Vorab:

Herzlichen Dank für Eure Gästebucheintragungen. Das gibt doch Mut, wenn Ihr an unserem Schicksal teilnehmt. Wir versuchen weiterhin euch durch Afrika mitzunehmen.

 



Tag 35
01.11.11 Dienstag

St.Louis macht Spaß.




Endlich mache ich die von Oliver dringend angeratene wöchentliche Inspektion am Toyo. Gut, die Woche war etwas lang. Ergebnis alle Schrauben fest, die Abgastemperatur hat sich Afrika angepasst und spinnt. Sie zeigt -32 bis +140 Grad an, damit kann ich leben, aber ich weiß jetzt, wo der Temperaturfühler des Gerätes sitzt, ein mechanischer Fehler ist nicht zu erkennen.
Aber: Die Batterien hatten zu wenig Wasser. Eigentlich kein Problem; denn ich hatte 1,5 l destilliertes Wasser aus Elisabeths Wäschetrockner dabei. Doch leider hat die Flasche, in der ich das kostbare Destillat abgefüllt hatte, ein winziges Loch bekommen und war staubtrocken.
Also steht auf dem Programm: GELDAUTOMAT finden, destilliertes Wasser und bleifreies Benzin für den Kocher kaufen.
Wir fahren im Schritttempo durch die quirlige Stadt. Eine tolle Atmosphäre, unbeschreibliches wundervolles Afrika.



Der vierte Geldautomat akzeptiert meine Sparcard und ich bekomme 10000 CFA.
Die ersten beiden Tankstellen haben gar kein Benzin, nur Diesel, an der dritten bedient mich ein perfekt englisch sprechender Tankwart, der sein Englisch auf der Universität gelernt hat und gibt mir 1l Super bleifrei.
Und dann finden wir einen Laden, der mir tatsächlich zwei Flaschen destilliertes Wasser verkauft insgesamt 3 Liter. Gut; denn später fülle ich je ein Liter in jede Batterie.
Wir schleichen durch die Gassen, kommen zum Einkauf für die ganz Armen, wo wir Auberginen und Kartoffeln kaufen. Dort sitzen auch die alten Frauen in einem Haufen Holzkohle, den sie verkaufen möchten. Leider ist das Fotografieren hier problematisch. Kurz vor dem Campingplatz ist die Anlandestelle für die Fische. Hier wird aber nur wenig Fisch an der Straße verkauft, der größte Teil wird sofort in LKWs verladen oder auf Trockengestellen ausgelegt.
Ich will aber heute unbedingt Fisch essen und angele aus einer Tiefkühltruhe einen mir völlig unbekannten Plattfisch, der dort auf einem dreckigen Eisblock seiner Bestimmung harrt. Nach einiger Feilscherei bezahle ich zuviel für den Fisch (600 CFA, etwa 1€) Sigrid kocht ihren Mix aus Kartoffeln und Auberginen und ich widme mich der Anatomie des Platten. Ich säbele ihm den Kopf ab und habe damit bereits die Innereien beseitigt, was ich kaum glauben kann, deshalb tranchiere ich ihn auf der Suche nach mehr Gedärm. Der Fisch ist leer. Nach dem Schuppen kommt er in die Pfanne und gerät perfekt. Er schmeckt köstlich und Sigrid, die Nichtfischesserin, mampft ihre Kartoffelauberginenpampe –schmeckt aber auch gut.
Bei zwei leckeren Gazelle-Bieren, gebraut in Dakar geht der Tag zu Ende. Wir sind völlig zufrieden, was sich am nächsten Tag schnell ändern sollte.




 


Tag 36

02.11.11 Mittwoch

Wir lassen uns Zeit beim Zusammenpacken, bezahlen den Camping mit 25400 CFA, inklusive der Biere, die wir getrunken haben und fahren in Richtung Dakar. An der letzten Kreuzung sieht uns ein Polizist und winkt, ich bin eigentlich schon an ihm vorbei, halte aber an, als treuer ehemaliger preußischer Staatsdiener.
Er will unsere Versicherung sehen und das Zollpapier für das Auto. Da entdeckt er, dass das Zollpapier nur 48 Stunden gültig ist und es längst beim Zoll in Dakar hätte verlängert werden müssen.- Er will jetzt den Zoll anrufen und dort sollen wir erst einmal 200,-€ bezahlen. Ich erkläre, dass wir soviel Geld nicht haben. Dann meint er, wenn wir ihm 50.000 CFA zahlen lässt er uns fahren. Ich mache ihm klar, dass ich 10.000 CFA zahlen würde. Das sei ihm jedoch zu wenig und nach weiteren Verhandlungen bin ich 20.000CFA los, etwa 55€, die husch in seiner Tasche verschwinden. Wir ärgern uns die Plötze, vor allem weil wir nicht wissen, wie viele Polizisten wir wegen dieses Zollpapiers noch schmieren müssen und vor allem, was der Zoll in Dakar sagen wird.
Die Stimmung ist im Eimer und wir gondeln an der Küste entlang, die Straße wird zur Piste und wir landen im Campment Zebrabar. Ein traumhafter Ort, mit Strand an einer Lagune in einem Naturschutzreservat, sauber und riesengroß und wir sind die einzigen Gäste.
Denkste: zwei Stunden später trifft die „Ralley Dakar“ ein.
Erst treffen einige Motorräder ein, (GS 1200, KTM und eine GS1100) die den Platz erkunden und wahnsinnig Staub aufwirbeln. Dann kommt ein Patrol, dann ein Iveco und dann ein 40 Tonner – Paris Dakar Truck!!!!
Die Typen errichten ein Lager, größer als Roteltours, wir haben keine Ahnung wohin die wollen oder woher sie kommen, als Franzosen haben sie es auch nicht nötig mal guten Tag zu sagen, wir werden ignoriert und sind glücklich, dass wir nicht umgefahren werden.
Bevor sich die Ralley-Fritzen in den Antlantik stürzen, tun wir es.

Angenehme Wassertemperaturen zum Baden.Der feine Sand reicht weit ins Meer, so dass man sich hinknien muss, um bis zum Hals im Wasser zu stehen.
Ein Ausflug in das Naturschutzreservat (4000 CFA Eintritt) schließt sich an, und neben ganz vielen Winkerkrabben und seltsamen Vögeln, meine ich, einen etwa schäferhundgroßen Affen gesehen zu haben.

Abends essen wir mit Ursula aus der Schweiz uns ihren Kinder 6 und 12 Jahre. Ursula und ihrem Mann gehört dieses Camp.

Es gibt Poison au riz, selbst Sigrid isst ihr Fischragout.
 

Tag 37

03.11.11 Donnerstag

Zum Frühstück, die Ralleyfritzen kramen noch neben uns, besucht uns ein Affe! Erst rennt er ca. 50m vorbei, dann kommt er direkt auf uns zu, in 2m Entfernung hält er sich an einem Baum fest und macht sein schönstes Fotografiergesicht. Der Kerl, oder das Mädchen, nicht so genau zu erkennen, ist tatsächlich schäferhundgroß, hat einen rotbraunen Rücken, einen cremefarbenen Bauch und Gesicht und einen rotbraunen Schwanz. Nach dieser seltsamen Begrüßung verschwindet er im Busch ohne große Eile.



 

Uns liegt die Verlängerung des Zolldokumentes schwer im Magen, schließlich hat uns dieses Papier bereits 20000 CFA Bestechung bei einem Polizisten gekostet. Auch Ursula rät, lieber die Piste am Strand nach Dakar zu fahren als die Asphaltstraße, um mögliche Kontrollen zu vermeiden.
Also suchen wir die Piste, finden auch so etwas Ähnliches und fahren durch tiefe Sandspuren, nach GPS, um in der richtigen Richtung zu bleiben, denn die Spuren verzweigen sich und wir müssen uns ständig entscheiden, welcher wir nun folgen. Ab und zu wenden wir, weil die Spur, der wir folgen, doch zu weit von Südwesten und der Küste abweicht.
Irgendwann führen alle Straßen nach Osten und wir müssen auf die Asphaltstraße. Wir kommen durch alle Kontrollen problemlos durch und dann brichzt das Chaos aus. Etwa 40km vor Dakar steht der Verkehr still. Auf jedem Autodach ist wenigstens ein Schaf festgebunden, oben auf den Buschtaxis haben sie kleine Schafherden angebunden Mengen von Schafen werden an den Straßenrändern zum Verkauf vorrätig gehalten. Zwischen den Autos springen die Händler umher um vom Tshirt, Ladekabel für Handys, Handyverträge bis Bananen und Cashewkernen alles zu verkaufen. Sie abzuweisen ist mühsam und manchmal nur möglich, wenn wir die Fenster zukurbeln. Nach drei Stunden sind wir am Hafen und Sigrid findet auf Anhieb den Zoll, der unsere Verlängerung ausstellen soll und unser Carnet des Passage abstempeln soll. Uns überfällt sofort ein Helfer, der ist der Aktenträger des riesigen Zollgebäudes und er will alle unsere Papiere haben. Sigrid rückt die Pässe nicht raus, sondern nur die Fotokopien. Nachdem der Aktenbursche mir klargemacht hat, dass ich ihn für seine Dienste bezahlen müsse, ging’s los, Treppauf, Treppab, rin in ein Büro voller Menschen und ungeordneter Papiere, ich soll mich hier hinsetzen zwischen irgendwelche schwitzenden verzweifelten Menschen, dann soll ich wieder hier warten und immer flitzt der Aktenbube hinundher und Sigrid sitzt in der Eingangshalle und hütet den Rest unserer Papiere. Dann scheucht der Typ mich noch eine Treppe höher, dorthin, wo es keine Wartenden gibt und ich übergebe ihm dort diskret 30000 CFA.
Danach geht es weiter, im Galopp durch die Gänge und vor die Büros, irgendwann sehe ich Sigrid wieder und breche erschöpft vor einem weiteren Büro zusammen. Aktenflitzer flitzt ein paar Mal noch an uns vorbei, fröhlich grinsend (30000CFA), dann nimmt er mich wieder mit und wir treten demütig in ein weiteres Büro, indem ein Offizier sitzt, der mich über das Carnet aufklärt (!) und es tatsächlich abstempelt und für drei Monate gültig erklärt. Alleine, ohne Aktenflitzer, wäre das ein unmögliches Unterfangen gewesen.
Das einzige Campment, das ich in der Karte finde, ist am Lac Rose. Die Fahrt dorthin führt uns über eine afrikanische Autobahn, dort wird genauso chaotisch gefahren, wie in der Stadt nur doppelt so schnell und danach geht es 3 Stunden lang im Stopp and Go durch Dörfer über die ausgefahrenen Sandpisten. Wir sind zwar beinahe an den Dieselabgasen der hinter und der vor uns fahrenden Buschtaxis und LKWs erstickt, aber am Sraßenrand spielt sich das pralle afrikanische Leben ab. Und dann geht die Sonne unter und ich habe das Vergnügen, das pralle afrikanische Leben im Dunkeln zu erfahren. Eine Erfahrung, die ich mir gerne erspart hätte. Neben Autos mit grellen Scheinwerfern zuckeln Pferdefuhrwerke ohne jedes Licht und die schwarzen Menschen sind im Dunkeln gar nicht zu sehen, wenn sie fröhlich über die Straße hüpfen. Zwischendurch gibt es Schlaglöcher, in denen der Toyo versinken kann und damit es nicht langweilig wird, wurden auch noch ca. 40 cm hohe Asphaltschwellen etabliert, zur Verkehrsberuhigung.
Wir fahren in Richtung Lac Rose und finden ein Camp de Brousse. Der Typ an der Bar, der für den Laden zuständig ist, verlangt 15000 CFA (23,--€) nur dafür, dass wir auf seinem Parkplatz stehen und die Duschen benutzen können. Ich handele ihn auf 10000CFA runter, was immer noch das Doppelte des normalen Preises ist.
Falls jemals jemand in die Gegend kommt, meidet den Gierlappen.
Übrigens: der Wahsinnsverkehr kommt daher, weil am Montag 7.11. 2011 Tabiski gefeiert wird. Ein Fest, dass in Deutschland unter dem schönen Namen Kurban Bayram bekannt ist. (Opferfest)




 

Tag 38

04.11.11 Freitag

Wir verlassen den teuren Campingplatz (und vergessen dabei noch einen Spannriemen) mit der Absicht einen neuen preiswerteren Platz zu finden.
Vor den Düne, wo wir mal wieder die Luft aus den Reifen lassen, kommt uns eine Gruppe Japaner auf einem Tourigeländeausflugsauto fröhlich winkend entgegen. Wir fahren dieselbe Stecke in die Dünen hinein aus der die Japaner hinausgekommen sind, und haben schöne Aussichten auf den Lac Rose, der an manchen Stellen tatsächlich altrosa schimmert. Kurze Zeit später sind die Dünen am See vorbei und wir kommen an ein Café, wo uns die freundliche französische Besitzerin das Campment von Moussa zeigt, versteckt im Busch, mit netten traditionellen Hütten, einer Aussichtsterasse auf den See, aber leider keinen Stellplatz für den Toyo.
Am Südufer werden wir dann fündig. Das Campment „Ma petite Camarque“ wird von einer spindeldürren Französin geführt. Das Gelände ist fast zugewuchert, vielleicht, weil seit Ende der Rally „Paris-Dakar“ auch bei ihr keine Gäste mehr kommen. Sie hat sich einen PitBullTerrier zugelegt. Das Vieh fristet ein trauriges Dasein und hat sich nach PitBull Manier dusselig gefreut, als ich mit ihm spiele. N14.83039 W017.2264 Dort haben wir für 5000CFA übernachtet
Wir kündigen an, dass wir abends wieder da sind und machen uns auf den Weg in Richtung Dakar. Es ist wie im Kino: Du fährst im Stopp and Go durch die Straßen, es wird auf Millimeter gefahren, und um Dich herum tobt das afrikanische Leben.



 


An einer Tankstelle lassen wir den Toyo waschen. Selbstverständlich reisst der Wäscher die Moskitonetze von den hinteren Fenstern ab. Nach der Wäsche blutete mir das Herz, weil ich sehe, dass der Toyo doch gewaltig Schrammen von den Büschen bekommen hat, die zu dicht an der Piste standen. Zurück in der petite camarque, versuche ich den Kühlschrank zu reparieren, der den Geist aufgegeben hat. Eine Katastrophe, wenn ich das Ding nicht wieder zu Laufen kriege. Ich drehe alle sichtbaren Schrauben raus, komme aber nicht an das Innenleben, also blase ich dank unserem Kompressor anständig den Staub weg, dreh die Schrauben wieder rein und siehe, er läuft. In Afrika gibt es Selbstheilungen !
Zum Abendessen bekommen wir ein Supersteak von der hageren Wirtin, die im früheren Leben Köchin gewesen ist.
Wir bezahlen alles, ordern noch ein Baguette fürs Frühstück, denn morgen wollen wir zur Ile Goré, immerhin 50km weit weg, durch den afrikanischen Wahnsinn zu fahren.

 

Tag 39

05.11.11 Samstag

Es ist stockdunkel, als wir um 6:00 Uhr aufstehen. Es gibt keinen Filterkaffee, dauert zu lange, das am Vortag georderte Brot hängt an dem Eingangstor des Campements. Um 7:30 fahren wir los und: kein Verkehr, nix los. Wir haben um 9:00 Uhr die Fähre zur Ile Gorée gefunden, und das Auto in die Bewachung der offiziellen Hafenwächter gegeben.
Wie nicht anders zu erwarten spricht uns ein Herr an, dem zwei Schneidezähne fehlen, und bietet sich als Führer an. Er will erst 10000, dann nur noch ein Trinkgeld, wenn wir zufrieden mit ihm sind. Letztlich ist er mit 5000CFA einverstanden.
Pape, so heißt der Herr, ist der Sprecher der Führergemeinschaft, genauso alt wie ich, und war richtig gut. Er erklärt alles, führt uns überall hin, beschenkt uns mit Bildern, die er den Straßenhändlern umsonst abschwatzt und isst mit Genuss sein Huhn mit Pommes (Ich hatte Gambas zum selben Preis).
Diese Insel ist wunderschön, es gibt keine Autos, dafür viele Künstler.





Ile Gorée war das Zentrum des Sklavenhandels nach Amerika. 2Mio Menschen wurden von dort verschickt. Interessant, dass die Europäer hier in den Ausstellungen zum Sklavenhandel nicht verteufelt werden, sondern die Sklaverei sehr differenziert dargestellt wird, und der Anteil der schwarzen Stammeshäuptlinge, an diesem Elend, die die schwarzen Menschen aus dem Inlande anschleppen ließen, um sie den Weißen zu verkaufen, nicht verschwiegen wird.
Das Haus der Sklaven, schaut Euch selber bei Wikipedia an. Auch wenn die Historie dieses Hauses umstritten ist, ist es traurig zu sehen, was dort passiert sein kann.
Pape, unser wirklich netter Führer, ist dann tief enttäuscht, als ich ihm tatsächlich nur die vereinbarten 5000 CFA in die Hand drücke. Tut mir ja leid für ihn, aber leider haben wir es nicht so Dicke und noch eine lange Fahrt vor uns, deshalb gibt es zurück in der „petite camarque“ auch nur Tütensuppe.
Doch vorher fahren wir über die Corniche von Dakkar. Dort wo die Reichen wohnen, die Hotels unbezahlbar sind und das hässlichste Monsterdenkmal steht, dass wir je gesehen haben. Selbst das russische Ehrenmal in Treptow kann da nicht mithalten. Ein Mann, 30 m hoch, der ein Kind nach oben reckt und eine Frau, die ihm am Hintern hängt symbolisieren die Zukunft Afrikas.






 

Tag 40

06.11.11 Sonntag

Wir fahren in Richtung petit coast, das Touristenzentrum südlich Dakar. Der Verkehr ist wieder so wie gehabt, kaum ein Durchkommen. An der Küste sehen wir auch nix vom Meer. Wir sehen aber 3 Touristen aus den Hotelressorts, die den Blick versperren. Die Hotel-Ressorts liegen hinter hohen Hecken, sind nicht einsehbar, aber erscheinen von außen sehr schön.
Es zeigt sich, dass wir ohne vernünftiges Kartenmaterial in Papier uns nicht so richtig orientieren können. Die PC-Karten bieten zu wenig Details, und zeigen kaum Städtenamen an. Wir fahren lediglich nach Richtung, was uns häufig in Sackgassen führt, so dass wir bis zu 50km zurückfahren müssen.
Wir fahren ins Delta des Saloum, durch Salzseen und kommen nach Kaolack. Natürlich führt die Piste, die wir nehmen müssen durch den Gare de Routier, dort wo alle Buschtaxis halten und immer ein Markt auf der Straße ist. Diesmal brauchen wir für die 200m durch den Busbahnhof eine Stunde. Mittendrin in dem Tohuwabohu steht ein Polizist und regiert das Totalchaos mit suboptimalen Erfolg.
Wir haben keine Ahnung, wo wir die Nacht unterkommen können und fahren weiter durch Rundhüttendörfer in Richtung Gambia, als wir am Eingang von Passi ein verwittertes Schild finden, welches auf ein Campement hinweist.
N 13,99105°  W 016,24918°. Vor dem Tor sitzen zwei Typen, die uns erklären, dass wir auf dem Parkplatz bleiben können. Sie schließen uns noch eine Hütte auf mit Dusche und WC, was wir benutzen dürfen. (Sigrid findet im Papierkorb der Hütte, der natürlich seit dem letzten Besuch noch nicht gereinigt wurde, ein Kondom.)
Lästig ist nur der Nachtwächter, der auch noch einmal bezahlt werden möchte und versucht, sich selber bei uns zum Essen einzuladen.


 

Tag 41

0.7.11.11 Montag
 

Sigrid findet in dem uralten Führer von Anne Wottke „Westafrika“ einen Hinweis auf Menhire und Steinkreise, ähnlich wie in Stonehenge oder wie in der Bretagne. Die afrikanischen Menhire liegen -wie auch Stonehenge- nicht ganz auf unserer Strecke, aber wir machen uns auf den Weg, besser auf die Piste. Stonehenge in Afrika, das wär doch was. (Vielleicht gibt es einen Pub in der Nähe mit frischem Guiness)
Wir fahren bis zum Ort Nioro, tanken dort, für horrendes Geld, über 1 € kostet der Liter Diesel, und fahren nach Süden, auf die von Anne Wottke beschriebene Rundstrecke zu den Menhiren. Denkste, die Beschreibung in Anne Wottkes Führer ist so schlecht, dass man wahrscheinlich über so einen Hinkelstein stolpern muss, um ihn zu finden. Die angegebenen Pisten, die wir durch befragen der Dorfältesten finden, werden nach kurzer Zeit zu Eselstrampelpfaden, so dass wir diese Exkursion abbrechen und in Richtung Farafenni fahren. Sigrid meint, das sei die letzte Stadt im Senegal und dort könnten wir übernachten.
Ehe wir uns versehen sind wir jedoch schon wieder an der Grenze mit Polizei, Douane, Gendarmerie, Chambre de Commerce, und wie immer drückt die Zeit; denn es ist 16:00 Uhr und wir wissen nicht, wie lange dieses Grenztheater dauert, bis wir aus dem Senegal raus und in Gambia drin sind und wo wir schlafen werden. Farafenni ist wider Erwarten die erste Stadt in Gambia.
Die Senegalesen haben irgendeine bürokratische Posse, die ich nicht verstehe, und da nur die wenigsten Offiziellen irgendwie von den Schleppern, Geldtauschern, Hustlern zu unterscheiden sind, ist die Grenzabfertigung nur schwer durchschaubar. Ständig geraten wir an einen Schlepper, der sich als Offizieller ausgibt und Geld verlangt. Irgendwann haben wir im Senegal mal wieder alles bezahlt und fahren weiter, als aus einem als Beautysalon gekennzeichneten Haus uns Männer in fremden Uniformen anmotzen, weshalb wir hier nicht anhalten; denn hier sei schließlich die gambische Grenzabfertigung. Sie sprechen in einer Sprache, die ich überhaupt nur bruchstückhaft als englisch erkenne und, weil ich der Meinung bin, sie versuchten höflicherweise englisch mit uns als Ausländer zu sprechen, antworte ich höflich auf französisch. Das bringt mir die grobe Belehrung ein, Gambia sei englische Kolonie gewesen und deshalb spräche man hier englisch – aber was für eins???
Alles geht sehr freundlich zu, Madame Sigrid bekommt einen Tee, meine Hilfe zum Abstempeln des Carnets wird gerne angenommen und der Chef trägt alles in ein großes Buch ein. Bei der Fahrzeugkontrolle kraucht einer im Toyo rum und stößt sich heftig die Nuss, der Toyo bleibt heil. So ein Auto haben sie noch nicht gesehen.
Zum Schluss werde ich vor den Schreibtisch des Chefs geführt, wo mir die Pässe ausgehändigt werden und erwartungsvoll die Bücher hin und her geschoben werden, bis ich einen 1000 CFA Schein auf dem Schreibtisch liegenlasse. Wir benötigen noch einen Stempel des immigration office in Farafenni, der Weg wird uns detailliert beschrieben –bei black tarrot right. Was verdammt ist tarrot. (tar road! Das soll einer verstehen) Also suchen wir dieses immigration office. Ein in ein weißes Nachthemd gehüllter Mann springt auf der Straße rum und versucht uns aufzuhalten. Das kennen wir, jeder zweite versucht uns zu stoppen, um seine Dienste anzubieten und zu kassieren, aber dieses Nachthemd umhüllte ausgerechnet den Chef des immigration office.
Nachdem wir den Toyo umparken mussten, weil wir entgegen der Fahrtrichtung am Straßenrand standen, dürfen wir ins Büro, wo wir den ersehnten Stempel bekommen sollen und das Nachthemd natürlich seinen Obulus fordert. Wir haben noch keine Dalasi in der Tasche und der kleinste CFA-Schein, den ich habe sind 5000CFA. Das erscheint mir doch ein wenig heftig und ich sage ihm, dass er den nicht kriegt. Den will er aber haben! Langsam werde ich etwas ärgerlich und ich erzähle ihm, dass ich nach Banjul fahren werde und mich beim Minister über ihn beschweren werde. Er erklärt, dass ich ihm ja rein freiwillig das Geld gebe und nicht dazu gezwungen sei und ich solle die Knete endlich rausrücken. Ich biete ihm 3000CFA an in Dalasi, die ich jedoch nicht habe. Das Chefnachthemd will erst einmal auf dem Schwarzmarkt für uns Geld wechseln. Erst die Pässe, dann die Knete. Er verschwindet mit 20.000CFA von uns und wir warten mit unseren Pässen auf das Geld. Er kommt tatsächlich wieder, holt mich verstohlen in sein Büro und gibt mir Dalasi zu einem schlechten Kurs. Nun aber solle ich ihm das versprochene Geld endlich geben. Ich gebe ihm 100 Dalasi, etwa 3€ und verschwinde wutschnaubend.

Es wird dunkel und wir suchen die Stadt, die hier irgendwo sein muss. Als ich nach ihr frage, wird mir bedeutet, dass wir mittendrin sind. Zwischenzeitlich ist wieder ein Helfer da, der ununterbrochen erzählt, wie sehr er sich freut, dass wir in Gambia seien und er einen Freund in Gießen hat und wir jetzt endlich mit ihm kommen sollen, weil er uns die Stadt zeigen will (welche Stadt?) und ein Restaurant und ein Campement und seine Großmutter und das alles ganz billig.
Um ihn loszuwerden frage ich verzweifelt einen Alten, so in meinem Alter, nach einem Hotel. Er sagt „hier“, ich sag „häh?“ er sagt „hier“, steht entnervt auf, um dem dämlichen Weißen Eddie´s Hotel auf der andern Straßenseite zu zeigen.
Wir gehen durch das Eisentor, stolpern über einen Schlafenden, kommen an die Rezeption, wo uns eine missgelaunte Dame erwartet. Auf unsere Frage, ob wir im etwa halbfußballfeldgroßen ummauerten Hof übernachten können, nennt sie uns den Preis: 500 Dalasi. Ich frage, was denn wohl ein Zimmer koste, das billigste. Es kostet auch 500. Wir nehmen das Zimmer. Ohne Elektrizität und Wasser gibt es nur aus der Dusche.
Es ist der Abend des großen Festes Tabaski. Alle Schafe sind gemeuchelt, das Fleisch verzehrt, alle sind guter Dinge und rausgeputzt wie zum Ball. Die Mädels sehen wirklich toll aus.
Wir schlendern durch die Stadt, ständig ca. 20 Kinder hinter und vor uns, die Geld fordern. Als sie beginnen uns anzugrapschen, trete ich einen kräftig in den Arsch. Danach schimpfen sie, aber sie lassen uns in Ruhe.
Zurück im Hotel gibt es Spaghetti und Shrimps und eine Flasche Bier pro Person, danach ist die Kneipe leergesoffen. Auf dem Hof, wo unser Toyo steht, haben sie zwischenzeitlich riesige Lautsprecher aufgestellt. Und dann geht es los. Disco wegen Tabaski. Die Lautsprecher geben ihr bestes, es ist ein Lärm wie hinter einem startenden Jumbo, uns flattern die Ohren. Allerdings hüpfen nur ein paar Kinder nach der Musik, dann kommen einige Mädchen, die sich verstohlen in der dunkelsten Ecke hinter dem Toyo verstecken, der jetzt auf dem Tanzboden steht. Zur Freude aller Anwesenden tanzen wir selbst ein wenig und Sigrid versucht die Mädels in der Ecke zu animieren mitzumachen. Zumindest stehen sie auf und wiegen sich verstohlen ein wenig in den Hüften. Nach und nach treffen die Jungens ein, die sofort in spastische Zuckungen verfallen sowie sie den Hof betreten. Natürlich widmen sie den Girls keinen Blick, sondern zappeln für sich selbst, je cooler umso toller.
Es füllt sich, auch kommen mehr Mädchen, die sich an der Wand auf Stühle setzen aber wir gehen um 11:00 Uhr todmüde ins Bett, ohne Hoffnung auf Schlaf. Ich stopfe mir nasses Toilettenpapier in die Ohren. Kurz vor 3:00 Uhr ist Schluss mit dem Getöse und wir können etwas schlafen, bis um 7:00 Uhr das Wasser wieder angestellt und sich mit dem Krawall der Niagarafälle der Spülkasten der Toilette wieder füllt aber gleichzeitig die Elektrik ausgeschaltet wird, so dass der Ventilator über dem Bett seine Arbeit einstellt und es unerträglich heiß wird in der Bude.

 


 

Tag 42

08.11.11 Dienstag

Da in Farafenni eine neue Straße gebaut wird und eine Umleitung nicht beschildert ist, suchen wir die Straße nach Banjul und müssen einige Male fragen, wo es denn zur Hauptstadt geht. Ganz einfach, am Mangotree rechts abbiegen. Wie zum Teufel sieht ein Mangobaum aus?
Wir finden eine gut ausgebaute Asphaltstraße und wollen in Jamboro mit der Fähre über den Gambia. Leider finden wir Jamboro nicht und deshalb fahren wir bis Barra, wo die Fähre nach Banjul abgeht. Das Ticket müssen wir einige Kilometer vorher kaufen und in Devisen bezahlen. Wir zahlen in CFA.




 

An der Fähre werden wir in die Autoschlange eingereiht und warten etwa 1 ½ Stunden.
In dieser Zeit legen Passagierpirogen an. Die Passagiere werden von Trägern auf die Schultern gesetzt, damit sie trockenen Fußes das Ufer erreichen. Ziemlich obskur, wenn ein 65kg Männlein einen 110kg Mann zum Ufer schleppt.
Wir werden von einem Mann auf deutsch angesprochen, der seit 19 Jahren in Hamburg wohnt und zum Tabaskifest nach Hause gekommen ist. Sein Sohn soll auch hier in Gambia zur Schule gehen. Er bietet uns an, in seinem Feriendomizil in Tenja zu übernachten. Tenja ist aber weiter entfernt als das Campement, welches wir uns ausgesucht haben, so dass wir dankend ablehnen.
Auf der Fähre, werden Mensch und Autos gestapelt. Die Autos werden zur Not von starken Männern per Hand zur Seite gerückt, um einige Zentimeter Platz zu gewinnen. Sigrid steht auf der rechten Seite des Autos, ich auf der linken und bin auf 2 qm eingeschlossen und sehe um mich herum nur Autos und Menschen. Die Überfahrt dauert 2 ½ Stunden für vielleicht 20 km. Es geht eben alles etwas langsamer in Afrika.
Wir fahren nach Banjul und werden von einem Polizisten gestoppt, der uns erst einmal auffordert, die Straße zu verlassen. Nachdem wir in den Graben gefahren sind, fragt er nach seinem Geschenk, dass wir für ihn mitgebracht haben. Ich antworte ihm „nothing“. Er ist verwirrt. Ich erkläre ihm weiter, dass wir in einem Campingcar sitzen, eine Küche, Wasser und ein Klo haben und hier so lange warten können, bis er nach Hause geht; denn von uns bekommt er nichts. Er lässt uns fahren.
Wir finden einen Autoelektrikshop, in dem ich meinen Vorrat an Batteriewasser ergänzen will. Kaum steige ich aus dem Auto, hält ein weißer Mercedes und aus dem Auto rufen zwei Männer irgendetwas. Ich reagiere nicht, überquere die Straße, die beiden kommen mit ihrem Mercedes hinterher und es steigen zwei Uniformierte aus, die stinksauer sind. Nachdem sie mich zusammengeschissen haben und ich mich demütig entschuldigt habe, dass ich sie nicht als officiels erkannt habe, wollen sie nur wissen, ob ich das Auto verkaufen will. Wollen wir nicht.
Danach finden wir den Geldautomaten und sind sofort von Geldfälschern und -täuschern umringt. Es gibt nur 2000 Dalasi pro Auszahlung. Ein Securitymensch guckt dir über die Schulter, damit du ja nicht mehr Geld abhebst. (Geheimzahl wird hoffentlich nicht notiert bei der Spiekerei)
Es gibt auch europäisch anmutende Supermärkte, wo wir unsere Ressourcen an Bier, Marmelade, Milch und belgischen Cognac auffrischen. Danach müssen wir den nächsten Geldautomaten suchen.
Dank ausgezeichneter Koordinaten, finden wir das Sukuta Camp, Sukuta ist ein Vorort von Banjul, welches von einem Holländer und (mal wieder) von seiner deutschen Frau geführt wird.
Sehr ruhig, sauber und sauteuer.
Hier hockt ein Schwede mit seiner KTM (Motorrad), der auch nach Südafrika will, und sein Visum für Nigeria hier in Banjul besorgen will, was anscheinend problemlos möglich ist. (Carmen: poste das mal im „Weltreiseforum“). Sein Freund ist schon nach Mali vorgefahren, weil der Angst hatte vor der Korruption im Senegal und in Gambia hat.
Außerdem wohnen hier im Camp Deutsche von einer Stiftung, die ihre Schulprojekte besichtigen wollen. Sie fahren klimatisiert und mit Fahrer wohl auch ins Inland und haben Angst vor zu viel Staub.

 

Tag 43

09.11.11 Mittwoch

Wir stehen auf den Camping Sukuta, haben Wäsche gewaschen, Bier getrunken und die neuen Gäste beäugt.
Ein Österreicher mit Campmobil, der sofort sein Sonnensegel ausgerollt hat. Er hat aber ein kleines 125er Mopped dabei, mit dem er rumgurkt. Und es gibt eine deutsche Familie mit einem Mercedes Bus, den sie verkaufen wollen, in Guinea Bissau. Mit an Bord zwei kleine Mädchen im Alter von etwa 3 und 4 Jahren. Sie erzählen, dass sie bereits einen getroffen haben, der ihnen 5000€ für die Gurke bezahlen will. Sie wollen dann mit dem Bus zurück nach Banjul, um von hier den Flieger nach Hause zu nehmen. Wir glauben nicht, dass das klappt. Der Preis des Busses wird sinken, je näher der Abreisetermin kommt und eine Busreise bei 38Grad in einem überfüllten Bus für etwa 6 Stunden wird den Kindern sicher gefallen.
Und dann kommt das Highlite. Ein Landrover mit Südafrikanischem Nummernschild und einem Engländer an Bord, der von der Polizei hier abgeliefert wird. Seine Probleme, die er mit dem Zoll hatte, habe ich nicht ganz verstanden, nur dass die Papiere nicht stimmten, er viel Geld bezahlt hat, auf dem Zolloffice die Nacht verbracht hat und ihm vor der Zollstation sein „Auto“ aufgebrochen wurde und der Computer geklaut wurde.
Wir haben schon viele verrottete Karren gesehen, aber diese Kiste schlug selbst die Möhren, mit denen unser Freund Marc ehedem in Mali unterwegs war. Die Frontscheibe besteht aus einer Plastikscheibe, die mehr blind als durchsichtig ist, die Türgriffe sind abgerissen, um die Fahrertür zu schließen muss man die Kiste aus den Federn anheben, weil sie total verzogen ist, der Tankverschluss besteht aus einer zusammengeknüllten Zeitung. Innen ist das Armaturenbrett abgerissen, nur die Uhr funktioniert noch, der Schalthebel hat keinen Knauf, mehr ist nicht zu erkennen, weil die ganze Karosse zugemüllt ist. Trotz alledem ist der Typ gut drauf und hat tausend Tipps auf Lager, die uns später noch nützen werden.
Er überlegt, über Niger und Algerien nach Europa zu fahren und freut sich über seine gefälschte grüne Versicherungskarte für Europa, die aber dummerweise heute abläuft.
Am nächsten Tag ist er verschwunden.


Tag 44

10.11.11 Donnerstag

Wir sind seit sechs Wochen unterwegs und heute hat Regina Geburtstag, herzlichen Glückwunsch.

Der Tag beginnt mit dem Schrecken, dass die Kühlbox mal wieder den Geist aufgegeben hat. Ich nehme die Schalteinheit ab und sehe vier Drähte, die auf einer Art Platine enden und dann winzige Widerstände und sonst irgendwelchen mir unbekannten Kram. Ich fummele mit meinem Phasenprüfer rum und siehe, das Kontrolllämpchen wird mal grüner und mal weniger grün, aber es leuchtet. Um irgendwelche Relais oder was auch immer zu überbrücken, brauche ich Draht, entsprechend Olivers Rat „mit‘nem Hammer und `nem Draht, kommst Du bis nach Stalingrad“ Selbstverständlich habe ich Draht meterweise eingepackt, aber wo? Um den Draht zu finden müssen beide Kanister-Kästen ab; denn im ersten ist kein Draht, aber im zweiten! Unser Standplatz sieht mittlerweile aus, als sei ein LKW entladen worden.
Frohgemutes demontiere ich den Stecker und die Dose, schraube die Ablagen ab und finde darunter eine gequetschte Stromleitung, die den Kühlschrank versorgt. Glücklich und voller Elan, zersäbele ich die Leitung, flicke sie mit Hans Orths Boschstecker und, es tut sich nichts. Die Sicherung ist hin. Der Sicherungskasten auch, nachdem ich den Hartplastikverschluss abgebrochen habe. Die Hitze hier macht Plastik brüchig, weiß man, muss man nur dran denken. Die Sicherung vom Kühlschrank ist aber nicht im Sicherungskasten, klar, weiß man, muss man nur dran denken. Also Beifahrersitz ausbauen, Sicherung suchen, neue Sicherung rein und: kaputt!
Kann mir vielleicht mal einer erklären, wieso die Kontrolllampe dieses Kühlschrankes leuchtet, wenn die Sicherung im Eimer ist? Ich hake es ab unter afrikanische Vodooelektrik.
Also Leitung wieder checken, wieder flicken, Kühlschrank ohne Steckdose direkt an den Stromkreislauf anschließen und siehe es klappt, besser es kühlt und ich trinke jetzt kühles Heineken (es gibt hier nichts anderes)
Nachdem wir den ganzen Krempel, den wir auf der Suche nach dem Stalingraddraht ausgepackt haben , wieder zusammen gerödelt haben, ist der Draht weg. Nach einer halben Stunde entnervender Suche finden wir ihn an seinem neuen Bestimmungsplatz, dort, wo er immer griffbereit sein sollte.

Duschen! Auto zusammenpacken und einkaufen fahren; denn denke immer an deine Ressourcen und ersetze sie frühzeitig, wenn es gerade mal das Zeug gibt, das Du brauchen könntest.

 



Hier in Banjul gibt es richtige Touristenzentren und deshalb auch Bars. Wir fallen in Binnis Bar ein. Es gibt Bier vom Fass und Internet umsonst. Zwei halbe Liter später kennen wir unseren Kontostand, einige durchgeknallte Engländer, die um 15:00 Uhr schon gut besoffen sind, und ich habe mit den Nutten geflirtet. Es reicht und wir beschließen, jetzt doch einkaufen zu gehen, nachdem wir mal wieder einen Bankautomaten um seinen Maximalbetrag von 50€ erleichtert haben.
Supermarkt mit Frischfleischabteilung: heute gibt es Steak mit Weißkohl und Kartoffeln.
Dann finden wir zwischen den Touristenressorts (keine großen Dinger wie in Dakar, klein und nett) einen Zugang zum Strand und springen in die Brandung. Sigrid sitzt im knöcheltiefen Wasser und reißt jedes Mal voller Schrecken die Arme hoch, wenn eine Welle kommt. Zumindest wird sie dadurch bis zum Hals nass. Nicht durch das Arme hochreißen, sondern durch die Welle.

Ich hatte den Oldenburgern, die ihren Schrottmercedesbus in Guinea verkaufen wollen, mein Werkzeug geliehen, weil ihnen der Radbremszylinder verreckt ist.
Wie haben wir uns gefreut, als wir zum Camp zurück kommen, und wir unser Werkzeug im Sande des Stellplatzes verstreut wieder fanden und von den Oldenburgern (Lehramtsanwärter in Varel) und den Kindern keine Spur. Sie kommen, als es dunkel wurde und würdigen uns keines Blickes.
Später, nachdem ich sie angemotzt hatte, kam er und entschuldigt sich mit
zwei Bieren.


Tag 45

11.11.11 Freitag

Nat-Liebes, ich denke an Dich. Heute beginnt wieder das wahre Leben, hoffentlich ist das Wetter in Köln einigermaßen trocken, etwa so wie hier 38 Grad und Sonne. (Funkenmariechenkostüm oder etwas Anderes ??)

Wir verlassen das Sukutacamp und suchen die Straße am Südufer des Gambia-Flusses nach Osten. Nachdem wir blöderweise noch eine Stunde suchend durch Banjul gefahren sind, sind wir endlich auf der richtigen Piste.
Eine gutausgebaute Asphaltstraße führt nach Osten, natürlich nicht am Ufer des Gambias, von dem sehen wir nichts. Die Landschaft ist parkähnlich mit Palmen, Mangobäumen (ich weiß jetzt, wie die aussehen) und vereinzelten Baobabs, dazwischen grünes Gras (?).
Und dann, pünktlich nach dem Geburtsort des Präsidenten, Kaijara, ist die Asphaltdecke weg und es beginnt die übelste Schlaglochpiste, die wir bisher gefahren sind. Es geht wirklich nur mit 20 km/h voran.
Sigrid findet ein Campement „Tendaba“, direkt am Fluss.



(N 13,43333°  W 015,81667°) Bis zum Camp fahren wir etwa 150km und werden insgesamt 10 Mal von Polizei, Militärpolizei, Zoll, Einwanderungsbehörde kontrolliert. Auf die Frage nach Geschenken, habe ich mir angewöhnt zu antworten „nothing“. Es klappt.
Gegenüber vom Camp ist ein Nationalpark, wo man Vögel betrachten kann. Eine Gruppe deutscher Touristen und englischer Birdwatcher stilecht mit Tropenhelm (Livingstone lässt grüßen) sind schon da. Letztere tragen penibel ihre Vogelbeobachtungen in ein Ringbuch ein. Bei den Engländern senken wir beide deutlich das Durchschnittsalter.
Camping kostet 400 Dalasi (das erste Mal, dass ich die Währung richtig schreibe), pro Person, ein Zimmer mit Frühstück 450. Wir nehmen das Zimmer. Es hat Elektrik, Wasser aus Hahn und Dusche-der Abfluss ist verstopft, nach dem Duschen und natürlich nach dem Verrichten der Notdurft, steht man knöcheltief im Wasser. Die Betten sind knochenhart, die hauchdünne Schaumstoffmatratze liegt direkt auf dem Estrich des Betonbettes über dem sich ein Miefquirl dreht. Wir überlegen, die Liegematten aus dem Auto zu holen.
Man kann in diesem Camp ganz romantisch am Fluss sitzen und kaltes Bier trinken und sogar in einen Swimmingpool springen.
Nach und nach kommen weitere Deutsche an, die sich ein Auto mit Fahrer gemietet haben, der mit ihnen eine Rundreise macht. Unter anderem Steffi, die Lustige, die schon zum dutzenden Mal in Gambia ist und alles weiß über das Land, gemeinsam mit Mandy und Kai, dem Schweigsamen, der so groß ist, dass er die Solarzellen auf dem Dach des Toyos beäugen kann, ohne sich zu recken. Wir verbringen mit den dreien den Abend und haben viel Spaß.
Heute Abend werden wir am Buffet teilnehmen, das wohl für die Gruppenreisenden bereitet wird. Es gibt Fisch, undefinierbare Stücke vom Schwein und Spaghetti mit Ei.



 

 


Tag 46

12.11.11 Samstag

Wir brechen um 9:00 Uhr auf, um auf der Horrorpiste weiter nach Osten zu hoppeln und überholen unsere neuen Freunde, die uns aber in Soma wieder einholen. Hier beginnt die Asphaltstraße.
Zwischendurch haben wir eine Horde Paviane gesehen, die uns von einem Termitenhügel aus genauso neugierig beäugten, wie wir sie.

Die Horrorpiste führt durch zahlreiche Dörfer und während wir so mit Spielstraßengeschwindigkeit von einem Schlagloch ins nächste Schlagloch fallen, stellen wir ein gambischgenetisches Phänomen fest. Bis zum Alter von etwa 14 Jahren wird bei den Kindern beim Anblick von uns Weißen ein Schlüssel-Schloss-Syndrom ausgelöst. Die Kinder erkennen, dass im Auto Weiße sitzen, haben eine Reaktionszeit von einer Sekunde und beginnen zu schreien, zu brüllen und veitstanzähnlich rumzuhüpfen. Diese Reaktion geschieht ausnahmslos, weshalb sie genetisch fixiert sein muss.
Wir beschließen in der zweitgrößten Stadt Gambias, Georgetown (heißt jetzt Janjangbureh), zu campieren. Nachdem wir über einen Damm über den Gambia gefahren sind, kommen wir in ein verlottertes Dorf mit Wellblechhütten an den Staubstraßen, Jugendlichen, die in Höchstgeschwindigkeit hinter dem Auto hinterherrennen, und einer Polizeistation, wo wir gefragt werden, wo wir denn hinwollen. Unsere Antwort, Georgetown, löste ungläubiges Staunen aus, weil wir mal wieder mittendrin sind.
Bis hierher haben wir auf etwa 150km 16 Polizeikontrollen, Zoll, Militär und Gendarmerie hinter uns.
Die zweitgrößte Stadt und ehemaligen Hauptstadt Gambias, hat keine Tankstelle, keine Bank, eine mickriger Fähre, die nur fährt, wenn sie mit drei Autos übervoll ist, mehrere Campments, deren Schlepper sich auf jeden Weißen stürzen, Pirogen, die Dich angeblich zu Hippos und Krokodilen fahren, eine Sklavenhausruine und unglaublich viele Lästlinge, die wie Kaugummi an uns kleben.
Zwei davon schleppten uns auf den Hof der Waldaufforstung, mit vielen verrottenden Traktoren, von der GTZ gesponsert. Direkt am Fluss bekommen wir einen romantischen Stellplatz. Eine Hütte mit sauberer Dusche und Toilette wird für uns aufgeschlossen. Die Lästlinge, die uns hierhergeführt haben, installieren sich gleich neben uns auf einem Baumstamm. Unmöglich denen zu erklären, dass wir ihre Dienste nicht mehr benötigen. Unmöglich zu erklären, dass mein Stirnband verhindert, dass der Schweiß auf meine Brille tropft. Oberlästling versuchte mich zu überzeugen, dass er mein Schweißband doch entschieden nötiger braucht als ich. Irgendwann verlässt mich meine mir angeborene Zurück-haltung, und Höflichkeit und ich mache ihnen klar, dass sie sich zu verpissen haben.



Spaziergang durch die Stadt. Als Highlite gibt es noch erkennbare Überreste eines hölzernen Kolonialhauses und selbstverständlich Kaugummileute, die die Pirogenfahrt zu den Hippos verkaufen wollen, uns in ein anderes Campment lotsen wollen oder einfach Geld fordern. In der Kneipe, wo wir ein Bier trinken wollen und erst einmal die einzigen Gäste sind, knubbeln sich nach einem halben Bier die Kaugummis. Tollerweise können einige von denen etwas Deutsch, was sie von den Touristengruppen gelernt haben.
Einer der Netten hat einen ganz tollen Einfall: Wir sollen mitkommen und sein ganz „frisches“ Baby betrachten. Superidee: Baby betrachten, „wie süß, wie hübsch die Mama“, und dann kommt vom stolzen Papa die Frage:“was für eine Geschenk hast Du für mein Baby.“ Wir lehnen dankend ab.
Nachdem sich wohl rumgesprochen hat, dass mit uns kein Geld zu verdienen ist, haben wir ein wenig Ruhe, und können durch die zweitgrößte Stadt Gambias schlendern, die keine Tankstelle hat, dafür versucht ständig jemand uns Diesel aus Kanistern zu verkaufen, sehr gut, ganz billig aus Guinea. Es gibt auch keine Bank und auch sonst nichts. Zurück am GTZ-Camp entspannen wir uns eine Stunde lang am Fluss ohne Besucher und beginnen unser Abendessen zu bereiten. Es gibt den Kartoffelkohl, aufgewärmt mit einer halben Dose Leberwurst. Das Etikett war von der Dose abgegangen und wir hatten keine Ahnung, was tatsächlich drin war. Eigentlich haben wir Lippische Kohlwurst (von Heinrich Kretschmer) erwartet. Wir beschließen dieses fulminante Mal mit einem belgischen Cognac aus dem Senegal.
Noch während wir essen, beginnt der Volkswandertag. Direkt hinter uns, hat ein einzelner Mensch vor einer Stunde seine Motorpiroge festgebunden, die jetzt, wo wir hier stehen, wohl der halben Bevölkerung der zweitgrößten Stadt Gambias dazu dient, über den Fluss zu schippern, um Bier zu holen oder sonst etwas anderes, oder sie dient als Vorwand, an den Weißen vorbeizugehen, freundlich zu grüßen, zu fragen, woher man kommt und wie man heißt und zu gucken, was denn die seltsamen Vögel da treiben. Wir hoffen, dass der Wandertrieb an unserem Auto des Nachts aufhört.
Uns wird der Nachwächter vorgestellt, der allerdings erst einmal ein Mädel mitbringt, um Musik aus dem Kassettenrecorder (!) zu hören und laut zu quatschen.
Der Vollmond geht über dem Fluss auf und spiegelt sich in sanftem Rot im Wasser. Caspar David Friedrich könnte es romantischer nicht malen. Wir sind fasziniert und ich versuche es zu fotografieren.
(Vor lauter Insekten auf meinen Laptop kann ich langsam meine Schreiberei nicht mehr erkennen.)
Autan gegen die Mücken funktioniert übrigens recht gut, unsere unbedeckten Fleischteile sind damit eingeschmiert. Gute Vorsätze, wie langärmelige Hemden usw., haben wir bei etwa 35Grad um 19:30 Uhr und hoher Luftfeuchtigkeit im Dunkeln bereits vergessen.
Der Nachtwächter steigert seine Balzbemühungen. Wir würden gerne etwas schlafen. Als ich in Unterhose zu ihm hintappe, um ihn zu bitten, sein Radio doch etwas leiser zu stellen, lümmelt er sich mit dem Mädel in einem verschlossenen Raum vor einem Fernseher und hat sein Radio volle Lautstärke draußen vor dem Raum auf einen Stuhl gestellt. Vielleicht wollte er ja nur freundlich sein, und uns mit ein wenig Musik beschallen.
Der Muezzin lässt uns nicht im Stich. Sein Gequake weckt jeden Vogel in der Gegend-und davon gibt es viele, die es dem Muezzin sofort nach dem letzten Allahu akbar gleichtun, so dass ab 5:00 Uhr immer noch die Nachtruhe vorbei ist.






Tag 47

13.11.11 Sonntag

Während wir beim Frühstück sitzen, kommen die Mädchen mit Wannen auf dem Kopf, in denen sie die Wäsche transportieren, um sie im Fluss zu waschen.
Wir verlassen die zweitgrößte Stadt Gambias, kommen wieder auf die Horrorpiste in Richtung Basse, und in die erste von 19 Kontrollen. Und immer brav und höflich sein und jedes Mal Händchen schütteln.
Bei einer Kontrolle haben sie eine konzertierte Aktion geschafft; denn Polizei und Zoll kontrollieren gleichzeitig. Der Zöllner erhebt sich mühsam von seiner Matratze vor dem Schreibtisch und blättert fasziniert in 23 unausgefüllten Seiten des Carnet des Passages. Händchen schütteln, alles toll, schönen Tag noch, gegenüber sitzt der Polizist im Liegestuhl, der nichts Besseres im Sinn hat, mir einen Durchreisestempel in das Malivisum zu stempeln. Wie soll ich das den Malinesen erklären??
Die Horrorpiste hat den Vorteil, dass Sigrid ab und an Affenhorden findet, während ich mich auf die Schlaglöcher konzentriere.


In Soma beginnt die Asphaltstraße nach Basse. Leider ist der Asphalt so löchrig, dass Slalom gefahren werden muss und gerade, wenn man in den fünften geschaltet hat, eine Vollbremsung notwendig ist, damit im nächsten Schlagloch nicht die Vorderachse perdue geht. (Während ich dies gerade tippe, spielt Sigrid mit einem Riesenmillionenfüßler und einer gruseligen Gespensterschrecke).
In Basse tobt das Leben, wir tanken 95 Liter (knapp über 1€ der Liter) und machen nicht den Fehler, alles Geld zu vertanken, weil wir über die Grenze in den Senegal wollen und es ja unter Umständen noch etwas bezahlt werden muss, in Dalasi.
Und dann geht das Grenztheater wieder los. Die Piste zur Grenze ist eigentlich keine. Sie ist völlig ausgewaschen, tiefe Fahrspuren, Löcher, in denen ein normaler PKW verschwinden kann, und es kommen uns alte Mercedesse entgegen. Wie die diese Piste schaffen, ist mir schleierhaft. Aber auch echte Sattelschlepper, 40 Tonner, quälen sich über die Piste.
Grenze: Ausreise Gambia. Man scherzt, man stempelt an der richtigen Stelle das Carnet ab, alles ganz einfach.
Die Piste wird bis zur Kontrolle Senegal, etwa 2 km weiter zum Trialpad.
Der Zöllner zur Einreise in den Senegal kann mit unserem Carnet gar nichts anfangen. Es hat einen senegalesischen Einreisestempel, daneben handschriftlich eingetragen eine Gültigkeit von drei Monaten, dann einen nicht unterschriebenen senegalesischen Ausreisestempel mit unleserlichem Datum, er ruft per Handy seinen Chef. Ein gut aussehender junger Chef kommt und tut so, als hätte er alles im Griff. Er will ein neues Carnet eröffnen, wobei das alte noch nicht geschlossen ist, weil der Ausreisezettel noch drin ist. Ich bitte darum, kein neues Carnet zu eröffnen, weil wir ja nach Südafrika wollen und nur 25 Blätter zu Verfügung haben und noch zahlreiche Länder zu durchfahren sind. Also machen wir einen neuen Einreisestempel an die Stelle, wo die Ausreise bestätigt wird. Ich bitte darum, dass wenigstens vermerkt wird, dass ich wieder einreise, was auch gerne gemacht wird. Das Carnet sieht immer aufregender aus. Wir haben jetzt ein Einreisestempel und an der für die Ausreise vorgesehenen Stelle bereits zwei Ausreisestempel, wovon einer ein Einreisestempel ist. Ich bin gespannt, was bei der Ausreise nach Mali passiert. Das gibt Erklärungsbedarf. Obwohl wir ein Carnet haben, brauchen wir noch ein Passavant, da kommt keiner dran vorbei, auch wenn das völliger Blödsinn ist, wenn man mit Carnet fährt. Unser Passavant kostet 2500 CFA und ist drei Tage gültig, ansonsten muss es in Dakar verlängert werden, das hatten wir doch schon mal. (Wichtig ist, dass das Passavant natürlich nie an einer Kontrolle gezeigt wird, damit keiner auf den Gedanken kommt abzukassieren, sondern nur das Carnet.)
Jetzt versuche ich unsere uns verbliebenen Dalasis zu tauschen. Die Zöllner erklären, das geht nur in Gambia, im Senegal werden überhaupt keine Dalasis getauscht. Also wird ein Zöllnerknecht gerufen, der mit mir zurückfahren soll, zum letzten Ort in Gambia.
Wir springen ins Auto, der Kerl hat einen Arsch, der nicht in die Recarositze passt und fahren die Trialpiste zurück zum gambischen Grenzposten, wo ein Polizist mich breit grinsend fragt, ob ich wieder zurückwill, weil es mir auf der anderen Seite nicht gefällt. Dann versucht er noch ein Mädchen mit aufregendem Dekolleté in das Auto zu stopfen, was aber platzmäßig leider nicht geht, weil der Dickarsch schon im Recarositz drinsteckt. Wir müssen noch weiter zum letzten gambischen Ort, an dem ich dann endlich in einer Krämerladenstrohhütte die Knete wechseln kann.
Die ganze Strecke wieder zurück, der gambische Schlagbaum wird ohne Probleme geöffnet. Vor dem senegalesischen Zoll sitzt Sigrid und ist stinksauer, weil sie nicht mitgekriegt hat, weshalb ich auf einmal mit Auto für immerhin 30 Minuten verschwunden war.
Um die Einreise zu komplettieren, gehen wir zur Polizei gegenüber, die uns schon erwarten und wir bekommen den Einreisestempel.
Wieder im Senegal werden wir alle 2 km kontrolliert bis wir in Tambacounda ankommen und 10 km außerhalb ein Campment finden, wo wir für 15000CFA eine Hütte mieten sollen. Ich handele sie auf 7500 runter. Es gibt Wasser, das leider so sandig ist, dass wir es nicht in die Tanks des Toyos schütten können, aber kein Licht. Und es ist so heiß in der Bude, dass wir überlegen, in unserem Hochdach zu schlafen.

Wir schlafen in der Hütte.

N 13.2777 W 14.11041


 

 


Tag 48

14.11.11 Montag
 

Heute Morgen gibt es kein Wasser mehr in der Hütte, dafür Frühstück und Brengelkrämer hat Geburtstag. Unsere herzlichen Glückwünsche.

Die Leute schleppen eine Riesenwaschwanne mit Wasser an und bugsieren sie in unsere Dusche.
Wir fahren nach Tambacounda zum Einkaufen auf dem Zentralmarkt. Es gibt dort vieles, man muss es nur finden. Das gute Heineken-Bier haben wir nicht gefunden. Dafür klärt uns eine Kundin vor einem auf dem Sandboden ausgebreiteten Obststand auf, wie Papayas gegessen werden.
Wir machen uns auf den Weg zur Grenze nach Mali und erwarten weitere Kontrollen. Nix passiert. Anscheinend haben die Senegalesen ein gutes Verhältnis zu Mali und keine Angst, dass sich malinesische Bösewichter auf ihren Straßen rumtreiben. Wir fahren an der Bahnstrecke Dakar Bamako entlang und treffen auch einen Zug. Die Straße wird zur Schlaglochpiste und verlangt echte Slalomqualitäten. Die Landschaft ist afrikanisch, die Baobabs haben hier in der Gegend bereits ihre Blätter verloren und dann kommt ein heißer Wind auf, der sich anfühlt wie ein 2000 Watt Föhn bei Volllast.
An der Grenze zu Mali bei Diboli stauen sich die LKWs schon weit vor der Stadt. Und natürlich weht der Wind den Sand in die Luft, so dass wie durch Nebel gefahren wird. Ich habe keine Ahnung, ob ich an den LKWs vorbei darf, ich versuche es einfach und komme an eine Polizeistation. Höflich steigen wir aus, schleppen sämtliche Papiere mit uns. Der freundliche Polizist erklärt uns, wir seien verkehrt und müssen zur Grenzpolizei, die irgendwo in der Stadt ist. Also in die Stadt. Die Schlaglöcher in der Stadt sind so tief, dass mir völlig schleierhaft ist, wie hier auch noch große Überlandbusse durchkriechen können. Auf irgendeinem LKW Platz fragen wir nach der Polizei. Wir sind natürlich völlig falsch. Nach weiterem Rumkurven erreichen wir die Grenzpolizei. Vor dem Tor gibt es eine Garküche, damit die dort Wartenden nicht verhungern. Etwa 50 traurige Gestalten lümmeln im Hof herum. Wir freundlichen uns in ein Büro, wo ein missmutiger Polizist uns die Pässe abnimmt und uns zu den im Hofe Ausharrenden scheucht.
Sitzplätze sind alle belegt, also suchen wir uns einen Schattenplatz und richten uns auf eine längere Verweildauer ein. Doch: eine schwarze Hand wird aus dem Büro gereckt, in dem wir unsere Pässe abgaben und winkt. Natürlich fühlen wir uns angesprochen, flitzen dorthin und bekommen unser Pässe zurück. Zurück durch die Stadt zu den endlosen LKW-Schlangen. Die haben freundlicherweise in der Mitte der Asphaltstraße eine Lücke gelassen, durch die wir fahren. Nach etwa zwei Kilometern, ist auch diese Lücke dicht und ich versuche zwei Kilometer rückwärts zu fahren. Leider kommt ein LKW hinter uns in die Lücke gefahren, so dass wir festsitzen. Eingeklemmt. Dummerweise ist die Straße auch noch auf einem Damm gebaut, so dass es unmöglich ist, zwischen den kleinen Lücken zwischen den LKW abzuhauen. Doch, eine Lücke würde den Abstieg vom Damm zu einer Piste erlauben, doch der Toyo ist zu breit und passt nicht durch. Mit Hilfe von LKW Fahrern und viel Rangiererei schaffe ich es durch die Lücke zu fahren und mit dem Toyo den Damm hinunter zu stürzen, wo Sigrid das ganze Theater fotografiert.


 

Doch auch hier unten stehen die LKWs kreuz und quer und wir kämpfen uns mühsam zum Zollhof durch.
Dort wird wie erwartet, dass Carnet misstrauisch beäugt. Ein Einreisestempel, zwei Ausreisestempel, wovon einer ein Einreisestempel ist. Das Passavant, das wir zusätzlich bekommen haben, zeigen wir erst gar nicht, denn das hätte den Diskussionsbedarf erheblich gesteigert.
Wir bekommen nach etlichen Erklärungen den dritten Ausreisestempel an der richtigen Stelle des Carnets. (Bin gespannt, was später der ADAC dazu sagt)
Irgendwie, nach weiterem Durchschlängeln durch die LKWs kommen wir zu den Maliern. Da klappt die Abfertigung ganz gut, nur das Mali nicht dem Carnetverfahren angeschlossen ist, und wir mal wieder ein Passavant bekommen, das aber 4 Wochen gültig ist.
Nach unseren Visa fragt gar keiner, wir bekommen aber Einreisestempel und von einem besonderen Beamten ein kleines ok-Schild, das wir dem Schlagbaumhochheberbeamten abgeben müssen.
Wir sind in Mali und kommen als erstes an eine Mautstation!!, wo wir Straßenbenutzungsgebühren bezahlen müssen. Wie immer stehen wir in der falschen Spur und der Kassierer kann nicht wechseln, so dass er sich mit 275 CFA anstelle 500 zufrieden gibt.
Wir kommen einigermaßen flott nach Kayes und finden auf Anhieb ein Relais, wo wir auf dem Hof campen dürfen, mit Duschen und Klo.
Camp Relais Kayes   N 14,46800°  W 011,48012°
Auf dem Hof haben sich vier junge Frauen aus Deutschland in Zelten häuslich niedergelassen, die mit einem 200er Dieselmercedes nach Kayes gefahren sind. Sie haben ihn gerade verkauft für den doppelten Preis, den er in Deutschland gekostet hat. 2000€.
Zur Feier des Tages gehen wir mit zweien ins nahe Luxushotel und trinken des heimische Castelbier. Danach fallen wir in Meranas Restaurant ein. Merana, sitzt dick vor ihrer Restauranthütte und matscht in einer Schüssel mit Fleischbrocken. Nebenan bruzzelt jemand, der in der Dunkelheit nicht zu erkennen ist, Spieße auf einem Grill. Die riechen so gut, dass wir gleich 12 Stück bestellen. Merana holt für uns sogar ein Tischtuch, das sie über den klapprigen Tisch ausbreitet. Nur gut, dass wir die Stirnlampen dabei haben, denn sonst hätten wir die wirklich köstlichen Spieße nicht gefunden.
Dann trudeln die beiden Mädchen ein, die schon mit uns Bier getrunken hatten, und da sie so Halbvegetarierinnen sind, ist die Bestellung schon schwieriger, und deshalb bekomme ich noch ein Viertel Huhn ab, das den Vegetariern nicht schmeckt. Die Stimmung unter den Damen ist nicht die beste, obwohl oder gerade weil sie doch so viel gemeinsam erlebt haben und so viel Glück hatten, ihr Auto bis hierher zu fahren.
Sie sind völlig blauäugig durch Westafrika gefahren und haben selbst den Zöllnern das Wasser in die Augen getrieben, so dass sie die Papier fürs Auto umsonst bekamen. Sie hatten keine Panne, und als wir von unserem Getriebeschaden erzählten, kam die naive Frage, was denn ein Getriebe sei.
Sie trennen sich hier. Zwei wollen per Bus nach Dakar, eine 24 Stundenfahrt, die anderen beiden wollen nach Mopti und meinen von dort könne man an einem Tag mit dem Boot nach Timbuktu und wieder zurück. Das stünde in einem Führer. Vielleicht haben die Malier jetzt Hoovercraftboote, die die 500 Flusskilometer von Mopti bis Timbuktu an einem halben Tag erreichen.
Wir wünschen den Vieren weiterhin so viel Glück, wie sie bisher hatten.