Tag 633
21.06.2013

Wie üblich erwacht Afrika um 6:00 Uhr.
Früstück gibt es nicht und das Restaurant gegenüber öffnet erst um 8 Uhr.
Wir mampfen unser Notfallmüsli und fahren los in Richtung Sudan. Die ersten drei tankstellen, die wir in Gonder anfahren, haben keinen Diesel mehr und wir überlgen, zurück nach Debr Bahir zu fahren. Bereits auf der Straße dorthin, finden wir noch eine Totaltankstelle, an der Autos Diesel tanken. Wir stellen uns an. 50l bekommt das Tankmädchen in den hinteren Tank, dann ist die Elektrik futsch und die Pumpe gibt den Geist auf. Nach einiger Zeit gibt es wieder Strom, aber die Kleine weigert sich, den hinteren Tank weiter zu befüllen. Also nehmen wir den vorderen, in den sie noch einmal 50 Liter füllt. Verstehe einer Afrika.
Wir wollen irgendwo vor der Grenze noch einmal übernachten, kommen allerdings so gut voran, dass wir bereits mittags an der grenze sind. Die Dörfer, durch die wir gefahren sind und die dazugehörigen Hotels waren so gruselig, dass uns eine Übernachtung dort Pickel beschert hätte, und im Busch zu stehen, geht in Äthiopien nicht.
Vor der letzten Kneipe in Äthiopien halten wir an. In Sudan gibt es keinen Alkohol. Unsere Weinflaschen und die Bierdosen hatte ich im Bett versteckt, den Gin in harmlose Wasserflaschen abgefüllt.
Kaum sitzen wir, ist schon ein Geldwechsler da. Auch er sit so sympathisch, dass ich ihm ein Bier ausgebe. Wir wechseln hier die restlichen Birr in Pfund, zu einem besseren Kurs als in Gonder. Der Wechsler will, sympathisch hin oder her, natürlich noch ein Trinkgeld, was er nicht bekommt. Man macht ein Geschäft, an dem der Typ verdient und danach beginnt er zu betteln, verstehe einer Afrika.
Dann geht es zur Grenze. Es ist Lunchtime! Die Herren der Einwanderung geruhen Mittagspause zu machen. Wir sitzen 1 Stunde vor dem Büro bis die Herrschaften gestärkt wieder erscheinen, die Computer anschmeißen, die Fingerabdrücke nehmen und geruhen, den Ausreisestempel in den Pass zu drücken.
Die Zöllner sitzen im Gegensatz zu den Polizisten in Ställen. Sie begannen ihr Mittagspause, als die anderen sie beendeten. Wir sitzen vor den Zöllnerställen im Dreck, gehen hinter den Baracken pinkeln, beobachten die Ziegen mit den Lämmern und dann nach einer weiteren Stunde erscheint einer, der einen zu kennen scheint, der einen kennt, der das Carnet abstempeln kann.
Die sudanesische Immigration funktioniert ganz gut. Innerhalb drei tage müssen wir uns in Khartoum registrieren lassen, wenn wir etwas später kommen, sei das kein Problem.
Der Zollmensch zur Abstempeln des Carnets ist nicht da. Man sucht ihn, wir warten vor einem Fernseher, in dem eine indische Soap läuft. Nach einer Stunde frage ich mal, wo der denn nun bleibt, und ob wir hier übernachten können, dann kämen wir mal morgen wieder. Na, welch ein Ansinnen, das geht ja nun gar nicht. Es sei Freitag und der Carnetstempler sei beten.
Ein Reisebus mit einer Gruppe junger Frauen und wenigen Männern kommt an und muss auf den Stühlen, die ringsum an der Wand stehen, Platz nehmen. Das Gepäck wird in der Mitte des Raumes aufgestapelt. Sklaventreiber im blauen Kittel mit wichtiger Mine, schnippen mit den Fingern, wenn ein Mädchen an den Schreibtisch des Zöllners treten darf, um ihren Pass zu zeigen. Schnipp, alle müssen einen Stuhl aufrücken, schnipp ein Mädchen muss vor den Schreibtisch, schnipp, alle einen Stuhl aufrücken. Es ist wie die Reise nach Jerusalem.
Nach einer weiteren halben Stunde erscheint ein netter junger Mann, der mich in sein Büro bittet und umständlich die Formulare ausfüllt und das Carnet stempelt.
In der Zwischenzeit hat der Schnipper versucht, auch Sigrid zu beschnippen. Sie schnippt zurück. Mal wieder gut, dass er kein Deutsch versteht. Der Schreibtischmensch hat dann höflich um ihren Pass gebeten.
Jetzt müssen wir noch zur Security, die in einem anderen Haus irgendwo im Dorf untergebracht ist, und die Zeit verstreicht und bald geht die Sonne unter.
Vor der Security steht die Mädchengruppe aufgereiht und darf eines nach dem anderen in die Baracke. Wir warten, bis wir dran sind und endlich in das dicke Buch der Sicherheit eingetragen werden.
Nichts wie weg hier!
Die Straße ist gut ich fahre schnell, irgendwo muss ein Ort kommen, in dem man übernachten kann, oder wir finden einen Buschplatz. Und dann beginnt es zu regnen. Einen solchen Regen haben wir noch nie erlebt. Es sieht aus, als wenn wir durch eine Hochdruckwaschanlage führen. Vor uns kriecht ein Pickup, auf dessen Ladefläche Menschen sitzen, sie tuen uns herzlich leid. Urplötzlich ist der Regen vorbei, die Menschen auf der Ladefläche winken uns freundlich zu, als wir vorbei fahren.
Polizeikontrolle! Auch das noch. Sie wollen die Pässe und noch irgendwelchen Kram. Ich bin sauer, ich will nicht im Dunkeln fahren, und die Typen halten uns auf. Im Dunkeln zwischen unbeleuchteten Eselkarren und Autos finden wir das El Hawwad Tourist Hotel in Gadaref. Im Klo schwimmt die Hälfte des Vorbewohners, es gibt über der verdreckten Decke nur ein Laken, es riecht nicht.
Die Stadt ist einigermaßen beleuchtet und wir suchen ein Restaurant. Ich spreche drei junge Mäner an, die uns zu einem Restaurant führen wollen. Wir gehen hnter ihnen durch eine Fressgasse zu einem Schnellimbiss. Der eine, der gut englich spricht, bestellt für uns Hühnchen (lecker) und verabschiedet sich. Keine Bettelei !, was ist das denn. Hier in Sudan, werden wir die nettesten unaufdringlichsten Menschen unserer ganzen Reise erleben. Hier wird höchstens mal neugierig gefragt. Es gibt keine Belästigung, kein Geschrei, keine Störungen, selbst wenn wir im Busch übernachtet haben und Menschen vorbeikamen.
Im Dunkeln finden wir nach einiger Mühe unser Hotel wieder. Für das beste Zimmer in diesem Etablissement haben wir etwa 7 Euro bezahlt.

 

Tag 634
22.06.2013

Im El Hawwad Tourist Hotel in Gadaref gibt es kein Frühstück. Gegenüber ist ein Kaffee-Verkäufer, der auf einem kleinen Holzkohlenfeuer Kaffe bereitet. Neben ihm steht der Metzger, der aus Innereien, Milz und Geschlinge ein Frühstückssüppchen kocht. Auf das verzichten wir, nehmen aber den Kaffee und setzen uns in die Hotellobby und essen die letzten Reste unseres Notfalllmüslis.
Durch eine stinklangweilige Landschaft geht es über eine sehr gute Asphaltstraße nach Khartoum. Je näher wir der Stadt kommen, umso dichter wird der Verkehr und die Kadaver der umgefahrenen Schafe, Ziegen und Rinder am Straßenrand. Tierkörperbeseitigung gibt es hier nicht. Aber auch der sonstige Müll nimmt zu. Ähnlich wie in Mauretanien hängen auch hier die schwarzen Plastiktüten an jedem Busch. Wir fragen uns, weshalb die muslimischen Länder sich so verdrecken lassen. In Äthiopien z.B. lag kein Müll auf der Straße.
Über 10 spurige Schnellstraßen geht es nach Khartoum hinein. Der Verkehr wird immer wieder eingebremmst, weil es Wendepinkte mitten auf der Autobahn gibt. Auch das Ein- und Ausfädeln auf die Hauptfahrspuren ist höchst gewöhnungsbedürftig. Aber der Verkehr ist lange nicht so chaotisch, wie in den anderen afrikanischen Ländern und (!) man nimmt Rücksicht aufeinander. Direkt am Nil gibt es den Blue Nile Sailing Club, der eine Campingmöglichkeit anbietet. Nach langem Suchen finden wir einen perfekt Englisch sprechenden Herrn, der meint, wir können hier auf dem Parkplatz stehen. Sigrid checkt die total verdreckten Toiletten, als so eine Art Manager auftaucht, der meint wir sollten 15 us$ pro Tag bezahlen. Das ist uns für einen Parkplatz mit ständigem Verkehr und Stinktoiletten zu viel, selbst wenn der Blick auf den Nil hübsch ist. N 15.61147 E 032.53444
Das Navi zeigt uns einen Platz etwas außerhalb in der Nähe der modernen Einkaufsmall. Das National Camping Residence ist irgendwie ein Jugendzentrum mit eigener Krawallmoschee, an einer Schnellstraße und Eisenbahnlinie in der Einflugschneise des internationalen Flughafens.
N 15.52399 E 032.57038
Die Sanitäranlagen können um den dreckigsten Platz in Afrika mitbieten. Wir stellen uns vor eine monströse Bühne, an deren Seitenwand ich eine funktionierende Steckdose für den Kühlschrank finde. Und schon brüllt der Allahu Akbar vom Minarett 150m entfernt. Die Zahnplomben vibrieren, die Zähne klappern.
Vor den Drecksanitäranlagen gibt es einen Wasserautomaten. Hier kann man, wir häufig in Sudan, kaltes Wasser aus einem Automaten bekommen. Am hinteren Ende der Maschine hängt sogar ein Wasserfilter, der wahrscheinlich zu Zeiten Mohammeds das letzte Mal gewechselt wurde. Er ist völlig veralgt. Mit egal. Ich fülle die Thermoskanne mit eiskaltem Wasser, schließlich ist es abends um 20 Uhr immer noch 38° warm.
Wir schwitzen uns in den Schlaf, versuchen die Flugzeuge zu ignorieren, um um 4 Uhr vom Lautsprecher am Minarett geweckt zu werden. Allahu Akbar!


 

Tag 635
23.06.2013

Jeder Reisende in Sudan muss sich innerhalb drei Tage nach der Einreise registrieren lassen. Wir haben im Navi das Immigrationsbüro gespeichert und fahren durch den Souk und den Verkehr und den Dreck dorthin, nur um zu erfahren, dass wir hier falsch sind. Die Verständigung ist schwierig, kann ich doch nur ein paar Koransprüche in Arabisch und die netten Leute in diesem Büro nur die Begrüßungsformeln auf Englisch. Letztendlich setzen sie uns einen Angestellten ins Auto, der uns zum richtigen Büro leiten soll. Sigrid muss hinten in die Kiste. Unser Führer hat Schwierigkeiten den richtigen Weg zu finden und schleust uns durch engste Gassen im Kreis, bis er auf dem richtigen Weg ist.
Im Immigrationsbüro N 15.59814 E 032.52123
tobt der Bär. Unser Führer schleust uns zu einer Matrone in einem Büro. Zu deren Füßen hocken irgendwelche ergebenen Mitarbeiter. Huldvoll schmeißt sie uns wieder raus, aber der Führer hat die Auskunft bekommen, die er wollte und schnappt sich unsere Pässe und verschwindet in der Menge. Kopien werden benötigt, der Kopiermensch hat seinen Platz im Gedränge und kopiert, der Passbildschneider schneidet die Passbilder passend und kassiert für die Gebührenmarken. Der Führer und die Pässe sind weg. Wir warten vor einem vergitterten Schalter, wo wir nicht zu knapp bezahlen. Nach 2 Stunden haben wir unsere Registrierung und bringen den Führer zurück, er bekommt 50 Pfund und ist glücklich.
Die Afra Mall wird renoviert. Wir finden einen Samsung-Laden um eine Mini-Sim-Karte für unser neues Handy zu kaufen. Hat er nicht, er hat auch keinen Originalknipser, mit dem man die Simkarte auf das Miniformat knipsen kann.
Nebenan im kleinen, recht gut sortierten Supermarkt wir uns geholfen. Der Helfer bringt uns zu einem Simkartenverkäufer, winkt dann ein TuckTuck heran (dreirädriges Minitaxi) und fährt mit uns zum Büro der Telefongesellschaft. Dort gibt es Minikarten, unsere bereits gekaufte Simkarte wird anstandslos umgetauscht. Zur Anmeldung wird unser Pass verlangt. Den haben wir im Auto. Der Supermarkthelfer überredet den TuckTuck-Fahrer, unsere Simkarte auf seinen Namen registrieren zu lassen. Es klappt. Zurück am Supermarkt passiert etwas, was wir das zweite Mal in Afrika erleben. Der Supermarkthelfer bezahlt den TuckTuckfahrer und will von uns kein Geld annehmen. Das sollen wir mit dem Supermarktchef ausmachen, und der will auch kein Geld! Sudan wird uns immer sympathischer.
Wir fahren zur Ägyptischen Botschaft, wo uns gesagt wird, wir sollen morgen für ein Visa wiederkommen. Ganz in der Nähe ist eine große moderne Mall.
N 15.60400 E 032.52439
Wir genießen die klimatisierten Hallen und die modernen Geschäfte und trinken Kaffee.
Abends gibt es bei uns Senfeier und die Krawallmoschee ist ruhig, dafür trommelt irgend ein Idiot stundenlang. Afrika kommt eben nicht zur Ruhe.

 

Tag 636
24.06.2013

Bevor es wieder richtig heiß wird, wechseln wir den Wasserfilter. Wegen der Enge in dem Kasten ist das jedes Mal eine Heidenarbeit
Zeit um in die Mall zu gehen, in der ab und an die Lichter ausgehen und die Rolltreppen stehen bleiben.
Wir haben gehört, dass wir den Eintritt für die sudanesischen Pyramiden im Nationalmuseum bezahlen müssen. Das ist geschlossen, dafür gibt es leckeren Saft in einem Restaurant direkt am Nil.
Unsere Krawall Moschee ist wieder erwacht und macht Krawall. Allahu Akbar, dafür ist der Trommler verstummt.


 

Tag 637
25.06.2013

Wir geben pünktlich um 9:00, nachdem wir die Vordrängler zurück gedrängelt haben, die Zweitpässe, Passfotos und 200 Pfund bei den Ägyptern ab. Um 14:00 Uhr sollen wir wiederkommen.
Zeit fürs Museum. Die Tussi an der Kasse kaut an ihrem Sandwich und schiebt uns kommentarlos Eintrittskarten zu. Wir wollen aber gar nicht ins Museum. Nachdem ich ihr klargemacht habe, dass wir eine Erlaubnis zum Besuch der Pyramiden haben wollen, weist sie uns den Weg über das Museumsgelände zu einem vergammelten Gebäude dahinter. Nach langem Suchen finden wir dort einen lebenden Menschen, der nur Bahnhof versteht. Wir klettern über die Treppen nach oben und kommen in eine Art Kino, dort wird uns geholfen. In Museumsangestellter bring uns zum Büro des Direktors, der ist nicht da und auch telefonisch nicht zu erreichen. Genervt gibt uns der Angestellte den Rat, fahrt einfach dorthin, erzählt es bei irgendwelchen Kontrollen niemanden, und wenn ihr da seid, bezahlt den Eintritt und dann hat es sich. Na bitte.
Die Ägypter geben uns unsere Pässe zurück, leider können wir nicht erkennen, wie lange das Visum gültig ist.
An unserem Müllplatz kommt abends ein Paar mit Landcruiser an, die nach Süd Afrika, nach Hause wollen. Sie haben lange in London gelebt und fahren nun zurück. Sie sind mit der Fähre von Iskenderum nach Port Said gekommen und hatten keine Probleme, nur dass sie 10 Tage lang in Wadi Halfa auf ihr Auto warten mussten.
Allahu Akbar, brüllt es nebenan
.

 

Tag 638
26.06.2013

Bevor wir Khartum verlassen kaufen wir noch einmal im freundlichen Supermarkt ein, tanken an der freundlichen Tankstelle nebenan und fahren auf einer Spitzenstraße nach Meroe, um die Pyramiden des Königreiches Kush zu besichtigen. Sie sind natürlich nicht so groß, wie die von Gizeh, dafür aber zahlreicher. Eine Piste führt zum Eingang, davor lauern die Souvenirverkäufer. Wir fragen nach dem Campground, den unser Reiseführer beschreibt. Keiner versteht uns, so dass wir durch den Sand und über die Dünen pflügen und einen Platz finden mit Blick auf die Pyramiden.
N 16.93327 E 033.75508
Die Knaben, die Souvenirs und „Antikes“ verkaufen, finden uns auch und kommen durch den Sand den Hügel hinauf gestapft. Wir ignorieren sie vollständig, gehen auf ihr Geplärre nicht ein und erwarten den Sonnenuntergang, der sie hoffentlich veranlasst ab zu hauen. Sie gehen bereits früher.
Wir genießen es in der Wüste zu schlafen, obwohl es hier nur auf etwa 30° abkühlt.
Kein Allahu Akbar.

 

Tag 639
27.06.2013 Heute hat unser Freund Hans Geburtstag, herzlichen Glückwunsch

Bevor es wieder über 40° heiß wird besichtigen wir die Pyramiden. Das Kassenhäuschen ist fast unter einer Düne verschwunden, die Dame darin verkauft uns die Eintrittskarten. Ein Souvenirverkäufer erwacht aus dem Tiefschlaf. Zu spät, wir sind schon auf dem Pyramidengelände und werden von einem Kamelreiter eingeholt. Er versteht so viel Englisch, dass wir Kamele hassen und lieber essen. Beleidigt zieht er von dannen. Wir klettern zu einigen Pyramiden und sehen die leeren Grabkammern, dann wird es zu heiß. Der Wind trocknet uns aus. Es ist wie unter einem Ganzkörper-Heißluft-Fön. Nur gut, dass wir wieder begonnen haben Tee zu kochen, den wir tagsüber trinken. Wir schaffen es, jeder etwa 7 Liter am Tag zu trinken, davon jedoch nur etwa 1 Liter unseres geschmuggelten Bieres abends. Ich habe mich hier auch an das alkoholfrei gewöhnt und an Malzmixgetränke.
In der Nähe von Karima verschwinden wir wieder im Busch. N 18.09180 E 032.11992

 

Tag 640
28.06.2013

Der Amuntempel in Karima ist nicht restauriert, so dass man ausreichend Phantasie mitbringen muss. Das Hotel in Karima ist geschlossen. Wir sind nicht traurig wieder in der Wüste zu verschwinden und vor einer romantischen Sicheldüne zu übernachten.
N 18.20185 E 031.67844
Unser Teevorräte schrumpfen. Der letzte deutsche Füchtetee von Aldi ist ausgetrunken.

 

Tag 641
29.06.2013 Heute hat unsere Freundin Ulle Geburtstag, herzlichen Glückwunsch

In Old Dongola gab es einmal ein christliches Königreich mit einer Kirche und einem Palast. Das wollen wir uns ansehen. Wir finden die uralte Fähre am Nil, die uns auf die andere Seite für einen unverschämten Preis bringt.
Hoch auf dem Berg mit Blick auf den Nil ist ein Gebäude wie eine Burg. Durch Tiefsand fahren wir den Berg hinauf, die Kirche ist geschlossen. Menschen sind nicht zu sehen. Das war es dann mit der Kirche. Drumherum stehen zahlreiche Ruinen aus Lehmziegel. Wir können nicht unterscheiden, welche alt und welche richtig alt sind und verlassen Old Dongola. Auf einer Asphaltstraße geht es am Nil entlang. Die Straße geht bald in eine sandige Piste über, manchmal wird die Navigation wegen der zahlreichen Spurenbündel schwierig. Ans Nilufer können wir nicht wegen der Felder und der Palmengärten.
Kurz vor Dongola schlagen wir früh unser Buschcamp auf. N 18.54642 E 030.70313

 

Tag 642
30.06.2013
Heute hat Sigrid Geburtstag! Meine Glückwünsche und mein Dank, dass sie uns durch Afrika navigiert.

Die Asphaltstraße, die in keiner Karte verzeichnet ist, erreichen wir bei N 19.11622 E 030.58228
Sigrids Geburtstag wollen wir im Airport Hotel in Dongola bei einem guten Abendessen feiern. Unser Reiseführer schwärmt von diesem Hotel, das allerdings nur in der Phantasie des Autors existiert. Nach einer Stunde Kurverei und Sucherei durch das Nest, erfahren wir beim einzigen Englischsprachigen Telefonmenschen, dass er noch nie etwas von einem „Airport Hotel“ gehört hat. Er empfiehlt uns ein anderes, am großen Markt. Wir finden den großen Markt, aber kein Hotel. Das einzige Hotel, das wir finden ist das „Lord“. Nach der Besichtigung dieses Gruselkabinetts verlassen wir das Etablissement ohne Gruß. Zimmer mit 6 Bettgestellen hinter einer Stahltür, keine Fenster, dreckige Bettlaken, verschimmelte Duschen, aber Klimaanlage. Die Butzen müssen ehemalige Kühlräume sein.
Wir kaufen noch ein, Tee und Obst und verschwinden wieder im Busch. N 19.99482 E 030.58204
Wir stehen direkt am Nil unter einem Baum. Bald müssen wir den Platz räumen, weil eine Schafherde hier ihren Schlafplatz hat und sich selbst von mir altem Schäfer nicht vertreiben lässt. Der Klügere gibt nach.
Dicht nebenan hat jemand anderes ein löchriges Strohdach errichtet unter dem ein Bettgestell und ein Kanister steht. Wir sehen unseren Nachbarn nicht. Einige Autos fahren vorbei, die Fahrer winken, halten nicht an, keine Störungen, wie schön ist es im Sudan!
So hat Sigrid doch noch einen schönen Geburtstag bekommen mit zahlreichen Wiederkäuenden Gratulanten.

 

Tag 643
01.07.2013

Wir fahren zurück nach Dongola, um zu tanken und etwas einzukaufen.
Wir übernachten wieder in der Wüste an einem romantischen Platz. Obwohl ganz in der Nähe unseres Buschcamps vier Taschenlampen aufleuchteten, wurden wir nicht gestört. N 19.99482 E 030.58204

 

Tag 644
02.07.2013

Die Asphaltstraße führt nach Wadi Halfa. Eigentlich wollen wir dort noch gar nicht hin, beschließen aber doch dorthin zu fahren, um heraus zu bekommen, wann die Fähre über den Nasser-See fährt und wann das Auto mit dem Frachtschiff hinterher gebracht werden kann. Wir haben genügend Wasser und Lebensmittel gebunkert, so dass wir uns eine Woche lang in der Wüste aufhalten können.
Unser „Fixer“ Mazar (Tel: 00249122380740), der uns empfohlen wurde, ist nicht zu erreichen. Ein Abfertigung ohne einen Agenten ist unmöglich.
Wadi Halfa ist ein elendes Nest. Sandstraßen, ein paar Kaffeeshops, überschaubare Geschäfte. Ir fahren zum Bahnhof, laut Reiseführer soll es dort Karten für die Fähre geben, die laut Reiseführer mittwochs fährt. Heute am Dienstag hätten wir also Zeit, ein Ticket zu kaufen. Am Bahnof-hier verkehrt tatsächlich ein Zug-werde ich in verschiedene Büros geschickt, die keine Fährtickets verkaufen. Die gäbe es am Markt. Zurück am Markt versteht kein Mensch Englisch. Lso fahren wir zum Hafen. Dort treffen wir einen jungen Mann, der uns die Telefonnumer von Kamal gibt. (00249916415776)
Ich rufe ihn an. Er erwartet uns SOFORT am Markt. Keine Ahnung, was das soll, aber wir brausen zum Markt, dort sitzt ein älterer Herr im Nachthemd und mit Turban in einem Hilux. Kamal. Sigrid muss hinten in die Kiste, Kamal, groß und schwer, quält sich in den Recarositz. Angekommen beim ersten Büro, schnappt er sich unsere Pässe, ich renn hinterher, versteh nicht, was passiert. Wieder rein ins Auto zum nächsten Büro. Ich bezahle irgendwas, bekomme einen Zettel und wir fahren zum Hafen. An irgendeinem Schalter hat Kamal eine Auseinandersetzung mit einem Angestellten, Gebrüll, Geschrei, es wird telefonier, Kamal bedeutet uns in der großen Wartehalle zu bleiben und fährt mit einem anderen Auto fort. Sigrid will etwas Gepäck für die Fähre zusammen packen, aber warum, die geht doch erst morgen ab. Kamal kommt und sagt, ich soll ihm 500 US Dollar geben, er bekommt sie und weg ist er wieder, nachdem er einen guten Schluck seines Asthmasprays inhaliert hat. Er kommt wieder. „Wo ist Euer Gepäck! Die Fähre wartet nur noch auf Euch. Im Auto zerren wir den Seesack (René sei Dank) hervor und schmeißen ein paar Klamotten hinein. Kamal quetscht uns in ein Auto, indem schon zwei Leute sitzen. Wir rasen los zur Anlegestelle der Fähre. Ich frage unterwegs, was denn mit unserem Auto wird. Wir sollen Kamal die Schlüssel geben, das Auto werde Freitag verladen, Inschallah. Wir versuchen Kamal zu erklären, wo er das Carnet findet. In der Eile haben wir es nicht aus der Kiste und der Tasche geholt, in der es steckt.
Wir sind die letzten, die auf die Fähre geschubst werden. Kamal gibt die Pässe irgendeinem Typen auf diesem Seelenverkäufer, der verschwindet damit. Morgen bekämen wir sie wieder. Kamal verschwindet auch. Uns hat die Fähre, das Frachtschiff und Kamal 500 US Dollar gekostet. Wie viel davon Kamal kassiert hat, wissen wir nicht.
Ich rufe den Fixer Kamal in Ägypten an (00201005322669 oder 00201221393492) Er verspricht uns an der Fähre in Assuan abzuholen.
Das Schiff stinkt, es ist voll. Eine Kabine haben wir nicht mehr bekommen. Die Sitze im Unterdeck sind alle belegt. Gepäck türmt sich an jedem freien Eck, es sei denn, Menschen liegen hier. Über klapprige Steien erklimmen wir mit Seesack und den Rucksäcken das Oberdeck. Vom ersten Platz, den wir belegen wollen, werden wir verscheucht. Ganz hinten finden wir auf einer Stahlkiste, groß wie ein Sarg, einen Sitzplatz, den wir eisern verteidigen. Irgendwo unten, im Bauch dieses Schiffes, gibt es die Möglichkeit etwas zu trinken zu kaufen, dort unten gibt es auch Toiletten, die man erreicht, wenn man über zahlreiche Frauen und Kinder steigt. Eigentlich braucht man nur der Nase nach zu folgen. Etwa 600 Menschen sind an Bord, das Schiff ist für 250 gebaut und ausgelegt.
Ober etablieren sich die Familien, indem sie mit ihren Gepäckstücken kleine Abteile bauen, darin Decken ausbreiten und sich so für die Nacht vorbereiten. Pünktlich um 17 Uhr hat die Fähre abgelegt, wir sitzen auf der Kiste und fragen uns, wie wir 18 Stunden hier verbringen sollen.
Allahu akbar krächzen die Schiffslautsprecher und schon stellen sich die Vielzahl der Männer diszipliniert an der Reling auf und beten.
Es gibt eine bezahlte Mahlzeit an Bord. Erst holt Sigrid ihr Tablett mit Bohnen in Öl, Salat und Brot, dann ich. Wir hoffen, dass unser Gedärm nach so langer Zeit in Afika nichts mehr erschüttern kann. Hier den Dünnpfiff zu bekommen, wäre das letzte.
Es wird dunkel und der Kapitän kommt und zeigt uns die Lichter von Abu Simbel. Die Tempel sind nicht zu erkennen.
Es ist Nacht. Vor meinen Füßen liegen Männer auf Decken wie die Sardinen in der Dose. Immer wieder balanciert jemand über die Schläfer. Als durch Zufall ein Platz zwischen den Schläfern frei wird, lege ich mich auf die Stahlplanken, den Kopf auf dem Seesack, Sigrid legt sich auf den Stahlsarg. Wir schlafen sogar ein wenig bis kurz vor Sonnenaufgang das Allahu akbar-Gekrächze losgeht.