Tag 550
30.03.2013 (heute hat unser Freund Lutz Geburtstag, herzlichen Glückwunsch)

Wir verlassen unser Fort (Boma) und suchen auf dem Markt von Biharamulo nach ein paar Dosen Bier. Ein unverschämter Preis wird verlangt. Wir kaufen ein Sixpack, weil wir die Grenze nach Rwanda überqueren und nicht wissen, wo wir wieder Bier kaufen können. Unseren Vorrat an Plastiktüten verstecken wir im Bett. Der Gebrauch von Plastiktüten ist in Rwanda verboten (siehe Rep.Congo).
Die Straße, die wir zur Grenze fahren ist in unserer Karte besonders gekennzeichnet. Sie sollte nur in Militärbegleitung befahren werden. Es gibt kein Militär, keine Kontrolle, dafür nagelneuer Asphalt. Am Grenzübergang wird gebaut, wir finden ihn nicht sofort und fahren durchs Dorf Rusumo, begleitet von den „money, money“ Schreien der Kinder.
Über eine Brücke, nebenan tobt ein großer Wasserfall, kommen wir an die Grenze und finden ungewöhnlich schnell den Schalter für die Ausreise aus Tanzania. Zettel ausfüllen, den keiner interessiert, Stempel in den Pass, das war´s.
Die Zollbaracke für die Abstemplung des Carnets ist schwerer zu finden. Es stehen so viele LKWs davor, dass wir Mühe haben sie zu finden. Es beginnt zu regnen. Die Abstemplung des Carnets klappt genauso gut. Draußen kommen die Geldwechsler. Klug geworden durch den Diebstahl bei der Einreise nach Tanzania, wechseln wir nichts. Wir fahren durch den Schlagbaum nach Rwanda. Es gießt. Hier gibt es modernste Scannerhallen für LKWs, in denen der gesamte Lastzug durchleuchtet werden kann. Es gießt stärker. Ich finde eine Bank, parke den Toyo blind vor Regen zwischen den LKWs und sprinte mit den Tanzania Shillingen zur Bank, um zu wechseln. Die kleine Bankhalle ist brechend voller Menschen, die Tür verschlossen. Klitschnass rüttele ich, ein 20kg Feuerlöscher, der die Tür zuhält, wird beiseite geräumt, ich schwappe zwischen die am Boden sitzende Schar von Menschen und frage höflich, ob die hier schlangesitzen. Nein, sie schützen sich nur vor dem Regen. Geldwechseln könne ich hier nicht, dies sei eine Bank, keine Wechselstube. Der Feuerlöscher wird wieder zur Seite geräumt, ich räume das Feld und stehe wieder im Regen. Den Toyo bugsiere ich nach Gehör aus der Lücke zwischen den LKWs und stelle ihn vor den Einreiseschalter. Unter dem Vordach drängeln sich auch hier die Leute. Wir sprinten mit unseren Unterlagen zum Schalter, füllen den Einreisezettel aus und erhalten einen kostenlosen Stempel in den Pass. Keine Visumgebühren für Deutsche, herzlich Willkommen in Rwanda! Genauso problemlos bekommen wir das Carnet abgestempelt und fahren durch den Schlagbaum. Bei diesem Regen kontrolliert niemand mehr.
Vor einem Fortex-Büro, eine offizielle Wechselstube, parke ich den Toyo direkt hinter der Grenze. Im Friesennerz kommt ein Polizist und beschwert sich, dass ich nicht bei ihm an der Grenze angehalten habe. Ich sage ihm er soll warten, ich wechsle jetzt erst einmal Geld.
Ein Schnösel fängt mich ab und führt mich durch dunkle Bretterbudengänge in eine Bretterbude mit Schreibtisch und Rechenmaschine. Meine Shillinge werden gezählt, ein Kurs wird ausgehandelt und nachgerechnet und ich bekomme ein Riesenbündel an Rwanda Franc. 800 Rwanda Franc sind etwa 1 Euro.
Der Polizist ist weg, als ich aus der Bretterbude wieder rauskomme.
Wir sind in Rwanda, dem Land, wo vor 20 Jahren 75% der Bevölkerung versucht hat, die restlichen 25% abzuschlachten. Wir beäugen die Leute, die hier mit Machete spazieren gehen, misstrauisch.
Ganz in der Nähe ist der Akagera Nationalpark. Da wollen wir hin. Eine gute Asphaltstraße führt in die Richtung. Das Land ist dichtbevölkert. Wir haben noch nie so viele Menschen auf der Straße gesehen, wie hier. Die Straße führt durch ein einziges Dorf, Hütten und Häuser säumen die Straße, Menschen und Fahrräder in Massen. Jeder freie Fleck Land wird bewirtschaftet, Terrassen sind an den Hängen angelegt und es ist sauber, kein Müll an den Straßenrändern.
Wir haben einen solchen Hunger, dass wir hinter dem Abzweig zum Nationalpark, hinter einem Dorf, anhalten und im Auto unsere Früchte und Käse essen wollen. Sofort sind die Kinder da, die sich die Nase an den Scheiben platt drücken, um uns beim Apfelessen zu beobachten. Ein Fastschnösel kommt mit seinem Fahrrad und bettelt. Wir kommen uns vor, wie Fische im Aquarium, jeder Bissen wird uns in den Mund geguckt. Der Fastschnösel steht mit einem Bein auf der Stoßstange, um besser durch die Windschutzscheibe zu sehen. Mir reicht´s, ich starte den Motor und fahre los, der Fastschnösel springt weg, lässt sein Fahrrad los über dessen Vorderrad ich dann unbeabsichtigt fahre.
Wir fahren zum Eingang des Nationalparks und werden freundlich begrüßt. Sehr viele Gäste scheinen sie hier nicht zu haben, und auch uns können sie nicht gewinnen; denn als wir den Preis hören, den wir für den Eintritt und das Auto für einen Tag bezahlen sollen,
150 usDollar, drehen wir um und fahren weg. Die Ranger sind enttäuscht, wir sind sauer. Der Besuch von Nationalparks hat sich wohl erledigt.
Direkt am Akagera NP ist die Gegend nicht ganz so dicht besiedelt. Wir fahren eine Piste hinein und finden einen uralten Ziegenhüter mit seinem Urenkel. Den fragen wir, ob wir hier im Busch schlafen dürfen. Er versteht kein Wort, wir schütteln uns die Hände und grinsen alle.
Wir bugsieren den Toyo an die einzige Stelle in diesem hügeligen Gelände, indem er grade steht und wir nicht durchs Dornengebüsch klettern müssen, um einzusteigen. Der uralte Ziegenhirt beobachtet das aus angemessener Entfernung. Dummerweise steht der Toyo jetzt dicht an einer Wegkreuzung und es dauert keine 10 Minuten, schon sind die ersten Zuschauer da.
S 01.90140 E 030.67847
Wir stehen hier bereits um 16:00 Uhr, das heißt wir haben bis die Sonne untergeht um 18:30 Besuch.
Die Leute wechseln sich ab, lassen uns aber zufrieden und stehen in Gruppen von vier, fünf Leuten auf dem Weg und beobachten uns. Ich versuche mit einigen zu sprechen, sie verstehen kein Englisch. Wir verstecken uns hinter dem Toyo, was zwei Fastschnösel veranlasst auch hinter das Auto zu kommen und es sich in zwei Meter Entfernung bequem zu machen. Sie sprechen kein Wort Englisch, aber halten tatsächlich durch, bis die Sonne untergeht. Es ist ziemlich doof, bei Dauerbeobachtung zu kochen.
Es ist dunkel, alle sind weg. Wir beschließen vor Morgengrauen aufzustehen, um die Möglichkeit zu haben, den Morgenschiss unbeobachtet zu verrichten.
Unser Macheten nehmen wir nach langer Zeit mal wieder mit ins Schlafzimmer und schlafen gut und ungestört bis zur Morgendämmerung.

 


 

Tag 551
31.03.2013 Ostersonntag

Früh, ganz früh sind wir auf. Es ist noch dunkel, zu früh für eine erleichternde Defäkation.
Damit es schneller geht, kommt die neuerstandene Kaffeemaschine zum Einsatz und es wird Müsli gegessen. Es wird hell und da sind sie schon wieder. Eine ältere Dame mit einem großen Bündel auf dem Kopf und Mann im Anzug an ihrer Seite, kommt und meckert. Wir verstehen kein Wort.
Die Zuschauermenge wir größer, einer hat sich strategisch auf eine Felsen über dem Toyo gesetzt, er hat den besten Überblick. Wir packen ein und fahren mit zusammengekniffenen Hinterbacken bereits um 7:30 Uhr durch die Menge davon.
Auf guter Asphaltstraße fahren wir in Rwandas Hauptstadt Kigali. Die einige Campingmöglichkeit, die unser Navi uns zeigt, ist die „One Love Lodge“. Wir sind dort am Vormittag. Die Lodge liegt ziemlich zentral im hügeligen Kigali. Es ist ein großes Gelände mit vielen Hütten und Katzen und angeschlossener Prothesenwerkstatt und vielen Behinderten, die hier arbeiten (Opfer des Genozids?)
Wir kündigen an, dass wir am Abend wiederkommen und suchen das Genozid Memorial. Unser Navi führt uns etwas in die Irre und von der vierspurigen Prachtstraße mit vielen Botschaften in das Bretterbudenviertel. Es hatte geregnet, die Straßen hier sind Schlammpisten mit tiefen Auswaschungen. Sigrid muss raus in den Schlamm und die Freilaufnaben sperren, damit wir mit Allradantrieb die schlammigen Steigungen schaffen. Mittendrin im Schlamm findet eine Hochzeit statt. In bestem Zwirn stapfen die Gäste durch die Mocke und keiner stört sich daran.
Wir finden endlich die Gedenkstätte. Um diese nationale Gedänkstätte zu besuchen, wird eine Eingangskontrolle wie aud dem Flughafen durchgeführt. Mein Schweizer Messer darf ich ebenso wenig mitnehmen, wie den Leatherman.
An der Rezeption bekommen wir einen Audioführer in Deutsch. Der Eintritt ist frei, der Führer kostet.
Das Außengelände wird geprägt durch Gärten, die bestimmte Symbolik ausdrücken und durch die Massengräber. 250000 Tote sind hier unter rissigen Betonplatten beerdigt. Leider ist die ganze Anlage ungepflegt, die Gärten beginnen zu verwildern, die Kieselwege vergrasen, der zentrale Brunnen, der das Leben symbolisieren soll, ist trocken.
Ein Rundweg führt durch das Gebäude. Die Umstände, die zum Genozid führten. Der Völkermord wird dann dargestellt. In annähernd 100 Tagen töteten Angehörige der Hutu-Mehrheit etwa 75 Prozent der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit sowie moderate Hutu, die sich am Völkermord nicht beteiligten oder sich aktiv dagegen einsetzten. Die Täter kamen aus den Reihen der ruandischen Armee, der Präsidentengarde, der Nationalpolizei (Gendarmerie) und der Verwaltung. Die Morde kosteten zirka 800.000 bis 1.000.000 Menschen das Leben, die niedrigsten Schätzungen gehen von mindestens 500.000 Toten aus. In Rwanda wird von 2000.000 Toten ausgegangen.
Die ausgestellten Bilder sind erschreckend. Persönliche Kleider und Gegenstände der Opfer werden ebenso gezeigt, wie von Machetenschlägen gespaltene Schädel. Am Ende des Rundganges kommt ein Rückblick auf andere Völkermorde wie der an den Armeniern, Hereros, und natürlich dem Holocaust.
Im ganzen Land sind Gedenkstätten errichtet worden, die daran erinnern sollen.
In einer Kneipe in einem ziemlich vergammelten nie fertig gebauten Hochhaus trinken wir im Regen noch ein Bier, um das Gesehene zu verdauen.
Wir fahren zurück zum „One Love“ und bekommen einen Stellplatz auf dem Parkplatz zugewiesen.
S 01.94832 E 030.07526
Eine Hütte wird uns aufgeschlossen mit kalter Dusche und Toilette. Auf dem Parkplatz herrscht der übliche Verkehr mit an-und abfahrenden Autos, Gehupe, Geschnatter, Gebrülle.
Wir essen im Restaurant, das Kochen auf dem Platz wäre zu lästig.
Die Nacht ist entsprechend. Lautes Geplapper der Wachleute, Hundegebell, Autos, Krach aus der Disco und um 3:00 Uhr nachts ein handfester Streit vor dem Toyo. Ich brülle aus dem Auto, was die Tussi, die sich mit zwei Typen, davon einer im Auto, mit dem er hin und her fährt, nicht im geringsten stört. Hätten wir doch vorher den Bericht unserer unbekannten holländischen Freunde gelesen, denen vor zwei Jahren das Gleiche hier passierte.


 

Tag 552
01.04.2013

Wir wären eigentlich gerne noch in Kigali geblieben, doch noch so eine Nacht würde ernsthaft unsere Gesundheit schädigen. Wir verlassen „One Love“ und finden ein tolles Einkaufszentrum. Unsere Fußmatte, die üblicherweise vor dem Toyoeingang liegt, haben wir wohl irgendwo vergessen. Hier finden wir eine neue und mal wieder alles, was der verwöhnte Mitteleuropäer so benötigt.
Wir fahren auf der guten Straße durch das hügelige Rwanda, ständig so um 1500m hoch, nach Butare, was unser Reiseführer empfiehlt. Hier gibt es eine große Kathedrale, von einem Deutschen Frere erbaut und das Nationalmuseum und die größte Universität von Rwanda.
Am Ibishotel soll man campen können. Dort wird gebaut. Das Hauptgebäude versteckt sich hinter einem Bauzaun aus Wellblech. Wir kurven auf den Hof. Klar, kann man hier campen, auf dem Hotelparkplatz, der durch die Bautätigkeit noch etwas enger geworden ist. Wir verzichten aufs Schlafen im Auto und nehmen uns ein Zimmer für 23000 RFranc. Das Zimmer hat einen kleinen Flur, liegt direkt an der Ecke, was eine Geräuschkulisse verspricht.
S 02.60228 E 029.74225
Butare bietet einen Campus und sonst ein typisches ostafrikanisches Flair. Wir finden eine miese Kneipe und trinken mal wieder Primusbier, unsere bevorzugte Marke ehedem in Rep. Congo.
Da wir viel und gut in Kigali eingekauft haben, müssen wir kochen. Wir schleppen den Kocher in den Flur und brutzeln, obwohl Schilder darauf hin weisen, dass das Kochen im Zimmer verboten ist. Wir kochen ja im Flur und fühlen uns nicht angesprochen.
Der Parkplatz füllt sich immer mehr, eine Gesellschaft fällt ein, wir sind froh, ein Zimmer genommen zu haben und schlafen recht gut.
Sigrids Geschwür am linken Bein behandele ich jetzt mit uraltem Penicillinpuder. Es wird größer, während die anderen langsam schrumpfen.


 

Tag 553
02.04.2013
(Heute hat unser Freund René Geburtstag, herzlichen Glückwunsch. Er hat uns maßgeblich von Deutschland aus unterstützt, ohne ihn wären wir nicht so weit gekommen.)

So sehr reißt uns Butare nicht aus den Socken, dass wir hier länger bleiben wollen. Nach dem im Zimmerpreis inbegriffenen Frühstück fahren wir ins Nationalmuseum. Wir können alleine durch die Ausstellungsräume laufen, oder mit einem Führer. Der Führer ist etwas enttäuscht, dass wir auf ihn verzichten. Es ist so eine Art Heimatmuseum, in denen Werkzeuge und Gegenstände des täglichen Bedarfs ausgestellt sind, die letztlich so immer noch benutzt werden. Ganze Hütten sind aufgebaut, die besichtigt werden können und die es letztlich so immer noch auf dem Lande gibt.
In einer Stunde sind wir durch.
Der Geldautomat bringt mich dann in Schwierigkeiten. 200000 RwF will ich haben. Das Ding rattert und macht, hinter mir steht ein Schnösel. Der Automat rückt die Karte wieder raus und sagt ich soll mein Geld nehmen. Nix tut sich, die Geldklappe bleibt zu. Der Schnösel sagt, ich solle mal warten. Ich warte 10 Minuten, nichts tut sich. Auch der Schnösel wartet. Was soll ich tun? Ich muss in die Bank, um zu sagen, dass die Kiste meine Knete nicht rausrückt. Ich rase los. Am Bankschalter soll ich mich anstellen. Der Sicherheitsmann hilft mir. Den Schalterfritzen interessiert das überhaupt nicht, dass mein Geld im Automaten steckt. Ich flitze wieder zum Automaten und da kommt mir der Schnösel entgegen und hat 200000 RwFranc, ein Vermögen für ihn, in der Hand. Er sagt, ich sei zu ungeduldig und hier sei mein Geld, ich soll es nachzählen. Tue ich nicht, er möchte nur meine Mailadresse haben, die ich ihm gerne gebe. Adams, so heißt er, studiert Civil Engineering, was immer das auch ist. Schon am nächsten Tag schickt er ein Mail, das ich gerne beantworte.
Im Transit fahren wir durch den Nyungwe-Nationalpark. Hier laufen nur noch sehr wenige Menschen auf der Straße entlang. Es geht durch dichten Regenwald und es beginnt zu regnen. Am Headquarter, mitten im Park, soll es einen Campingplatz geben. Wir suchen ihn nicht, es regnet. Auch werden hier Wanderungen zu den Schimpansen angeboten, die allerdings die Angewohnheit haben, zu verschwinden, wenn sich die Menschen nähern. Wir wandern nicht, es regnet. Am Straßenrand sehen wir einige Kolumbusaffen, die es sonst nur noch in Angola gibt.
Wir fahren nach Ruzisi, was nicht im Navi ist und nicht in der Karte zu finden ist. Stattdessen steht dort Kamemba. Die Stadt ist ziemlich groß, liegt am Kivu-See, direkt an der Grenze zu Burundi. In der Mitte des Sees verläuft die Grenze zur DRC (Zaire). Wir fahren bis zur Grenze, es gibt herrliche Ausblicke auf den See. Das anglikanische Guesthouse bietet uns an, auf dem Parkplatz zu campen. Das Guesthouse ist ein gepflegter Komplex aus einigen Gebäuden und Restaurant.
Wir stehen auf Verbundpflaster und bugsieren den Toyo so, dass wir einigermaßen gerade stehen und nicht von den anderen Autos eingepfercht werden. Leider wird es später doch noch voll auf dem Parkplatz und leider müssen die Fahrer alle rückwärts einparken, was größere Rangierarbeit bedeutet. Die Geräuschkulisse ist entsprechend.

 

Tag 554
03.04.2013
(Heute hat unser Freund Hans-Georg Geburtstag, herzlichen Glückwunsch.)

6:00 Uhr, Afrika erwacht. Der Landcruiser V8 eines wichtigen Gastes, der auf dem Parkplatz steht, muss gewaschen werden. Die Nacht ist vorbei. 6:45 Uhr, es beginnt zu trommeln. Die Trommel ersetzt hier die Glocke, die zum Frohlocken ruft. Der Gottesdienst beginnt pünktlich und laut, mit leidenschaftlicher Predigt, lautem Gesang begleitet von Trommeln. Halleluja!!
Der Hof wird gefegt. Was sollen die Feger mit uns machen? Wir sitzen beim Frühstück ihnen im Wege. Die Feger setzen sich auf ein Mäuerchen und warten. Das Unwahrscheinliche passiert. Da wir uns nicht von der Stelle bewegen und den Fegeplatz freigeben, geben sie tatsächlich die Wartestellung auf und verschwinden mit ihren Besen.
Der Ausblick auf den See ist so schön von unserem Platz, dass wir beschließen einen Tag länger hier zu bleiben.
Wir stellen den Toyo irgendwo in der Stadt auf einen Platz vor einer Bank. Banken werden in ganz Afrika ständig von schwer bewaffneten Wachleuten bewacht, die passen dann gleichzeitig auf den Toyo auf. Wir suchen Gemüse, simple Bohnen, Kartoffeln oder so etwas. Es gibt nichts, auch kein Hackfleisch, stattdessen könnten wir eine Rinderkeule kaufen, die so frisch geschlachtet ist, dass sie noch zuckt. Aber wir finden eine Kneipe mit Primusbier.
Gut, essen wir eben im Restaurant.
Zurück bei den Anglikanern dürfen wir uns ins Büro setzen, wo wir einen WiFi Empfang haben.
Die Polizei und das Militär okkupieren den Parkplatz. Schwerbewaffnete Soldaten laufen umher, immer mehr Polizeifahrzeuge kommen. Wir haben keine Ahnung, was der Spuk soll. Irgendwann sind alle wieder verschwunden.
Wir gehen ins Restaurant und bestellen ein Bier zum Essen. Wir sind Christen, bekommen wir zur Antwort, hier gibt es keinen Alkohol. So etwas kenne ich nur von den Muslimen, antworte ich ihm, hat nicht Jesus selber Wasser in Wein verwandelt, damit sich die Hochzeitsgesellschaft in Kanaan die Rübe zu kippen kann. Und was er denn denkt, was die Jünger auf dem Abendmahlbild, das an der Wand hängt, trinken, doch keine Coca Cola. Die kriegen wir aber jetzt zu dem tiefgefrorenen Fisch, den ich esse. Da ist der See vor der Haustür und der Fisch kommt aus der Truhe.
Später trinken wir unseren Wein am Auto.


 

Tag 555
04.04.2013

6:00 Uhr, Afrika erwacht. Der Landcruiser V8 eines wichtigen Gastes, der auf dem Parkplatz steht, muss gewaschen werden. Auch die Polizei- und Militärautos werden geschrubbt und ein Reifen gewechselt.
Wir verlassen die trockenen Anglikaner und fahren am Kivusee nach Norden. Wir wollen eine Piste nehmen, die möglichst dicht an dem wunderschönen See entlangführt. Ein Teil der Strecke nach Kibuye ist bereits asphaltiert, die Chinesen ackern am Rest der Strecke. Die Piste führt hoch in die Berge mit wunderschönen Ausblicken auf den See. Die Hänge der Berge werden bis in die Spitzen bewirtschaftet, manchmal sind Terrassen angelegt.
In Kibuye fahren wir am See entlang und entdecken an einer Stelle eine moderne Anlage der Amerikaner, die Methangas aus dem See gewinnt. Diese Seen im Grabenbruch sind alle so tief, dass sich Methangase aus der Verrottung des organischen Materials sammeln, die hier extrahiert werden.
Wir fahren zum Bethanie Hotel, das von den Presbyterianern bewirtschaftet wird. Es beginnt zu regnen und wir beschließen hier ein Zimmer zu nehmen. Es ist schlicht afrikanisch und sauber und kostet 28000 inklusive Frühstück. Neben uns wohnen junge Leute aus Deutschland, die in Kampala ihr freiwilliges soziales Jahr an einer Schule absolvieren. David zeigte seiner Mutter Rwanda. Er hatte vor einigen Jahren in Kigali gearbeitet.
Wir essen im Restaurant, welches wir nach einiger Sucherei endlich auf dem Gelände gefunden haben und sind erstaunt, wie viele Gäste es hier gibt. Wir machen den Deutschen Tisch auf.
Wir schlafen hier sehr gut.

 

Tag 556
05.04.2013

Wir verlassen die Presbyterianer, die sich nicht genieren, Alkohol auszuschenken.
Wir wollen so dicht wie möglich am See entlang nach Norden fahren.
Irgendwelche Motorradtaxichauffeure wedeln aufgeregt mit den Händen, als wir in die Piste einfahren. Nach einigen Kilometern üble Piste, wissen wir warum. Eine Brücke ist kaputt und wird vom Militär repariert. Ein Schnösel erklärt uns in schlechtem Englisch, aber äußerst wichtig, die Bewunderung der anderen genießend, wie wir an unser Ziel Gisenyi kommen.
Wir müssen zurück und fahren die Asphaltstraße, weit entfernt vom See über Gitarama. Ein Umweg von weit über 100km, der uns aber mit Sicherheit schnelle ans Ziel gebracht hat. In Gisenyi wird Französisch gesprochen! Im Rest des Landes kommen wir mit Englisch aus.
Schon vor Gisenyi fallen uns die Lavaströme auf und die Lavabrocken, die aufgeschichtet am Straßenrand liegen. Ein Bilderbuchvulkan überragt die Gegend. 2002 hat er die Lavaströme fließen lassen. Goma in DRC, die Nachbarstadt von Gisenyi war besonders betroffen, die Lava ist die Hauptstraße entlang geflossen und hat alles unter 3m Magma begraben.
Auch in Gisenyi holpern wir mühsam über Lavastraßen, die Gebäude sind fast alle nicht älter als 10 Jahre. Die Lava prägt das Stadtbild.
Am See soll es an einer Lodge die Möglichkeit zum Campen geben. Die Lage ist sehr schön, die Anlage gepflegt, doch wir müssten mal wieder auf dem Lavahotelparkplatz stehen. Von der anderen Lodge mit Campground sehen wir nur Bauzäune und die Abfahrt dorthin ist so steil, dass wir bei Regen nie wieder von dort unten aufsteigen könnten. Mitten in der Stadt gibt es ein Guesthouse der Presbyterianer, mit denen wir ja in ganz Afrika gute Erfahrungen gemacht haben. Wir stellen den Toyo auf den Lavaparkplatz und zahlen 20000 für ein Zimmer ohne Frühstück, weniger als wir auf den meisten Campingplätzen bezahlt haben.
S 01.69738 E 029.26196
Das Zimmer ist afrikanisch karg mit einer kleinen Terrasse.
Gisenyi hat eine Oberstadt mit vielen Läden und viel Betrieb und eine Unterstadt am See mit Strand und klasse Restaurants und Parks.
Wir essen bei den Presbyterianern im Restaurant vom Buffet, für kleines Geld. Die Fleischstücke oder der Fisch werden extra berechnet. Es gibt Bier!
Wir schlafen gut hier und beschließen hier zu bleiben.


 

Tag 557
06.04.2013

Wir lassen uns zum Frühstück Eier braten und fahren in die Stadt. Die tollsten UN und UNHCR-Fahrzeuge begegnen uns. Wir finden zwei Grenzübergänge nach DRC, nach Goma.
Dann stellen wir den Toyo auf den Parkplatz des TamTam und setzen uns ins Restaurant auf die Seeterrasse. Hier kann man doch tatsächlich Tretboote mieten mit einem Schwanenkopf als Galionsfigur. Einige Leute baden. Wir genießen den Seeblick, wir essen etwas und sind rechtzeitig unterm Dach, als es anfängt zu regnen.
Zurück bei den Presbytern ist am Abend das Restaurant geschlossen. Es ist Wochenende.
Ein freundlicher Presbytschnösel bringt uns in der Dunkelheit zu einem kleinen Restaurant, wir stolpern über Lavabrocken und balancieren über die knietiefen Pfützen. Auch in diesem Restaurant gibt es ein Buffet. Die Warmhalteschüsseln stehen in einer Art Kommode, in den Schubladen kohlt Holzkohle zum warmhalten. Authentisches Afrika, richtig schön.
Wir finden alleine zurück, stolpern nicht über das Kind, das urplötzlich zwischen den Platten auftaucht, die den Abflussgraben abdecken und schlafen noch einmal gut, in der Hoffnung, dass es am nächsten Morgen Frühstück gibt.

 

Tag 559
08.04.2013

Der Toyo springt nicht an! Die Batterien sind platt. Die Zeit, in der der Kühlschrank am Strom hing und wegen des Regens die Solarzellen keinen Strom lieferten hat ausgereicht, die Batterien zu entladen. Das ist nun das dritte Mal, dass das Auto nicht anspringt und wir beschließen, neue Batterien zu kaufen.
Der Huper vor dem Tore hilft uns. Mit unserem Überbrückungskabel bekommen wir den Toyo ans Laufen.
Wir fahren, immer noch bei bewölktem Himmel nach Kabale, einem kleinen Ort mit guter Infrastruktur und kleinen Supermärkten. (Nicht im Royal einkaufen, der in Traks4Africa gemarkert ist) Im Litle Ritz Inn sitzen wir auf dem Balkon und trinken ein Bier, als doch zwei Fastschnösel anfangen, am Toyo zu rütteln. Ich brülle den furchterregenden Ottschrei, die beiden erschrecken, lassen aber von ihrem schändlichen Treiben erst ab, als der Kellner in ugandisch mit ihnen schimpft. Die Bunyonyi Overlander Lodge liegt direkt am See und die Gebäude sind über ein großes Areal verteilt. Die Campmöglichkeit ist am entferntesten Ende des Lodge Areals. Es gibt nur eine Möglichkeit, den Toyo einigermaßen gerade zu stellen und das ist quer vor der Zeltwiese. Alles ist sehr gepflegt und sauber.
S 01.27223 E 029.93737
Ein kleiner Unterstand ist vorhanden, wir stellen den Toyo direkt davor und spannen unsere Plane über den Unterstand, weil zu viele Löcher im Dach sind.
Wir fühlen uns ganz wohl dort, als, Schreck lass nach, ein Overlandertouritruck durchs Tor kommt. Natürlich stellt er sich direkt vor uns, bläst uns die Auspuffgase ins Gesicht. Besetzt ist er allerdings nur mit vier Gästen, davon 2 Deutsche Frauen, die in Uganda 14 Tage Urlaub machen.
Sie packen ihre Klamotten aus und beginnen zu kochen.
In der Zwischenzeit haben wir den ersten original Ugandischen Wein entkorkt undbekommen beim ersten Schluck einen Zwerchfellkrampf. Nein, es ist keine Vinaigrette, sondern es soll Rotwein sein.
Generös biete ich den Touris den Wein zu ihrem Dinner an.
Sie sind leise. Die beiden Deutschen Mädels bauen ein Zelt auf, das andere Pärchen schläft im Truck, die beiden Tourguides aus Süd Afrika schlafen komfortabel in einem Luxuszelt der Lodge.


 

Tag 560
09.04.2013

Die Touris sind leise. Sie stehen auf der Wiese und warten auf ein Motorboot, dass sie bereits vor dem Frühstück über den See schippern soll, als wir aufstehen. Die Tourguides kommen auch irgendwann aus ihrem Zelt und bereiten ihren Gästen Frühstück.
Sigids Geschwür sind schlimm aus. Eine Stelle gut Fünfmarkstück groß ist mit nekrotischer Haut bedeckt, darunter suppt eine Wunde. Die Nekrose hat sich ständig ausgebreitet. Sollte es hier kein Hospital geben, werde wir eine orale Breitbandatibiotika-Kur machen. Es gibt einen Arzt einer amerikanischen Hilfsorganisation, den wir aufsuchen. Die Praxis ist wohl eher auf Antikonzeption eingestellt. Wir bezahlen 5000 Shilling und dürfen zum Arzt. Der ist hocherfreut, mal jemand anderen zu behandeln, misst Blutdruck, betrachtet das Geschwür, „das kriegen wir in drei, vier Tagen hin“, verschreibt ein Amoxicillin oral, na bitte, gibt eine Salbe mit (Antibiotikum, Antimycoticum, Corticosteroid), da kann man nun gar nichts mehr falsch machen, und lässt den Verband wechseln. Ich hatte mich gescheut, Sigrid die nekrotische Haut ohne lokale Anästhesie abzureißen, die Krankenschwester scheut sich nicht. Sigrid jammert nicht.
Wir bezahlen noch einmal die Medikamente und sollen morgen zum Verbandwechsel wiederkommen.
Darauf trinken wir ein Bier.
In der Stadt fallen die vielen weißen Menschen auf, die mit Rucksäcken schwer bepackt durch den Schlamm stapfen. Hier ist das Büro der Gorillaverwaltung, hier kann man die teuren Wandertouren zu den Berggorillas buchen. Zur Zeit sind die Preise gesenkt. Eine Stunde Gorillas kostet anstelle von 500 us$ nur 350. Sigrids schlimmes Bein hilft uns bei der Entscheidung Geld zu sparen. Wir werden uns den Film „Gorillas im Nebel“ zu Hause ansehen.
Diesen Abend bleiben wir alleine auf unserem Platz an der Lodge. Es gießt in Strömen. Wir setzen uns ins Restaurant und bedauern die Touris, die mit einem offenen Bötchen ankommen. Sie sind nass wie Fische.
Der Regen hört irgendwann auf, unser Stellplatz ist verschlammt, wir kochen unter unserer Plane, die wir über den Unterstand gespannt haben.


 

Tag 561
10.04.2013

Wir verlassen den See und fahren zum Arzt in Kabale, wo die freundliche Schwester Sigrids Verband wechselt. Sie gibt uns noch Leukoplast und Jodtinktur mit.
Wir fahren nach Mbarara. Das Navi gibt an, dass wir am Lake View Hotel campen können.
Das Hotel ist ein Luxuskasten mit imposantem Eingangsportal. Marabus stehen dekorativ wie Standbilder auf dem gepflegten Rasen. Wir trauen uns kaum zur Rezeption, dort steht ein beleibter Anzugsträger, der uns gerne den gepflegten Parkplatz zeigt, auf dem wir stehen dürfen. Hier haben schon andere Deutsche mit dicken Motorrädern übernachtet. Zurück an der Rezeption will er 13 US Dollar (!) pro Person haben. Ich sage ihm, dass ich nicht mehr als 12 für den Standplatz bezahle, für 20 Dollar bekäme ich ein Ensuite-Zimmer in einem Guesthouse. Er ist erstaunt, grimmig und willigt ein, uns den Standplatz für 15 Dollar zu überlassen. Wir müssen 40000 bezahlen, das ist auch noch ein mieser Wechselkurs. Das ist bisher der teuerste Parkplatz überhaupt.
Ei netter Bursche in schwarzem Anzug zeigt uns die Duschen und Toiletten am Pool und führt uns in die Fitnessräume mit Dampfbad, wo es noch einmal Duschen gibt.
Wir ziehen um, hinter das Hotel, in die Nähe der Küche. Auch hier stehen die mächtigen Marabus auf einer Wiese. Sie werden hier gefüttert, weshalb sie träge, sich ständig putzend, dekorativ rumstehen. Um sich in die Luft zu erheben müssen die schweren Vögel Anlauf nehmen.
Wie nicht anders anzunehmen, füllt sich der Parkplatz. Einer fährt so dicht an den Toyo, hinter dem wir sitzen, dass ich ihn anfahre, ob er keinen anderen Parkplatz finden könne, es sei genügend frei. Er will aber nur quatschen und war zu faul aus seinem Auto auszusteigen. Wir spannen unsere Plane auf und machen damit den Platz neben uns dicht.
Wir kochen hier und es beginnt zu gießen, wir werden klitschnass und trinken unseren Wein im Auto.


 

Tag 562
11.04.2013

Unerwartet können wir bis kurz vor 7:00 schlafen. Die Marabus schweben lautlos von ihren Schlafplätzen ein, doch die zweite Strafe Gottes, der verfluchte Schreihalsvogel, gibt auch hier sein Bestes.
Nein hier wollen wir trotz Dampfbad nicht bleiben. Ich wechsle Sigrids Verband, es zeigt sich keine Besserung.
In Kabale finden wir einen tollen Supermarkt, mit Apotheke. Unser Cerumenlöser, den wir von Ulli in Nigeria bekommen haben, ist ausgelaufen, ich kaufe hier einen neuen.
S 00.61364 E 030.65856
Die Stadt ist größer als erwartet, es gibt noch mehr Supermärkte, doch dieser ist empfehlenswert.
Wir fahren zum Lake Mburo Nationalpark. Hier sollte mal wieder der Eintritt 35 us$ pP und fürs Auto 150 us$ kosten. Das wird wohl der letzte Park sein, an dessen Gate wir überhaupt fragen. Wir bedanken uns für die Auskunft und fahren nach Masaka und nehmen oben auf dem Berge im Backpacker ein Zimmer. Es gießt in Strömen, an ein Camping wäre nicht zu denken.
Das Zimmer kostet 35000 USH, weniger als ein Campplatz und ist entsprechend einfach.
S 00.36338 E 031.71457
Toilette und kalte Dusche teilen wir uns mit 5 anderen. Aber die Mädels, die uns das Bett machen sind nett und nett anzuschauen. Wir kochen hier in der Küche, allerdings mit unseren Utensilien. Es gießt die ganze Nacht.

 

Tag 563
12.04.2013

Riesige weiße Süd Afrikaner, einer mit Kanülen für die Malariainfusionen im Arm, stehen morgens um 5:00 Uhr auf und machen Krach. Sie fahren um 6:00 Uhr, danach legen sich alle geweckten wieder hin und schlafen noch eine Runde.
Wir stehen so um 8 auf. Die Belegschaft pennt noch und kommt erst aus den Löchern, als wir unseren Kaffe trinken. Es gießt nach wie vor und wir mussten unsere Frühstückssachen mit dem Regenschirm aus dem Auto holen.
Es hört auf zu regnen und wir können im Trocknen einpacken und fahren in Richtung Kampala.
Um 11:00 Uhr und nach 71100 gefahrenen Kilometern überqueren wir den Äquator in Richtung Norden! Wir sind ja schon fast wieder zu Hause.
Wir finden ein Restaurant, das gerade umgebaut wird mit Parkmöglichkeit. Es gibt Hühnchen mit Chips, das einzige, was die Baustelle produzieren kann. Wir sitzen im Baustaub und trinken Bier, das von der Bestellung bis zum Servieren 20% teurer wird.
In Kampala soll es in Entebbe am Victoriasee einen Campingplatz im Zoo geben. (wildlife education center) Wir fahren dorthin. Die Körperkontrolle mit Scanner und Abtasten wird hier verantwortungsvoll durchgeführt, bevor wir an die Rezeption dürfen. 15 us$ pP soll Camping kosten, außerdem seine bereits 120 Leute auf dem Platz. Nichts für uns. Kein Camp im Zoo.
Wir quälen uns durch den bisher übelsten und rücksichtslosesten Verkehr zum Backpacker Hostel.
Das Backpacker ist kein richtiger Backpacker mit Küchenbenutzung usw. Es ist ein Hostel, mit Bar und Restaurant und einem Campground für Zelte. Wir stehen ziemlich schief auf einer Baustelle.
N(!) 00.30785 E 032.55102
Die Toilettenanlage erreicht man auf abenteuerlichen Wegen durch die Katakomben des Gebäudekomplexes.
Wir zahlen hier 14000 pP.
Der Backpacker liegt mitten in der Stadt, der Verkehrslärm kommt ziemlich ungefiltert, auch die Disco in der Nähe lärmt.

 

Tag 564
13.04.2013

Wir behalten die Option, hier wieder herzukommen, doch verlassen heute den Backpacker.
Ich habe am vorderen Stabilisator eine zerfetzte Manschette an einem Gelenk gefunden. Obwohl Olihilf, den ich anrufe, meint, dass dies kein Problem sei, beschließen wir, das Teil bei Toyota reparieren zu lassen. Wir wollen auch zu einem Boschdienst, um die Batterien kontrollieren zu lassen und dann wollen wir eine gute Klinik suchen, in der wir am Montag notfalls Sigrids Geschwür noch einmal behandeln lassen können; denn bisher zeigt sich keine Besserung.
Wir finden eine Internationale Klinik und merken uns den Weg dorthin, wir finden Toyota Uganda und bekommen einen Termin für Montag und wir finden einen Boschdienst. Die Batterien werden sofort kontrolliert, von dem äußerst sympathischen Spezialisten, mit modernen Geräten aus Deutschland. Die Batterien seien in Ordnung, meint er. Da sie aber einige Male tiefentladen wurden, empfiehlt er neue. Das Auto wird in die Werkstatt gefahren, neue Boschbatterien geholt, ausgepackt und dann wird, typisch afrikanisch, festgestellt, sie sind von den Passmaßen zu groß. Kein Problem, wir finden passende, ich ruf Dich um 15 Uhr an. Das kennen wir.
Wir fahren zum Red Chilli Backpacker, beschauen den Campground. Der ist besser, als der andere, die Anlage selber uriger, aber leiser. Wir versprechen, dass wir wiederkommen. Wir sitzen in einer Kneipe bis 15 Uhr. Wie erwartet, kein Anruf, also fahren zum Boschdienst. Dort machen sie gerade Feierabend und unser Spezialist kommt im schmucken schwarzen Hemd aus der Werkstatt. Er drückt uns eine kleine Tasche in die Hand, als Pfand, dass er gleich wiederkommt. Dann kommt er und fragt, wo er bei uns mitfahren kann. Geht nicht, kein Problem, wir sollen dem Motorradtaxi folgen. Mich gruselts alleine bei dem Gedanken. Aber es klappt. Wir rücksichtlosen durch den Verkehr hinter dem Mopped hinterher und kommen zu einem Reifen- und Batteriehändler. Hier hat unser Spezialist neue passende Hyundai-Batterien gefunden, die er einbaut. Sie kosten etwa 80 Euro. Wir sind dankbar, geben ihm zu viel für seine Mühe und haben einen Freund gewonnen.
Am Red Chilli angekommen, suchen wir uns einen Platz an der Müllkippe für Plastikflaschen und stellen mit Entsetzen fest, dass sich hier die dritte Straf Gottes, die Meerkatzen aus der Offenbarung des Johannes, tummeln.
N 00.32009 E 032.62973
Im und am Restaurant spielt Musik, wie wir Alten sie lieben, leise genug, um nicht zu stören.
Wir kochen und krabbeln ins Bett.
4 Uhr, Allahu Akbar, aber nicht zu störend.