Tag 582
01.05.2013 (unser Freund Holger hat Geburtstag, herzlichen Glückwunsch)

Frühmorgens, so um 6 Uhr beginnt es zu klappern. Klar die Overlander packen ein. Und es gießt. Das gönnen wir denen, dass sie ihre Zelte im Regen abbauen müssen. Sollen sie doch länger schlafen, bis der Regen aufhört!
Der Regen hört auf und wir können aufstehen. Wir fahren auf der guten Asphaltstraße zur Grenze in Busia. Die Stadt heißt in beiden Ländern gleich. In Uganda springen uns die Grenzschlepper und Geldwechsler an. Einer heißt 64, nach dem Aufdruck an seinem gelben Kittel. Die Typen scheinen autorisierte Wechsler zu sein; denn sie tragen alle gelbe Kittel mit dem Aufdruck Money Changer. Wir finden das Büro für die Ausreise, ein Schlepper, den wir versuchen zu ignorieren, hängt uns an den Hacken. Die Ausreise aus Uganda gestaltet sich schwieriger als die Einreise. Mit einer Kamera werden wir fotografiert, die Handabdrücke beider Hände werden und die Daumenabdrücke werden eingescannt. Ich gebe zu bedenken, dass wir ausreisen und nicht einreisen, das sei so in Ordnung, bekomme ich zur Antwort. Mittlerweile hat es angefangen zu regnen. Wir müssen zum Zoll, um das Carnet ausstempeln zu lassen. Der Zollhof ist nicht befestigt. Die zahllosen LKWs haben den Boden aufgewühlt. Wir schlängeln uns durch die parkenden LKWs, stapfen durch den Schlamm zur Zollbaracke. Dort nimmt uns einer das Carnet ab, druckt eine Zahlungsanweisung aus. Wir sollen bei der Bank dort hinten bezahlen. In der Annahme, es handele sich um eine Stempelgebühr schlittern wir durch den Schlamm und werden nass vom Regen. Sigrid bemerkt, dass auf der Zahlungsanweisung etwas von „Road Tax“ steht. Ich bin genervt und will jetzt nur noch über die Grenze. Irgendwo finden wir nach einiger Fragerei die Bank und bezahlen 56000 Ush. Im Regen und zwischen den LKWs finden wir im Schlamm kaum den Weg zurück zum Zoll. Endlich können wir klatschenass dem Zolltypen die Quittung geben. Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass wir ausreisen und gerade die Straßenbenutzungsgebühr bezahlt haben. Ich zeige ihm den Einreisestempel im Carnet und die Quittung über die Straßenbenutzungsgebühr bei der Einreise, die er vor sich liegen hat. Oh je! Er habe geglaubt wir wollen einreisen. Er ist zerknirscht ob dieses Fehlers, aber nun haben wir für eine Einreise bezahlt, was tun? Ich deklariere diese zu viel bezahlte Gebühr als ein Geschenk an den Staat. Der dämliche Zollfritze ist erleichtert und bedankt sich eifrig, immerhin haben wir 20 Euro verloren.
Wir schliddern zurück zum Toyo. Ein Geldwechsler wurde uns vom Immigrationsbeamten empfohlen. Bei dem Wechseln wir 3.000.000 Uganda Shillinge in kenianische, was 64, der uns nicht aus den Augen gelassen hat, gar nicht lustig findet. Auch der Schlepper klebt wie Uhu an uns und zeigt uns den Polizeiposten, an dem wir uns ins dicke Ausreise-Buch eintragen müssen.
Wir fahren über die Grenze nach Kenia. Der Schlepper ist schon da. Das Einreisebüro ist ein moderner Bau mit verspiegelten Fenstern. Ein Typ drückt uns ein Einreiseformular in die Hand, das wir gewissenhaft ausfüllen. Dann stehen wir an am Schalter für die Visaerteilung. Als wir endlich an der Reihe sind, stellt der Beamte fest, dass wir das verkehrte Formular ausgefüllt haben und scheißt seinen Formularhilfsknecht zusammen. Also füllen wir ein neues, viel umfangreicheres Formular aus und stehen wieder an. Als ich die Papiere durch den Schlitz der schusssicheren Scheibe schiebe, bekomme ich zu hören: 100 Dollar. Also schieben wir 100 Dollar durch den Schlitz. Jetzt werden unsere penibel ausgefüllten Formulare auf einen Haufen gelegt und nicht weiter beachtet. Das Visum wird eingeklebt, der Fingerabdruckscanner bleibt unbenutzt. Jetzt suchen wir den Zoll. Unser Schlepper ist schon da. Hinter den LKWs versteckt ist eine Einraumbretterbude, dort hocken 4 Zöllner und zahlreiche Kunden drängeln sich drumherum. Wir können einem Zollmenschen unser Carnet in die Hand drücken. An der Wand hängt eine Preistafel. Wir sollen für drei Monate Kenia 100 Dollar Straßenbenutzungsgebühr bezahlen. Ne, dann bleiben wir eben nur 30 Tage, was 50 Dollar kostet. Die dicke Zöllnerin mit Pumps an den Füßen stolpert vor uns her durch den Schlamm zum Chefkassierer. Dabei muss sie grazil wie ein Hippo über eine teichgroße Pfütze hüpfen, in die bereits jemand einen Backstein als Überquerungshilfe geschmissen hat. Der Chefkassierer ist mit den Unterlagen, die das freundliche Zollhippo mitgebracht hat, nicht zufrieden. Er will mehr Papiere. Sie schickt einen Hilfsknecht los, die fehlenden Unterlagen zu holen. Endlich ist alles zusammen, sie schliddert zurück in die Zollbretterbude. Der Chefkassierer rechnet und schreibt und heftet ab und klammert zusammen und kassiert und drückt uns noch mehr Papiere in die Hand, die wir zum Zollhippo bringen sollen. Wir matschen zurück, sortieren die Papiere, die sie bekommt von denen, die wir behalten und sind endlich durch. Draußen wartet der Schlepper, dem ich etwa 2 Euro in die Hand drücke und Versicherungsfritzen, die uns eine Versicherung verkaufen wollen, wir wollen keine. Eine ausgesprochen hübsche Polizistin mit Kalaschnikow will nun noch den Toyo inspizieren, soll sie. Sie hat noch nie ein Campingauto gesehen und versteht nicht, dass alles, was im Toyo ist, persönliche Gegenstände sind. Ich mache ein paar Komplimente und frage, ob alle Mädchen in Kenia so hübsch sind wie sie. Das veranlasst sie zu lächeln und neckisch mit dem Hintern zu wackeln, an den dabei die AK47 klatscht, und uns fahren zu lassen. Mit 2 Stunden Dauer einer der langen Grenzübertritte.
Die Straße ist in Kenia deutlich schlechter als in Uganda, was uns überrascht. Tiefe Schlaglöcher veranlassen uns wieder im Zickzack zu fahren.
Wir kommen am Kisumu Beach Ressort am Lake Victoria an. Unverschämte 1000 Kenia Shillinge p.P. verlangen die hier. Das Ressort liegt schön am See hinter dem internationalen Flughafen Kisumu und der Coca Cola-Abfüllstation. Die ganze Anlage ist völlig runtergekommen.
S 00.09673 E 034.73279
Wir stehen an einer Überdachung mit fließendem Wasser und einer funktionierenden Steckdose. Das einzig Positive an der ganzen Anlage. Die Toiletten und Duschen stinken und starren vor Dreck und erinnern eher an Westafrika, als an die uns bekannten ostafrikanischen Länder. Auch das hatten wir nicht von Kenia erwartet. Wir trinken ein Bier auf der Terrasse mit Blick über den Victoriasee und sitzen in zerschlissenen Polsterstühlen. Wir werden vor den Hunden gewarnt, die würden klauen, wie die Affen und vor den Hippos, die nachts die Gegend unsicher machen.
Es regnet mal wieder und wir sind froh, dass wir unter der Überdachung sitzen können.
Die Warnung vor den Hunden war unzutreffend. Sie klauten nicht, aber sie bellten die ganze Nacht. Schlafen war nur in den kurzen Bellpausen möglich. Wir sind übermüdet und gerädert.


 

Tag 583
02.05.2013

Wir verlassen diesen ungastlichen Platz und Kisumu recht früh und fahren nach Kericho durch ausgedehnte Teefelder, die die Hügel überziehen wie Moos. Kericho ist das kenianische Teezentrum und liegt fast 2000m hoch. Entsprechend kalt ist es. Die Stadt ist betriebsam. Es gibt alles, was man benötigt und auch das, was man nicht benötigt, nämlich Regen.
Wir fahren zum Teahotel, wo man campen kann. Es ist eine große Anlage, von den Engländern erbaut und nicht mehr gepflegt. Wir stehen hinter den Werkstätten an einem zerfallenden Schuppen. Ein kleines löchriges Dach, unter dem wir sitzen können, bietet uns Schutz.
S 00.36620 E 035.29171
Schutz brauchen wir, denn es fängt an zu gießen. Es ist nicht daran zu denken, die Plantage zu besichtigen, denn es gießt 6 Stunden lang ununterbrochen. Wir frieren unter dem Dach und versuchen den Löchern im Dach auszuweichen. Wir finden einen Stromanschluss für den Kühlschrank und eine einigermaßen trockene Stelle für unseren Kocher, so dass wir kochen können. Irgendwann in der Nacht hört der Regen auf.


 

Tag 584
03.05.2013

Es hat zwar aufgehört zu regnen, aber der Himmel ist bewölkt und es ist kalt am Äquator. Natürlich ist der Zugangsbereich zum Swimmingpool abgeschlossen und ich komme nicht auf die Toilette. Also eile ich die 300m zur Rezeption. Die Dame dort verspricht, jemanden zu schicken, der das Tor aufschließt. In der Zeit pinkele ich hinter den Toyo.
Nach dem Frühstück gehe ich duschen, es gibt sogar heißes Wasser. Sigrid geht duschen, der Weg führt an der Müllkippe des Hotels vorbei, dem Treffpunkt für Affen, Raben und Hunden, die alle in friedlicher Eintracht im Müll sitzen und futtern.
Als Sigrid fertig ist mit duschen, bekommt sie die Tür nicht mehr auf. Wie überall in Afrika gehen die Türen nach innen auf. Riegel zum Verschließen der Türen gibt es nicht, nur die Hülsen, in denen ehedem mal Riegel steckten. Die Tür klemmt, Sigrid ist in der Dusche gefangen. Mit ihrem winzigen Schweizer Messer bekommt sie die Tür auf, nur um festzustellen, dass der Swimmingpoolwärter gewissenhaft das Tor zum Pool abgeschlossen hat. Am Pool gibt es eine Bar, die ein offenes Fenster zum Hof hat. Sigrid wuchtet Stühle heran, die sie übereinanderstapelt, um durch das Fenster zu krabbeln. Als sie schon halb draußen hängt, wird sie von Arbeitern entdeckt, die ihr versprechen Hilfe zu holen. Sie rufen den Poolwärter an (!), der dann auch flugs heraneilt, um sie zu befreien. Nur gut, dass er kein Deutsch versteht.
In der Zeit hat eine Strafe Gottes, ein Meerkatzenmann, den Müll am Toyo entdeckt. Er ist lästig und lässt sich nur beeindrucken, als ich ihm den Lagerfeuerstocherstock über den Rücken haue.
Sigrid kommt und ist sauer, Afrika geht ihr zunehmend auf den Keks.
Eigentlich wollten wir die Teeplantage besichtigen, doch es ist kalt und regnerisch und Sigrid hat verständlicherweise die Nase voll von diesem Etablissement. Wir wollen zum Elementeita See, einem Natronsee im Grabenbruch. Ich programmiere den Garmin und kontrolliere die Strecke nicht auf der Karte. Wir werden zu einer Piste geführt, die von Mensch und Material alles abverlangt. Rechts und links sind tiefe Gräben, die Piste wir immer enger und immer runder, der Toyo passt so eben noch auf die Piste. Tiefe Querrillen und Fahrspuren wechseln sich ab, letztere sind so tief, dass ich aufpassen muss, dass das Auto nicht in eine Fahrspur rutscht. Es würde aufsetzen. Dann kommen Felspassagen. Auch hier sind tiefe Spuren eingegraben. Mir steht der Schweiß auf der Stirn. Für 17 km benötigen wir anderthalb Stunden.
Wir suchen die Elementeita Lodge und irren über ein Pistengewirr fern ab vom See. Endlich finden wir die Asphaltstraße, auf der wir auch bequem hierher hätten fahren können und kommen zu der Lodge. Es ist der ehemalige Sitz eines englischen Lords. Das Haus ist prachtvoll, der Campground hinter dem Swimmingpool in knietiefem Gras. Warme Duschen und Strom gibt es nicht, dafür bezahlen wir teure 20 Euro
S 00.46672 E 036.27746
Wir legen unsere Plane aus, kochen und schlafen hier recht gut.

 

Tag 585
04.05.2013

Auf der Asphaltstraße ein paar Kilometer in Richtung Kericho kommt der Abzweig zu einer Historischen Stätte Kariandusi. Die Leakys, wer auch sonst, haben hier eine unglaubliche Menge an Steinwerkzeugen von Homo Erectus gefunden. Wir fahren dorthin. Der Eintritt kostet 500 KSH.
S 0,44983°  O 36,28337°
Ich versuche zu handeln, klappt aber nicht. Wie bei fast allen Museen in Afrika, bekommen wir einen Führer, der uns ins kleine Museum führt. Ort hängen nette Plakate, die den Urmenschen in Aktion darstellen und aufregende Bilder zeigen von den Vorfahren der Elefanten. Unser Führer erklärt uns alles. In einigen Schaukästen sind Schädelkopien der verschiedenen Australopithecinen und Homo habilis und erectus ausgestellt.
Freundlicherweise haben die Leakys die meisten Steinwerkzeuge an Ort und Stelle gelassen. Dorthin führt uns der Führer und erklärt uns die Handsteinäxte aus Obsidian. An einer anderen Stelle ist eine Schlucht, die aus dem Mineral Diatomit gebildet ist. Dieses Zeug sind Kiesegurablagerungen eines ehemaligen Süßwassersees, die an anderer Stelle auch abgebaut werden. Die Massai benutzen es als weiße Farbe , um sich die Gesichter zu beschmieren. (http://de.wikipedia.org/wiki/Kieselgur)
Zum Schluss dürfen wir selber noch versuchen eine Axt herzustellen aus einem Obsidianbrocken. Wenn wir das nächste Mal kommen, so unser Führer, sollen wir eine Ziege mitbringen, die wir dann nach Steinzeitmethode hier schlachten und zubereiten können. Das sei immer der Höhepunkt des Studentenseminars. Wir versprechen wiederzukommen, wenn wir eine fette Ziege gefunden haben.
Wir fahren zum Naivasha See. Hier stehen eine Unmenge an Gewächshäusern, in denen von großen Konzernen die Blumen gezüchtet werden, die man dann bei unserem Aldi für billiges Geld wiederfindet. Die Blumenindustrie, so erfahren wir später von Jonathan, beschäftigt 20.000 Leute hier. Das Problem hier ist die Belastung des Sees mit den Abwässern der Menschen und nicht der Blumen; denn Kläranlagen gibt es nicht.
Das Carnelly`s Camp liegt direkt am See. Der Stellplatz auf einer Wiese mit ganz hohen gelben Fieberbäumen ist romantisch schön. Wir stellen den Toyo wieder dicht an einen Unterstand, um Schutz vor dem Regen zu haben.
S 00.82680 E 036.33753
Die Duschen und Toiletten erinnern an Buschduschen. Der Duschofen wird rechtzeitig angezündet,so dass es Heißwasser gibt.
Hier gibt es ein nettes Restaurant mit tiefen Polstern, insgesamt ein schöner Ort.
Am Abend brummt ein 6X6 Auto auf den Platz. Ein alter Armee-Volvo mit Lüneburgernummer. Das Gefährt gehört Katie und Jonathan, die das Auto hier deponiert haben und dieses Jahr Uganda besucht haben. Wir verbringen eine nette angenehme Zeit miteinander und erfahren viel über die Blumenindustrie; denn Jonathan hat darüber seine Magisterarbeit geschrieben.
Die Hippos lassen sich nicht blicken, grunzen aber diskret in der Nacht.


 

Tag 586
05.05.2013

Jetzt wissen wir, warum die weißköpfigen Seeadler, Schreiseeadler heißen. Sie schreien melodisch als erste, wecken die dritte Strafe Gottes, die Schreivögel, die machen die Anlasserenten wach. Diese fliegen auf den Baum, unter dem der Toyo steht und schnattern wie ein kaputter Anlasser. Das Konzert dauert so lange, bis die knarrquietschende Toyotür geöffnet wird und wir wieder viel zu früh aufstehen.


 

Tag 587
06.05.2013

Die Schreiseeadler schreien melodisch als erste, wecken die dritte Strafe Gottes, die Schreivögel, die machen die Anlasserenten wach. Diese fliegen auf den Baum, unter dem der Toyo steht und schnattern wie ein kaputter Anlasser. Das Konzert dauert so lange, bis die knarrquietschende Toyotür geöffnet wird und wir wieder viel zu früh aufstehen. Manchmal wünscht man sich hier eine Schrotflinte.
Wir fahren durch Teeplantagen im Regen nach Nairobi und quälen uns durch einen mehr stehenden als fahrenden Verkehr. Wir kaufen als erstes in einem Einkaufszentrum ein, wie wir es aus Süd Afrika her kennen.
Unser Navi führt uns sicher in die Jungle Junction von Chris. S 01.28898 E 036.76047
Chris ist bei allen Overlandern bekannt. Er weiß alles über Ostafrika, unterhält eine gutgehende Motorradwerkstatt und hilft in jeder Notlage weiter.
Sein Backpackergelände ist kleiner als wir erwartet haben. Wir kurven auf einen scheinbar trockenen Platz auf der Wiese und fahren uns fest. Der Allrad muss ran, damit wir unseren Stelllatz erreichen. Wir haben tiefe Löcher gegraben auf der Wiese. Chris nimmt´s gelassen, er will so wie so umziehen. Das Haus ist gepflegt, sauber, die Küche in Ordnung. Hier stehen auch die Österreicher, Eric und …mit ihrem Landrover, darin ein großer schwarzer Hund, die seit drei Jahren unterwegs sind. Heute Abend wollen wir hier essen und tragen uns in die Liste ein. Um 6 Uhr werden wir zum Essen geholt, es gießt und die dusselige Tussi hat das Dinner auf einen Tisch, an dem bereits vier Argentinier sitzen, unter einen Regenschirm gestellt. Der Stuhl, auf den ich mich setze ist klitschenass. Nach der Suppe ziehen wir um ins Haus. Die duselige Tussi lacht sich kringelig. Es regnet weiter und ist kalt. 120 km südlich des Äquators frieren wir.
Wir patschen durch den Schlamm zum Toyo. Neben uns hat ein englischer Pilot eine Zeltplane aufgestellt, unter der ein Feldbett mit Moskitonetz steht. Dort schläft er seit Wochen und wartet auf seine Lizenz in Kenia fliegen zu dürfen. Mit einer normalen 3er BMW ist er aus London hierhergekommen. Geht auch.


 

Tag 588
07.05.2013

Straßenlärm, Hundegebell und Franzosen, die singend Abschied nehmen voneinander, verhindern einen geruhsamen Schlaf.
Wir fahren zu Äthiopischen Botschaft. Chris hatte uns gesagt, dass ein Visum problemlos zu beschaffen sei. Man müsse nur auf die Chefin der Konsularabteilung einen guten Eindruck machen. Der Verkehr steht, jeder Fußgänger ist schneller und die Botschaft ist in einem besseren Viertel der Stadt. Wir kommen 30 Minuten vor Toresschluss an und werden tatsächlich eingelassen. Nach 30 Minuten Wartezeit werden wir zur Chefin geleitet. Die Dame ist mit Kreuzen, eines davon auf der Stirn, tätowiert. Auch um den Hals schlängeln sich ineinander geflochtene Kreuze. Sie ist voller Würde und betrachtet unseren Zweitpass intensiv. Dann fragt sie, ob wir in Kenia wohnen. Tun wir leider nicht, das hätte die Sache vereinfacht. Sie sucht das Keniatische Visum und ich gebe ihr den zweiten Pass. Der ist noch voller als der andere. Sie betrachtet jedes Visum und fragt nach, wenn sie nicht weiß, welches Land da gerade seine Spuren hinterlassen hat. Also, sie will uns 30 Tage geben und das Visum läuft ab Ausstellungsdatum. Ich insistiere, das sei zu wenig; denn wir wollen noch in Kenia auf dem Wege nach Äthiopien ein wenig gucken und dann hätten wir für ihr Land keine Zeit mehr. Sie grummelt und gibt uns 3 Monate. Wir sollen pro Person 20 US Dollar auf einer Bank einzahlen und das Formular ausfüllen. 1 Passkopie, 1 Passbild.
Wir füllen gewissenhaft alles aus, müssen noch eine Kontaktadresse aus dem Reiseführer finden und fahren los zur Bank. Um drei Uhr, so die distinguierte Tätowierte sei sie wieder da.
Wir fahren im Stopp und Go, immer in der Angst von den Kamikazebussen gerammt zu werden, zur Bank und suchen verzweifelt einen Parkplatz. Mit Hilfe der Sicherheitsleute finden wir einen. Das Auto steht nicht genau zwischen den Markierungen. Eine mittlere Katastrophe, also rangieren. In der Bank gehen wir sofort zum Hilfeschalter und erklären, dass wir gerne 2X20 Dollar überweisen würden, aber keine Ahnung haben, wie das geht. Der freundliche Helfer zeigt uns wie es geht und wir zahlen die Dollar ein. Geht doch.
Wir haben noch Zeit bis 3 Uhr und kommen auf den Gedanken, einen Campingladen zu suchen, weil eine unserer Stangen für die Plane sich nicht mehr verstellen lässt. Schlechte Idee bei diesem stehenden Verkehr. Auf der Hälfte der Strecke drehen wir um, um pünktlch wieder an der Botschaft zu sein. Dort geben wir den Einzahlungsbeleg ab und erhalten unsere Pässe mit den 3 Monatsvisa. Geht doch!
Wir fahren ins Yaya-Einkaufszentrum. Wieder eine riesige Mall und essen ein spitzen Baguette. Hier bekommen wir Karten vom Sudan und Äthiopien und finden einen gut sortierten Campingladen, der leider keine Stangen führte.
Zurück in der Junction regnet es. Wir kochen in der Küche. Katie und Jonathan sind auch angekommen und wir quatschen bis spät und trinken zu viel.


 

Tag 589
08.05.2013

Heute wollen wir doch mal sehen, was der Sudan verlangt, um ein Visum zu bekommen. Wir schleichen zur Sudanesischen Botschaft und sind wieder kurz vor Toresschluss dort. Die Sekretärin sitzt hinter einer Glasscheibe, der Fernseher im Warteraum überträgt lauthals die Ansprache eines muslimischen Würdenträgers, die Sekretärin flüstert, ich brülle, die Verständigung ist erschwert. Wir bekommen Formulare für ein Visum und füllen die aus. Ein Zweimonatsvisum soll es geben, dass vom Einreisedatum gültig ist. Ideal für uns. Wir geben als Kontaktadresse, die ist wichtig, eine Adresse an, die wir von unserem Sudanesischem Nachbarn zu Hause bekommen haben. Sie fotokopiert das Carnet und die Kreditkarte, die Pässe und wir geben zwei Passbilder ab. Um 15 Uhr sollen wir wieder da sein.
Es klappt, wir bekommen die Pässe wieder, müssen innerhalb 2 Monaten eingereist sein und dürfen dann 2 Monate bleiben. Geht doch!


 

Tag 590
09.05.2013

Wir verlassen heute die Junction, weil wir eigentlich nach Süden zum Magadi See fahren wollen, uns aber vorher das Karen Blixen Museum ansehen wollen. Chris gibt uns den Rat unbedingt das Waisenhaus der Elefanten zu besuchen.
Erst einmal schleichen wir, Kampf um jeden Millimeter, mehr stehend als fahrend zum Village Market. Einem Einkaufszentrum in Form eines Dorfes erbaut, mit zahllosen Boutiquen, Geschäften und Restaurants, u.a, dem German Point. Es gibt Bier vom Fass, den halben Liter für etwa 2 Euro! Ich esse einen Bratwurstteller, lecker. Im Nakumatt Supermarkt kaufen wir ein. Es ist horrende teuer. Wir werden doch tatsächlich von der Polizei angehalten, der die Papiere für das Auto sehen will. Es ist immer wieder ein Erlebnis, wie ein überforderter Beamter in den leeren Blättern des Internationalen Zulassungsschein blättert. Um sein Gesicht zu wahren will er auch noch den Führerschein sehen, auch viele leere Blätter und die Versicherung, die er aber nicht mehr überprüft. Wir kommen zu einer Kreuzung, an der der Verkehr steht. Es dauert im Stopp und Schleich 15 Minuten, bis man die Kreuzung erreicht hat und sich dort mit den Kamikazebussen um einen Platz drängelt. An jeder dieser Kreuzungen stehen die Kreuzungsverkäufer und verkaufen alles. An dieser junge Hunde und Katzen, die in winzigen Boxen vorrätig gehalten werden.
Das Blixen Museum wird renoviert, wir dürfen drumherum gehen und fühlen uns wie im Film Jenseits von Afrika, der in Teilen hier gedreht wurde.
Wir besichtigen den Campingplatz in der Nähe, er reißt uns nicht vom Hocker, also fahren wir erst einmal zum Giraffen Sanctuary. Hier werden Rothschild Giraffen vor dem Aussterben bewahrt. Für etwa 10 Euro darf man Giraffen füttern. Die hier wohnhaften zahlen 2 Euro. Ich Idiot komme mit der Währung noch nicht klar, verrechne mich und zahle diesen Wahnsinnspreis. Auf einer Terrase kann man die Giraffen mit Pellets füttern, die können über die Brstung gucken und schlecken die Leute mit ihren blauen Zungen ab. Ich bin so sauer über diese Abzocke, dass ich meinen Frust ins Gästebuch schreibe.
Wir suchen noch einen anderen Campingplatz, der am Rande des Nairobi Nationalparkes liegen soll. Hier wird eine neue Straße gebaut, es ist unmöglich diesen Platz zu erreichen. Also fahren wir zurück zum Karen Camp und stehen auf einem ziemlich verschlammten Platz, der von Gräben durchzogen ist, damit das Wasser abfließen kann.
S 01.33530 E 036.70196
Zwei große Schäferhunde begrüßen uns, uns schwant Gekläff. Es bleibt trocken, wir kochen, gehen ins Bett und lauschen dem Gekläff der Köter.


 

Tag 591
10.05.2013


In der Nacht ist ein riesengroßer Bus aus England angekommen, der sich neben den Toyo gestellt hat. Er wurde lange und hinhaltend von den elenden Kötern begrüßt.
Nach dem Frühstück finde ich eine Dusche. Sie ist eieskalt. Ein dicker ungepflegter Weißer stapft über den Platz und bedeutet mir, dass es warme Duschen irgendwo im Hauptgebäude im ersten Stock gibt. Sigrid macht sich auf die Suche und kommt nach 30 Minuten warmdampfend wieder, während ich mich immer noch warmzittere.
Wir fahren zum Elefantenwaisenhaus, ein Tipp von Chris, und sind kurz nach 10 Uhr da. Der Parkplatz füllt sich immer mehr und etwa 70 Leute warten geduldig. Ein russisches Paar, die wir schon bei den Giraffen getroffen hatten, ist auch wieder da. Die Walkürenrussin hat sich heute in hautenge Kleidung gezwängt. Sie erinnert an Wurst in Pelle.
Punkt 11 werden wir eingelassen und dürfen zu zwei Schlammlöchern, und einem Platz, der mit Seilen abgetrennt ist. Auf dem Platz stehen schön geordnet 5 Liter Milchflaschen, jeweils zwei an einer Stelle. Und dann, angeführt von einem Grünkittel, kommen die Babyelefanten und laufen zu den Milchflaschen mit Elefantenschnulern. Dort erwartet sie je ein Grünkittel. Die kleinen schlagen die Rüssel zurück, so dass die Grünkittel ihnen die Schnuller ins Maul schieben können. In rekordverdächtiger Zeit schnullern die Kleinen die Flasche leer und gieren nach der nächsten. Die 11 Elefanten sind alle unter 2 Jahre alt und etwa zwischen 1,20 bis 1,60 m groß. Nach dem Stillen ist Spielzeit. Erst vorsichtig, dann immer mutiger gehen sie zu den Schlammlöchern. Zur Motivation schmeißen die Grünkittel mit einer Schaufel Schlamm auf die Babys. Hinein ins Vergnügen, sie rutschen, schieben sich durch den Schlamm auf dem Bauch, klettern übereinander, tröten ein wenig und spielen mit dem Fußball, der dort liegt. Mit dem Rüssel wischen sie sich den Schlamm aus den Augen und putzen die winzigen Stoßzähne.
Auf ein Signal kommen sie heraus und werden an den Zuschauern vorbeigeführt. Jeder Minielefant wird vorgestellt und sein Schicksal erzählt. Die meisten sind Waisen, weil die Mutter von Wilderern geschossen wurde. Sie stammen aus allen Nationalparks in Ostafrika und wurden hier her transportiert.
Die Schau ist zu Ende und sie gehen diszipliniert hinter dem Grünkittel zurück in den Wald.
Die nächste Gruppe kommt. Sie sind etwas älter und können ihre Flasche selber mit dem Rüssel festhalten. Sie werden mit Sojamilch gefüttert, weil sie Kuhmilch nicht vertragen und keiner der Pfleger bereit ist, im Busch Elefantenkühe zu melken.
Etwa 5 Euro pP hat die Stunde mit den Elefantenfrischlingen gekostet, adoptiert haben wir keinen, sind aber in den angeschlossenen Souvenirladen gegangen und haben einen kleinen abstrakten Elefanten aus Speckstein gekauft. Auch hier sind die Preise jenseits von Gut und Böse.
Wir fahren noch einmal zum Village Einkaufszentrum und genießen das Bier vom Fass am deutschen Punkt und Thüringer Bratwurst, na ja, die Thüringer würden sich schämen.
Dann Stopp und Schleich zurück zur Jungle Junction. Die Österreicher haben unseren Platz okupiert. Wir stellen uns daneben. Kati und Jonathan packen und putzen. Sie wollen heute Nacht zurück nachDeutschland fliegen.
Zwei Südafrikanisch Autos kommen an. Sie sind die Turkanaroute von Nord nach Süd gefahren und berichten, dass es ohne Probleme möglich sei. Das hören wir gerne; denn nach wie vor wollen wir sie fahren. Einer der Südafrikaner, der mit einem Landcruiser mit kurzem Radstand unterwegs ist, bietet mir 45.000 Euro für den Toyo, er ist hellweg begeistert.

 

Tag 592
11.05.2013 (unser Freund Winni hat heute Geburtstag, herzlichen Glückwunsch, wie immer am Geburtstag geht er nicht ans Telefon)

Wir bleiben in der Jungle Junction, lassen die Wäsche waschen und aktualisieren das Tagebuch und sichern die Fotos.
Es beginnt nachmittags zu regnen und es hält sich dran. Sigrid watet durch knöcheltiefes Wasser zum Toyo, um das Abendessen zu bereiten, der Platz verschlammt völlig. Unsere Schlechtwettertour dauert an. Die verschlammten Füße versuchen wir mit Lappen abzuputzen bevor wir ins Bett gehen. Nebenan liegt der englische Plot auf seinem Feldbett unter seiner Plane. Das nächtliche Pinkeln gestaltet sich auch zu einer Rutschpartie im Schlamm.

 

Tag 593
12.05.2013

Chris hat uns empfohlen, den Lake Magadi südliche von Nairobi zu besuchen. Es sind nur 100 km bis dorthin, so dass wir uns Zeit lassen und erst noch einmal im Nakumatt Supermarkt einkaufen. Die Preise hauen um, sie stehen denen in Angola nicht nach.
Wir quälen uns durch den Verkehr hinaus aus Nairobi, die Stadtteile werden ruraler, die Eselkarren blockieren zusätzlich den Verkehr. Die Straße wird schmaler und löchriger und es geht ständig leicht bergab. Nach jeden hundert Höhenmetern wird es deutlich wärmer. Der Reiseführer empfiehlt den Olepolos Country Club zur Einkehr. Wir kehren ein, der Club hat nur am Wochenende und an Feiertagen geöffnet. Wir werden auf die Terrasse geführt und haben einen Spitzenausblick ins Riff Valley. Hier bricht Afrika auseinander. Es gibt Ziege oder Hähnchen, Sigrid wählt das Huhn und Bier, ich die Ziege und Bier. Vorsichtshalber bringt der Kellner gleich 4 Biere. Das Hähnchen kommt, der Kellner zerschnetzelt es auf einem Holzbrett. Die Ziege kommt. Eine vollständige Vorderkeule. Der Kellner säbelt das Fleisch vom Knochen und schnitzt handliche maulgerechte Würfel. Besteck gibt es nicht. Wir mampfen unser Fleisch, die Ziege ist zäh, die kleinen Würfel lassen sich aber
neiwürgen. Es schmeckt, auch das zweite Bier. Den Rest unserer Mahlzeit verpacken wir in Alufolie, es reicht satt zum Abendessen.
Wir fahren hinab in den Grabenbruch. Die Straße ist am Fluss überschwemmt, die Tiefe der Schlaglöcher ist nicht abzuschätzen. Die Dörfer, die wir durchfahren, bestehen aus Wellblechhütten und werden von Massai bewohnt, die in ihren roten Umhängen sehr pittoresk aussehen.
Wir erreichen den See und den Ort Magadi. Hier wird das Salz des Sees abgebaut. Der Salzgehalt des Wassers ist so hoch, dass das Tote Meer dagegen eine lasche Brühe ist. Der Ort wurde von der Salzgesellschaft gebaut und besteht aus Wohnkasernen der Arbeiter und verstreuten Luxusvillen der Manager. Im See tummeln sich tausende rosa Flamingos. Ein überwältigender Anblick. Wir passieren eine Schranke, wo wir mal wieder registriert werden und fahren unserem Navi nach, das uns zum Rhino Camp führen soll. Am Straßenrand steht ein traditionell gekleideter Massaischnösel und versucht uns zu stoppen. Er hat keinen Erfolg. Wir passieren ein offenes Tor und kommen auf die Piste. Ein Motorrad überholt uns, hinten drauf der Massaischnösel. Und wieder steht er am Pistenrand und wieder ignorieren wir ihn. Und wieder überholt uns das Motorrad mit dem Massaischnösel und wieder versucht er uns zu stoppen. Wir kommen an einem anderen Mopped vorbei, das hat einen Platten. Die Leute versuchen nicht uns zu stoppen. Unser Navi erzählt uns, dass wir das Rhino Camp erreicht haben, aber hier ist nichts. Der Massaischnösel ist irgendwo vor uns.
Wir fahren zurück zu dem platten Mopped und fragen den Moppedlenker nach dem Camp. Er bittet uns, zu helfen. Ich schmeiße den Kompressor an und pumpe den Schlauch auf, damit er das Loch finden kann. Er flickt den Schlauch, friemelt ihn in die Decke, hebelt die Decke auf die Felge, alles ohne das Hinterrad auszubauen. Wir pumpen den Reifen auf und er bietet uns an, uns zum Rhino Camp zu führen. Wir jagen den Toyo hinter dem Mopped über die Piste. Er hält direkt am Seeufer an, das sei das Rhino Camp. Der Massaischnösel ist auch schon da. Langsam fällt der lästig. Das Rhino Camp sei dort oben auf dem Hügel, er wolle uns den Weg zeigen. Wollen wir nicht, wir wollen nur, dass er sich verpisst, was er nicht tut. Letztlich muss er uns doch den Weg auf den Hügel zeigen. Es ist erstaunlich, was so ein Toyo leistet. Es ist die steilste Steigung, die wir auf groben Lavabrocken mit dem Auto erklimmen. Oben auf dem Hügel wartet der Massaischnösel. Er sei ein kommunaler Ranger und wolle jetzt die Gebühr von 2000 KSH (20 Euro) kassieren. Ich frage ihn nach seinem Dienstausweis, hat er nicht, dann können wir uns morgen auf der Polizeistation treffen, will er nicht. Ich gebe ihm 500 für seine Hilfe und bedanke mich. Er ist nicht zufrieden, ich schnappe mir die 500 zurück aus seiner Hand, lasse den Motor an und sage, dass wir jetzt von hier abhauen. Das will er natürlich auch nicht. Wenn man schon mal einen Mwuzungu (Weißen) am Wickel hat, muss man ihn melken. Also wechseln die 500 wieder in seine Hand und er meint, dass nun alles erledigt sei. Ich Idiot gebe ihm noch eine Flasche Coca Cola, er heißt Erikson, man glaubt es nicht. Wir zeigen ihm eine Karte von Afrika und erklären den Weg, den wir gefahren sind und die Mistbacke telefoniert und kurz darauf erscheint der platte Moppedfahrer und bringt einen Typen in Uniform mit Quittungsblock. 2000 will er haben, dafür dass wir auf kommunalen Gelände rumfahren und die heißen Quellen besuchen wollen und hier ohne Toiletten oder Dusche oder sonst was auf dem Hügel übernachten wollen. Ich handle ihn auf 1500 runter; denn 500 hat ja schon der Massaischnösel bekommen.
Wir beschweren uns über die Preise hier und endlich verschwinden alle und wir können von dem Hügel den traumhaften Blick auf den See genießen. Die Flamingos geben blauem Wasser rosa Tupfen, die weißen Wolken spiegeln sich genauso wie die Berge im Wasser.
Wir machen unsere Ziege und das Huhn warm und sitzen lange unter dem grandiosen Sternenhimmel, sehen endlich mal wieder das Kreuz des Südens und gegenüber den großen Bären. Wir genießen endlich mal wieder eine warme Nacht und schlafen ungestört.

 

Tag 594
13.05.2013

Wir haben herrlich geschlafen, endlich mal wieder Buschcamping, ohne Störungen.
Wir werden auch beim Frühstück nicht gestört, womit wir nicht gerechnet hatten; denn üblicherweise taucht ein selbsternannter Führer auf, der die Gegend zeigen will.
Unser Navi hat tatsächlich die heißen Quellen gespeichert, so dass wir von unserem Schalhügel hinabklettern und am Salzsee entlangfahren. Wir müssen aufpassen, dass wir die richtigen Fahrspuren nehmen, es ist abseits ziemlich weich und die Gefahr stecken zu bleiben ist groß. Ein Schild weist den Weg zu den Hot Springs, der Weg während der Regenzeit. Am Rande der Piste steht ein LKW. Er ist bis zum Bodenblech im Erdboden versunken. Etliche Leute versuchen das Gefährt wieder flott zu kriegen. Sie winken, wir halten an und sehen, dass der LKW mit großen Steinen beladen ist, von denen sie nur etwa die Hälfte abgeladen haben. Sie bitten um einen Wagenheber. Weder unser HiJack noch der normale Wagenheber ist geeignet einen halb mit Steinen beladenen LKW anzuheben. Dann soll ich sie mit der Winde rausziehen. Die ist kaputt. Der Fahrer des LKWs bittet um einen Zettel und einen Stift, er wolle einen Brief schreiben. In der Annahme, wir sollen eine Botschaft überbringen, geben wir es ihm. Aber dann soll ich sofort die 2000 KSH bezahlen, der Eintritt zu den heißen Quellen. Sigrid flippt aus und hält dem Typen unsere Quittung unter die Nase, während ich Gas gebe.
Die Koordinaten der heißen Quellen stimmen nicht, wir finden sie trotzdem. In einem Seitenarm des Sees, der ziemlich verdreckt ist, blubbert es. Das Wasser hier ist sehr warm. An einer anderen Stelle quillt es 40° heiß aus der Erde. Das Wasser hier hat eine Badewanne ausgewaschen, in die wir uns nicht setzen. Die Quellen sind ziemlich unspektakulär, die Massai tränken hier ihr Vieh; denn sonst gibt es kein Süßwasser. Am Rande des Sees stehen hier einige Strohdächer, wir vermuten, dass hier auch die Möglichkeit besteht zu campen.
S 02.00416 E 036.23171
Auf dem Rückweg versuchen uns die LKW-Versenker wieder anzuhalten, wir brummen, immer noch sauer über die Unverschämtheit, vorbei.
Es geht zurück, wir klettern aus dem Graben herauf. Die Straße ist in der Nähe des Flusses überschwemmt, der wenige Asphalt, der noch vorhanden ist, ist nicht zu erkennen. Wir rutschen mit den Hinterrädern ab, der Toyo neigt sich gefährlich, doch mit viel Gas erklimmen die unterspülte Straße.
Die Ausgrabungen der Leakys von Steinwerkzeugen sparen wir uns, haben wir doch Ähnliches bereits in Gilgil gesehen. In der Stadt fahren wir zum Yaya-Center und freuen uns über ein frischbelegtes Baguette und leckeren Capuccino. Hier bekommen wir auch ein schmackhaftes Graubrot.
In der Jungle Junction ist es voll geworden. Der englische Pilot ist verschwunden, wir etablieren uns auf seinem Platz, wo es nicht ganz so schlammig ist. In der Küche braten wir unsere Koteletts und erzählen lange mit den Österreichern.


 

Tag 595
14.05.2013

Es ist laut in der Jungle Junction. Wir stehen um 7 Uhr auf und frühstücken ausgiebig mit Eiern und Speck. Da wir hier die Küche benutzen, brauche ich unseren Herd nicht mit den Fettspritzern einzusauen.
Barclay hat die Methode geändert, wie wir in unser Kreditkartenkonto online gelangen. Sie haben einen Brief geschrieben, der liegt in Mettmann, und einen Newsletter verschickt, den ich nicht runterladen konnte. Ich versuche mich neu zu registrieren, ohne Erfolg, ich versuche mich einzuloggen, dafür benötige ich eine mTan, die sie mir aufs Handy schicken. Ich soll sie doch einfach anrufen. Mache ich, nach 39 mal 4 Minuten Werbung , um dann zu hören, dass ale Leitungen Besetzt sind, gebe ich auf und schreibe eine mail. Prompt bekomme ich Antwort, sie bedanken sich und geben mir den Rat, ich soll sie doch einfach anrufen. Ich kriege Pickel. Wir sitzen hier nun schon Stunden, um irgendeinen Barclayfritzen in Hamburg an die Strippe zu bekommen und ihm die Deutsche Telekomnummer unseres Notfallhandys mitzuteilen, damit die uns darüber eine mTan schicken, mit der wir in unsere Konto kommen.
Wir gehen abends mit den Österreichern Pizza-Essen im Nakumatt-Center. Diese Low Budget Typen haben schnell rausgekriegt, dass es Dienstags 2 Pizzen zum Preis von einer gibt, was meinem Geiz doch sehr entgegenkommt. Wir stolpern und hüpfen über den nicht vorhandenen Bürgersteig zum Essen ohne uns zwischendurch die Knöchel zu verstauchen. Auch hat uns unterwegs kein Kamikazebus umgefahren, was ich positiv bewerte.
Die Pizzen sind gut und preiswert, das Bier auch. Zurück geht es im Dunkeln, ohne Straßenbeleuchtung wird der Weg zu einer Erstbesteigung des Nanga Parbat. Wir kommen wohlbehalten an, obwohl Sigrid bei der Überquerung eines Bächleins, das den Fußweg kreuzte, ernste Schwierigkeiten hatte, nicht in den Fluten zu versinken.
Unbeschadet und nicht ausgeraubt erreichen wir wieder die Jungle Junction und trinken noch einen.


 

Tag 596
15.05.2013

Wir haben uns endgültig entschlossen, die Turkana Route zu fahren. Schließlich haben es die Süd Afrikaner mit zwei Autos und einem Kleinkind auch geschafft. Die Schweizer, die mit einem amerikanischem Luxus-Alradwohnmobil, Profivideoausrüstung, Computeranlage mit Drucker, angekommen sind, wollen auch nach Norden. Sie wollen aber so schnell wie möglich nach Hause, da sie, wie sie sagen, schon 5 Jahre unterwegs sind. Sie haben auch nur ein 30 Tage Visum für Äthiopien bekommen, was uns nicht wundert. Er macht doch einen ziemlichen „Rambo“ und erzählt stolz, wie er die tätowierte äthiopische Konsularin zur Schnecke gemacht hat.
Wir stopp und schleichen also zur Immigration, um uns dort einen Ausreisestempel zu holen; denn dort, wo wir über die Grenze nach Äthiopien wollen, gibt es keine Grenzstation. (Tracks4Afrika kennt den Weg zur Immigration). Wir suchen 30 Minuten nach einem Parkplatz und kommen endlich auf dem engen Parkplatz der Kathedrale unter. Nach einigem Suchen finden wir auch das Büro des Immigrationsbeamten. Er ist bei einem Meeting. Wie soll es auch anders sein. Keine Ahnung, wann er wiederkommt, so seine unfreundliche Sekretärin. Wir bedanken uns überfreundlich und versprechen wiederzukommen.
Nach etwa 30 Minuten haben wir es geschafft, den Parkplatz wieder zu verlassen. Man muss an einem Kassenhäuschen vorbei, an dem sich aus 4 Spuren die Autos drängeln. Ich bin erstaunt, dass es nicht kracht und alle nur drängeln. Reißverschlusssystem oder so etwas Ähnliches gibt es natürlich nicht. Der Rücksichtsloseste gewinnt eine Autolänge.
Wir fahren in Yaya-Centrum und essen aus Versehen indisch. Ich bekomme etwas ohne Curry, zu meinem Glück. Danach stopp und schleichen wir zurück zur Immigration und finden einen Parkplatz in zweiter Reihe. Sigrid muss im Auto bleiben, während ich zum Büro eile. Dort sitze ich zwischen zwei Nachtgespensten. Die beiden muslimischen Somalierinnen herzen ein Kleinkind, das seltsamerweise nicht vor Schreck in Geschrei ausbricht, wenn nur die Augen aus dem schwarzen Gewand der beiden Frauen blicken. Ich befürchte Alpträume zu bekommen. Polizistinnen kommen und gehen ins Büro, ich sitze zwischen den Gespenstern. Endlich darf ich eintreten. Ich begrüße den beamten überaus höflich, er glaubt ich sei Amerikaner. Der Irrtum ist schnell aufgeklärt, nachdem ich ihm erzähle, dass nur Türken und Deutsche einen so gewaltigen Moustache wie ich ihn habe tragen. Ausreisestempel, kein Problem, wo steckt das Ding? Eine Polizistin, eine hübsche kommt und holt ihn ab. Sein Auto steht im Wege. Warten, er kommt irgendwann zurück, findet doch tatsächlich den Stempel und fragt nach dem ausgefüllten Formular. Habe ich nicht. Dann soll ich mir mal so’n Blaues vom Stapel nehmen und wiederkommen, wenn ich es ausgefüllt habe.
Die Formulare müssen unterschrieben werden, als raus zu Sigrid. Gerade wird ein Parkplatz frei. In die Lücke bugsieren wir den Toyo und wieder ab zum freundlichen Beamten. Die Nachtgespenster haben Verstärkung bekommen, ein drittes ist angekommen. Wir warten. Hurra wir sind an der Reihe. Der freundliche Beamte nimmt unsere penibel ausgefüllten Formulare, würdigt sie keines Blickes und knallt den Stempel in den Pass, mit Datum von morgen vor einem Jahr! Handschriftlich ändert er grinsend Datum. Geht doch!
Unser Carnet wird auch ausgestempelt, fragt Chris, wo das geht.
Wir stopp schleichen zurück, treffen die Österreicher wie immer bleichgesichtig vor ihren Computern, während ihr uralt Hund im putzefeinen Landrover liegt.
Sie trinken gerne mit uns einen, wir sind ja eigentlich gar nicht mehr in Kenia.


 

Tag 597
16.05.2013

Erich sitzt schon wieder am Computer, als wir das Frühstück bereiten. Dem Stammvater der Süd Afrikaner zeige ich auf meiner Uganda-Karte noch einige sehenswerte Stellen, da beginnt der in meiner Karte rum zu malen. Ich protestiere, er entschuldigt sich vielmals, dachte er doch, ich wolle ihm die Karte schenken. Afrika!
Wir wollen heute nur nach Thika, so dass wir viel eit haben. Chris und Erich beschreiben uns den Weg zu einem Frisör. Wir gehen z Fuß und ich bekommen mal wieder die Haare geschoren. Sigrid ist zufrieden, hat er doch die Länge von 1 cm, die sie ihm vorgegeben hat, eingehalten. 2,50 Euro kostet es mich.
Zurück verabschieden wir uns von allen und fahren erst einmal ins Nakumatt zum Einkaufen.
Das Auto ist schlammig, schließlich haben wir im Regen den Rasen der Jungle Junction umgepflügt. Wir finden einen Autowäscher. Mit Hochdruck geht er zur Sache und spritzt, was das Zeug hält. Uns wird es zu lange und wir versuchen aus Langeweile mal wieder Barcleays zu erreichen. Wir glauben eine Halluzination zu haben, als sich tatsächlich eine Dame meldet. Sie sei die Sicherheit, meint sie, als sie unser Anliegen hört, wir sollen uns neu registrieren, oder jemanden anderen anrufen. Protest! Nach 45 Versuchen haben wir eine Barclaytussi dran. Sie lässt sich erweichen, unsere Notfallhandynummer zum Versand der mTan zu notieren. Notieren, nein, sie muss ins System eingegeben werden, was sie nicht kann. Sie muss Hilfe holen. In der Zwischenzeit rauschen unsere Shillinge durchs Netz. Sie ist mit Hilfe zurück am Platz und tippt unsere Nummer ein. Ob es bei Barclay nicht Papier und Bleistift gibt?
Den Waschspritzmenschen, der jetzt versucht mit einem Lappen den Lack des Toyos zu entfernen, bitte ich, die Türzargen zu reinigen und mache die hintere Tür auf. Langsam sollte ich doch wissen, wie Afrikaner ticken und doch mache ich immer noch Fehler. In die offene Tür spritzt er mit seinem Hochdruckreiniger und überschwemmt den Innenraum. Die ersten Kaufinteressenten erscheinen. Einer will den Toyo jetzt kaufen und ihn sich dann in Deutschland abholen.
Nachdem wir es endlich im Stopp und Schleich geschafft haben aus der Stadt zu kommen, sind wir auf einer Autobahn. Der Verkehr fließt links und rechts an uns vorbei, es wird geschnitten und überholt, was das Zeug hält. Zwischendurch gibt es „Bumper“, 40 cm hohe Schwellen damit die Fußgänger die Autobahn überqueren können, alles bremst runter bis in den zweiten Gang, klettert über die Bumper und beschleunigt auf Deubel komm raus. Die Fußgänger denken natürlich im Traum nicht daran, die Zebrastreifen zu benutzen, sondern stürzen sich über die Leitplanken in den Verkehr und erreichen (meistens) das rettende andere Ufer.
Es gibt keine Wegweiser, die, die es gibt, leiten in die Irre. Wir fahren plötzlich wieder zurück nach Nairobi. Als ich endlich auf die andere Seite wechseln kann, bin ich so verwirrt, dass ich auf der rechten Seite des Zubringers fahre, was im Linksverkehr nicht angebracht ist.
Die Straße wird zur Landstraße. Nicht nur einmal muss ich eine Vollbremsung machen, weil ein Auto, das in einer unübersichtlichen Kurve einen LKW überholt, auf meiner Seite entgegenkommt. Wir wundern uns, dass nicht Leichen den Weg pflastern.
Zwischendurch gibt es Polizeikontrollen. Die eifrigen Ordnungshüter legen Nagelbretter so auf die Straße, dass sie nur im Zickzack zu durchfahren sind. Es erinnert ein wenig an Nigeria. Uns halten sie nicht an, ihre Opfer sind Matutas, die Kamikazekleinbusse.
Thika ist Kaffee- und Teezentrum. Eine Stadt, die uns nicht sonderlich beeindruckt. Die kleinen Großstädte ähneln sich alle mit ihren reklamebemalten Häusern.
Laut Reiseführer soll am Gate des Ol Doinyo Sapuk Nationalparks ein Campground sein. Dort fahren wir hin und durchqueren eine kurze Schlammpassage. Der Toyo ist dreckiger als zuvor. Am Gate sehen wir den Campingplatz im Nationalpark. Wir sollen den Eintrittspreis von 60 Dollar pP bezahlen, die Gebühr fürs Auto von 30 Dollar und die Übernachtung schlüge mit 20 Dollar pP zu Buche. Uns reicht’s, wir drehen um und fahren zur 14 Falls Lodge, einem gepflegten Anwesen mit vielen weißen Gästen.
S 01.05677 E 037.15398
Uns wird von einem ganz netten ein Platz gezeigt, der nur auf sehr groben Weg und durch hohes Gras zu erreichen ist. Die Toiletten- und Duschräume erscheinen noch im Bau, sind ungepflegt.
In der Dämmerung erscheint der Nachtwächter mit Pfeil und Bogen. Das ist neu.
Wir schlafen hier echt gut.


 

Tag 598
17.05.2013

Ich stehe früh auf und brühe den Kaffee auf.
Die Duschen haben, wie hier häufig, einen Duschkopf, der das durchströmende Wasser elektrisch erhitzt. Die einzigen Duschköpfe, die funktionierten haben wir bei Chris in der Jungle Junction gefunden. Mein Duschkopf produziert kaltes Wasser. Ich empfehle Sigrid, die andere Dusche zu benutzen. Sie kommt sturzsauer wieder und beschuldigt mich des Mordversuches. Sie dreht den Hahn auf und bekommt einen Schlag und kaltes Wasser. Mit der Flasche ihres Shampoos als Isolator versucht sie den Regler am Duschkopf zu verstellen, erfolglos, aber wenigstens kann sie damit den Kaltwasserstrom stoppen. Dieses Vergnügen bekommt man für etwa 10 Euro. Afrika!
In Thika suchen wir die drei Tempel, Sikh, Hindu und noch etwas in dieser Art, und finden erst den Supermarkt zum Auffüllen der Vorräte und dann eine Autowäsche. Mit Eifer machen sie sich ans Werk und bespritzen den Toyo aus Eimern mit Wasser. An den Sandblechen hangelt sich einer aufs Dach und schrubbt den Reservereifen. Wir zahlen mehr als das Doppelte, des Preises für ein Matatu und werden noch um ein Trinkgeld angebettelt. Angesichts der Tempel trinken wir erst mal ein Bier in der Bretterbudenkneipe.
Wir wollen die 14 Wasserfälle sehen, sie liegen außerhalb des Nationalparks. Es soll ein kleines Eintrittsgeld verlangt werden. Vor einem großen Platz steht eine kleine Hütte. Ein Seil ist über die Piste gespannt und zwingt zum Anhalten. An der Hütte ist eine Tafel angeschlagen, an der die Preise zur Besichtigung der 14 Wasserfälle kleinlich aufgemalt sind, getrennt nach Einheimischen und nach Ausländern. Wir sollen 20 Dollar pP, 6 Dollar für die Kamera, 10 Dollar fürs Auto und 5 Dollar für den Parkplatz bezahlen, wenn wir die Wasserfälle sehen wollen. Dem weißbehemdeten Typen, der das Geld kassieren will, sage ich, dass wir umdrehen, wir werden nicht diese unverschämten Preise bezahlen. Dann will er 2000KSH, ich biete ihm 500, er will 1500, ich drücke ihm 500 in die Hand, er will 1000, ich nehme ihm die 500 weg und fahre los, er hinterher und will jetzt die 500. Uns wird Afrika immer mehr verleidet, durch diese maßlosen Forderungen.
Die Wasserfälle sind schön. In einem Halbkreis stürzt eine gewaltige braune Brühe etwa 20 m tief. Es können wirklich 14 oder mehr Wasserfälle sein.
Wir müssen durch Thika durch, um weiter nach Norden zu fahren. Die Brücke in Thika ist so niedrig, dass wir nicht mit dem Toyo drunter durch passen. Wenden! Das gestaltet sich höchst schwierig, weil selbstverständlich kein Auto anhält, um uns wenden zu lassen. Sie quetschen sich hinter dem rückwärtsfahrenden Auto millimetereng durch. Wir benötigen ziemlich lang, um die Hauptstraße, die A2 wieder zu finden.
Auf der Fahrt an der Westseite des Mt.Kenias, der sich in Wolken hüllt, kommen wir nach Naro Maru. In einem Education Centrum können wir stehen. Es gibt saubere Toiletten und Duschen ohne elektrische Duschköpfe. 600 KSH pP kostet der Stellplatz auf gepflegten Rasen.
S 00.18025 E 037.07524
Wir sitzen dort am Äquator in 2200m Höhe und frieren nachdem die Sonne untergegangen ist, sehen das Kreuz des Südens und hören in der Ferne einen Frosch knarrquaken. (Es hat schon lange nicht mehr geregnet. Ist die Schlechtwettertour vorbei?)
Ein Frosch kommt näher und knarrquakt. Und dann knarrquakt ein monströser Ochsenfrosch laut wie ein Presslufthammer direkt über uns im Baum, gefolgt von einem elenden Gejammer. Wir fallen bald vom Stuhl. Ich hole die Maglight und beleuchte den Baum, finde aber nichts. Angelockt durch das Gefunkel, kommt Simon der Nachtwächter und erklärt auf meine Frage, das sei weder Frosch noch Vogel, sondern ein Tier (aha) groß wie eine Katze und sähe aus wie eine fette Ratte (aha). Sie schreien, wenn sie den Mond sehen (aha)
Als hätte die fette Ratte es gehört knarrquakt sie wieder und jammert dazwischen, die Antwort einer anderen fetten Ratte folgt aus einem anderen Baum. Wir befürchten ein nächtliches fette Rattenkonzert, was glücklicherweise ausbleibt. Nur gegen Morgen knarrquakt es noch einmal jämmerlich aus dem Baum.


 

Tag 599
18.05.2013

Hyrax, so heißen die fetten Ratten, erfahre ich als ich die Übernachtung bezahle. Wir kennen sie seit Namibia unter dem Namen Klippschliefer oder Dassi und sie sind nahe Verwandte des Elefanten. Allerdings haben wir sie noch nie knarrquaken hören.
Wir sehen die Batia-Spitze des Mt.Kenia und es liegt Schnee dort oben. Kurz darauf überqueren wir das letzte Mal auf dieser Fahrt den Äquator nach Norden bei
S, N 00.00000 E 037.07030. Fast schon wieder zu Hause.
Nachdem wir den Mt.Kenia hinter uns gelassen haben, ändert sich die Landschaft. Es gibt wieder Schirmakazien, die ersten Kamele sind zu sehen, die Gegend wird arider, der Landbau verschwindet. Es gibt Ziegen- und Rinderherden im dornigen Busch.
Nanyuki ist die letzte große Stadt. Hier machen wir den Zusatztank voll. Wir tanken 150 l und kaufen noch einmal im Nakumatt Supermarkt ein.
Wir fahren weiter auf nagelneuer Asphaltstraße nach Isiolo. Die Stadt besitzt eine schöne Moschee, im maurischem Stil und beinahe nebenan eine Kathedrale, die an eine Festung erinnert. Innen befinden sich wirklich sehenswerte Fresken, die das Leben Moses aufzeigen. Eine Predigerin ist dabei ihre weibliche Gemeinde anzubrüllen. Lautstärke und Intonisation deuten darauf hin, dass sie ihnen das Höllenfeuer beschwört.
Isiolo Rangeland Camping.
N 00.29190 E 037.55732
Auf dem Campground werden Körner und Kaffebohnen getrocknet. Die Toilettenanlagen werden uns aufgeschlossen: elektrische Duschköpfe!
Es ist der Abend vor Pfingsten. Um 18:00 Uhr beginnt lautstark die Musik und kurz darauf der Hallelujaschreier. Das kennen wir und wissen, dass nach 2 Stunden das lobpreisende Gebrüll aufhört. Denkste. Die Musik beginnt wieder, die Lautsprecher krächzen durchgebrannt, die Rückkopplungen lassen das Blut gefrieren. Ein Film wird vorgeführt, vermuten wir zumindest; denn eine sonore Stimme ist zu hören, unterbrochen von Schlachtenlärm oder Gelächter oder Gesang. Filmmusik dröhnt über den Platz. Es ist so laut, das wir schreien müssen, um uns zu verständigen. Wir gehen über den finsteren Platz, um die Quelle des Getöses zu sehen. Nur gut, dass ich meine Stirnlampe auf dem Kopf habe, denn ich bleibe mit der Stirn in den Stacheln einer Akazie hängen. Bei meiner Befreiung sticht sich Sigrid und der Stachel steckt in ihrem Fell. In Richtung Krach sehen wir nichts außer einigen Lampen. Aus der anderen Richtung dröhnen die Bässe der Disco zu uns herüber, 30 Minuten lang immer dasselbe Gewummere. Sigrid heult vor Wut, als das Getöse um 21 Uhr immer noch andauert. Afrika geht ihr zunehmend auf den Keks.
Wir gehen ins Bett, der Film kommt zum Orgasmus. Der Toyo bebt. Sigrid liest noch im Bette, an Schlaf ist nicht zu denken. Der Film ist aus, der Hallelujahschreier ist wieder an der Reihe und kommentiert das Theater Gott sei Dank nur kurz. Ruhe, Halleluja. Wir kommen zu der Erkenntnis, dass die Hallelujaschreier genauso impertinent sind, wie die Allahu Akbars und beschließen zu einer stillen Religion zu konvertieren.

 

 

Tag 600
19.05.2013 (Pfingstsonntag, 1. Tag Turkanaroute))

Wir stehen früh auf, haben wir doch die erste Piste der Turkanaroute vor uns.
Ein Typ kommt auf den Campground und beginnt einen armdicken Schlauch aus dem Boden zu zerren, während ich dusche. Ich höre ihn unter der kalten Dusche (elektrischer Duschkopf) auf dem Dache rumkraxeln. Er will die Wasserbehälter auf dem Dach auffüllen und pumpt durch den Schlauch das Wasser nach oben.
Kaum bin ich wieder am Toyo setzt ein Sturzregen nur über dem Eingang zu den Duschen ein. Der Schlauch ist undicht, was uns nicht verwundert. Sigrid zieht mit dem Regenschirm los, um trocken durch den Eingang zu den Duschen zu gelangen und verfängt sich in der stachligen Akazie, sie muss befreit werden. Mit aufgespannten Regenschirm schlüpft sie durch die Tür und bekommt unter der Dusche ihren üblichen elektrischen Schlag. Auf dem Rückweg passt der aufgespannte Schirm nicht durch die Tür und Sigrid steht im Sturzregen und ist nass wie ein Pudel. Es reicht ihr. Ich entdecke den Regenmacher auf dem Dach. Er hat es sich auf einem Stuhl bequem gemacht und sitzt in der Sonne. Mir reicht’s auch, und ich brülle ihn an, er soll sofort den Wolkenbruch abstellen, damit ich trocken zum Klo komme. Erschrocken kommt er herunter, dreht das Wasser ab und verschwindet betreten.
Wir fahren über Archer´s Post und verlassen die Asphaltstraße, die nach Moyale in Äthiopien führt. Eingedenk des dringlichen Rates von Martin, reduziere ich den Reifendruck für die Pistenfahrt hinten auf 2,2 und vorne auf 1,9 bar. Martin sei Dank haben wir keine einzige Reifenpanne gehabt.
Die Piste lässt sich anfangs gut fahren, bis es in die Berge geht. Hier wird sie steinig und hart, wir müssen sehr langsam fahren. Unterwegs begegnen uns zahlreiche Massai mit Speeren und Kurzschwertern. Sie sehen in ihren roten Umhängen sehr martialisch aus.
Wir kommen in Maralal an. Für die 192 km brauchen wir etwas über 6 Stunden. Wir fahren durch den Ort. Die Hauptstraße ist nur mit hochbeinigen Allradfahrzeugen zu bewältigen
Wir übernachten im Yare Camel Camp auf einer Wiese. Die Plumpsklos sind derart verdreckt, dass Sigrid lieber hinter den Klos in den Busch geht.
Die Duschen sind wieder mit den Elektroköpfen ausgestattet und ich finde eine stromführende Steckdose, an der wir den Kühlschrank anschließen können. Es kann uns keiner sagen, was wir bezahlen sollen, weil der Chef in der Stadt ist.
N 01.05875 E 036.71081
Wir schlafen hier recht gut und ungestört.


 



 

Tag 601
20.05.2013 (2. Tag Turkanaroute)

Wir stehen früh auf, die Besitzerin kommt in Eile und kassiert 1000 KSH. Wir bewundern die zahlreichen Kamele, die hier auf der Lodge für das Kamelrennen im September trainiert werden.
Heute geht es auf die berüchtigte Turkanaoute. Nach den Erzählungen erwarten wir wenigstens 4 Reifenpannen, Verirrungen und Überfälle der räuberischen Turkanaleute. Meinen Bruder rufe ich an und bitte ihn, Guido Westerwelle und sein auswärtiges Amt zu informieren, sollten wir uns nicht bis zum 10.Juni gemeldet haben, oder sollte sich jemand in unbekannter Sprache an unserem Notfallhandy melden.
Vorsichtshalber tanken wir den Zusatztank noch einmal voll, dann geht es auf die Piste, heraus aus der Stadt. Dieses Stück der Piste ist das schlimmste. Die Piste ist ein wenig präpariert worden, eine Pistenkratzmaschine ist lustlos im Einsatz. Wir kommen gut voran. Tracks4Africa gibt im Navi die Route vor, so dass wir keine Orientierungsschwierigkeiten haben. Wir kommen nach Baragoi und finden hier eine Tankstelle, wissen aber nicht, ob sie Sprit hat. N 01.78319 E 036.78795
Es geht in die Berge, die Piste wird wieder steinig und eng.
Vor uns fährt ein überbreiter Auflieger mit einem Bagger, dessen Ketten noch an den Seiten über den Auflieger reichen. Mir ist es schleierhaft, auf welche Pisten sich die Jungens mit ihren LKWs trauen. Auf dem Bagger und dem Auflieger klammern sich etliche Leute fest. Es geht einen kleinen Berg hinab, als die rechte Tür am Fahrerhaus geöffnet wird und ein Mann während der langsamen Fahrt des Monstertrucks herausspringt. Er klettert, der LKW fährt weiter, geschwind auf den Auflieger und springt mit einem Felsblock wieder ab. Mit diesem Felsen rennt er hinter dem Lkw her, überholt ihn bis vor die beiden Hinterachsen und schmeißt den Felsbrocken vor die Hinterreifen. Der LKW überrollt den Brocken klaglos und wird schneller. Der Mann rast hinterher, der LKW wird noch schneller und fährt rechts einen Eseltrampelpfad hinauf, bricht einige Sträucher ab und steht. Das rechte Vorderrad steht gerade noch halb auf dem Pfad. Erst jetzt wird uns klar, dass bei dem LKW die Bremsen versagt haben und er mit dem Felsen gebremst werden sollte. Hätte der Fahrer nicht den Eselweg gefunden, wäre der Zug unweigerlich in der nächste Kurve den Abhang hinabgestürzt. Als wir vorbeifahren, stehen die Leute erschrocken neben dem Wagen und sind blass, soweit wir das bei der schwarzen Haut feststellen können.
Wir kommen nach South Horr, wo wir eigentlich übernachten wollten. Der Ort liegt unter Palmen in einem Trockental und strahlt eine gemütliche Ruhe aus. Die Leute sitzen unter ihren Palmen und dösen. An der sandigen Hauptpiste gibt es einige Schilder, die auf Campgrounds hinweisen. Wir sind bereits mittags hier, viel schneller, als wir angenommen haben und beschließen, noch eine Etappe bis Loyangalani zu fahren. Die Beschreibung der Route unserer unbekannten holländischen Freunde ist gruselig. Von tiefen sandigen Flussbetten ist dort die Rede, in denen man um Himmels Willen nicht anhalten darf. Es gibt die sandigen Flussbette mit tiefen Fahrspuren, die ohne Schwierigkeiten zu bewältigen sind. Fahrtechnisch bietet auch diese Piste keine Schwierigkeiten. Es begegnen uns die ersten Turkanaleute, von denen einige tatsächlich ihre Kalaschnikow als Spazierstock benutzen. Es ist schon seltsam, halbnackte Menschen mit AK 47 zu treffen. Wir hatten an der Tankstelle in Maralal Kautabak und Soda gekauft, was die Turkana lieben, um notfalls ein Gastgeschenk zu haben.
Die Piste hinab zum Turkanasee hat es in sich. Es geht steil bergab über Lavabrocken. Der See liegt unter uns wie ein Türkis, der Wind wird zum Sturm und bildet Schaumkonen auf dem Wasser. Wir müssen so langsam fahren, dass uns die Schmetterlinge überholen und kommen in einen Landschaft, die sich ein Hollywood-Regisseur für einen Endzeitfilm ausgedacht hat. Es gibt keinen Baum oder Strauch, nur schwarze Lavabrocken, die manchmal von Wüstenlack überzogen, in der Sonne glänzen. Auch am Seeufer gibt es keinen Bewuchs, aber kugelige Hütten aus Stroh, die manchmal mit Plastikplanen abgedeckt sind und schimmern wie Gewächshäuser. Hier leben nach dem Armageddon tatsächlich Menschen.
In Loyangalani gibt es eine Süßwasserquelle und deshalb einen kleinen Ort mit Palmen und Büschen. Dem Rat der unbekannten holländischen Freunde folgend, fahren wir zur Palm Shade Lodge.
N 02.75623 E036.72124
Wir sind 211 km gefahren in knappen 10 Stunden.
Die Zufahrt zum Campground wird blockiert durch einen LKW und einem Methusalemlandrover, dessen Schlüssel man nicht findet. Also muss der LKW-Fahrer herantelefoniert werden, damit er sein Gefährt fortfährt.
In der Lodge gibt es kaltes Bier, dass uns die Wartezeit verkürzt. Endlich kommt der Fahrer und rangiert seinen LKW rückwärts aus der engen Einfahrt, während er gleichzeitig, halb aus dem Fenster hängend, telefoniert. Ein wahrer Künstler. Wir stehen an einem Banda, unter dessen Dach wir kochen und sitzen. Wasser gibt es nur in den sauberen Duschen.
Es muss wohl vorher noch kräftig geregnet haben; denn den Platz zieren tiefe Fahrspuren. Ich handele mit dem Besitzer einen Preis für die Übernachtung aus, was, wie sich am nächsten Morgen herausstellte, von mir völlig missverstanden worden war; denn wir zahlen 1000 KSH.
Obwohl der Platz mitten im Dorf liegt, ist es erstaunlich ruhig.



 

Tag 602
21.05.2013 (3. Tag Turkanaroute)

Wir fahren wieder früh los und fahren am See entlang auf den Lavabrocken. Hinter Loyangalani gibt es etwas Bewuchs, auch die ersten Schirmakazien haben sich in den Lavafeldern angesiedelt. Es gibt kleine Kugelhüttensiedlungen und bettelnde Menschen. Das Navi führt uns sicher durch einige Pistenkreuzungen. Es sind Trockenflüsse zu durchfahren, die teilweise sehr steile Abstiege und Aufstiege besitzen. Es besteht die Gefahr, dass der Toyo aufsetzt. Die Piste wird sandiger, so dass ich manchmal im 4. Gang fahren kann. Es kommen zahlreiche Querrillen, die zum Abbremsen zwingen. Die Piste verlässt den See und klettert wieder in die Berge. Wir kriechen wieder über die Lavabrocken. Der Heißluftwind bläst ununterbrochen mit 40° ins Fenster.
Wir kommen zum Gate des Sibiloi-Nationalpark, dem nördlichsten und einsamsten in Kenia. Die Ranger freuen sich ehrlich, als wir am Tor auftauchen. Wir bezahlen 6400 KSH (64 Eur) Eintritt, Auto und Campground. Die Ranger weisen uns einen Platz in der Nähe zu, weil wir am nächsten Tag weiter am See entlang nach Norden fahren wollen. Die Piste sei befahrbar, so verkünden sie, aber ohne Führer sei es schwierig. Ich zeige ihnen das Navi und sie sind zufrieden.
Der Rocodoni Campground liegt malerisch direkt am Trockenfluss. Es sieht hier ein wenig so aus, wie am Hoanib in Namibia. Der Platz besteht aus einem Plumpsklo, das selbst uns hartgesottene Afrikaner nicht zum Verweilen verführt. Mit dem nackten Hintern hockend im stacheligen Busch, ist allemal besser.
Es ist schön mal wieder alleine im Busch zu stehen und wir genießen die Ruhe.
N 03.67869 E 036.29115
Wir sind heute 143 km in 8 Stunden gefahren.

 

Tag 603
22.05.2013 (4. Tag Turkanaroute) (Elisabeth, meine liebe Schwiegermutter hat Geburtstag, herzlichen Glückwunsch)

Auch heute stehen wir früh auf und genießen den Sonnenaufgang (wir!)
Wir fahren vorbei am versteinerten Wald, den wir nicht suchen und besuchen, nach Koobi Forat auf schlechter sandiger, manchmal steiniger Piste. Wir fahren im Allrad, hauptsächlich um die Hinterreifen zu entlasten. Unsere Maxxis-Reifen bauen ab. In Koobi Forat stehen einige Hütten und einige Landrover-Wracks und es gibt einige Leute in T-Shirts, die von unserem Erscheinen nicht sonderlich begeistert sind. Deshalb fragen wir auch nur, ob die Piste weiter am See entlang befahrbar ist. Unsere unbekannten holländischen Freunde hatten uns einen Track fürs Navi hinterlassen. Sie sei befahrbar, aber wir sollten doch besser einen Führer nehmen. Wir verweisen wieder auf unser Navi und fahren weiter. Leider ist es nicht möglich, dicht an den See zu fahren. So sehen wir keines der Riesenkrokodile, die sich hier im Sodawasser tummeln sollen.
Die Piste am See ist manchmal etwas schwer zu finden. Es gibt sandige Passagen, steinige Geröllpassagen und manchmal ist sie vom Fluss weggespült, was Umfahrungen notwendig macht. Insgesamt bietet sie keine Schwierigkeiten und wir kommen flott voran. Wir verlassen irgendwo den Sibiloi Nationalpark. Wir merken es an tieferen Pistenspuren und wir begegnen einem Auto. Die sandigen, gut und schnell befahrbaren Pisten verzweigen sich, die Orientierung ist durch Tracks4Africa nach wie vor problemlos. Wieder sind wir viel zu früh zum Übernachten in Illeret. Hier gibt es eine Missionsstation, auf der eine Übernachtung möglich sein soll. Wir beschließen auch hier noch weiter zu fahren.
Die unbekannten holländischen Freunde beschreiben die Piste von Illeret nach Omorate als die übelste der gesamten Tour. Wir empfinden sie als gut befahrbar, allerdings käme man ohne Allrad nur schwer durch die Trockenflussbetten.
Bei N 04.45480 E 036.23030 ist eine Schnur zwischen zwei zerfallenden Häusern gespannt. Zur Markierung der Schnur sind zerrissen Plastiktüten angebunden. Im linken Haus lungern Schnösel, aus dem rechten strömen Kinder. Die kleinen wollen betteln, kreischen aber das einzige englische Wort, das sie kennen, Police. Ein Schnösel löst sich aus der lungernden Gruppe und kommt zum Auto geschlendert. „Passport“. Ich frage, wer er denn ist und bekomme zur Antwort „Police, Passport“ Ich frage nach seinem Ausweis, hat er nicht. Kein Ausweis, kein Passport! Er weist lässig in Richtung Kenia und bedeutet, wir sollen zurückfahren. Gut er hat gewonnen, ich klettere aus dem Auto –und bin völlig unbegründet sauer. Den aufgeschlagenen Pass halte ich ihm unter die Nase und frage, ob auch das Dutzend Kinder, die um uns stehen, „Police“ seien. Der Policeschnösel lässt sich nicht provozieren und gibt mit unnachahmlich lässiger Geste den Weg frei. Wir sind in Äthiopien.
Die Piste nach Omorate ist gut befahrbar, allerdings drückt jetzt langsam die Zeit. Vor dem Ortseingang ist wieder eine Schnur gespannt. Dieses Mal sitzt eine Uniformierte am anderen Ende der Schnur und zeigt uns das Gebäude der Immigration gegenüber. Wir stellen das Auto ab und der Immigrationsbeamte kommt, begrüßt uns freudig und beginnt seine Papier zu suchen. Er findet sogar den Einreisestempel, erstaunlich, weil seine Brille fast völlig zerkratzt und blind ist. Das Datum muss eingestellt werden, ja, wir schreiben das Jahr 2013! Den Stempel probiert er aus und stempelt unsere Pässe, in dem er sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Stempel stützt. Und es gibt hier seit neuestem auch einen Zoll, der unser Carnet abstempeln kann. Der Zollbeamte wird gerufen, ein Zwerg kommt, der isses nicht, sondern der große in dem T-Shirt der kenianischen Fußballmannschaft und im Rock. Er kennt sich mit dem Carnet aus und füllt zusätzlich ein Zollpapier aus, in dem die Kameras und das Laptop eingetragen werden. Dann suchen er und der freundliche Zwerg die Motornummer des Toyos, natürlich ohne Erfolg. Ja, wir müssen Geld wechseln. Unser freundlicher Zollbeamter telefoniert und meint dann, er kann uns zum Schwarzgeldwechsler bringen. Ohne seinen Dienstausweis am Bande geht er vor uns her ins Dorf zu einer Art Kneipe. Im Hinterhof kommt dann ein großer freundlicher Dicker. Wir zählen das Geld vor, er nimmt es und verschwindet. Wir sitzen mit dem Zollbeamten auf einer Baustelle im Hinterhof, hinter einem Dornenzaun fließt der braune breite Omo. Irgendwann, uns läuft die Zeit davon, kommt der freundliche Dicke wieder mit einer Plastiktüte voller Geld. Die Scheine sind so abgegrabbelt, dass die Ziffern darauf kaum zu erkennen sind. Wir packen ein und fahren aus Omorate (Piste mit Mittelstreifen) hinaus. Der Zöllner scheint etwas enttäuscht zu sein, dass er nichts erhalten hat. Wir gehen allerdings davon aus, dass er vom Schwarzgeldwechsler am Gewinn beteiligt wird. Hier im Ort bekommen wir den ersten Eindruck von Äthiopien. Sobald wir als Weiße erkannt werden, beginnt ein Schreien und Pfeifen nicht nur von den Kindern, sondern auch von Erwachsenen, die betteln.
Zur Murelle Lodge wollen wir. Das Navi weist uns den Weg auf eine Piste, die Homo Erectus das letzte Mal befahren hat. Anfangs kommen wir noch an den Hamer-Leuten vorbei, deren Frauen barbusig mit Topfhaarschnitt und Felllendenschurz durch die Gegend laufen, dann wird es einsam, die Piste ist nicht mehr zu erkennen und wir beschließen im Busch zu übernachten.
Wir sind heute 185 km in 9 Stunden inklusive 2 Stunden Einreise und Geldwechsel gefahren.
Wir werden weder von Menschen noch von Vieh gestört und genießen unser Buschcamp in dieser so gefährlichen Gegend.
N 04.90081 E 036.16124