Tag 558
07.04.2013

Wir bekommen Frühstück bei den Presbyterianern, obwohl es Sonntag ist.
Am Vortage haben wir einen Supermarkt gefunden, in dem es Frischfleisch gibt. Natürlich habe er am Sonntag geöffnet, denkste, er ist geschlossen.
S 01.70315 E 029.26123
Uns fällt langsam auf, dass alles geschlossen ist, selbst die Kneipen sind dicht. Wir fahren in Richtung Uganda-Grenze und in den Dörfern begegnen uns Menschezüge, die meistens von einem Auto angeführt werden und sehr still und gesittet zur jeweiligen Genozidgedenkstätte gehen. Auf Transparenten ist das Wort „Jenozid“ für uns lesbar. Am 07.04.1994 begann der Genozid. Es ist der nationale Trauertag.
Die Tankstellen sind geöffnet und wir tanken 120l, denn in Uganda isr der Diesel noch teurer.
Wir kommen an die Grenze, problemlos bekommen wir den Ausreisestempel und das Carnet wird abgestempelt. Dann habe ich vergessen, das Auto bei der Polizei auszutragen. Ich schreibe die Daten in das dicke Buch. Das Auto wird oberflächlich kontrolliert. Dann soll Sigrid aussteigen und zu Fuß die Grenze überqueren. Geht nicht, ihre Geschwüre tun weh, si kann nicht laufen und darf im Auto bleiben.
In der Mitte zwischen den beiden Grenzposten, wechsele ich die Straßenseite und muss jetzt wieder auf der falschen, der linken Seite fahren. Wie angenehm war es in Rwanda mal wieder rechts fahren zu dürfen.
Uganda, eigentlich auch problemlos, nur wollen sie
50 us$ für das Visum haben.
Der Zoll ist ganz lieb und meint, es würde uns hier so gut gefallen, dass wir unsere Rente hierverleben sollten, aber für das Abstempeln des Carnets will er 54000 Ugandische Shillinge (etwa 18 Euros) haben. Habe ich nicht, wir haben noch keine UShillinge. Der Zollmann rennt los und holt einen der Schwarzmarktgeldwechsler. Das ist Afrika. Zoll und Wechsler einigen sich über den Kurs mit dem sie Ruanda Franc in Uganda Shillinge wechseln, ich bekomme eine Unmenge Geld und kann den Zollmenschen bezahlen.
Wir sind in Uganda und fahren in das Virunga Hotel in Kisoro. Dort stehen wir auf einem Platz umgeben von Grünanlagen, auf dem auch Zelte stehen können. Es ist ganz nett hier.
Wir gehen in die kleine Stadt und finden so etwas Ähnliches wie eine Einkaufsmall mit einer Kneipe. Es beginnt fürchterlich zu regnen, was uns in der Kneipe festhält, draußen wären wir ersoffen.
Unser Unglück, die Kühlschränke im Toyo laufen, die Solarpanelle liefern keinen Strom.
Nach 2 Stunden können wir uns nach draußen wagen. Unter einem kleinen Unterstand am Campground können wir kochen und trocken sitzen.
Die Nachtruhe wird gestört durch ein Auto, das laut hupend verlangt, das Tor zu öffnen, damit in den Hof gefahren werden kann.

 

Tag 559
08.04.2013

Der Toyo springt nicht an! Die Batterien sind platt. Die Zeit, in der der Kühlschrank am Strom hing und wegen des Regens die Solarzellen keinen Strom lieferten hat ausgereicht, die Batterien zu entladen. Das ist nun das dritte Mal, dass das Auto nicht anspringt und wir beschließen, neue Batterien zu kaufen.
Der Huper vor dem Tore hilft uns. Mit unserem Überbrückungskabel bekommen wir den Toyo ans Laufen.
Wir fahren, immer noch bei bewölktem Himmel nach Kabale, einem kleinen Ort mit guter Infrastruktur und kleinen Supermärkten. (Nicht im Royal einkaufen, der in Traks4Africa gemarkert ist) Im Litle Ritz Inn sitzen wir auf dem Balkon und trinken ein Bier, als doch zwei Fastschnösel anfangen, am Toyo zu rütteln. Ich brülle den furchterregenden Ottschrei, die beiden erschrecken, lassen aber von ihrem schändlichen Treiben erst ab, als der Kellner in ugandisch mit ihnen schimpft. Die Bunyonyi Overlander Lodge liegt direkt am See und die Gebäude sind über ein großes Areal verteilt. Die Campmöglichkeit ist am entferntesten Ende des Lodge Areals. Es gibt nur eine Möglichkeit, den Toyo einigermaßen gerade zu stellen und das ist quer vor der Zeltwiese. Alles ist sehr gepflegt und sauber.
S 01.27223 E 029.93737
Ein kleiner Unterstand ist vorhanden, wir stellen den Toyo direkt davor und spannen unsere Plane über den Unterstand, weil zu viele Löcher im Dach sind.
Wir fühlen uns ganz wohl dort, als, Schreck lass nach, ein Overlandertouritruck durchs Tor kommt. Natürlich stellt er sich direkt vor uns, bläst uns die Auspuffgase ins Gesicht. Besetzt ist er allerdings nur mit vier Gästen, davon 2 Deutsche Frauen, die in Uganda 14 Tage Urlaub machen.
Sie packen ihre Klamotten aus und beginnen zu kochen.
In der Zwischenzeit haben wir den ersten original Ugandischen Wein entkorkt undbekommen beim ersten Schluck einen Zwerchfellkrampf. Nein, es ist keine Vinaigrette, sondern es soll Rotwein sein.
Generös biete ich den Touris den Wein zu ihrem Dinner an.
Sie sind leise. Die beiden Deutschen Mädels bauen ein Zelt auf, das andere Pärchen schläft im Truck, die beiden Tourguides aus Süd Afrika schlafen komfortabel in einem Luxuszelt der Lodge.


 

Tag 560
09.04.2013

Die Touris sind leise. Sie stehen auf der Wiese und warten auf ein Motorboot, dass sie bereits vor dem Frühstück über den See schippern soll, als wir aufstehen. Die Tourguides kommen auch irgendwann aus ihrem Zelt und bereiten ihren Gästen Frühstück.
Sigids Geschwür sind schlimm aus. Eine Stelle gut Fünfmarkstück groß ist mit nekrotischer Haut bedeckt, darunter suppt eine Wunde. Die Nekrose hat sich ständig ausgebreitet. Sollte es hier kein Hospital geben, werde wir eine orale Breitbandatibiotika-Kur machen. Es gibt einen Arzt einer amerikanischen Hilfsorganisation, den wir aufsuchen. Die Praxis ist wohl eher auf Antikonzeption eingestellt. Wir bezahlen 5000 Shilling und dürfen zum Arzt. Der ist hocherfreut, mal jemand anderen zu behandeln, misst Blutdruck, betrachtet das Geschwür, „das kriegen wir in drei, vier Tagen hin“, verschreibt ein Amoxicillin oral, na bitte, gibt eine Salbe mit (Antibiotikum, Antimycoticum, Corticosteroid), da kann man nun gar nichts mehr falsch machen, und lässt den Verband wechseln. Ich hatte mich gescheut, Sigrid die nekrotische Haut ohne lokale Anästhesie abzureißen, die Krankenschwester scheut sich nicht. Sigrid jammert nicht.
Wir bezahlen noch einmal die Medikamente und sollen morgen zum Verbandwechsel wiederkommen.
Darauf trinken wir ein Bier.
In der Stadt fallen die vielen weißen Menschen auf, die mit Rucksäcken schwer bepackt durch den Schlamm stapfen. Hier ist das Büro der Gorillaverwaltung, hier kann man die teuren Wandertouren zu den Berggorillas buchen. Zur Zeit sind die Preise gesenkt. Eine Stunde Gorillas kostet anstelle von 500 us$ nur 350. Sigrids schlimmes Bein hilft uns bei der Entscheidung Geld zu sparen. Wir werden uns den Film „Gorillas im Nebel“ zu Hause ansehen.
Diesen Abend bleiben wir alleine auf unserem Platz an der Lodge. Es gießt in Strömen. Wir setzen uns ins Restaurant und bedauern die Touris, die mit einem offenen Bötchen ankommen. Sie sind nass wie Fische.
Der Regen hört irgendwann auf, unser Stellplatz ist verschlammt, wir kochen unter unserer Plane, die wir über den Unterstand gespannt haben.


 

Tag 561
10.04.2013

Wir verlassen den See und fahren zum Arzt in Kabale, wo die freundliche Schwester Sigrids Verband wechselt. Sie gibt uns noch Leukoplast und Jodtinktur mit.
Wir fahren nach Mbarara. Das Navi gibt an, dass wir am Lake View Hotel campen können.
Das Hotel ist ein Luxuskasten mit imposantem Eingangsportal. Marabus stehen dekorativ wie Standbilder auf dem gepflegten Rasen. Wir trauen uns kaum zur Rezeption, dort steht ein beleibter Anzugsträger, der uns gerne den gepflegten Parkplatz zeigt, auf dem wir stehen dürfen. Hier haben schon andere Deutsche mit dicken Motorrädern übernachtet. Zurück an der Rezeption will er 13 US Dollar (!) pro Person haben. Ich sage ihm, dass ich nicht mehr als 12 für den Standplatz bezahle, für 20 Dollar bekäme ich ein Ensuite-Zimmer in einem Guesthouse. Er ist erstaunt, grimmig und willigt ein, uns den Standplatz für 15 Dollar zu überlassen. Wir müssen 40000 bezahlen, das ist auch noch ein mieser Wechselkurs. Das ist bisher der teuerste Parkplatz überhaupt.
Ei netter Bursche in schwarzem Anzug zeigt uns die Duschen und Toiletten am Pool und führt uns in die Fitnessräume mit Dampfbad, wo es noch einmal Duschen gibt.
Wir ziehen um, hinter das Hotel, in die Nähe der Küche. Auch hier stehen die mächtigen Marabus auf einer Wiese. Sie werden hier gefüttert, weshalb sie träge, sich ständig putzend, dekorativ rumstehen. Um sich in die Luft zu erheben müssen die schweren Vögel Anlauf nehmen.
Wie nicht anders anzunehmen, füllt sich der Parkplatz. Einer fährt so dicht an den Toyo, hinter dem wir sitzen, dass ich ihn anfahre, ob er keinen anderen Parkplatz finden könne, es sei genügend frei. Er will aber nur quatschen und war zu faul aus seinem Auto auszusteigen. Wir spannen unsere Plane auf und machen damit den Platz neben uns dicht.
Wir kochen hier und es beginnt zu gießen, wir werden klitschnass und trinken unseren Wein im Auto.


 

Tag 562
11.04.2013

Unerwartet können wir bis kurz vor 7:00 schlafen. Die Marabus schweben lautlos von ihren Schlafplätzen ein, doch die zweite Strafe Gottes, der verfluchte Schreihalsvogel, gibt auch hier sein Bestes.
Nein hier wollen wir trotz Dampfbad nicht bleiben. Ich wechsle Sigrids Verband, es zeigt sich keine Besserung.
In Kabale finden wir einen tollen Supermarkt, mit Apotheke. Unser Cerumenlöser, den wir von Ulli in Nigeria bekommen haben, ist ausgelaufen, ich kaufe hier einen neuen.
S 00.61364 E 030.65856
Die Stadt ist größer als erwartet, es gibt noch mehr Supermärkte, doch dieser ist empfehlenswert.
Wir fahren zum Lake Mburo Nationalpark. Hier sollte mal wieder der Eintritt 35 us$ pP und fürs Auto 150 us$ kosten. Das wird wohl der letzte Park sein, an dessen Gate wir überhaupt fragen. Wir bedanken uns für die Auskunft und fahren nach Masaka und nehmen oben auf dem Berge im Backpacker ein Zimmer. Es gießt in Strömen, an ein Camping wäre nicht zu denken.
Das Zimmer kostet 35000 USH, weniger als ein Campplatz und ist entsprechend einfach.
S 00.36338 E 031.71457
Toilette und kalte Dusche teilen wir uns mit 5 anderen. Aber die Mädels, die uns das Bett machen sind nett und nett anzuschauen. Wir kochen hier in der Küche, allerdings mit unseren Utensilien. Es gießt die ganze Nacht.


 

Tag 563
12.04.2013

Riesige weiße Süd Afrikaner, einer mit Kanülen für die Malariainfusionen im Arm, stehen morgens um 5:00 Uhr auf und machen Krach. Sie fahren um 6:00 Uhr, danach legen sich alle geweckten wieder hin und schlafen noch eine Runde.
Wir stehen so um 8 auf. Die Belegschaft pennt noch und kommt erst aus den Löchern, als wir unseren Kaffe trinken. Es gießt nach wie vor und wir mussten unsere Frühstückssachen mit dem Regenschirm aus dem Auto holen.
Es hört auf zu regnen und wir können im Trocknen einpacken und fahren in Richtung Kampala.
Um 11:00 Uhr und nach 71100 gefahrenen Kilometern überqueren wir den Äquator in Richtung Norden! Wir sind ja schon fast wieder zu Hause.
Wir finden ein Restaurant, das gerade umgebaut wird mit Parkmöglichkeit. Es gibt Hühnchen mit Chips, das einzige, was die Baustelle produzieren kann. Wir sitzen im Baustaub und trinken Bier, das von der Bestellung bis zum Servieren 20% teurer wird.
In Kampala soll es in Entebbe am Victoriasee einen Campingplatz im Zoo geben. (wildlife education center) Wir fahren dorthin. Die Körperkontrolle mit Scanner und Abtasten wird hier verantwortungsvoll durchgeführt, bevor wir an die Rezeption dürfen. 15 us$ pP soll Camping kosten, außerdem seien bereits 120 Leute auf dem Platz. Nichts für uns. Kein Camp im Zoo.
Wir quälen uns durch den bisher übelsten und rücksichtslosesten Verkehr Afrikas zum Backpacker Hostel.
Das Backpacker ist kein richtiger Backpacker mit Küchenbenutzung usw. Es ist ein Hostel, mit Bar und Restaurant und einem Campground für Zelte. Wir stehen ziemlich schief auf einer Baustelle.
N(!) 00.30785 E 032.55102
Die Toilettenanlage erreicht man auf abenteuerlichen Wegen durch die Katakomben des Gebäudekomplexes.
Wir zahlen hier 14000 pP.
Der Backpacker liegt mitten in der Stadt, der Verkehrslärm kommt ziemlich ungefiltert, auch die Disco in der Nähe lärmt.

 

Tag 564
13.04.2013

Warum müssen Menschen sich um 6:00 Uhr früh auf die Stufen des Restaurants setzen und lauthals palavern. Wie wir später vom Zeltnachbarn Thimothy erfahren, sind sie vom nächtlichen Ausflug durch die Kneipen Kampalas zurückgekommen. Um 7 Uhr gehen sie ins Bett, wir stehen auf.
Wir behalten die Option, hier wieder herzukommen, doch verlassen heute den Backpacker.
Ich habe am vorderen Stabilisator eine zerfetzte Manschette an einem Gelenk gefunden. Obwohl Olihilf, den ich anrufe, meint, dass dies kein Problem sei, beschließen wir, das Teil bei Toyota reparieren zu lassen. Wir wollen auch zu einem Boschdienst, um die Batterien kontrollieren zu lassen und dann wollen wir eine gute Klinik suchen, in der wir am Montag notfalls Sigrids Geschwür noch einmal behandeln lassen können; denn bisher zeigt sich keine Besserung.
Wir finden eine Internationale Klinik und merken uns den Weg dorthin, wir finden Toyota Uganda und bekommen einen Termin für Montag und wir finden einen Boschdienst. Die Batterien werden sofort kontrolliert, von dem äußerst sympathischen Spezialisten, mit modernen Geräten aus Deutschland. Die Batterien seien in Ordnung, meint er. Da sie aber einige Male tiefentladen wurden, empfiehlt er neue. Das Auto wird in die Werkstatt gefahren, neue Boschbatterien geholt, ausgepackt und dann wird, typisch afrikanisch, festgestellt, sie sind von den Passmaßen zu groß. Kein Problem, wir finden passende, ich ruf Dich um 15 Uhr an. Das kennen wir.
Wir fahren zum Red Chilli Backpacker, beschauen den Campground. Der ist besser, als der andere, die Anlage selber uriger, aber leiser. Wir versprechen, dass wir wiederkommen. Wir sitzen in einer Kneipe bis 15 Uhr. Wie erwartet, kein Anruf, also fahren zum Boschdienst. Dort machen sie gerade Feierabend und unser Spezialist kommt im schmucken schwarzen Hemd aus der Werkstatt. Er drückt uns eine kleine Tasche in die Hand, als Pfand, dass er gleich wiederkommt. Dann kommt er und fragt, wo er bei uns mitfahren kann. Geht nicht, kein Problem, wir sollen dem Motorradtaxi folgen. Mich gruselts alleine bei dem Gedanken. Aber es klappt. Wir rücksichtlosen durch den Verkehr hinter dem Mopped hinterher und kommen zu einem Reifen- und Batteriehändler. Hier hat unser Spezialist neue passende Hyundai-Batterien gefunden, die er einbaut. Sie kosten etwa 80 Euro. Wir sind dankbar, geben ihm zu viel für seine Mühe und haben einen Freund gewonnen.
Am Red Chilli angekommen, suchen wir uns einen Platz an der Müllkippe für Plastikflaschen und stellen mit Entsetzen fest, dass sich hier die dritte Straf Gottes, die Meerkatzen aus der Offenbarung des Johannes, tummeln.
N 00.32009 E 032.62973
Ein Gutmenschenpaar kommt mit 5 weißen, 2 schwarzen Kindern, davon ein kleiner süßer Windelarsch, der im Dunkeln, angeleuchtet von unseren Stirnlampen, großäugig vor dem Auto steht. Eine kleine zahme Meerkatze läuft zwischen den Kindern mit.
Im und am Restaurant spielt Musik, wie wir Alten sie lieben, leise genug, um nicht zu stören.
Wir kochen und krabbeln ins Bett.
4 Uhr, Allahu Akbar, aber nicht zu störend.

 

Tag 565
14.04.2013

Nicht nur die dritte Strafe Gottes treibt hier ihr Unwesen, sondern auch die zweite, der verfluchte Schreihalsvogel. Direkt nebenan haben sie ihren Schlafbaum und schreien sich kurz nach dem Allahu Akbar an. Sie fliegen dann schreiend davon, so dass zwischen 6 und 8 Uhr morgens eine himmlische Stille herrscht, die wir ausschlafend genießen.
Der Gutmenschvater ist morgens mit einem der Jungen fortgefahren und kommt wieder, während wir frühstücken. Das restliche Kinderpack läuft auf den Papa zu, freut sich, dass er wieder da ist, zwischen ihnen läuft die kleine zahme Meerkatze. Das findet die dritte Strafe Gottes, die Meerkatzen, die hier ihr Revier haben, überhaupt nicht lustig. Sie springen von den Bäumen und versuchen die zahme Meerkatze zu erhaschen. Die flüchtet zwischen die Kinder, die Revierinhaber greifen die schreienden Kinder an, springen auf das Auto. Der Gutmenschvater zerrt an einem Zweiglein, um die Affen zu verjagen, fuchtelt, schreit mit den Kindern, die Affen kreischen. Ein Gast kommt und hat einen Balken, dick wie ein Telefonmast, in beiden Händen. Mit dem Teil kann er einen Gorilla erschlagen, er taumelt vor Anstrengung, den Baumstamm zu schleppen. Die Kinder rasen kreischend davon, versuchen ins Haus zu kommen. Die zahme Meerkatze klammert sich bei einem Jungen am Hals fest. Der Affenchef rast hinterher, ein Affe schafft es sich an den langen blonden Haaren eines kreischenden, rasenden Mädchens fest zu klammern. Gutmenschpapa hat es immer noch nicht geschafft, das Zweiglein aus dem Busch zu zerren und der Baumstammtyp stolpert unbeholfen mit seinem Telegrafenmast umher. Eine Superschau! Die Kinder sind mit dem zahmen Äffchen im Haus verschwunden, die dritte Strafe Gottes rennt immer noch aufgeregt auf dem Platz umher, der Affenchef macht einen Affen, es dauert eine Zeit, bis sich auch diese Schar beruhigt.
Später fährt Gutmenschvater mit dem Auto bis vors Haus und lädt die Kinder sicher ins Auto ein.
Jan besucht uns, er ist „Krankenschwester“ in Bern und hat schon in Benin gearbeitet. Er ist mit seinem Freund Dominique mit dem Fahrrad unterwegs und durch Rwanda gegondelt, was für Fahrradfahrer ja nicht gerade das ideale Gelände ist.
Wir fahren in die Stadt zum Shoprite-Center, in die Apotheke, um neues Verbandsmaterial für Sigrid zu kaufen. Zurück stellen wir den Toyo an einen anderen Platz, der verspricht etwas ebener zu sein, so dass wir nicht immer ans Fußende des Bettes rutschen.
4:00 Uhr Allahu Akbar, 4:30 Uhr erwacht die zweite Strafe Gottes schreiend.


 

Tag 566
15.04.2013

Eine SMS von Toyota ist angekommen, wir sollen den Toyo um 8:30 abgeben. Wie das denn, uns wurde am Samstag gesagt, wir solle irgendwann vormittags kommen. Wir beeilen uns.
Ich glaube es nicht. Sigrid ist nach dem Frühstück duschen, als ein langer Mensch von der Rezeption kommt, und das Auto bewundert. „Ich brauche ein kleines Fahrrad“ meint er. Ich habe kein Fahrrad, antworte ich, „ja, dann kauf mir eins“. Immer noch habe ich es nicht gelernt, dass argumentieren völlig zwecklos ist. Ich sage ihm, dass wir schon lange unterwegs sind, wir nicht jedem etwas schenken können, der uns anbettelt, dass wir alt sind und nichts verdienen und uns noch nicht einmal ein Hotelzimmer leisten können. „Was braucht ihr ein Hotel“, meint er, „ihr habt alles im Auto, selbst Licht und Wasser, also, was kaufst Du mir.“ Nichts, aber auch gar nichts! Er zieht von dannen.
Da hatten wir angenommen, dass in Ostafrika diese Art der Bettelei nicht vorkommt. Doch dass uns selbst der Typ von der Rezeption anbettelt, ist neu.
Durch den chaotischen Verkehr versuchen wir so schnell wie möglich zu Toyota zu kommen und landen im Stillstand. Außer den Moppeds bewegt sich kein Auto mehr. Für die paar Kilometer zu Toyota benötigen wir mehr als eine Stunde. Vor der Werkstatt stehen die Autos in Doppelreihe geparkt. Ich stelle den Toyo nicht akkurat ab, was den Unwillen der Sicherheitsleute hervorruft, woran ich mich nicht störe. Die Reparaturannahme ist voll. Ich soll mal warten. Ich warte, Sigrid sitzt im Auto und wartet, misstrauisch beäugt von den Sicherheitsfritzen. Nach einer Stunde kommt einer im Blaumann, der den Toyo checken will. Ich zeige ihm die kaputte Manschette, er will aber auch Licht und alles andere kontrollieren. Und dann soll ich doch endlich den Toyo so abstellen, wie es sich gehört und wie die anderen Autos auch stehen, in Doppelreihe.
Wieder warte ich, bis der Reparaturannehmer frei ist. Er tippt alles in einen Computer und gibt uns einen Gutschein für ein Kaltgetränk gegenüber im Restaurant des Casinos „Tadj Mahal“.
Dort sitzen wir dann und sehen zu, wie Toyotamitarbeiter im weißen Kittel die Autos in die Werkstatt fahren. Sie fahren bis zur Sicherheitskontrolle. Dort schaut der Scherheitsmensch ins Auto und in den Kofferraum. Erst danach geht’s hinunter in die Werkstatt. Irgendwann kommt unser Toyo an die Reihe. Eigentlich gibt es für den Kontrolleur genügend viel zu gucken im Auto. Es wird aber problemlos in die Werkhalle gefahren. Auch beim Rausfahren werden die Autos kontrolliert. Hierbei wird sogar die Motorhaube geöffnet. Suchen sie vielleicht nach geklautem Werkzeug oder Teilen?
Wir gehen die vierspurige Hauptstraße entlang, über der majestätisch die Marabus kreisen. Ab und an landen sie auf einem Hochhausdach. Hier gibt es alles zu kaufen in kleinen Läden. Wir finden das Restaurant „Istanbul“ und essen Kusbasi Kebab, das genauso wie in der Türkei schmeckt. Zurück bei Toyota steht unser Auto noch nicht draußen. Durstig vom Spaziergang trinken wir in einem kleinen Lokal nebenan ein Bier. Es ist nach 15:00 Uhr, ich frage mal, was denn so unser Auto macht. Es sei gleich fertig, die Windabweiser an den Fenstern hatten sie allerdings nicht vorrätig, aber ich könne schon mal bezahlen. Etwa 80 Euro kostet die Reparatur, sie haben den ganzen Zapfen ausgetauscht. Der Toyo kommt nicht, er wird noch gewaschen. Nach weiteren 2 Stunden Warterei fährt ein Weißkittel das Auto heraus. Der Sicherheitsmensch öffnet die Motorhaube und wedelt mit dem Beutel, in dem sich die Überbrückungskabel befinden herum. Ich zeige ihm, wieviele schöne Sachen alle unter der Haube versteckt sind. Einspritzleitungen, Kühlerschläuche, Simmeringe, usw. Er guckt ziemlich blöde und klappt seine Klappe und die des Toyos zu.
Wir fahren zurück zum Red Chilli und kochen. Die Gutmenschengroßfamilie kommt zurück, ohne ihren zahmen Affen. Und wir schlafen bis Allahu Akbar und dem Aufbruch der zweiten Strafe Gottes von den Schlafbäumen.

 

Tag 567
16.04.2013

Wir können gerade noch Tisch und Stühle vom Frühstück in den Toyo packen, als es heftig zu regnen beginnt. Wir sitzen im Auto und warten, bis nach 30 Minuten die Sintflut vorbei ist.
Wir setzen uns ins Restaurant. An einem Brett an der Wand sind Steckdosen. Auf Barhockern kann man unbequem davor sitzen und mit dem Computer ins Internet. Auf allen Sesseln und Stühlen sitzen Weißmenschen und traktieren ihre riesen Laptops oder fummeln an ihren Handys, eine irgendwie gespenstische Szene. Wir gesellen uns dazu aktualisieren unseren Blog und beantworten Mails. Der Fernseher läuft und wir sehen voller Schrecken das Bombenattentat in Boston.
Bereits nachmittags hackt ein kleiner Kerl Holz und befeuert den Pizzaofen. Die Pizza, die wir bestellt haben, sieht etwas seltsam aus, wird sie doch in offenem Feuer gebacken. Sie ist groß, so dass wir davon am nächsten Tag noch frühstücken und Mittagessen. Dann reicht’s aber auch.
Und wir schlafen bis Allahu Akbar und dem Aufbruch der zweiten Strafe Gottes von den Schlafbäumen.

 

Tag 568
17.04.2013

Wir bleiben einen weiteren Tag hier.
Sigrid wäscht, ich bearbeite Bilder, damit Ihr zu Hause was zum Gucken habt.
Wir trauen unseren Augen nicht, als die größere Hälfte der Kinderschar aus dem Haus kommt, mit Brotscheiben in der Hand und beginnt die Affen, von denen sie angegriffen wurden, zu füttern. Die Kinder freuen sich, dass ihnen die Brotscheiben aus der Hand gerissen werden. Die Affen freuen sich, dass sie etwas Leckeres zu fressen bekommen. Das Füttern macht die Tiere bekannterweise aggressiver. Uns ist schleierhaft, wieso den Kindern so ein Blödsinn erlaubt wird. Aus dem Angriff der Affen auf die Kinder wurde wohl nichts gelernt.
Im Shoprite-Supermarkt kaufen wir ein und überlegen, ein neues Handy zu kaufen, weil die Akkus unserer Handys sich dauernd entleeren und mein Lieblingshandy sich überhaupt nicht mehr laden lässt. Telefongeschäfte gibt es hier zu Hauf, uns ist aber das Nokia Lumia zu teuer (es kostet genauso viel wie bei uns) Zurück auf dem Platz sind alle Internetplätze belegt. Die Computerfreaks hacken verbissen in die Tasten.
Schon in Dämmerung kommt ein Landcruiser 80 aus England mit Dachzelt und stellt sich neben uns. Sie sind leise, grüßen noch nicht einmal und wir schlafen bis Allahu Akbar und dem Aufbruch der zweiten Strafe Gottes von den Schlafbäumen.


 

Tag 569
18.04.2013

Heute wollen wir Kampala verlassen.
Während wir frühstücken kommt Jan, die Krankenschwester, und verabschiedet sich. Er will mit seinem Freund heute nach Entebbe radeln, von wo sie am Sonntag nach Hause fliegen.
Zwei Pakistani lassen sich den englischen Landcruiser zeigen. Auch auf dieses Auto ist eine Landkarte geklebt, auf der die bisherige Route durch Afrika eingezeichnet ist. Der Start war in Durban und, so erfahre ich, in drei Monaten wollen sie in London sein. Ich erkundige mich nach der Visabeschaffung für Äthiopien und Sudan. Das wollen sie in Nairobi erledigen. Die Turkanaroute so meint das weibliche Mitglied dieser Expedition, sei wohl wegen der Regenzeit nicht fahrbar. Nach Europa wollen sie mit der Fähre von Ashkolod nach Venedig. Ich kläre sie auf, dass diese Fähre ein Frachtschiff der Grimaldi-Linie ist und nur sehr begrenzte Kapazitäten hat, und verweise auf die Fähre von Port Said nach Iskenderum, von der sie noch nichts gehört haben. Ich hatte gehofft, eventuell Leute zu treffen, mit denen man gemeinsam den Weg nach Äthiopien bewältigen kann.
Wir fahren erst einmal wieder einkaufen. Heute Abend soll es Frikadellen geben. Dann auf der guten Asphaltstraße etwa 100km nach Jinja. Hier fließt der weiße Nil (Victoria Nil) aus dem Victoriasee. Wir fahren bei einem Wasserkraftwerk über den Nil und suchen den Aussichtspunkt, der einen tollen Blick auf die Quelle des Nils bieten soll. 5000 UGX, etwa 1,50 Euros, p.P. soll der Blick kosten. Wir verzichten und fotografieren die Quelle des Nils von außerhalb. Es ist ein tolles Gefühl, den Nil an seinem Anfang zu sehen, wenn wir hier reinspucken, kommt sie irgendwann in Italien an. Ich rufe Peter, den Seefahrer an, und Christiane, die ein Fan des Nils ist, aber leider nicht zu erreichen ist.
Martin hat uns die „The Haven“ Lodge des Deutschen Rainer Holst empfohlen. Die Lodge liegt etwas nördlich direkt an den Nilstromschnellen. Sie ist eine Luxuslodge, mit entsprechenden Preisen. 12 us$ p.P. sollen wir hier bezahlen. Wir hoffen den Besitzer, unseren Landsmann zu treffen, um einen Rabatt auszuhandeln. Leider ist er nicht da. Der Platz ist traumhaft schön mit dem Blick über die Stromschnellen, der Nil ist hier bereits so breit wie der Rhein bei Düsseldorf.
Wir sitzen auf der Terrasse und trinken ein Bier. Sigrid beginnt den Salat zu putzen und die Kartoffeln zu schälen. Eine Art Bambiantilope, die hier rumläuft, wartet auf den Salatabfall und die Kartoffelschalen. Es dauert ihr aber wohl zu lange und sie verschwindet. Als wir anfangen wollen, Bouletten zu braten, dräut Regen. Wir versuchen den Voodoo-Zauber und spannen unsere Plane auf, dann regnet es nicht. Richtig, es kommt ein Sturm auf, der unsere Plane zerreißen will. Im offenen Toyo fliegen die Kissen aus den Betten. Die Plane muss runter, sie schützt jetzt den Eingang vor dem Sturm. Wir packen in Eile im Dunkeln alles ein und gehen zum Essen ins Restaurant. Kaum sind wir dort, hört der Sturm auf und es regnet nicht! Voodoo!
Zu essen gibt es ein Menü, wir haben keine Ahnung, was es kostet, uns schwant allerdings Böses. Die Tomatensuppe aus der Dose war lecker, mein Fisch zu lange gebraten, die Bratkartoffeln eklig kalt. Sigrid hat zu ihren Schweinekoteletts eine heiße Sauce bekommen, mit der würge ich die kalten Bratkartoffeln runter. So toll die Anlage, die uns etwas an Koiimassis erinnert ist, so schlecht ist die Küche.
Wir trinken noch einen Schluck Wein vor dem Toyo im Trocknen und schlafen selig ohne Allahu Akbar und ohne Schreihalsvögel.

 

Tag 570
19.04.2013

Wir schlafen herrlich lange, eingelullt vom Rauschen der Stromschnellen. Die Schreihalsvögel halten sich erstaunlich zurück.
Wir bleiben hier, trotz des horrenden Preises. Der Blick auf den Nil, die Einbäume, die sehr dicht an den Stromschnellen navigieren und die Wildwasserfahrer sind zu interessant. Auch die Schreiseeadler in einem Baum über dem Fluss schauen zu.
Wir aktualisieren das Tagebuch und nutzen den freien Internetzugang.
Abends kommen dicke Geländewagen mit verdunkelten Scheiben an, die von der Polizei mit Blaulicht eskortiert werden. Wichtig Gäste, die hier absteigen.


 

Tag 571
20.04.2013

Es ist früh, sehr früh, die Sonne lugt gerade über den Horizont, als wir von lauten Stimmen vor dem Auto geweckt werden. Zwei Chinesen stehen am Toyo, fotografieren und Quatschen. Ich brülle aus dem Fenster, dass sie sich verpissen sollen. Sie erschrecken und verschwinden. Die beiden gehörten zu den VIPs, die mit Polizeibegleitung hierher gebracht wurden. Am frühen Vormittag verschwinden sie wieder genauso.
Wir stehen also früh auf. In einem Zelt nebenan hausen Holländer, die uns begrüßen. Wir verlassen diesen schönen Platz, um erst einmal wieder nach Jinja zu fahren.
In der Stadt stehen besonders an der Hauptstraße schöne alte Arkadenhäuser aus der Kolonialzeit. Jetzt sind sie afrikanisiert, vergammelt, die bunte Reklame bröckelt, aber es wimmelt das pralle Menschenleben. Bei der Barclays Bank bekomme ich doch tatsächlich mit der Sparcard der Postbank 2.000.000 UGX. Wir sind Millionäre! Der Einkauf hingegen erweist sich als wenig erfolgreich. Wir finden wohl nicht die richtigen Geschäfte.
Über eine gute Asphaltstraße geht es nach Norden. Es gießt mal wieder Reagenzgläser. Maximal 30 km/h können wir fahren. Der Tropenguss hört auf, als wir den Eingang zum Rhino Sanctuary erreichen und uns über die kurze schlammige Piste zum Eingang wühlen. Hier hat es sich eine private Organisation zur Aufgabe gemacht, die Nashörner in Uganda wieder anzusiedeln. Sie sind durch Wilderei und die zahlreichen terroristischen Aktivitäten ausgerottet worden. Es wurden hier Rhinos aus anderen afrikanischen Staaten und aus Zoos angesiedelt, die sich jetzt hier vermehren. Der Campingplatz ist erstaunlich preiswert. Nur 10 us$ pp verlangen sie.
N 01.44929 E 032.07891
Der Platz, auf dem man campen kann, ist mit dicken Stahlrohren gesichert, damit nicht zufällig ein Nashorn auf einen Camper tritt. Mittendrin steht ein halbfertiges Gebäude. Das Dach ist bereits gedeckt, dort drinnen hat, wie soll es anders sein, ein holländisches Paar sein winziges Zelt aufgebaut. Beide liegen im Eingang des Zeltes als wir kommen und schauen aus der Hundehütte. Wir stellen den Toyo so, dass auch wir durch ein anderes Loch in der Mauer unters Dach schlüpfen können, sollte es wieder anfangen zu regnen. Warme Duschen gibt es hier nicht, dafür werden Spaziergänge zu den Rhinos angeboten. – Die Holländer erzählen am nächsten Tag, dass sie Nashörner mit Kälbern gesehen haben.
Heute Abend gibt es Porterhouse Steaks vom Shoprite Supermarkt in Kampala. Ich packe sie aus der Vacuumverpackung aus, sie riechen ein wenig. Fachmann, der ich bin, erkläre ich Sigrid, dass vacumiertes Fleisch immer ein wenig seltsam riecht, der Geruch verflüchtigt sich. Dieser nicht. Das Steak, das ich lecker medium gebraten auf dem Teller habe riecht nach Fäkalien, schlimmer, es schmeckt nach Scheiße. Kann gar nicht sein, ich würge mir die Hälfte des teuren Stückes rein, ehe mich der Brechreiz zwingt, aufzugeben. Sigrids Steak geht so, aber hat man erst einmal den Geruch und viel schlimmer den Geschmack im Mund schmeckt alles nach menschlichen Ausscheidungen.


 

Tag 572
21.04.2013

Wir fahren noch ein wenig durch den Park, in dem die Nashörner wohnen. Sie verstecken sich vor uns, wir sehen keines.
Der Eingang zum Murchison Falls National Park ist ziemlich unspektakulär, die Preise nicht. Die nette Dame an der Kasse verlangt 35 us$ pro Person pro Tag als Eintrittspreis. Dann fragt sie nach unserer Autonummer. Natürlich bemerkt sie, dass es keine ugandische Nummer ist. Ich versuche ihr zu erklären, dass es eine ugandische Nummer ist, nein, so weiß sie, ugandische Nummern beginnen immer mit einem „U“. Ach ja, habe ich vergessen, unsere Nummer ist „UME-HO 303“, sie glaubt mir nicht und bittet einen Kollegen, die Nummer vom Toyo abzulesen. 150 US-Dollar will sie als Eintrittspreis für das Auto haben, allerdings müssen wir für das Auto nur einmal bezahlen, der Personeneintrittspreis ist alle 24 Stunden zu entrichten! Wir überlegen, abzuhauen. Doch wir sind extra den langen Weg von Kampala hier in den Norden gefahren, um die Wasserfälle des Nils zu sehen. Also beißen wir in den sauren Apfel und fahren 63km weit zum Red Chilli Restcamp, einem Ableger des Red Chilli in Kampala. Zu unserer Überraschung, wollen die nur 5 us$ pro Person haben. N 02.27742 E 031.56479
Der uns zugewiesene Platz ist allerdings ziemlich mies, mal wieder direkt am allgemeinen Parkplatz. Dafür haben wir einen tollen Blick auf einen Baum, in dem Marabus brüten. Die drei Jungvögel sind allerdings schon fast so groß wie die alten und üben im Baum umher hüpfend Fliegen.
Wir buchen für den nächsten Tag um14 Uhr eine Bootstour zu den Wasserfällen. (Kostet 25 us$ pp)
Uns besuchen Deutsche. Ein älteres Ehepaar, das mit Tochter den Sohn besucht, der hier eine Fabrik für Sonnenblumenöl betreibt. Der Sohn ruft spontan einen Freund an, der sich erkundigen soll, welche Voraussetzungen man erfüllen muss, um ein Südsudan-Visum zu bekommen, als er hört, dass wir eventuell über den Südsudan nach Äthiopien einreisen wollen. Am nächsten Tag habe er die Informationen. Er erzählt, dass sie hier im Park von einem Elefanten mit Getröte gejagt worden sind. Na ja, so etwas kennen wir.
Eines der herumstreunenden Warzenschweine kommt uns doch bedrohlich nahe. Es streift sich dauernd mit dem Vorderhuf den Backenbart und fixiert uns. Wir wissen nicht, ob das eine warzenschweinige Drohgebärde ist und bewaffnen uns mit unserem Lagerfeuerstocherstock. Das grimmige Tier haut angesichts unserer furchterregenden Waffe ab.
Trotz zahlreicher Gäste ist es nachts erstaunlich leise auf dem Platz.

 

Tag 573
22.04.2013

Um 6:30 Uhr ist die Nacht vorbei. Man bricht zum Gamedrive auf. Die Motoren werden angelassen, abgestellt, angelassen, ein Stück gefahren, abgestellt, angelassen und dann verschwindet die Flotte der Touridampfer.
Nachdem wir gefrühstückt haben, fragt uns die nette Angestellte des Camps, wo wir denn hinwollen, die Tiere seien auf der anderen Seite des Flusses und die nächste Fähre gehe erst um 11 Uhr. Toller Murks. Wir fahren auf der südlichen Seite des Nils, ohne Tiere durch den Busch und sind, ehe wir uns versehen aus dem Park raus. Also umdrehen und an das Behelfstor. Dort erwartet uns die dicke Rangerin, bei der wir den Eintritt (70 us$ für beide) für die nächsten 24 Stunden bezahlen. Pünktlich sind wir dann um 11 an der Fähre, die nur 24000 UGX, als 8 Euro kostet. Der Nil, den sie durchfährt, ist schließlich hier etwa 300m breit.
Auf der anderen Seite erwarten uns Elefanten, viele Büffel, die in der Suhle liegen, eine Vielzahl kleiner Steinböcke- nehmen wir an- und Wasserböcke, ohne weißen Kranz um den Hintern und die seltsam anzuschauenden Leierantilopen.
Um 12 geht die Fähre zurück, die wir nehmen müssen, um um 14 Uhr unsere Bootstour zu machen. Wir sind um 12 am Fähranleger und die Fähre ist bereits 10m im Nil in Richtung anderes Ufer. Aber alles lässt sich irgendwie regeln. An einem Informationsschalter bezahlen wir unsere Bootstour und es wird versprochen, dass die uns hier abholen. Das Auto können wir getrost hier stehen lassen.
Also gondeln wir noch durch den größten Park Ugandas und bewundern die Tiere. Die Elefanten lassen uns hier zufrieden.
Wir sind pünktlich an der Stelle, wo uns das Boot abholen soll und trinken ein Bier aus dem Toyo. Ein alter Ranger, George, kommt barfuß aus dem Busch und quält sich in die vorgeschriebenen Schnürstiefel. Er kann 5 Worte Deutsch und erweitert seinen deutschen Wortschatz um „gib mir ein Bier“. Er bekommt es, dafür soll er auf das Auto aufpassen.
Ein schmuckes Boot kommt an einen Landungssteg. Die „African Queen“, wir dürfen nicht mitfahren, unser Boot kommt gerade an einem Betonklotz an. Wir klettern rutschend in ein Polyesterboot mit zerrissenem Verdeck und stotterndem Motor. Drinnen sitzt bereits eine englische Familie, jeder mit einem Bier in der Hand. Sie bewachen ihre Kühltruhe, in der sich ihr Vorrat befindet. Unser Boot tuckert los, an zahlreichen Nilpferden – so kann man sie ja hier nennen – vorbei, die sich nicht stören lassen. Der Himmel verdunkelt sich und wir haben mal wieder die Schlechtwettertour gebucht. Es gießt in Strömen. Die Kamera ist sicher in einem Ortliebbeutel verpackt. Der Kapitän unseres Dampfers lässt wasserdichte Vorhänge an den Seiten der Sitze hinab, die man festhalten muss, damit sie nicht wegfliegen. Sie helfen wenig. Wir werden klitschenass. Pünktlich, als wir den Blick auf den Wasserfall haben, hört der Regen auf. Nass wie wir sind, frieren wir erbärmlich. Das Boot tuckert nur bis zu einem Felsen im Nil und hält an. Die bereits leicht angesoffenen Briten erklettern den glitschigen Felsen und sitzen nun mitten im Nil, mit Blick auf den Wasserfall. Das Nilwasser ist von dichtem Schaumteppich bedeckt. Der etwa 300m breite weiße Nil stürzt hier etwa 60m tief in eine 30m breite Schlucht. Ein spektakuläres Ereignis.
Die Briten kommen von ihrem Felsen runter. Der Motor braucht seine Zeit, bis er wieder rund läuft und es geht zurück. Im Schilf liegt ein Nilkrokodil. Das sollen ja die größten in Afrika sein. Der Bootsführer fährt bis auf 2m an das regungslose Reptil heran. Es ist riesig, die besoffenen Briten schätzen es auf 17 Fuß, was über 5m wäre. Der Britenvater hüpft vor der Schnauze des Kroks umher, als spiele er Appetithappen. Den Sohn graust es, das Krok rührt sich nicht, so dass Vermutung geäußert wird, es sei eine Plastik.
Es geht zurück an den Betonklotz, wir stolpern aus dem Boot. George, jetzt ohne Uniform, erzählt stolz, dass er aufs Auto aufgepasst hat.
Die nächste Fähre geht erst um 6, so dass wir noch ein wenig Elefanten gucken fahren. Durchgefroren wie wir sind, machen wir die Heizung im Auto an, am Äquator!
Auf der Fähre ist auch die Speiseölfamilie. Sie hatten in einer Elefantenherde einen Reifen wechseln müssen. Angesichts der Erfahrung vom Vortage wurde der Reifenwechsel in 10 Minuten erledigt.
Ein Südsudanvisum sei an der Grenze zu bekommen, völlig problemlos. So ganz trauen wir dieser Information nicht, die mag vielleicht für Ugander zutreffen.
Da wir so spät zurück am Platz sind, essen wir im Restaurant. Es gibt Bratwurst mit Kartoffelbrei, lecker, und für Sigrid Goulasch mit Nudeln, genauso lecker und zu einem akzeptablen Preis.


 

Tag 574
23.04.2013

Wir wollen noch zum Wasserfall, bevor wir um 13 Uhr den Park verlassen müssen. Deshalb sind wir nicht böse, dass wir wieder um 6:30 Uhr geweckt werden.
Wir fahren die Piste zum Wasserfall, gut ausgeschildert. Die Stichpiste zum Fall wird etwas schlechter, ist jedoch problemlos zu befahren. Wir stellen den Toyo auf einen großen Parkplatz und sind froh, als wir einen Ranger sehen, der dort aufpasst. Ein kleiner Weg führt zur oberen Kante des Wasserfalls. Der Nil kommt in seiner Breite von fast 300m angetobt undstürzt sich dann in eine etwa 30m breite Schlucht. Es ist ein tolles Schauspiel. Die Gischt bildet verschieden Regenbögen.
In Masindi, der ersten Stadt außerhalb des Parkes, ist die Versorgungsmöglichkeit eingeschränkt. Unseren Bier-und Weinvorrat können wir hier nicht auffüllen.
Eine gute Piste führt durch endlose Zuckerrohrfelder und wir stehen plötzlich vor dem Zuckerfabriktor. Die Zuckerfirma „RAI“ hat hier ein komplettes Dorf für die Arbeiter gebaut einschließlich Hospital. Wir fragen uns durch zur richtigen Piste, finden die Asphaltstraße und kommen zum Busingiro Eco Camp mitten in einem Schutzgebiet des Regenwaldes. Hier stehen einige guterhaltene Gebäude, davon ein Schulzimmer. Ein alter Mann, der nur Luganda spricht, begrüßt uns. Wir können hier übernachten. Er führt uns an eine Stelle unter Bäumen, in denen die bei uns so beliebten Elchfarne wachsen. Es tropft von den Bäumen, obwohl es nicht regnet. Es gibt irgendwo ein Klohäuschen mit Plumpsklo und eine Pumpe mit langem Schwengel und Biertische, die der Alte für uns putzt. Er schließt so eine Art Küchenraum auf, fegt ihn aus. Der Wasserhahn ist dort trocken. Dann kommen einige Kinder betteln, sie verschwinden aber ziemlich bald wieder.
N 01.71558 E 031.46974
Frauen aus dem nahen Dorf kommen zum Wasserholen an der Pumpe und neugieren ein wenig. Als sie weg sind, wollen auch wir Wasser aus der Pumpe holen und pumpen und pumpen und pumpen, bis wir erschöpft aufgeben. Wir bekommen kein Wasser aus dem Teil und der Alte ist weg.
Wir haben noch Wasser an Bord zum Kochen und zur Katzenwäsche, die wir in der Küche erledigen.
Des Nachts werden wir von Schreien geweckt, die von gequälten Menschen stammen könnten. Wir vermuten eine alpträumende Affenart, die wir bisher noch nicht kennengelernt haben.


 

Tag 575
24.04.2013

Morgens kommen die Frauen aus dem Dorf zu dieser Pumpe und pumpen Wasser. Was können die, was wir nicht können?
Ein Englischsprechender ist auch angekommen und bietet uns einen Spaziergang durch den Mahagoniewald an. Wir verzichten, haben wir doch im Wald gestanden, wie beim Buschcamp, und den Wald genossen.
Wir fahren nach der Katzenwäsche weiter auf der Asphaltstraße in Richtung der Rwenzori-Berge, der Mondberge, deren höchste Gipfel direkt am Äquator und direkt an der Grenze zur DRC von Schnee bedeckt sind. Hier wurden jahrelang die Quellen des Nils vermutet. Wir fahren nach Fort Portal, hier gibt es eine Lodge, die Martin empfahl, die Stephan Kluge Tourist Farm, die wir nicht finden. Statt dessen fahren wir zum Amabere Camp in Richtung Berge. Dort stehen wir im gepflegten Garten eines gepflegten Einfamilienhauses für 30000 UGX. N 00.67583 E 030.22634.
Warme Dusche und Toilette gibt es im Guesthouse. Sigrid geht Duschen und es beginnt so stark zu gewittern, dass man ohne Schutz im Freien ersaufen würde. Die Schlechtwettertour geht weiter. Nach einer Stunde ist diese Sintflut vorbei und es ist kalt. Man glaubt es nicht, aber Sigrid zieht sich am Äquator zum Schlafen die Skiunterwäsche an.


 

Tag 576
25.04.2013

Nachdem uns die farmeigenen Hähne, Hühner, Kühe und Kälber mit lauter Kommunikation geweckt haben, verlassen wir den Platz im Garten, nicht ohne vorher vom Eigentümer- einem, wie hier üblich, ganz schwarzen Menschen, aufgefordert worden zu sein, endlich Luganda zu lernen. Wir versprechen es und fahren Einkaufen in Fort Portal, leicht zu finden am Zentralkreisel der Stadt. (Andrew and Brothers, gutes Angebot für den mitteleuropäischen Gaumen)
Wir fahren auf einer nagelneuen Asphaltstraße in ein Tal der Rwenzoriberge zu einem Campground, der nicht im Nationalpark zu liegen scheint. Die Bumaga Campsite bei Ntandi, direkt an der Asphaltstraße. Zu unserer Verwunderung sollen wir für den ziemilch runtergekommenen Platz bezahlen und zusätzlich 25 us$ pro Person Parkeintritt. Es reicht uns langsam. Wir lassen den Campwärte stehen und brummen ab, zurück nach Fort Portal.
Ein Tipp im Lonely Planet führt uns über eine Piste zum Nkuruba Community Campsite, wunderschön gelegen an einem kleinen Kratersee. Es gibt ein Restaurant mit begrenzter Auswahl und kaltes Bier aber kein Wasser. Auch die Eimerduschen sind trocken, es hat keiner Wasser vom See zum Platz hochgeschleppt. Und es gibt eine neue Strafe Gottes! Stummelaffen, schwarz mit ganz langen Schwanz und am Ende eine weiße Kuhtroddel, bekleidet mit elegantem langhaarigem weißen Umhang. Die rasen von einem Baum mit Getöse über das Wellblechdach des Restaurants zum Baum, unter dem der Toyo parkt.
Als Sigrid unseren Fresskorb aus dem Toyo holt springt so`n Affe im Umhang auf einen Ast, der daraufhin Sigrid auf den Kopf knallt, sie wankt, hält aber den Korb fest. Eine Riesenbeule ziert ihr Köpfchen. Sie schwört Rache!
Holländer sind hier, die sich für den Toyo interessieren. Sie wollen im nächsten Jahr einen Landrover von Mozambique nach Holland fahren.
Abends kommen noch junge Leute aus Deutschland, die ihr Fladenbrot mit Avocados verzehren, während wir unter dem Wellblechdach zum Schutz vor dem Regen, opulent gekocht haben.


 

Tag 577
26.04.2013

Auch an diesem Morgen gibt es am Lake Nkuruba Camp kein Wasser. Ein kleiner Kerl schleppt zwar gelbe Kanister vom See hinauf, doch sowohl die Klos, als auch die Eimerduschen bleiben trocken. Nur gut, dass wir im Toyo genügend Wasser mit uns rumschleppen, so dass das für eine Katzenwäsche und fürs Kaffekochen reicht.

Wir verlassen das schön gelegen aber trockene Camp und fahren zu einem Tipp von Martin, Kluge´s Guestfarm, etwa 15 km südlich geht eine Piste von der Hauptstraße ab und führt zu einem wunderschönen Anwesen. Zur Reception fährt man durch einen herrlichen Garten, dahinter weiden schwarzbunte Kühe. Das Haupthaus ist eine gepflegte Luxuslodge. Nachdem wir den horrenden Preis von 50.000 Shillingen akzeptiert haben (eigentlich wollten wir wieder abfahren) bekommen wir heiße Handtücher und einen sauren Saft zu dem Zucker gereicht wird. Der Besitzer, Stephan Kluge, mit dem ich gerne einen Rabatt  ausgehandelt hätte, ist im Urlaub in Deutschland. In dieser Jahreszeit scheinen die Deutschen Luxuslodgebesitzer sich in Deutschland zu treffen.
Ein Mitarbeiter führt uns zum Campground. Es gibt ein eigenes Bad und eine eigeneToilette, einen Unterstand mit Elektrizität und viele Fliegen, sowie einen schönen Blick ins Tal.
N 00.17471 E 030.00035
Die Farmarbeiter, die ab und an am Auto vorbeigehen sind gut erzogen und führen keine brüllenden Unterhaltungen. Sigrid kann in ihrem Warmzeug komfortabel schlafen.

 

Tag 578
27.04.2013 (Unser Freund Markus wird heute 50, unseren herzlichen Glückwunsch)

Einen weiteren Tag auf Kluge´s Guestfarm können wir uns nicht leisten und fahren in die Rwenzoriberge, die Mondberge in denen lange die Quellen des Nils vermutet wurde, die direkt an der Grenze zu DRC liegen und so hoch sind, dass sie mit Eis-und Schnee bedeckt sind. Die Berge liegen natürlich in einem Nationalpark, den wir wegen der horrenden Eintrittspreise nicht besuchen können. In Kilembe gab es eine Mine. Die Minengesellschaft hat Reihenhäuser für die Minenarbeiter gebaut, die ein wenig an die Häuser am Rammelsberg in Goslar erinnern. Allerdings sind dies hier Einraumhäuser, in denen Großfamilien wohnen. Ein Backpacker hat sich in einigen dieser Häuserzeilen eingerichtet kurz vor dem Tor zum Nationalpark Auf dem Hof stellen wir den Toyo hin.
N 00.21800 E 030.00035
Der Fluss rauscht nebenan, die Wolken ziehen sich über den Bergen zusammen, Sturm kommt auf. Vorsichtshalber bestellen wir das Abendessen im Restaurant. Es gibt zur Auswahl: Pasta mit Gemüse, Matschkartoffeln mit Gemüse, Spaghetti mit Gemüse. Wir wählen das erste Gericht und werden um 18:00 Uhr zum Essen abgeholt.
Es klappt auch dieses Mal wieder. Immer, wenn wir uns auf Regen und Sturm einrichten, passiert nichts. Der Sturm flaut ab, die Wolken werden dünner, so dass sogar zwei Sterne zu sehen sind, wir hätten gut und gerne selber kochen können und sitzen nun und speisen vegetarisch, was wir mit reichlich Bier runterspülen müssen. Am Nebentisch sitzt ein Amerikaner, der sich brennend für den Toyo interessiert und ein Paar aus irgendwo in Indien. Ich zeige dem Ami und dem männlichen Inderpart den Toyo. Der Inder meint tatsächlich, man könne mit dem Auto unter Wasser fahren, als er den hochgelegten Schnorchel für den Luftfilter sieht.
Es ist kalt, und auch ich ziehe hier oben in 2500m Höhe das Warmzeug für die Nacht an.
Des Nachts beginnt es dann doch noch zu regnen und zu gewittern. Erst am Morgen flauen die Gewitter ab.


 

Tag 579
28.04.2013

Wir bleiben so lange im Bette liegen, bis es aufhört zu regnen.
Wir fahren auf dem direkten Weg über Fort Portal nach Kampala zurück, eine Gewalttour von über 400 km zurück nach Kampala ins Red Chilli Backpacker, wo wir freudig begrüßt werden. Unterwegs nerven die ständigen „Bumbs“, 40 cm hohe Aufschüttungen, um die Autofahrer zum Abbremsen zu zwingen. Es ist eine elende Schinderei für Mensch und Auto, ständig abzubremsen, bis in den ersten Gang, über diese Wellen zu hoppeln, die manchmal so hoch sind, dass PKWs sie nur schräg überfahren können, weil sie sonst in der Mitte aufsetzen.
Die Gutmenschen mit der gemischten Kinderschar sind noch im Red Chilli.
Neben unserem Stellplatz bezieht ein Italiener und seine schwarze Freundin schmusend ein Häuschen. Uns schwant Böses, doch die nächtliche Lautstärke ihres Liebesspieles hält sich in Grenzen oder wir hören sie nicht, weil fast die ganze Nacht mehre Gewitter toben. Es ist kalt am Äquator.

 

Tag 580
29.04.2013

Wir lassen uns Zeit und fahren ins Shoprite-Center zum Einkaufen. An einer Totaltankstelle auf dem Weg dorthin lassen wir einen Ölwechsel machen und den Toyo abschmieren, kostet etwa 50 Euro.
Wir verbringen den letzten Abend in Kampala.

Fazit Kampala: Die schlechtesten und rücksichtslosesten Autofahrer bisher in Afrika. Nach über 70.000 km Afrikafahrerei wird man hier aggressiv.
Die Stadt ist angenehm, die Leute freundlich, die Einkaufsmöglichkeiten amerikanisch, die Straßen teilweise in katastrophalem Zustand.


 

Tag 581
30.04.2013

Um nicht wieder eine so lange Strecke fahren zu müssen, beschließen wir, nur bis Jinja zu fahren und dann am nächsten Tag die Grenze nach Kenia zu passieren.
Auf der uns nun schon bekannten Strecke fahren wir nach Jinja, überqueren den Nil und besuchen noch einmal die Stadt. Alle Häuser sind grell mit einem Reklameanstrich versehen. Es gibt kein unbemaltes Haus. Auf diese Weise werden die Häuser renoviert von den Firmen, die ihre Firmenwerbung anmalen.
„The Haven“ von Rainer Holst an den Stromschnellen des Nils ist uns zu teuer, so dass wir auf der rechten Seite des Nils den Explorer Camping aufsuchen.
N 00.48452 E 033.16317
Der Platz besitzt einen Andenken laden, ein Restaurant mit einer Terrasse mit Blick auf den Nil, eine Kajakschule usw.
Dort steht ein Overlanderbus, uns schwant Böses.
Wir sind noch beim Abendessen, als draußen vor dem Tor des Camps die Disco beginnt. Die Bässe bereiten Herzrhythmusstörungen.


 

Tag 582
01.05.2013 (unser Freund Holger hat Geburtstag, herzlichen Glückwunsch)

Frühmorgens, so um 6 Uhr beginnt es zu klappern. Klar die Overlander packen ein. Und es gießt. Das gönnen wir denen, dass sie ihre Zelte im Regen abbauen müssen. Sollen sie doch länger schlafen, bis der Regen aufhört!
Der Regen hört auf und wir können aufstehen. Wir fahren auf der guten Asphaltstraße zur Grenze in Busia. Die Stadt heißt in beiden Ländern gleich. In Uganda springen uns die Grenzschlepper und Geldwechsler an. Einer heißt 64, nach dem Aufdruck an seinem gelben Kittel. Die Typen scheinen autorisierte Wechsler zu sein; denn sie tragen alle gelbe Kittel mit dem Aufdruck Money Changer. Wir finden das Büro für die Ausreise, ein Schlepper, den wir versuchen zu ignorieren hängt uns an den Hacken. Die Ausreise aus Uganda gestaltet sich schwieriger als die Einreise. Mit einer Kamera werden wir fotografiert, die Handabdrücke beider Hände werden und die Daumenabdrücke werden eingescannt. Ich gebe zu bedenken, dass wir ausreisen und nicht einreisen, das sei so in Ordnung, bekomme ich zur Antwort. Mittlerweile hat es angefangen zu regnen. Wir müssen zum Zoll, um das Carnet ausstempeln zu lassen. Der Zollhof ist nicht befestigt. Die zahllosen LKWs heben den Boden aufgewühlt. Wir schlängeln uns durch die parkenden LKWs, stapfen durch den Schlamm zur Zollbaracke. Dort nimmt uns einer das Carnet ab, druckt eine Zahlungsanweisung aus. Wir sollen bei der Bank dorthin bezahlen. In der Annahme es handele sich um eine Stempelgebühr schlittern wir durch den Schlamm und werden nass vom Regen. Sigrid bemerkt, dass auf der Zahlungsanweisung etwas von „Road Tax“ steht. Ich bin genervt und will jetzt nur noch über die Grenze. Irgendwo finden wir nach einiger Fragerei die Bank und bezahlen 56000. Im Regen und zwischen den LKWs finden wir im Schlamm kaum den Weg zurück zum Zoll. Endlich können wir klatschenass dem Zolltypen die Quittung geben. Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass wir ausreisen und gerade die Straßenbenutzungsgebühr bezahlt haben. Ich zeige ihm den Einreisestempel im Carnet und die Quittung über die Straßenbenutzungsgebühr bei der Einreise, die er vor sich liegen hat. Oh je! Er habe geglaubt wir wollen einreisen. Er ist zerknirscht ob dieses Fehlers, aber nun haben wir für eine Einreise bezahlt, was tun? Ich deklariere diese zu viel bezahlte Gebühr als ein Geschenk an den Staat. Der dämliche Zollfritze ist erleichtert und bedankt sich eifrig, immerhin haben wir 20 Euro verloren.
Wir schliddern zurück zum Toyo. Ein Geldwechsler wurde uns vom Immigrationsbeamten empfohlen. Bei dem Wechseln wir 3000.000 Uganda Shillinge in kenianische, was 64, der uns nicht aus den Augen gelassen hat, gar nicht lustig findet. Auch der Schlepper klebt wie Uhu an uns und zeigt uns den Polizeiposten, an dem wir uns ins dicke Ausreise-Buch eintragen müssen.
Wir fahren über die Grenze nach Kenia. Der Schlepper ist schon da. Das Einreisebüro ist ein moderner Bau mit verspiegelten Fenstern. Ein Typ drückt uns ein Einreiseformular in die Hand, das wir gewissenhaft ausfüllen. Dann stehen wir an am Schalter für die Visaerteilung. Als wir endlich an der Reihe sind, stellt der Beamte fest, dass wir das verkehrte Formular ausgefüllt haben und scheißt seinen Formularhilfsknecht zusammen. Also füllen wir ein neues, viel umfangreicheres Formular aus und stehen wieder an. Als ich die Papiere durch den Schlitz der schusssicheren Scheibe schiebe, bekomme ich zu hören: 100 Dollar. Also schieben wir 100 Dollar durch den Schlitz. Jetzt werden unsere penibel ausgefüllten Formulare auf einen Haufen gelegt und nicht weiter beachtet. Das Visum wird eingeklebt, der Fingerabdruckscanner bleibt unbenutzt. Jetzt suchen wir den Zoll. Unser Schlepper ist schon da. Inter den LKWs versteckt ist eine Einraumbretterbude, dort hocken 4 Zöllner und zahlreiche Kunden drängeln sich drumherum. Wir können einem Zollmenschen unser Carnet in die Hand drücken. An der Wand hängt eine Preistafel. Wir sollen für drei Monate Kenia 100 Dollar Straßenbenutzungsgebühr bezahlen. Ne, dann bleiben wir eben nur 30 Tage, was 50 Dollar kostet. Die dicke Zöllnerin mit Pumps an den Füßen stolpert vor uns her durch den Schlamm zum Chefkassierer. Dabei muss sie grazil wie ein Hippo über eine teichgroße Pfütze hüpfen, in die bereits jemand einen Backstein als Überquerungshilfe geschmissen hat. Der Chefkassierer ist mit den Unterlagen, die das freundliche Zollhippo mitgebracht hat, nicht zufrieden. Er will mehr Papiere. Sie schickt einen Hilfsknecht los, die fehlenden Unterlagen zu holen. Endlich ist alles zusammen, sie schliddert zurück in die Zollbretterbude. Der Chefkassierer rechnet und schreibt und heftet ab und klammert zusammen und kassiert und drückt uns noch mehr Papiere in die Hand, die wir zum Zollhippo bringen sollen. Wir matschen zurück, sortieren die Papiere, die sie bekommt von denen, die wir behalten und sind endlich durch. Draußen wartet der Schlepper, dem ich etwa 2 Euro in die Hand drücke und Versicherungsfritzen, die uns eine Versicherung verkaufen wollen, wir wollen keine. Eine ausgesprochen hübsche Polizistin mit Kalaschnikow will nun noch den Toyo inspizieren, soll sie. Sie hat noch nie ein Campingauto gesehen und versteht nicht, dass alles, was im Toyo ist, persönlich Gegenstände sind. Ich mache ein paar Komplimente und frage, ob alle Mädchen in Kenia so hübsch sind wie sie. Das veranlasst sie zu lächeln und neckisch mit dem Hintern zu wackeln, an den dabei die AK47 klatscht, und uns fahren zulassen. Mit 2 Stunden Dauer einer der langen Grenzübertritte.
Die Straße ist in Kenia deutlich schlechter als in Uganda, was uns überrascht. Tiefe Schlaglöcher veranlassen uns wieder
Wir kommen am Kissum Beach Ressort am Lake Victoria an. Unverschämte 100 Kenia Shillinge pP verlangen die hier. Das Ressort liegt schön am See hinter dem internationalen Flughafen Kisumu und der Coca Cola-Abfüllstation. Die ganze Anlage ist völlig runtergekommen.
S 00.09673 E 034.73279
Wir stehen an einer Überdachung mit fließendem Wasser und einer funktionierenden Steckdose. Das einzig Positive an der ganzen Anlage. Die Toiletten und Duschen stinken und starren vor Dreck und erinnern eher an Westafrika, als an die uns bekannten Ostafrikanischen Länder. Auch das hatten wir nicht von Kenia erwartet. Wir trinken ein Bier auf der Terrasse mit Blick über den Victoriasee und sitzen in zerschlissenen Polsterstühlen. Wir werden vor den Hunden gewarnt, die würden klauen, wie die Affen und vor den Hippos, die nachts die Gegend unsicher machen.
Es regnet mal wieder und wir sind froh, dass wir unter der Überdachung sitzen können.
Die Warnung vor den Hunden war unzutreffend. Sie klauten nicht, aber sie bellten die ganze Nacht. Schlafen war nur in den kurzen Bellpausen möglich. Wir sind übermüdet und gerädert.

 

Fazit Uganda:

In Uganda gibt es die schlechtesten und aggressivsten Autofahrer. Ansonsten sind die Leute freundlich, es wird kaum gebettelt. Die Landschaften sind phantastisch, es lohnt ein Besuch, wenn siehe unten.

Uganda ist teuer. Bei den Eintrittspreien zu den Nationalparks haben sie jedes Maß verloren.
Ausländer zahlen für ein Auto mit nicht ugandischem Nummernschild den 100 fachen Preis.
Mein Tipp, besorgt Ugandische Numernschilder, die 200m vor dem Tor zum Nationalpark angeschraubt werden. Drinnen kontrolliert kein Schwein die Autopapiere.
Ugandische Nummernschilder sind gelb, wie die der Holländer. Sie beginnen immer mit einem „U“ gefolgt von 2 Buchstaben, dann kommt eine dreistellige Zahl und wieder ein Buchstabe. Z.B. UME 123 K
Die Schriftart entspricht genau der, die auf Deutschen Nummernschildern gebraucht wird.
Das Gleiche empfehle ich für Tanzania. Die Nummernschilder sind gleich, nur vorne steht ein „T“.
Ganz schlaue können sich noch die Ugandische Fahne vorne in die linke obere Ecke des Schildes basteln.

Lämgsgstreift: schwarz, gelb, rot, schwarz, gelb rot.