „Injera“ geht mir auf den Magen. In der Enge des Zimmers schlafen wir recht gut.