13.09.2012 Donnerstag
Tag 352

Wir verlassen diesen schönen Platz und fahren erst einmal zurück zum Geldautomaten, um rauszubekommen, ob die Barclay-Karte wirklich gesperrt ist. Sie klappt wieder nicht. Um zu sehen, ob vielleicht der Automat nicht funktioniert, probiere ich die Postbank-Karte und wähle 2.000.000 Kwachas (ich Tölpel) Die Karte funktioniert. Ich bekomme die Geldbündel kaum ins Portemonnaie. Wenigsten 4.000.000 Kwachas schleppe ich jetzt mit mir rum.
In Chirundu gibt es auch einen großen Grenzübergang nach Zimbabwe. Es führt dort eine gute Asphaltstraße hin. Wir wollen in Chirundu abbiegen und noch einmal den Zambesi hinabfahren.
Chirundu ist ein staubiger Ort, voller 18m langer LKWs mit bis zu 9 Achsen, Straßenkneipen, Händlern. Wir trinken dort ein Bier. Ich habe keine Ahnung wie viel das kostet, die vielen Nullen auf den Scheinen machen uns schwindelig.
Über eine gut befahrbare Piste geht es zur Fähre über den Kafue. Ein Sattelschlepper verlässt gerade die Fähre auf der anderen 150m entfernten Seite des Flusses und bleibt prompt am sandigen steilen Aufstieg stecken. Die Fähre holt uns ab. Sigrid muss aussteigen, damit nur der Fahrer ersäuft, wenn er die Kiste bei der Auffahrt auf die Fähre im Fluss versenkt.
Ich denke, ich habe mich verhört, als der Kapitän 150.000 Kwachas verlangt und beginnt, die Quittung zu schreiben. Das sind 30 US$ für einen 150m breiten Wasserweg. Ich mache gute Mine, Sigrid ist stinksauer. Wir finden die Lodge Kiambi Safari, am Zusammenfluss des Zambezi und Kafue gelegen. Eine tolle Anlage, die alles Mögliche anbietet, z.B. ganztägige Angeltour mit Lunchpaket für 150 $ pro Person. Die Campsite kostet 51.000 Kwachas, etwa 10 Euro pro Person. Neben uns stehen 8 Südafrikaner mit 8 Kindern, die in Zelten hausen. Sie besetzen den Swimmingpool und haben Spaß. Einer der Buren, ein echter Doppelmensch, arbeitet bei Mercedes, war zu einem Lehrgang in Mannheim und spricht drei Worte deutsch. Seine Kinder haben noch nie Schnee gesehen und er will irgendwann zum Weihnachtsmarkt nach Deutschland.
Eine Gruppe weißer Simbabwer sitzt an der Swimmingpoolbar und säuft sich die Hucke voll. Als sie hören, dass wir Deutsche sind, kommen die üblichen Naziwitze.
Wir erfahren, dass die Südafrikaner nur 5.600 Kwachas pro Auto an der Fähre bezahlt haben. Ich bin stinksauer, renne zur Reception und halte der unschuldigen Dame dort wütend meine Fährquittung unter die Nase und frage, wo die nächste Polizeistation ist. Sie erklärt, dass es eine Polizeihütte an der Fähre gebe, dort soll ich den Preis überprüfen lassen. Ich bin so wütend, dass ich mich den ganzen Abend nicht mehr einkriege. Dann erfahren wir, dass der Eintritt in den Nationalpark, den wir hier eigentlich noch besuchen wollten, 25 $ pro Person pro Tag plus 15 $ fürs Auto kostet. Damit ist Zambia für uns gestorben und wir beschließen, morgen in Richtung Livingstone abzudampfen.


 

14.09.2012 Freitag
Tag 353

Wir packen zusammen und bezahlen den Campground an der Rezeption. Dort sitzt heute eine andere Dame, der ich, immer noch wütend, erzähle, wie viel wir für die Fähre bezahlt haben. Sie meint, dass ist der normale Preis für Autos, die nicht in Zambia registriert sind. Ich bin fertig, da kassieren die Typen 30 mal soviel von ausländischen Autos. Zambia ist gestorben. Wir wollen hier weg, auch wenn wir so viel Visagebühren und „Carbontax“ bezahlt haben und eigentlich 30 Tage im Lande bleiben dürften. Wieder auf der Fähre, bekommt der Kapitän 150.000 Kwachas und wir fahren zurück nach Chirundu. Dort haben wir Handyempfang und ich rufe die Barclaybank in Hamburg an und erzähle denen, dass ich mein Bier in diesem dreckigen Dorf am Zambezi nicht mehr bezahlen kann. Ja, meint der Bankhansel, ich habe das Tageslimit überzogen und deshalb sei die Karte gesperrt. Er schalte sie aber gleich wieder frei.
In Mazakuka gibt es einen großen Shop Rite Laden, in dem wir einkaufen. Es ist alles sehr teuer, nur der Brandy ist billiger als in Namibia.
Wir übernachten auf dem Campground einer Rinderranch „Mooring´s“. Wir trauen unseren Augen nicht, als wir sehen, dass Waltraud und Helmut einen Tag vor uns auch hier übernachtet haben.
S 16.19386 E 027.54328
Wir werden, kaum dass wir auf dem Platz stehen, von einem netten schwarzen Kater adoptiert, der uns allerdings sofort verlässt, dass opportunistische Vieh, als noch ein weiteres Auto eintrifft.
Beim Duschen trifft uns der Schlag. Fasst man nass den Wasserhahn an, dann bekommt man einen elektrischen Schlag. Afrika bietet immer wieder etwas Neues.

 

15.09.2012 Samstag
Tag 354

Wir wollen noch einmal an den Kariba See und fahren in Chisekesi auf die Piste, die laut Karte nach Sinazongwe führt. Die Piste ist anfangs recht gut in Schuss, was sich aber ändert, als sie sich in einem kleinen Dorf gabelt. Es wird wieder eine Piste, die mich und den Toyo fordert. Steinig, Taversen und sehr schmal, so dass das Auto gerade noch zwischen den Büschen durchkommt. Trotzdem ist die Gegend recht besiedelt. Es wird Baumwolle angebaut, die mit uralten Treckern und kleinen zweirädrigen Anhängern abtransportiert wird. Ein solcher Trecker blockiert die Piste, wie er einige Baumwollsäcke verloren hat. Die Säcke wiegen zwischen 85 und 100 kg. Auf jedem Sack ist das Gewicht aufgemalt. Die Jungens wuchten die Säcke wieder auf den Hänger und verzurren sie. Mit einem komme ich nett ins Gespräch, doch wie meistens endet das Gespräch schnell, als er nach einigen Minuten um etwas zu essen für sich und die anderen bettelt. Der nächste kommt und fordert einen „small dollar“. Die ständige Bettelei schmälert doch deutlich das Afrikaerlebnis.
Wir kämpfen uns durch bis zur Asphaltstraße, die nach Sinazongwe führt und kommen zur Lake View Lodge, die einen neu angelegten Campground hat. Die Zufahrt ist noch nicht fertig, so dass man nur mit Allrad und Untersetzergetriebe den wirklich schönen Platz direkt am See erreichen kann. Als Geck haben die Betreiber doch tatsächlich Blumen in alte Einbäume gepflanzt, auch die Waschbecken sind Einbäume. Wir zahlen 50.000 Kwachas pro Person und genießen eine stille Nacht. (vor Krokos wurde gewarnt)
S 17.26835 E 027.46799


 

Tag 355
16.09.2012 Sonntag

Von Sinazongwe führt eine Asphaltstraße zur Hauptstraße nach Livingstone. Und wir haben uns über die Elendspiste hierher gequält. Uf der Karte war das nicht zu erkennen.
Wir fahren an einer großen Rinderfarm vorbei, erreichen die Asphaltstraße und hören das grausame Zischen, das eine Reifenpanne ankündigt. Der rechte Hinterreifen verliert ziemlich schnell alle Luft. Wir fahren an den Straßenrand. Nun ist es beim Toyo nicht so einfach an den Reservereifen zu kommen; denn dort hängt noch der Kanister mit den Ersatzteilen dran. Wir basteln alles ab, holen den Wagenheber, der natürlich zu groß ist um bei platten Reifen unter den Federspriegel geschoben zu werden. Wir bauen den großen HiJack ab, der mit einer Spezialhalterung unter der hinteren Stoßstange befestigt ist. Die schlechteste Stelle, die man sich für dieses Gerät aussuchen kann, denn dort bekommt er allen Dreck ab. Und richtig, die Mechanik ist völlig verdreckt und verlehmt und verweigert die Mitarbeit. Sigrid sucht nach einem Baumstamm oder einem Stein, auf den ich den platten Reifen fahren kann. In dieser sandigen Gegend wachsen nur Büsche, deren Äste niocht dick genug sind. Sie findet einen flachen Stein. Ich fahre vorsichtig den platten Reifen darauf. Der Wagenheber passt immer noch nicht. Ich stelle ihn unter die erste Feder, pumpe und der Wagenheber rutscht ab. Nächster Versuch. Er bleibt stehen und ich pumpe den in Zaire erstanden Heber so hoch wie es geht. Wir nehmen den Platten ab und der Reservereifen lässt sich gerade so eben anschrauben. Alles wieder anbauen, Luftdruck prüfen, zwei Stunden dauerte die Aktion.
In Livingstone fahren wir zur Bushfront Lodge mit einem sehr netten sauberen Campground mit Rasen, so dass wir nicht im Staub stehen müssen.
S 17.88062 E 025.84349
Wir sind die einzigen auf dem Campground und der Securitymensch kommt und zeigt uns die Elefanten hinter dem Lodge-Zaun, die in der untergehenden Sonne zum Wasserloch gehen.
Wir verbringen eine ruhige Nacht, ohne von Elefanten oder Hippos gestört zu werden.

 

Tag 356
17.09.2012 Montag

Priorität ist es heute, einen Reifendienst zu finden, der den Reifen flickt. Am Tor der Lodge wird uns ein Reifendienst empfohlen, den wir nicht finden. Wir irren durch Livingstone und suchen angestrengt nach aufgetürmten Altreifen, die kundtun, dass dort Reifen repariert werden. Während der Rumkurverei frage ich in jedem Laden, der etwas mit Wasser zu tun hat, nach einer Dichtung für unsere Filteranlage, erfolglos.
Und als ich auf einer Staubstraße wende kommt uns Paul zu Fuß entgegen. Wir freuen uns wie Kinder zu Weihnachten ihn nach drei Monaten wieder zu sehen. Paul hat eine Reifenpanne und steht beim Vulcanisateur. Einer seiner Reifen ist an der Flanke eingerissen und er hat in einem Laden einen Schlauch gekauft. Sein Auto sieht ziemlich mitgenommen aus. An beiden Seiten ist eine Federlage gebrochen und die hinteren Stoßdämpfer sind abgerissen. Paul hat ein Nashorn und einen Leoparden verfolgt, über Stock und Stein. Eigentlich wollte er nach der Reparatur seines Reifens weiterfahren, was wir natürlich nicht zulassen.
Der Reifenfritze stellt auch bei unserem Reifen einen Riss in der Flanke fest, doch leider gibt es für unsere Reifengröße keinen Schlauch, so dass wir die neue Decke, die wir in Swakopmund gekauft haben, montieren lassen müssen.
Paul hatte Glück gehabt. Er hatte seine Reifenpanne auch auf der Asphaltstraße. Weil er sein Reservereifen nicht ausreichend vom Dreck befreit hat, hatten sich die Radmuttern gelöst und sein linkes Hinterrad hat ihn überholt. Er konnte das Auto auf der Straße halten, benötigte ziemlich lange Zeit, um sein Rad wiederzufinden und verlor alle Radmuttern, so dass er, nach gut afrikanischer Sitte, von den verblieben Rädern jeweils eine Mutter benötigte, um das Rad anzuschrauben. Als die Autos fahbereit sind, fahren wir erst einmal ein Bier trinken. Gemeinsam fahren wir dann zu Toyota; denn ich hatte bei unserem Reifenwechsel eine Radmutter zermatscht. Während ich  für ganz viel Geld vier neue Muttern kaufen kann, haben sie die Muttern für Paul Hilux nicht vorrätig.
Wir nehmen Paul mit auf unseren Campground und laden ihn zum Essen im Restaurant ein. Er hat viel erlebt, nachdem wir uns in Pointe Noire verabschiedet haben. Er ist in das Dorf an der Grenze zu Gabun gefahren, um seine Freundin zu treffen und hat dort ein typisches afrikanisches Dorfleben erlebt, einschließlich der Schlachtung eines großen Pythons, den die Frauen beim Fischfang gefunden haben. Er hat unsere Freundin Elisabeth, bei der wir einen wunderschönen französischen Abend verbracht haben, in Libreville in Gabun besucht und hat dort seinen Pass mit dem Angolavisum und ein neues Carnet de Passages bekommen, das ihm mein Bruder aus Berlin zugeschickt hat. Sein DRC (Zaire)- Visum hat er auch in Libreville bekommen, aber nur, weil er mit dem Botschafter, der in Deutschland studiert hat, über Bayer München gesprochen hat. Zurück ist er natürlich wieder bei seiner Freundin vorbeigefahren, ohne zu wissen, dass die in der Zwischenzeit vom Dorfchef Daniel Maurizio dem Fahrradfahrer als Bettgenossin angeboten worden ist. Als er zur Heirat aufgefordert wurde, hat er es vorgezogen zu verschwinden. Er hat Tigerfische in Zambia geangelt, Nashörner im Kaokoveld verfolgt, Himbadamen transportiert und wollte nun noch einmal zu den Tigerfischen.
Wir hatten viel zu erzählen diesen Abend.
 

 

Tag 357
18.09.2012 Dienstag

Wir frühstücken gemeinsam mit Paul und ich erzähle von unserem HiJack. Paul ist sofort bereit, ihn zu reparieren, mit dem Reparatursatz, den wir seit Deutschland spazieren fahren. Es klappt. Der HiJack funktioniert.
Wir verabschieden uns von Paul, irgendwie seltsam. Er meint, dass er nicht mehr gerne alleine fährt. Wir geben ihm unsere Route; denn wir müssen am 28.09. an der Waterberg Lodge sein, um Gabi und Achim zu treffen, die unseren neuen Kocher mitbringen. Wir bitten ihn, zu uns zu kommen. Paul erscheint uns sehr traurig und wir sprechen noch lange darüber, dass wir ihn, dort haben stehen lassen. Wir hoffen, ihn zu treffen und gemeinsam wenigstens durch Süd Afrika zu fahren.
Wir wollen noch die Victoria Fälle von der Zambia-Seite sehen. Wie erwartet ist der Eintritt sauteuer, etwa 30 US$ pro Person. Auch von dieser Seite sind die Fälle schön, aber, wenn man sie von der zimbabwischen Seite gesehen hat, kann man sie sich in Livingstone sparen.
Wir kaufen noch das Notwendigste ein. Wir wollen heute nicht mehr über die Grenze und fahren nach Sakasima Island Lodge, die es eigentlich gar nicht gibt. Um dort hinzukommen müssen wir durch ein Kieswerk fahren, werden von einer hübschen Polizistin kontrolliert, die unsere Autoversicherung sehen will. Unsere Tourinsure- Versicherung zieht, sie ist zufrieden. Die Lodge ist auf einer Insel im Zambezi. Wir stehen auf einem aufgegeben Campground. Es gibt keine Toiletten, kein Wasser, keine Duschen, aber irgendeine Tussi, die vorbeikommt. Ich erkläre ihr, das wir hier die Nacht verbringen wollen. „No Problem“, die Antwort, allerdings beginnt sie wild zu telefonieren und kurz darauf kommt ein Typ über den Zambezi gerudert, der von uns 60.000 Kwatschas verlangt. Wir glauben es nicht. Ein Grund mehr, Zambia so schnell wie möglich zu verlassen. Wir zahlen. Dann kommt im Dunkeln ein Auto, der Besitzer der aufgegebenen Lodge, ich beschwere mich bitterlich, ohne Erfolg.
Unsere letzte Nacht am Zambezi ist ruhig, nur die Hippos grunzen.

Fazit Zambia:
Abzockerland, weg bleiben!!!