Tag 14

11.10. 11 Dienstag

 

Bevor wir nach Marokko einreisen, kaufen wir beim Lidl noch etwas Wein ein usw, und tanken die Kiste mit 230 l Diesel voll. Die Grenzformalitäten gehen relativ schnell, der ausnahmsweise freundliche Schlepper durch den Zoll bekommt 5,00 €. Die Uhren werden zwei Stunden zurückgestellt, so dass wir viel Zeit gewinnen.
Den Abzweig nach Tanger finden wir in dem marokkanischen Verkehr nicht und fahren über Tetouan. Diese Stadt gibt den ersten Hinweis, wie in Marokko gefahren wird. Es erinnert an Autoskooter, ohne dass es ständig kracht.
Wir wollen auf dem Campingplatz in Sale, kurz vor Rabat übernachten. Je näher wir dem Meer kommen, umso nebliger wird es. Nach etlicher Sucherei, immer entlang einer Friedhofsmauer, erfahren wir, dass es den Camping nicht mehr gibt. In der Zwischenzeit ist es dunkel geworden und noch nebliger und es ist Berufsverkehr. Auf der Suche nach einem anderen Camping südlich Rabat müssen wir einmal durch die Stadt. Dunkel und Marokko reicht eigentlich aber stickdicker Nebel dazu macht das Ganze zu einem Abenteuer. Wir geistern durch irgendwelche Vororte, deren Straßen im nichts enden. Irgendwann sind wir auf einer Straße, die am Meer entlang führt, nur wir sehen nichts. Im Nebel hätte ich beinahe die Polzisten umgefahren, die auf einer Kreuzung stehen. Sie schicken uns zu einem Camping einige Kilometer weiter, den wir nur Dank Sigrids Aufmerksamkeit finden, ich war schon vorbei gefahren. Der Platz gehört zu einem riesigen Hotel, das im Nebel auch nicht zu sehen ist. Irgendeiner schickt uns in einen Hof und weist uns einen Platz auf einer Wiese voller Kuhscheiße zu. Die Sanitäranlagen, die wir im Licht der Taschenlampen besichtigen, sind afrikanisch. Tropfsteingrotten ähnliche Räume, als Müll- und Abstellkammer genutzt, aber Gott sei Dank nicht zugeschissen.

In dem Hotel saufen sich marokkanische Männer die Hucke voll. Wir essen dort; zum selber kochen im Nebel fehlt uns nach dem Frust die Lust. Für den Stellplatz werden 105,00 DRH verlangt, eine Unverschämtheit.
Wir stehen früh auf, das Duschen verkneifen wir uns.





Tag 15
 

12.10. 11 Mittwoch

Wir fahren weiter an der Küste nach Südwesten bis Oulidia, wo es einen Campingplatz geben soll. Der Ort ist touristisch geprägt, die Schlepper, die nur einen Parkplatz verkaufen wollen, springen vors Auto und sind lästig.

Es gibt keinen Campingplatz aber Sigrid findet in unserem uralten Reiseführer einen Platz am Strand von Lalla Fatma, ( N32 023.847 W009 015.755 ) wo man auf einem Parkplatz oberhalb des Strandes übernachten kann. Traumhaft schön und als um 24 Uhr auch die letzten Moppeds weggefahren sind, ist nur noch das Meeresrauschen zu hören und der Atlantik unter uns liegt im Vollmondlicht.


 


Tag 16

13.10.11 Donnerstag

Wir stehen früh auf. Die vorhandenen Toiletten, bei denen es am Vorabend noch Wasser gab, sind jetzt trocken. Also kein Nachspülen.
Wir fahren bis Esaouira, in der Hoffnung dort unseren alten uns bekannten Campingplatz zu finden. Er ist den neu gebauten Touristenhotels zum Opfer gefallen. Die Stadt boomt und ist völlig auf Tourismus eingestellt.
15 km außerhalb finden wir den Camping „Calme“, auf dem wir die einzigen Gäste sind, mit Swimmingpool, es ist Wasser drin, warmen Duschen und Waschmaschine. Ein echter Luxusplatz. Endlich Duschen! N31 025.921 W0090 39.528.
Wir beschließen noch nach Esaouira zu fahren und die Stad anzusehen.
Wir haben Essaouira als schönste Stadt Marokkos im Gedächtnis, mit kleinen Gassen, Handwerkern und kleinen Läden, in denen Schnitzereien aus Argonienholz verkauft werden.

Wie furchtbar ist Essaouira heute. Von der Stadtarchitektur sieht man gar nichts mehr. In jedem Haus und an jedem Haus ist ein Touristenneppladen eingerichtet, mit dem üblichen Kram: Teppiche, Schals, Mützen, Klimbimm, schöne Schnitzereien findet man nur noch selten.
 



Wir sind tief enttäuscht und besuchen nur noch den Hafen, an dem es die netten kleinen Fischlokale noch gibt, an denen der eben angelandete Fisch zubereitet wird. Allerdings stellen sich seit neuestem die lästigen Schlepper in den Weg, um Dich zur Einkehr zu animieren.

Tag 17

14.10.11 Freitag


Wir fahren, nachdem wir auf dem Luxuscampingplatz in Essaouira den Toyo mit Wasser vollgebunkert haben, denn wir wollen ja in die Westsahara abdampfen, auf einer wunderschönen Bergstrecke nach Agadir. Die Stadt ist nach dem Erdbeben 1960 zu einem Tourismusressort völlig neu aufgebaut worden.

Erstmalig funktionieren unsere zwei Naviprogramme zufriedenstellend, so dass wir auf dem Stadtplan im CarPC einen Supermarkt finden und die Vorräte ergänzen. Alles das, was man später nicht mehr bekommt, wie z.B. Geschirrspülmittel. Und siehe, als wir auf dem Parkplatz den PC anschmeißen, zeigt der mir ein ungesichertes Netzwerk, so dass wir 2 ½ Stunden dort zubringen, um Mails zu checken, die Finanzen zu ordnen und das Tagebuch weiter zu führen. N 30° 25' 36,0"  W 9° 35' 32,5". Wir beschließen in Agadir zu bleiben und tanken den hinteren Tank voll, was den Tankwart begeistert, weil die Tankpistole nicht auf Automatik gestellt werden kann und er 130 l lang die Pistole festhalten muss. Obwohl an der Tankstelle riesengroß angekündigt wird, dass mit Creditkarte bezahlt werden kann, wird nur Bargeld akzeptiert. Es fehlen uns 168 DRH. Der Tankwart lässt uns fahren, nachdem wir versprechen, ihm den Rest zu bringen. Aber: die ersten beiden Bankautomaten, die wir finden haben die Mitarbeit eingestellt, erst mitten in der Stadt finden wir einen funktionierenden. Erst ½ Stunde später sind wir wieder an der Tanke und liefern die Restknete ab. Danke.
Jetzt hocken wir in totaler Finsternis-ab 18:45 Uhr- auf einem weiteren Luxuscamping und trinken einen hervorragenden Rioja 2005 aus dem Weinkeller des Toyos, um morgen die Zivilsation zu verlassen.
Westsahara wird gruselig, langweilig und lästig.

 

Tag 18

15.10.11 Samstag


Die vielbefahrene schmale Straße führt uns ab Agadir ins Inland und über Pässe, die 1000 m hoch sind, bis Tan Tan und bei Tan Tan Plage ans Meer zurück. Und prompt kommt wieder dieser eklige Nebel, so dass wir froh sind, so etwas Ähnliches wie einen Campingplatz (N 28.49207 W 011.33724) zu finden. Es ist schon ganz schön wüstig hier, aber noch nicht Sahara, so wie wir sie kennen.

Vor 20 Jahren, als wir schon einmal in Tan Tan waren, bestand die Stadt aus einigen Hütten. Jetzt ist es eine moderne marokkanische Kleinstadt mit aller Infrastruktur. Die Marokkaner breiten sich nach Süden hin aus, um das annektierte Westsahara fest ans Mutterland zu binden. Das Auswärtige Amt weist darauf hin, dass aus rechtlichen Gründen keine Hilfe für Bundesbürger in Westsahara geleistet werden kann. Gehört wohl immer noch nicht offiziell zu Marokko.

 

 

Tag 19

16.10.11 Sonntag


Wir fahren durch die endlose langweilige Gegend nach Laajoune, der Hauptstadt der Westsahara, an einem prachtvollem Loch vorbei,dem einzigen Highlight der Westsahara.

Laajoune ist Zollfreies Gebiet, der Diesel kostet etwa 60 Cent. Leider kann ich nur 92 l tanken.
Wir suchen uns einen Übernachtungsplatz 40 m über dem Meer, es ist windig und kalt und wir machen die Standheizung an.
Am nächsten Morgen stelle ich fest, dass der Reserveölkanister auf dem Dach undicht ist, so dass wir aufs Dach müssen, um den Scheißkanister irgendwie dicht zu kriegen.

Und es geht weiter durch die langweilige Westsahara, aber wir Überqueren hier den Wendekreis des Krebses.


 

Tag 20

17.10.11 Montag


Wir treffen unterwegs einen Konvoi holländische Autos. Die Fahrer trinken Kaffee (klar) während wir in Boujdour einkaufen.
Vor Dakhla tummeln sich in einer wunderschönen Bucht zahlreiche Kitesurfer, irgendwie seltsam hier in dieser trostlosen Gegend.








Die Holländer treffen wir auf dem Campingplatz (warme Duschen!) wieder. Es sind 25 Autos und 10 Motorräder, die sie nach Bannjul, Gambia bringen wollen, um sie dort zu verkaufen und das Geld den Kindern Gambias zu spenden.
Die Typen sind völlig auf sich selbst bezogen, grüßen nicht, kommen aber, um den Toyo zu betrachten. Gerne nehmen sie allerdings unseren Kompressor in Anspruch, um einen geflickten Reifen aufzublasen.
Und dann verreckt der CarPC. Windows fährt nicht mehr hoch. Ein Notanruf bei Oliver bringt viele Tipps, aber auch keine Hilfe.
Na ja wir sind früher auch ohne Navigation gefahren und das Toughbook mit Navi-Software tut‘s ja noch.


 

Tag 21
18.10.2011 Dienstag


Die Holländer stehen zu nachtschlafender Zeit im Dunkel auf, machen einen riesigen Krach und sind um 7:00 Uhr verschwunden. –Seltsam-

Sigrid knallt mit dem Kopf gegen den CarPc und holt sich einen ziemlichen Riss an der Stirn.- Aber: das hat gewirkt. Das Teil funktionierte wieder einwandfrei und tat, als sei nichts gewesen.

Wir fahren durch Dakhla, kaufen ein wenig ein und fahren an den herrlichen Stränden von Dakhla vorbei wieder in die langweilige Westsahara.
Von der Straße aus sehen wir einen Strand mit ziemlicher Brandung und beschließen, ein Bad im Atlantik zu nehmen. Dummerweise fahren wir uns in den Stranddünen so fest, dass wir die Bleche brauchen, um frei zu kommen. Und weil wir zu faul waren, die Sandberge vor den Rädern wegzuschaufeln, knallt das rechte Blech beim Drauf fahren gegen das Trittblech und verbeult es scharfkantig. Ich werde es wohl mit dem Hammer zurückbeulen müssen.

Und dann kommt die Ausreise aus Marokko. Bei etwa 10 Stationen wird kontrolliert und jeder fragt nach einem Cadeau (Geschenk). So etwas haben wir bisher noch nicht erlebt. Es wird daraufhin gewiesen, dass die Einfuhr von Alkohol nach Mauretanien verboten sei und deshalb sollen wir unsere Flaschen gleich als Geschenk für die marokkanische Polizei und Gendarmerie und auch den marokkanischen Zoll zurücklassen. Nix da, selber saufen macht dumm im Kopf.
Das Theater dauert etwa 1 ½ Stunden und dann geht es über die übelste Piste, die wir bisher je gefahren sind zu den Mauretaniern. Im Niemandsland tummeln sich die Schmuggler, und andere höchst obskure Gestalten.
Bei den Mauretaniern treffen wir alle Holländer wieder. Die dort seit 3 Stunden vor dem Zollhaus sitzen.

Nachdem die Polizei das Abfertigungsfenster mal öffnete, dann wieder schloss, mal wieder öffnete verging die Zeit und nach 2 Stunden haben wir es auch geschafft, nach Mauretanien einzureisen. Dann geraten wir an einen Beamten, der seine Deutschkenntnisse kundtut, indem er ständig „dötsch“ brüllt, was wohl „deutsch“ bedeuten soll.
Auf der Fahrt nach Nouadhibou begegnet uns der längste Zug der Welt. Mit mehreren Lokomotiven soll das Teil bis 6 km lang sein. Den, den wir sahen, war kürzer.
In der Stadt hält uns ein Auto an und führt uns zum Campingplatz „Chez Ali“, ein Hinterhof mitten in der Stadt.  
N20.91577 W017.05017
Hier treffen dann noch ein Riesen-Tscheche mit einer 1200 GS ein, der aus Sierra Leone kommt und einen bösen Crash bereits auf der Hinfahrt in Mauretanien gehabt hatte, so dass sein Mopped im Senegal neu zugelassen wurde – sehr seltsam.
Der Campingplatzbesitzer versucht mir erst einmal eine Versicherung zu verkaufen, dann schleppt er einen Typ an, der uns Geld tauschen soll. 385 UM (Ouguiya) für einen Euro, viel besser als die Bank. Ich vertröste ihn auf morgen.
Ständig wuselt der Campmensch um uns herum und ist lästig. Er lässt sich nicht herab, uns zu erzählen, wie viel er denn nun für den Stellplatz im Hinterhof haben will und labert was von 1000 Sternen, ich denke, er will 1000 UM haben, was ich fair finde.




 

Tag 22
19.10.2011 Mittwoch

Neun Muezzins hat Sigrid gezählt, die im Abstand ab 5 Uhr früh von 10 Minuten geröhrt haben. Einer davon krächzt eine viertel Stunde lang nur Allahu Akbar, und raubt uns den Schlaf.

Heute ist Putz-und Flickstunde, ein paar Tage in Afrika, selbst auf der Asphaltstraße macht Etliches kaputt.
Bei bedecktem Himmel machen wir einen Stadtbummel. Den Strand, er muss irgendwo in der Nähe sein, finden wir nicht. Wir waten durch den Müll, der in der ganzen Stadt verteilt ist. Die Plastiktüten fliegen wie Luftballons durch die Gegend, die Ziegen fressen alles außer den Plastiktüten. Diese Stadt wird darin ersticken.



Im Internetcafe versuchen wir unsere Homepage zu pflegen, was wegen der schlechten Verbindung nicht möglich ist. Die Seiten werden nicht geladen und nach einer Stunde Betrachtung des Fortschrittsbalkens geben wir auf. Allerdings können wir ein paar Mails loswerden. Bei der Bank, die gerade mal geöffnet ist, tauschen wir 100,-€ zu einem besseren Preis, als uns der Hehler angeboten hat. Schon nach 45 Minuten ist der Wechsel abgeschlossen, die Bank geschlossen und wir müssen sie durch die Hintertür verlassen.
Der Campingplatzpatron erwischt mich wieder und bittet, dass ich gleich bezahle, nachdem ich eine Versicherung bei ihm abgeschlossen habe. Nochmals erkläre ich, dass ich bereits eine Versicherung habe und keine weitere benötige. Das trieb wohl den Preis für den Campingplatz auf sagenhafte 8000,-UM hoch.
Abends gehen wir Essen, in einem europäisch anmutenden Restaurant. Wir müssen uns langsam an Afrika gewöhnen. Sigrid bekommt ein Hacksteak (ohje) und ich ein halbes Huhn, das wahrscheinlich den Hungertod gestorben ist. Dazu Pommes und (ohjohje) Majonäse. Wir haben keine Verdauungsstörungen bekommen. Kostet, mit einer leckeren Flasche Leitungswasser 3700 UM etwa
10 €.

 

 

Tag 23

20.10.2011 Donnerstag

 

Um 5 Uhr früh geht`s wieder los. Der Alahu Akbar Krächzer, scheint kaputt. Der Lautsprecher gibt nur furzige Grunzlaute von sich, dafür laut. Mit einer halben Stunde Verspätung beginnt er endlich, dafür umso lauter: Allahu Akbar, die Nacht ist vorbei, die Sonne geht erst um 7 auf.
Wir wollen weiter und beginnen zu kramen. Beim Duschen, europäisches Klo mit Dusche, stellt Sigrid fest, dass noch ein wenig Kacke am Duschschlauch hängt. Da hat sich wohl jemand nach alter muslimischer Sitte den Hintern abgewaschen.
Wir beschließen noch einmal 100 € zu tauschen. Die Bank ist geöffnet. Bevor ich an der Reihe bin, zahlt gerade ein älterer Herr, dem ich auf der Domplatte in Köln einen Euro geben würde, 5oooooo,- UM ein. Eine Stunde später haben wir 100 € getauscht und fahren Tanken, wo ich die eben getauschten UMs für 128 l Diesel sofort wieder los werde.
Wir fahren aus Nouadhibou hinaus und werden bei zwei weiteren Kontrollen unsere zu Hause vorbereiteten Zettel los, auf denen alle persönlichen Daten und Passnummern usw. notiert sind. Im Internet wurde empfohlen, mindestens 35 derart vorbereitete Zettel mitzunehmen. Wir haben jeder 15 und müssen in Atar Fotokopien fertigen.
Der Einstieg in die Piste, an der Bahnlinie entlang nach Choum und weiter nach Atar gestaltet sich schwierig. In dem Dorf, an dem die Piste abgehen soll, sind die Leute unterschiedlicher Meinung, wo ich denn nun fahren soll. Dummerweise steht das Dorf in endlos tiefem Sand, so dass wir mitten im Dorf erst mal festsitzen. Also Luft aus den Reifen und mit etwas Gewürge kommen wir aus dem Dorf raus zu den Schienen. Von einer Piste keine Spur. Zu Fuß suchen wir einen fahrbaren Untergrund und überqueren dann mit dem Toyo die Gleise und finden so etwas Ähnliches wie eine markierte Piste, auf der schon lange keiner mehr gefahren ist. Sie ist so sandig, dass wir Mühe haben uns vorwärts zu quälen und sitzen nach einem Anstieg wieder tief im Sand, so dass nur Schaufeln und Bleche helfen.





Wir ackern uns etwa 60 km die Piste entlang, die Federn des Toyos schlagen nach einem besonders tiefen Loch durch. Er säuft etwa 25 l bis wir auf ein Bahnarbeitercamp stoßen. Die Jungens dort schicken uns auf die andere Seite der Gleise, wo wir in etwa einem Kilometer Entfernung eine gepflegte Piste finden, die Geschwindigkeiten bis 80 km/h zulässt. Unser Ziel, den Ben Amira, Afrikas größten Monolithen, erreichen wir aber nicht mehr und nächtigen-endlich mal wieder- hinter einem kleinen Berg versteckt in der Wüste. N21.28460 W015.47569
Wasser haben wir ausreichend an Bord, also wollen wir duschen. Die Wasserstoßstange kann mit Druckluft befüllt werden, was dann das Wasser zur Dusche hinter dem Auto befördert. Haben wir noch nie ausprobiert. Ich pumpe die Stoßstange mit 2 bar auf, was natürlich meine Schlauchverbindungen nicht durchhalten. Lustig spritzt das Wasser auf den Fahrersitz, durchtränkt ihn, wässert ein wenig die Kamera, löst den Teppich auf und macht halt nass. Dank Wüste ist alles fast genauso schnell trocken, wie es nass wurde und Duschen konnten wir auch.
Heute gab es leckeres Bauernfrühstück. Die Kartoffeln waren aus Marokko, die Eier aus Mauretanien und der Schinken aus Frankreich, der musste weg.
Der Benzinkocher funxt hervorragend, Sigrid kocht super – wie immer- ich hoffe nur, dass ich hier bleifreies Benzin für den Kocher bekomme.
Während wir im Dunkeln essen, besucht uns eine Wüstenmaus und freut sich in 30 cm Entfernung von uns, über das Brot, das wir ihr hinwerfen.

 


Tag 24

21.10.11 Freitag

Wir haben herrlich geschlafen, obwohl der Zug des Nachts zweimal mit einem Krach wie ein startender Düsenjet in etwa 2 km vorbeigefahren ist. Es ist erstaunlich viel Verkehr auf den Bahngleisen.
Zurück auf der Piste wird es zunehmend sandiger und wir durchqueren das erste Dünenfeld mit etwa 30 km Länge und ich muss völlig neu erlernen, wie man im Sand fährt. Meine alte bewährte Fahrweise mit viel Schwung und hoher Drehzahl kann ich hier vergessen.
Luftdruck vorne 2 bar, hinten 2,3, zweiter Gang bestes Drehmoment bei 1700 und schön das Ölthermometer im Blick behalten.
Aus den tiefen Fahrspuren kommen wir nicht raus, rechts und links sind Kamelgrashöcker über die man nicht hinwegkommt.
Irgendwann kommt ein bewohntes Dorf und ausgerechnet hier kreuzt die Gendarmerie unsere Fahrbahn. Ein gefundenes Fressen für die Jungs. Sie wollen den vorbereiteten Zettel, sind aber nicht zufrieden, weil die Fahrgestellnummer des Toyos fehlt. Sie bekommen sie nachgereicht.
Dafür führen sie uns dorthin, wo die Piste das Dorf verlässt, was wir sonst nicht gefunden hätten.
Auf der Weiterfahrt winkt etwas 300m entfernt an einem Bahnarbeitercamp ein Uniformierter wie wild, auch mit seiner Maschinenpistole, um uns anzuhalten. Den übersehen wir, müssen jedoch beim nächsten Gendarmen halten, der sich wild entschlossen vors Auto schmeißt, uns dafür aber mit militärischem Gruß begrüßt. Er will einen der vorbereiteten Zettel, ohne Fahrgestellnummer.
Den größten Monolithen Afrikas, den Ben Amira finden wir, weil wir ihn von weitem sehen. Unsere Koordinaten, wo er sein sollte stimmen nicht. Also er ist nördlich der Bahn bei N21.23827 W013.65864.
Neben ihm stehen noch etliche andere Monolithen, wir umrunden sie, versuchen eine Düne zu überqueren und kommen 2m vor dem senkrechten Steilabriss dieser ekligen Sicheldüne zum Stehen. Wir finden einen traumhaft schönen Stellplatz am Berg, diesmal besuchen uns die Fledermäuse.
Es gibt Minestrone aus der Dose, in die wir die marokkanische Salami schnetzeln, die so widerlich schmeckt. Jetzt ist das Essen nur noch dazu geeignet, der Ernährung zu dienen.

 



 

Tag 25

22.10.11 Samstag

Am Ben Amira klettern wir früh aus dem Hochdach, weil es stark windet. Voller Entsetzen sehen wir vor dem Tal, in dem wir stehen eine braune Sandwolke. Wir kochen schnell noch unseren Kaffee und dann ist der Sandsturm da, mit etwas Regen, damit der Sand auch so richtig schön babt.
Im Auto machen wir uns ganz klein und frühstücken, während der Sand durch alle Ritzen dringt. Wir packen zusammen, soweit es geht, der Müll, den wir europäisch korrekt entsorgen wollten, ist durch den Wind überall verteilt.
Wir fahren los und versuchen die Piste zu finden, alle Spuren sind verweht.
Irgendwo überqueren wir wieder die Bahn und erreichen die Hauptpiste und wieder lange Dünenfelder.

Im Dorf Choum springen die Kinder aufs Auto. Nur mit Mühe können wir dort etwas Brot und Mineralwasser kaufen.

Der Wind kommt von hinten, was den Sand vor das Auto treibt, so dass es unmöglich ist, ein Fenster zu öffnen.
Bald kommen wir an eine Piste, die flott zu befahren ist und stellen fest, dass wir an Atar westlich vorbeigefahren sind.
Also biegen wir rechts ab und fahren auf den Gebirgszug zu. Wir finden keine Piste und quälen uns durch Geröllfelder.
Zurück auf der Piste, die wir verlassen haben, fahren wir nach Norden, um den Abzweig zu finden, den wir verpasst haben.
Ich stoppe ein Auto, welches uns in rasendem Tempo entgegenkommt, um nach dem Weg zu fragen.
Die Typen schicken uns in genau die entgegengesetzte Richtung und sagen, wir würden auf die Asphaltstraße treffen, die von Atar nach Nuakchott führt. Nach etwa 60 km finden wir die Straße und fahren nach Atar, nicht ohne unsere letzten vorbereiteten Zettel bei der Gendarmerie loszuwerden.
Wir müssen hilfreiche Helfer vom Auto verjagen, die auf dem Trittbrett stehend uns den Weg zum Bab Sahara weisen wollen.
In Atar, das Bab Sahara gehört Just und seine Frau Cora und Bart und Sophie, den wir in Tan Tan trafen sind auch schon da.


Tag 26

23.10.11 Sonntag

Es ist ruhig auf dem Campment. Wir haben gemeinsam mit Just, Cora und Bart und Sophie Hammelkoteletts gegessen, Budweiser Bier aus Tschechien getrunken, einen Weißwein zum Dessert und einen Calvados als Digestivum.
Auch die Nacht war ruhig, die Rolle des Muezzin übernahm der hauseigene Hahn (Allah strafe ihn).

 




Wir vertrödeln den Tag, der längste Teil des Tages vergeht mit der Pflege der Homepage. Über einen GPRS-Stick, den ich von Cora mieten konnte, habe ich Internetzugang. Das Hochladen der Bilder und Speichern der Seiten dauert stundenlang.
Wir machen einen Spaziergang ins Dorf. Die Banken haben zwar geschlossen, die Geschäfte und der Markt aber sind geöffnet.



Atar ist geradezu sauber und gepflegt gegenüber Nouadhibou. Wir kaufen preiswerte Kartoffeln, Eier und teures Insektenspray, um uns dann am Hauptplatz im Restaurant jeder eine Cola (Alkoholverbot in der islamischen Republik Mauretanien) zu gönnen. Der stumme segelohrige Kellner erschreckt sich gewaltig ob des Besuchs einer Frau im Lokal. Nachdem wir auf der Terrasse sitzen trudeln so peu a peu andere männliche Besucher ein, die allerdings nichts verzehren, dafür uns höchst interessiert, jedoch möglichst unauffällig beäugen.. Und dann kommt der hilfreiche Lästling von gestern, der uns einen Kameltripp verkaufen will und uns als Führer nach Chinguetti begleiten will. Ich erkläre ihm, dass ich Kamele hasse, und den Weg nach Chinguetti alleine finde, was ihn bewegt eine Landkarte aus einer Plastiktüte zu ziehen, sie auszubreiten, um uns weiterhin den Kameltripp schmackhaft zu machen. Und nochmals: „keinen Kameltripp, keinen Führer“, diesmal schon etwas schärfer. Den Lästling erschüttert das überhaupt nicht und er beginnt Bücher –Reiseführer- aus seinem Rucksack zu kramen. Als er die auf unserem Tisch auszubreiten beginnt, zahle ich (400 UM ca. 1€) und wir gehen, nachdem wir uns bedankt haben. Immerhin konnten wir vorher ca. 1 Stunde ohne Bettelei und Belästigung durch die kleine Stadt streifen.
Am Camp angekommen, hat Sadu unsere Wäsche gewaschen und aufgehängt. Ich muss mal fragen, ob er dafür persönlich bezahlt wird.
Abends essen wir gemeinsam. Ein fettes Huhn für 6 Leute, leider nicht der Krawallhahn, der nachts lästiger ist als der Muezzin.
Bart und Sophie wollen am nächsten Tag mit dem Bus nach Nouakchott und von dort nach Hause fliegen. Sie spendieren zwei Flaschen spanischen Sekt und Jüst kramt noch eine halbe Flasche Cognac hervor. Netter Abend.

 


Tag 27

24.10.11 Montag

Es soll eine Bank geben in Atar, mit einem Geldautomaten, der allerdings nur Visa Cards akzeptiert.
Der Automat nimmt meine Karte an und rödelt und rödelt und rödelt. Also den Vorgang canceln und noch einmal Karte rein und die Kiste rödelt und rödelt und rödelt.
Er spuckt kein Geld aus, die technische Revolution ist gescheitert. In der Bank stehe ich europäisch brav 20 Minuten in der Schlange an, um dann gesagt zu bekommen, dass hier kein Geld gewechselt werde.
Am Hauptplatz ist ein bureau de change! Der Typ dort beginnt hektisch zu telefonieren, als ich ihm 200 € unter die Nase halte. Nach 10 Minuten kommt ein anderer von draußen ins bureau de change und drückt mir 72000, UM in die Hand. Ein schlechter Kurs.
Zurück am Camping füllen wir die Wassertanks des Toyos auf, verabschieden uns von denen, die noch da sind und fahren zum Zoll; denn unsere Straßenbenutzungserlaubnis läuft heute ab.
Der erste Zöllner, dem wir in einem kargen dunklen Raum unsere Bitte vortragen dürfen, führt uns zu einem hellen Büro, wo er brav anklopft und dem dortigen Beamten unsere Bitte nach Verlängerung der Straßenbenutzungserlaubnis vorträgt. Der bittet uns huldvoll herein und hört sich unsere Bitte noch einmal an, mit diversen Zwischenfragen, weshalb und wohin und warum überhaupt, alles sehr freundlich. Danach schließt er den Tresor umständlich ab und bringt uns die Treppe wieder runter zum nächsten Büro, wo er anklopft und demütig auf das „Entree“ wartet. Drinnen an einem respektablen Schreibtisch mit davorstehender schwarzer Kunstlederpolstergarnitur sitzt der Chef des Ganzen.
Der versteht gar nicht, weshalb wir uns in Atar rumtreiben und nicht schon längst in der Hauptstadt sind, und dass wir auch noch nach Chinguetti wollen, wo es so viel Sand gibt, begreift er gar nicht. Meine Bitte um Verlängerung für drei Wochen wird schlichtweg abgelehnt. In 10 Tagen sollen wir aus der Gegend verschwunden sein und uns gefälligst in Nouakchott um weitere Verlängerungen kümmern.
Zurück im Büro des zweiten Zöllners erscheint ein Zwerg und serviert dem Offizier Tee, den er an mich weiterreicht. Der Zwerg schenkt ein neues Glas ein und scheint verwirrt, dass nun auch Sigrid ihren Tee bekommt. Der Offizier geht leer aus, während ich über die Freundlichkeit der Mauretanier sülze und die Schönheit des Landes lobe.
Unter unsere Straßenbenutzungserlaubnis schreibt er die Verlängerung für 10 Tage, ordert einen Untergebenen herbei, der eine Fotokopie fertigt und endlich sind wir wieder draußen.
Nun geht’s zur Tanke. Die erste gibt uns keinen Diesel, an der zweiten tanke ich 148 l und bezahle so etwa 110 €.
An der ersten Polizeikontrolle werden wir aufgeklärt, dass wir in die falsche Richtung fahren, also wieder zurück nach Atar und an der nächsten Polizeikontrolle werden wir wieder unsere persönlichen Zettel los. Unsere Vordrucke gehen uns langsam aus.
Die Piste nach Chinguetti ist hervorragend präpariert und am steilen Pass, der an einem beeindruckenden Canon entlangführt, sogar asphaltiert.





20 km vor Chinguetti stehen zwei Typen mit dem klapprigsten Mercedes, den ich je gesehen habe. Sie haben das Abschleppseil schon angebracht-ein afrikanisches (trés bon cable), wir nehmen sie an den Haken. Nach etwa fünf Kilometer wird heftig aus dem Auto gewinkt. Als ich anhalte, erklären sie, dass die Kardanwelle schlägt und sie die mal eben ausbauen müssten. Mit unserem Werkzeug machen die das in 15 Minuten.





Am Ortsschild steigt Sigrid in deren Kiste um, und der Beifahrer bei mir ein. Er dirigiert mich zu einer Hütte, vor der zahlreiche Autowracks stehen. Dabei geht es bereits durch ziemlich tiefen Sand und ich habe die Schrotte am Haken und keinen Allrad eingelegt.
Wir suchen ein Campment und stehen mal wieder auf einem Hinterhof mit Plumpsklo und Tropfdusche.
Dann machen wir uns auf, um das alte berühmte, heilige Chinguetti mit seiner Moschee aus dem 12. Jahrhundert und seinen berühmten Bibliotheken zu besichtigen.
Das Sightseeing ist ernüchternd. Das alte Gemäuer aus dem Mittelalter unterscheidet sich eigentlich nicht von dem neuen, nur das dort die Gassen so breit sind, dass ein Auto durchpasst und im alten Chinguetti die meisten Häuser noch mehr zerfallen sind als in der Neustadt.
Die Moschee ist nicht sehr beeindruckend und sieht aus als ob sie gestern aus Felsgestein erbaut worden sei.





Als einzige Touristen sind wir den allerdings wenigen Helfern und Verkäufern ausgeliefert und wir entziehen uns durch Flucht.
Das Wetter ist schwül heiß und es fängt leicht an zu regnen, so dass wir völlig verschwitzt auf unserem Hinterhof ankommen und erst einmal tropfduschen.
Abends kocht Sigrid ein leckeres Tütensüppchen und ich zwei Liter Früchtetee und um 19 Uhr ist es stockfinster und Zeit ein paar Koordinaten ins Navi zu speisen, weil wir morgen in die Wildnis fahren.
Um 5 Uhr quakt der Muezzin!
Unsere Flasche Ballantines haben wir leer gemacht. Ich möchte das Gesicht sehen, wenn der Hinterhofbesitzer die leere Pulle im Müll findet.

 


Tag 28

25.10.11 Dienstag
(Heute hat mein kleines Kind Meike Geburtstag, herzlichen Glückwunsch)

Wir fahren auf einer harten Piste direkt nach Quadane (Abzweig in Richtung Atar bei N20.57710 W012.45438) Quadane liegt auf einem Felsen, die Stadt ist von weitem sichtbar, d.h. die Ruinen der Stadt. Nur das Minarett ragt unzerstört aus den Ruinen.
Wir klettern die Serpentinen hoch zur Neustadt und kaufen Brot und Wasser. Die Belästigung durch die Kinder ist groß.
Um den Bäcker zu finden, benötige ich einen Führer, dem ich verspreche, dass er uns am nächsten Tag durch die Altstadt führen darf. Der alte Trick, die Bäckerei anhand des Duftes des frischen Brotes zu finden, klappt hier nicht. Das Brot ist nicht frisch.
Dann fahren wir in Richtung Guelb er Richat und verpassen bereits an einem Oued die richtige Spur. (N20.92940 W011.59724)
Wir versuchen, das Oued zu queren und versanden mittendrin ganz entsetzlich. Um an das Ufer des Queds zu kommen schaufeln wir 15 mal, Bleche drunter, drauf fahren, runterfahren, schaufeln usw. Das Ufer ist steil und der Toyo setzt vollständig auf. Wir haben die Befürchtung, irgendwie die Winde einsetzen zu müssen, finden aber keinen passenden Baum. Irgendwie klappte es dann nach etlichen Versuchen doch. Der Toyo erklimmt das Ufer.
Wir fahren zurück und finden den richtigen Einstieg in die Piste, nur leider verschwinden die Spuren sofort und wir fahren nach Navi. Eigentlich geht das ganz gut, doch je näher wir dem Guelb er Richat kommen, umso steiniger und sandiger wird die Strecke. Eine Piste ist nicht zu erkennen. Wir überqueren einige Bergrücken, holpern über Geröllfelder, quälen uns durch Sand. Der Guelb er Richat ist Luftlinie etwa 30 km weit weg, hinter einem Bergrücken, den ich umfahren will. Es ist zu spät, das Ziel zu erreichen. Wir suchen uns einen Schlafplatz und kochen heiße Zitrone, von den geschenkten aus Chinguetti und essen Truthahn aus der Dose mit Spaghetti. (N21.13516 W011.47334)

 

Tag 29

26.10.11 Mittwoch

Heute Morgen komme ich auf die glorreiche Idee, doch mal in einer anderen Detailkarte, die ich vom Vorbesitzer des Toyos im Computer geladen habe, nachzusehen, wo wir eigentlich sind.
Uns haut´s um, wir befinden uns im dritten Ring dieses Monsterkraters (Guelb er Richat bei Wikipedia nachlesen)
Ich gebe eine Zielkoordinate ein und das Navi führt uns zum Einstieg in den Krater.



Eine steile sandige Abfahrt, die wir erst einmal zu Fuß abgehen und dann mit gemischten Gefühlen runterfahren, denn wie kommen wir hier wieder hoch ??
Die ganze Gegend ist nicht sehr spektakulär und wir fragen uns, warum wir uns das eigentlich antun bis hierher zu fahren. Nach den Koordinaten fahren wir bis zum Mittelpunkt des Kraters (N21.13774 W011.39833) und drehen um.

 

Aus dem Weltall sieht das „Auge Afrikas“ richtig gut aus.


Dort wartet tatsächlich der Bäckerbursche, der uns durch die Ruinen führt. Ohne ihn hätten wir uns hoffnungslos verlaufen.



 

Und dann wollen wir doch noch etwas Wüste fahren und schlagen uns links in die Dünen, zurück nach Chinguetti.
Erst geht es durch eine ziemlich langweilige Gegend, schlecht zu fahren, weil Kamelgrashügel das Vorwärtskommen erschweren.
Wir suchen uns einen Schlafplatz, romantisch unter einer Tamariske, doch bevor wir ganz ausgepackt haben, kommt ein Kamelreiter-das Kamel brüllt die ganze Zeit, sonst hätten wir ihn nicht bemerkt. Er reitet in 200m vorbei, dreht um und reitet zurück. Wir packen vorsichtshalber ein und suchen einen anderen Platz, schließlich sind wir hier im El Kaida-Gebiet und wollen eigentlich nicht bemerkt werden.
Fahrspuren sind schon lange nicht mehr vorhanden und wir fahren nach der Richtung, die das Navi vorgibt und finden einen anderen Platz. (N20.66121 W012.01066)

 


Tag 30

27.10.11 Donnerstag

Laut Kompass stehen wir mit der Toyoschnauze direkt in Richtung Chinguetti. Spuren gibt es keine, und wir fahren nach Navi durch Dünentäler. Die Dünen fließen am Ende zusammen , wir fahren auf die Dünen und bremsen vor einem senkrechten Abriss von etwa 2 m Höhe. Unmöglich runterzukommen, fast unmöglich den Toyo nach der Vollbremsung auf der Düne wieder freizuschaufeln und zu wenden.


Das passiert etliche Male, wir sind erschöpft und leicht verzweifelt, so dass wir beschließen, in unseren Spuren zurückzufahren. Dabei treffen wir laut Navi auf eine zweite Piste, die nach Chinguetti führen soll und auf eine einsame alte kaum erkennbare Fahrspur, der wir folgen. Wir kleben an der Spur, Sigrid verfolgt sie und führt mich. Es ist eine aufregende Fahrt, durch die Dünen, aber fahrbar! Und wir erreichen Chinguetti.
Wir haben die Faxen dicke uns durch den Sand zu quälen und fahren auf der harten gut ausgebauten Piste mit 70km/h zurück nach Atar, wo wir versuchen Geld zu wechseln. Seltsamerweise ist das Bureau de Change, wo ich einige Tage vorher noch zu schlechtem Kurs gewechselt hatte, futsch. An der Stelle wird jetzt etwas Anderes gebaut.
Zurück bei Just und Cora, lassen wir erst einmal den Toyo abschmieren. Schließlich saß er bis über den Kardanwellen im Sand. Nach uns kommen ein Motorradfahrer und 4 ½ weitere Polen im Landrover an, ein Italiener, durchgestylt im nagelneuen HZJ 78, blankgeputzt und danach im Dunkeln noch vier Engländer im Landrover.
Weil alle Essen bestellt haben, bekommen wir als Stammgäste mit den Wirtsleuten als letzte etwas. Hammelkoteletts (mauretanische Hammelkoteletts bestehen zum größten Teil aus den Wirbeln und den Rippen, die mageren Fleischfasern werden abgelutscht) mit Pommes, noch ein wenig roh, aber lecker
.

 

Tag 31

28.10.11 Freitag

 

Pünktlich zum Hahnenschrei um 5:30 Uhr klappen die ersten Autotüren. Die Internationale erwacht und lässt auch uns nicht schlafen. Noch während wir frühstücken verschwindet einer nach dem anderen. Die Landrover sind jeweils mit 4 Leuten besetzt und wollen, wie auch Lucca, der gestylte solo Italiener (der hatte tatsächlich eine Taschenespressomaschine dabei) alle nach Chinguetti. Wieso die nicht zusammenfahren, wird mir ein Rätsel bleiben. Als letzter bricht der humpelnde polnische Motorradfahrer mit seiner F 800 GS auf. Er hatte sich schon übel weggeschmissen, will aber gegen meinen Rat unbedingt in die Mitte des Gueb el Richat fahren.

Während wir unseren Filterkaffee austrinken, fotokopiert Just unsere von Polizei und Gendarmerie immer wieder verlangten Fiche (Formular oder so), weil mit weiteren 9 Kontrollen bis Nouakchott zu rechnen ist.

Wir bezahlen die nicht eben preiswerte Zeche und brechen auf zur Oase Terjit, die am Berghang liegt. N20.26138 W013.09916 (Aus dem Berg fließen zwei Quellen, eine warme und eine kalte, die in einem ummauerten Becken zusammengeführt werden und angenehme 28 Grad Badetemperatur bereiten.

Zwischen den steilen Berghängen, die von Tropfsteinen überzogen sind und an denen Pflanzen herunter ranken, können wir an kleinen Bachläufen unter Palmen und Feigenbäumen herrlich ausspannen. Ein Teil des von den Pflanzen tropfenden Wassers wird in einer großen Schüssel aufgefangen und kann getrunken werden. Der erste Ort, der uns so richtig gefällt in Mauretanien. Und schon kommt ein deutscher Bundespolizist von der Botschaft, der seinem Vater aus Oldenburg dieses Paradies zeigen will. Erstaunlich, dass die Leute von der Botschaft in Nouakchott jeden Monat einen ganzen Container mit deutschen Verbrauchsgütern, wie Hefeweizen, Jägermeister und andere leckere Sachen bestellen dürfen, womit sie dann bei den Amis in deren Botschaft angeben können.



 

Nachdem wir wieder 4 unserer Zettel (Fiche) bei Polizei und Gendarmerie losgeworden sind, fahren wir auf der Asphaltstraße in Richtung Nouakchott. Es ist elendig heiß, der Wind, der durch die Fenster kommt, ist wie ein Föhn und trocknet uns aus.

Ich fahre nicht schneller als 85 km/h, um die Reifen zu schonen.

In dem Drecknest Akjout sind-weil Freitag - nur wenige Geschäfte geöffnet, doch wir kaufen Eier und eine ganze Palette ¼ Liter Schulmilchportionen mit Strohhalmen. Die UHT-Milch schmeckt köstlich nach Karamell. Milch wird hier wegen der Hitze zu unserer Mittagsmahlzeit. Zu allem anderen fehlt der Appetit und Bier gibt es nicht.

In Richtung Nouakchott ist die Gegend ist platt wie Ostfriesland, nur nicht so feucht, und statt Kühe laufen hier viele magere Ziegen und neugierige Kamele umher. Es ist stinklangweilig.

Um 16:00 Uhr fahren wir von der Straße ab und müssen sehr weit fahren, um hinter einer mickrigen Akazie etwas Schatten zu finden und um nicht von der Straße gesehen werden zu können. N19.3466 W014.78541

Heute gibt´s Rinderrouladen und Kartoffeln. Wegen des heißen Windes und der damit einhergehenden Verdunstungskälte, ist jeder Happen auf der Gabel kalt, wenn er im Mund ankommt. Warmes Wasser in der Aluflasche, die mit einem feuchten Socken überzogen ist, kühlt wegen der Verdunstungskälte in kurzer Zeit auf angenehme Trinktemperatur ab. Selbst der Fernet Branca braucht nur kurze Zeit im Edelstahlbecher um zu Fernet on the rocks zu werden.

 

 

Tag 31

29.10.11 Samstag
 

Des Nachts sehen wir Scheinwerfer, die auf uns zukommen. Es sind jedoch lediglich Lichter der Autos, die auf der Straße fahren. Trotzdem bewaffnen wir uns mit unserem Pfefferspray.

Morgens stehen wir bei Sonnenaufgang auf und fahren nach Nouakchott.

Mit dem Navi finden wir in dem chaotischen Verkehr relativ problemlos die Auberge Menata im Norden von Nouakchott. N 18,09292°  W 015,97832°.

Hier haben sich Spanier eingenistet, die nach Guinea Bissau wollen und der Tscheche, der im Bab Sahara auftauchte und mit uns mitfahren wollte, ist auch schon da.

Während ich im Internet die Kontostände abfragte (WiFi vorhanden) wäscht Sigrid die Bettwäsche in der bereit stehenden Waschmaschine. Motto: wasche immer, wenn sich die Gelegenheit ergibt.

Dann findet das Netz keinen Server mehr und die Aktualisierung der Homepage findet nicht statt.

Wir gehen in Richtung Innenstadt-Bankenviertel. Vier Geldautomaten stellen, nachdem sie 10 Minuten versucht haben eine Verbindung aufzubauen, die Mitarbeit ein. Vor einem anderen Geldautomaten baut sich ein ziegenbärtiger Mauretanier auf und lässt uns nicht zum Automaten, selbst nicht, als ich drohe die Polizei zu holen. Warum ?? Allah wird´s wissen.

Und dann finden wir bei der Bank für Industrie und Handel einen Automaten, der meine Visa und (!) meine Sparcard akzeptiert und so schnell wie in Deutschland Geld ausspuckt. Hier tut sich was. Zur Feier der pekuniären Plastik-Revolution gehen wir im Restaurant essen.

 

Tag 33

30.10.11 Sonntag
Christine Link´s Geburtstag und kein Mobilfunknetz, trotzdem herzlichen Glückwunsch

Die nächtlichen Schreihälse, die die Größe Allahs preisen, gehen auf den Nerv. Es ist kein Wunder, dass die Bevölkerung dieses Landes tagsüber todmüde durch den Müll torkelt.

 









Erst kommen wir spät ins Hochzelt, weil wir eigentlich im Hinterhof eines „Bungalowhotels“ stehen und die Gäste bis spät in der Nacht vor unserem Auto disputieren und dann quaken die Lästlinge im Wettstreit, wer den lautesten Lautsprecher an sein Minarett genagelt hat.
Heute steht „Mali-Visum-Shopping“ auf dem Programm.
Für einen Mitteleuropäer ist es erstens fast unmöglich sich in Nouakchott zu orientieren und zweitens fast unmöglich sein Auto unfallfrei durch den sich auf den Sandstraßen bewegenden Schrottplatz zu manövrieren.
Dank Navi finden wir die Mali-Botschaft nach dem dritten Anlauf.
Sehr freundlich hilft uns ein Offizieller, nimmt uns je zwei Passbilder und die Fotokopien unserer Pässe und 32000,-- UM, etwa 80,--€ ab. Das haut rein, und wir müssen wieder unseren funktionierende Bankautomaten aufsuchen, den wir nach dem Verlust einiger Nerven im Straßenverkehr auch wieder finden.
Die behinderten Bettler haben hier einen besonderen Trick. Vor den Ampeln (!) an denen manchmal angehalten wird, sitzen sie beinlos, fast unsichtbar, zwischen den imaginären Fahrspuren, klein und mickrig, und hoffen auf Almosen, falls einer an der roten Ampel anhält. Mit sowas hatte ich überhaupt nicht gerechnet und beinahe gäbe es jetzt einen Beinlosen weniger in Mauretanien.
Wir finden noch einen Supermarkt und kaufen Milch, Kaffee, Marmelade und !Hackfleisch! undefinierter Herkunft, wahrscheinlich von vorgestern.

 

Um 15:00 Uhr können wir die Visa abholen. Die Zeit verbringen wir am Strand. Eine wunderschöne Brandung spült den Müll der Stadt wieder zurück an den Strand, auf den Wellenbergen schwimmen die Ausscheidungen der 800.000 Einwohner von Nouakchott, was mich nicht abhält, mein erstes Bad im ca. 27 Grad warmen Atlantik zu nehmen. Sigrid nicht. Sie schiebt vor, die Brühe sei ihr zu kalt.
Dann holen wir die teuren Visa, finden nach einigem hin und her unser Campment wieder und machen völlig erschöpft Siesta.

Eben kommen Franzosen an, die sich zwei riesige frische Langusten mitgebracht haben, die sie jetzt in der volkseigenen Auberg-Küche zubereiten. Na ja, Sigrid isst nichts aus dem Wasser, also gibt’s bei uns Hackfleisch vom Kamel oder was auch immer mit Kartoffeln und Möhren. Was bin ich froh, dass wir gegen Cholera geimpft sind.
Ein Herr aus Atar, der angibt ein Führer zu sein wie fast jeder hier, setzt sich zu uns an den Tisch und ich Blödmann erzähle ihm, dass ich die Gegend um Atar nicht sehr sehenswert finde, , was in tief in seinem Patriotismus kränkt. Wenigstens ist er beeindruckt, dass wir die Adrar Gegend ohne Führer gefahren sind und mit nur einem Auto. Er hat dann etwas von unserem Essen abbekommen und meint, dies sei genau mauretanisches Taghit und schmecke wie in Chinguetti. Sigrids Kochkünste passen sich eben schnell den jeweiligen Umständen an.
Als Dank gibt es eine Teezeremonie. Er braut Tee, kippt ihn von einem Gals zum nächsten und wieder zurück bis dann endlich ein Schnapsgläschen mit Tee voll ist und getrunken werden kann. Nach drei Stunden sind drei Gläser getrunken und wir können ins Bett gehen.
In dieser Auberge treffen seltsame Leute ein, die wir nicht einordnen können, u.a. Schneewitchen, kommt aus einem Nest in Mali, wohnte 1 Jahr in Berlin Friedrichshain, will aber lieber nach Dakkar und schläft irgendwo im Hof.

Wir schlafen trotz des Tees und der Menschen, die die Nacht im Hof umherwandern oder irgendwo rumliegen bis zum gequälten Aufschrei des Muezzins. Es ist 4:30 Uhr und er weckt seine Kollegen, die nacheinander vielstimmig sich dem Gebrüll anschließen.

 


Tag 34

31.10.11 Montag

Heute steht die Grenze zum Senegal an. Wie immer vor Grenzübertritten, bin ich schon morgens unruhig und Sigrid hat die Ruhe weg.
Uns wurde gesagt, wir sollen keinesfalls bei Rosso über die Grenze gehen, sondern bei Diama.
Wir vertanken unsere letzten Ugiumas (oder so ähnlich), weil der Sprit im Senegal teurer ist.
Nachdem wir nach Kompass endlich aus Nouakchott rausgefahren sind, geht es recht flott auf der Asphaltstraße nach Süden.
Bei einer Gendarmeriekontrolle (Fiche abgeben) geht eine harte Piste ab, die ich wegen der Kontrolle gar nicht mitbekomme und weiter auf der Asphaltstraße bleibe, bis zu einem umgekippten LKW, den die mauretanischen Freunde mithilfe eines anderen vollbeladenen LKWs wieder auf die Räder bekommen wollen. Hochspannend ist das, sie machen mehr kaputt und haben nur den Erfolg, dass der LKW, der den umgekippten mit Hilfe einer geflickten Kette wieder aufrichten soll, im Sand steckenbleibt.

 


Bei diesem Spektakel entdecke ich, dass wir auf der Straße nach Rosso sind. Wir wenden und fahren 30 km zurück bis zum Gendarmerieposten, dem wir nun mühsam erklären müssen, wohin wir eigentlich wollen. So einfach die Richtung zu wechseln, ist unüblich und unverständlich und macht verdächtig.
Sie lassen uns dann doch endlich auf die Piste nach Diama. Neben der Piste wird bereits eine Asphaltstraße trassiert. Die Piste steckt voller FechFechLöcher, der Staub ist unbeschreiblich. Die Landschaft wechselt schnell von Wüste über Sahel zu üppigem, grünen Schilfbewuchs, wir sind am Fluss Senegal und haben damit mal wieder die Sahara durchquert.
Irgendwann fahren wir durch Diama, wo es aber keine Grenzkontrolle gibt, und kommen in ein Naturreservat. Freundlicherweise rennt uns als erstes mein Lieblingstier, das Warzenschwein, über den Weg.
Die Zeit beginnt knapp zu werden, wenn wir noch den Grenzübertritt machen wollen und ein Campment suchen müssen.
Die Gendarmerie erwartet uns irgendwo im Park und ein Parkwärter, der pro Person 2000 UM Eintritt haben will. Ich erkläre ihm, dass wir keine Ums mehr haben und ob er denn auch Euros nehme. Er beginnt die Quittung auszufüllen und will 4000 Ums. Ich zücke das Portemonnaie, halte es ihm unter die Nase und zeige ihm die letzten 2300 Ums und wiederhole keine UMs mehr da. Sigrid hat in der Zwischenzeit einen 10€ Schein hervorgekramt. Der Typ erklärt, er täte nur seine Arbeit und ich solle endlich die 4 Mille rausrücken. Ich drücke ihm die 10 € in die Hand und kriege einen Ottonischen Brüllanfall, als er jetzt auch noch unsere ihm gezeigten Ums haben will, springe ins Auto, gebe Gas und hoffe, dass bald die Grenze kommt und der Typ kein Handy hat, dabei überfahre ich fast eine Rotte Warzenschweine. Und die Sonne geht in 2 Stunden unter und dann ist es stockdunkel und wir haben noch kein Nachtquartier.


An der Grenze geht es problemlos. Die Brücke über den Senegal kostet 10 € nicht „Ums“ oder so, sondern Euro, das Auto aus dem Pass austragen, 10€, der Ausreisestempel kostet 10€ und schon bist Du raus aus Mauretanien.
Senegal kostet nichts. Mit den Zöllnern haben wir gelacht und der kleine dicke von den Zöllnern hat noch den Schwarzgeldhändler heran zitiert und ihn ausgeschimpft, weil er uns so einen schlechten Kurs für 50€ gemacht hat.
Wir sind in einer anderen Welt!
Superasphaltstraße, grüne Landschaft, viele Menschen, alle groß schlank und die Frauen mit Modelfigur.
Die Sonne beginnt zu sinken, der Verkehr wird dichter, aber lange nicht so chaotisch wie in Nouakchott. Wir erreichen St. Louis, fahren quer durch die Stadt über die erste Brücke zu den besseren Viertel, über die zweite Brücke zu den schlechteren Vierteln, quälen uns durch eine 2km lange Gasse, die von Kindern überquillt, die dort spielen, kein Kind bettelt, verfahren uns an der Fischfabrik und kommen pünktlich zum Einbruch der Nacht am Camping Ocean an –und trinken mehrere eiskalte Biere. Willkommen in Afrika.
Der französische Patron befeuert sich und sagt, dass jeder, der aus Mauretanien kommt, erst einmal ein paar Biere trinkt.
Diesen Abend besuchen uns keine vorwitzigen Mäuse, keine Fledermäuse oder neugierige Kamele, sondern Krabben. Handtellergroß, Stielaugen, 6 Spinnenbeine, mit denen sie blitzschnell vor-, seit- und rückwärts durch die Gegend flitzen. Uns gruselt, dass so ein Vieh über unsere nackten Füße krabbelt.
Der Campingplatz ist in den Dünen, der Sand ist weich. Wir stehen an der Mauer zur Eisfabrik für den Fischhafen. Die Fabrik macht ein Geräusch wie Meeresrauschen und wir schlafen prachtvoll, bei kalten 22 Grad.