Tag 152

26.02.2012 Sonntag (heute hat Michael Geburtstag, herzlichen Glückwunsch)

Wir fahren zur Grenze nach Gabun. Wir sind ganz froh aus Kamerun abzuhauen; denn wer weiß, was den Gendarmen noch einfällt, mit denen wir den Unfall hatten.
Der Polizist, der uns eigentlich abfertigen sollte schläft tief und fest und erschreckt sich entsetzlich, als ich ihn wecke. Die Grenzabfertigung N2.29499 E11.44712 ist in dreißig Minuten erledigt, allerdings bekommen wir den Einreisestempel für Gabun erst in Bitam. Auch hier haben unsere unbekannten Holländer vorgesorgt und die Koordinaten des Immigrationsbüro eingegeben
N 1.82672 E11.6524.
Drinnen erwartet uns ein schneidiger junger Beamter, der nach dem „Fiche“ fragt, den wir an der Grenze bekommen haben. Der Penner an der Grenze hat uns keinen Zettel gegeben, was ungläubiges Staunen hervorruft und eifrige Telefonversuche nach sich zieht. Allerdings bekommt er keinen an die Strippe, so dass er uns ohne den Grenzzettel abfertigt. Jetzt beginnt allerdings eine Show: Eine Passkopie wird verlangt und eine Kopie der Visas. Dann werden die Pässe eingescannt und wir werden fotografiert. Das ganze Theater dauert noch eine Stunde und wir sind erschöpft, so dass wir unser erstes Bier in der Bretterbudenkneipe in Gabun trinken. Es ist erfreulicherweise nur 50 CFA teurer als in Kamerun. Immerhin hat Gabun den höchsten pro Kopf-Verbrauch an Champagner in der Welt und die Kinder auf dem Lande haben keine Hose über dem nackten Arsch.
Unsere Holländer empfahlen ein Bushcamp hinter Konoville. N1.82672 E11.6524. Der Platz ist ideal. Es liegt so viel trockenes Holz herum, dass wir ein Lagerfeuer machen. Das erste, in der Hoffnung nicht gefunden zu werden.
Es ist wildromantisch, um uns ist dichter Regenwald, der Sternenhimmel ist überwältigend.

 

Tag 153

27.02.2012 Montag

Der erste Waldarbeiter taucht auf, als wir gerade fertig mit Frühstücken sind. Es folgen weitere, die uns allerdings nur begrüßen und wieder verschwinden. Sie wussten schon am Abend vorher, dass wir dort standen, so sagte uns einer. Angenehm, dass wir nicht belästigt werden.
Die ständigen Belästigungen haben seit Kamerun deutlich aufgehört. Auch das Geschreie „Blanc“ oder Ähnliches ist fast verschwunden. Wir können uns problemlos bewegen.
Im nächsten Ort kaufe ich eine Machete. Die wäre beim Holzzerkleinern nützlich gewesen und bietet einen gewissen Schutz gegen Schlangen. Außerdem rennt hier jeder mit so einem Ding rum. Ich will auch eine haben!
In Mitzic beschließen wir, die Piste über Sam direkt an der Grenze zu Equatorial Guinea nach Libreville zu nehmen. Glücklicherweise kommen wir am Wasserwerk vorbei, wo wir unsere Wasservorräte für eine Dose Bier auffüllen können.
Die Piste ist recht gut befahrbar, aber es fängt an zu regnen. Vor einer etwa 1m langen schwarzen Schlange kann ich grade noch anhalten. Fahre nie über eine Schlange, sie könnte unter dem Auto hängenbleiben und beißen, wenn man aussteigt. (Mamba ??) Gut dass wir die Machete haben. Erst draufhauen und dann fragen, wenn sich was im Gestrüpp bewegt.
Es gießt wie aus Kübeln und wir absolvieren einige Schlammdurchfahrten. Die Dörfer, die wir passieren sind armselig. Stellenweise ist die Piste jetzt so ausgewaschen, dass wir tiefe Gräben an den Seiten haben, die, wenn sie die Piste kreuzen zu durchfahren sind oder „zwischen die Beine“ genommen werden müssen. Der Toyo darf nicht in solch einen Graben rutschen. Wir würde unweigerlich umkippen.
Aber unsere holländischen Freunde haben vorgesorgt und einen Stellplatz gefunden, an dem Kies gewonnen wurde und wo der Boden nicht schlammig ist. N00.95172 E010.99313
Wir ziehen die Regenjacken an und hängen unsere Plane ein unter der man wunderbar kochen kann. Es ist so kalt, dass wir in unseren Regenjacken draußen sitzen.
Irgendwann hört der Regen auf und wir verbringen eine ruhige Nacht.


Tag 154

28.02.2012 Dienstag
 

Es ist neblig, der Regenwald dampft und es ist kalt 20 Grad.
Wir frieren beim Frühstück.
Der Nebel lichtet sich und wir fahren auf guter Piste weiter. Irgendwann kommt die Sonne raus und es wird heiß. Die Piste führt durch dichten dampfenden Regenwald, in den brutal mit Bulldozern Pisten gefräst sind, um an die begehrten Urwaldriesen zu kommen, die in künstlichen Lichtungen gesammelt werden. Mit riesigen Caterpillar werden sie aus dem Busch geholt.
Neben der Piste breiten sich immer wieder Sümpfe aus, Teiche und Wasserläufe. In einem zugänglichen schnellfließenden Fluss waschen wir uns. Die Piste ist so wenig befahrbar, dass wir beide nackend im Fluss stehen können und die fehlenden Duschen nachholen.
Hinter dem Abzweig zum Nationalpark Monts Christal N00.50978 E010.17634 fanden die Holländer einen weiteren Stellplatz. N00.48075 E010.14041.


Es beginnt wieder zu gewittern, wir kochen unter der Plane. Es gießt, wir fangen das von der Plane fließende Wasser in einer Schüssel auf (klappt nicht perfekt, streckt aber die Wasservorräte)
Als das Gewitter vorbei ist erleben wir das tollste Wetterleuchten. Es erinnert an Nordlichter, ab und an flackert ein Blitz am Horizont von Wolke zu Wolke, sonst leuchtet es um uns herum und lässt den Urwald phosphoreszierend leuchten.
Der Platz ist ziemlich bewachsen und nachts leuchten die Schlingpflanzen weiß im Licht der Stirnlampen.
Nächtliches Pinkeln schafft doch ein ungutes Gefühl, wenn man beinahe eine schwarze Mamba überfahren hat. Wir nehmen unsere Machete mit nach draußen.

Tag 155

29.02.2012 Mittwoch

Beim Frühstück stelle ich die ersten Roten Flecken an den Oberarmen und den Beinen fest. Auch Sigrid bekommt welche, am Hals auf dem Rücken. Sie jucken nicht, sind nicht erhaben, sind aber feuerrot. Wir haben keine Ahnung, was das ist. (Ebola?, Marburg Virus?) Wir schmieren uns mit Arnikasalbe ein. Die Flecken bleiben, werden aber im Laufe des Tages blasser.
Wir erreichen die Asphaltstraße und ich versuche die Reifen aufzupumpen. Nix geht mehr. Ein Schlauch am Kompressor hat ein Loch. Der Kompressor baut keinen Druck mehr auf. Wir finden einen Reifendienst, der uns die Reifen aufpumpt. Am Rande der Hauptstraße lernen wir die Tierwelt des Regenwaldes kennen. Sie hängt hier als „BushMeat“, als Abendessen für die Leute aus der Hauptstadt.


Wir erreichen Libreville. Das übliche Gewusel bei der Einfahrt in eine große Stadt umflutet uns. Müllcontainer am Straßenrand, die sogar benutzt werden!!!
Die katholische Mission der „Soeurs Bleues“ liegt direkt an einem Sammeltaxistand N0.40648 E9.44870.
Wir sind um 14:30 Uhr da. Das Missionsgelände liegt hinter einem Stahltor verborgen. Ein großes Gelände mit Schulen, Parks, Kirche und Wohnhäusern. Der weißen Schwester sind die Overlandern bekannt. Sie weist uns einen Stellplatz direkt vor einem Haus zu. Duschen und Toilette können wir im Kindergarten benutzen, der in diesem Haus untergebracht ist. Um zum Klo zu kommen, müssen wir klingeln, abends bekommen wir den Schlüssel für den Kindergarten, den wir dann aber um spätestens 6:30 Uhr am nächsten Morgen aufschließen müssen. Wasser in der Dusche gibt es nur frühmorgens oder spätabends, dafür aber glühend heiß.
Ich kümmere mich um den Kompressor und wickele meterweise Isolierband um das Loch, fixiere es mit Schellen und Kabelbinder, ohne Erfolg. Jetzt gibt auch noch das Füllgerät den Geist auf und lässt die Luft aus den Reifen entweichen. Ich bin verzweifelt.
Wir essen in der Kneipe am Sammeltaxistand Spaghetti mit Fleisch für 1000 CFA und machen uns auf die Suche nach einer Bierkneipe. Der Wirt flippt bald aus als er uns sieht und versucht seine drei Worte deutsch, die er in der Schule gelernt hat, anzubringen. Dann quatscht er uns auf Französisch zu, ich verstehe Bahnhof. Aber er ist ein lieber Kerl, der nichts Böses will und gibt uns kaltes Bier.
Wir schlafen ganz gut, immer im Hinterkopf, dass wir den Schlüssel um 6:30 abgeben müssen, dann kommen die Kinder in den Kindergarten.

 

Tag 156

01.03.2012 Donnerstag

Wir duschen, während die Eltern die Kinder bringen.

Wir sind zum Visashopping in Libreville und sind pünktlich um 9:00 Uhr in der Botschaft von Angola. Die Taschen voller Dollar aus unserer versteckten Reserve.
Dort wird uns klipp und klar erklärt, dass wir nur in einem an Angola angrenzendem Land ein Visum bekommen. Also der Dem.Rep.Kongo, Kinshasa. Ich versuche zu erzählen, dass wir alten Leute Angst haben, nach Kinshasa zu fahren, was den Bürohengst überhaupt nicht interessiert eher amüsiert.
Nächste Station, die Botschaft der Dem.Rep.Kongo. Sie muss ganz in der Nähe sein, trotzdem suchen wir bald eine Stunde. Hier wird gerade das winzige Büro des Konsularbeamten geputzt, so dass erst mal nichts passiert. Der Beamte im gestreiften Anzug, mit schwarz weißen Schuhen, mit Goldkette und –ringe behängt, lungert auf dem Hof herum. Wir schwitzen in einer nie vollendeten Neubauruine nebenan, die uns Schatten spendet. Dann werden die üblichen Formulare gebracht, die wir ausfüllen, Passfotokopien und zwei Bilder. Wir beantragen ein Visum für 60 Tage gültig ab 15.04. 2012. Es kostet 80.000 CFA für beide. Billig! Aber wir können die Visa erst am Dienstag abholen.


Jetzt machen wir uns auf den Weg zu einem Boschdienst, um eventuell den Kompressor reparieren zu lassen. Wir finden einen großen modernen Boschdienst, mit einer uninteressierten Dame an der Rezeption, die schon bei dem Wort Kompressor abwinkt. Es gäbe auch keinen Mechaniker, der sich das mal anguckt.
An einem Ersatzteilstand, davon gibt es in dieser Straße viele, zeige ich das Reifenfüllgerät. Sofort rast einer los zu einem anderen Stand, leiht sich von einem Taxifahrer Geld und kommt mit einem Gerät zurück, wie es auch die Vulkanisateure benutzen. 60.000 CFA will er haben, wobei er bestimmt 20.000CFA an dem Gerät verdient. Ich gebe sie ihm und wir haben erst einmal ein Ersatzteil, das allerdinge keine Schnellkupplungen hat, die wir zum Anschluss an unseren Luftschlauch benötigen. Ich habe die Hoffnung, dass das neue Gerät umzubauen ist, auch wenn es sich um Zollgewinde handelt. Dann suchen wir einen Geldautomaten, die hier in Libreville nicht an jeder Bank hängen. Wir kommen in das Geschäftsviertel mit modernen Geschäften, wie in Europa. Geld gibt es auch an einer Bank.
Wir fahren zum Supermarkt, der auch in einer französischen Großstadt hätte stehen können, und kaufen Bratwurst und Kotelett und ein Wurstsortiment zu horrenden Preisen. Die Bratwürste gibt es zum Abendessen.
Der Schwester, die sich nach unserem Wohlbefinden erkundigt, teilen wir mit, dass wir morgen abreisen wollen, um uns das Land anzusehen, und am Montag wiederkämen. Sie empfiehlt uns, nach Lambarene zu fahren. Wir bezahlen 10.000CFA für die beiden Tage.

 


Tag 157

02.03.2012 Freitag

Pünktlich um 6:30 Uhr müssen wir den Kindergarten aufgeschlossen haben. Wir sind pünktlich.
Dann fahren wir in Richtung Lambarene. Die Straße bis Kango wird neu gebaut und ist entsprechend schlecht. Sie führt durch dichten Regenwald. Auch hier hängen die Tiere des Waldes an Galgen an den Straßenrändern. Alles was dort kreucht, wird als Bushmeat angeboten. Das Opossumangebot ist am größten, gefolgt von kleinen Antilopen, Babykrokodilen und selbst eine etwa 2m lange Pythonschlange hängt dort. Die Leute haben etwas dagegen, wenn man ihre Jagdbeute fotografiert, kein Wunder, das meiste Getier, das im Kochtopf landet, ist vom Aussterben bedroht und streng geschützt.
Und dann fahren wir durch Oyaden 3. Hinter dem Ortsausgangsschild, um
12:15 Uhr direkt hinter einer kleinen Brücke zeigt das Navi die Position N00.00000 an und zwei Meter weiter S00.00002.

 

Wir halten so am Straßenrand an, dass die Vorderreifen des Toyos auf der Südhalbkugel und die Hinterreifen auf der Nordhalbkugel stehen. Kein Schild markiert den Äquator, nur ein paar leere Bierdosen im Straßengraben. Unsere beiden kommen hinzu, nachdem wir auf dem Äquator stehend jeder eine Dose Bier getrunken haben. Wir sind 21.772 km gefahren, um vom späten Winter der Nordhalbkugel in den Spätsommer der Südhalbkugel zu fahren. Die Temperatur beträgt beidseitig des Äquators 32 Grad und es ist schwül, so dass es gefühlte 40 Grad sind. Wir rufen Robert und Elisabeth an. Irgendwie kommt unser Hochgefühl bei denen nicht so richtig an. Christiane hingegen, die ich anrufe, kapiert es sofort, als ich sie bitte unsere derzeitigen Koordinaten aufzuschreiben.
Unser erstes Bier in einer Kneipe der südlichen Hemisphäre hat etwas Besonderes, haben wir doch das Gefühl, jetzt richtig weit von zu Hause entfernt zu sein.
Wir kommen nach Lambaréné, eine Stadt die am See liegt, über den zwei Brücken führen. Der Ogooué spaltet sich in Lambaréné in zwei Flussarme auf, wodurch die Stadt in drei Bereiche geteilt wird: Rive Gauche („linkes Ufer“), Île Lambaréné und Rive Droite (rechtes Ufer). Die Stadt ist groß und modern und unwiderruflich mit dem Namen Albert Schweitzer verbunden. Wir finden die katholische Mission S00.69194 E010.22798, wo wir unterkommen und eine heiße Dusche und eine Toilette zur Verfügung haben. Wir stehen auf einer Wiese mit Blick auf den See. Es ist schwülheiß bei 34 Grad, die Mücken sind höchst aggressiv, wir schmieren uns literweise Repellents auf die Haut. Die Biester stechen durch die T-Shirts und die Socken, so dass wir die Klamotten zusätzlich mit Insektenspray einsprühen.
Es kommen 7 Franzosen plus zwei Kinder an. Die Männer sind bei der französischen Armee in Libreville. Die Gabuner und die Franzosen haben eine gemeinsame Truppe. Die Franzosen sind hier über das Wochenende und wollen eine Pirogenfahrt am nächsten Tag machen. Wir fragen, ob wir uns anschließen dürfen, was gerne erlaubt wird, wenn sie dafür unseren Toyo von hinten und von vorne fotografieren dürfen. Dürfen sie. Sie verhandeln mit dem Fremdenführer und es wird ein Preis von 8500 CFA pro Person ausgehandelt. Um 9:00 Uhr am nächsten Morgen soll es losgehen.
Ich rufe Oliver an und erkläre ihm das Kompressor-Problem. Wie immer hat er sofort die Lösung parat. Derartige Schläuche gebe es als Meterware für die LKW-Bremskompressoren, es gäbe auch Reparatursets, ich soll zu einem LKW-Dienst fahren. Das beruhigt mich ein wenig.
Wir braten unsere Koteletts aus Libreville. Richtige fette Schweinkoteletts, die köstlich schmecken und schlafen neben unserer Marienstatue im Hof der Mission in heißer schwüler Tropennacht.

 

Tag 158

03.03.2012 Samstag

Um 9:00 Uhr stehen alle parat zur Pirogenfahrt, nur der Fremdenführer nicht. Nach einer halben Stunde Wartezeit beschließen die Franzosen, die Pirogen zu suchen. Wir klettern vom Klosterberg und da kommt er uns grinsend entgegen.
Die Pirogen sind Kunststoffboote mit Außenbordmotor, die richtig gut abgehen. Mit zwei „Pirogen“ voller weißer Menschen jagen wir über den See. Die Ufer sind undurchdringlicher Regenwald. Die Mangroven wachsen weit ins Wasser hinein. Dann kommt ein kleines Stück ziemlich zugewachsener Flusslauf und dann ein neuer See, der unter Naturschutz steht und in dem es von Fischen wimmelt. Selbst Barakudas sollen vom Meer bis hier hochwandern.
Es wird angelegt bei einem Pygmäendorf. Die Pygmäen sind alle so groß wie ich, allerding sieht man nur einen alten Mann und ein paar Mädchen in abgerissener europäischer Kleidung, die Fische ausnehmen. 20 Weiße stehen drumherum und fotografieren und schwitzen.
An einem Trampelpfad durch den Busch liegt ein frisches Grab, das mit Wellblech abgedeckt ist und an dem liebevoll eine leere Palmweinflasche deponiert ist.

Uns werden Kakaopflanzen gezeigt. Der Guide kauft eine Flasche Palmwein, von der jeder kosten darf. Ich habe das Zeug schon getrunken und finde es ganz akzeptabel. Da wir vergessen haben, etwas zu trinken mitzunehmen, trinke ich ein Wasserglas von dem Zeug, zur Verwunderung aller Franzosen. Denen erkläre ich, dass Deutsche alles trinken, wo Alkohol drin ist.
Einen Trampelpfad weiter, die Sonne brennt, 50 Grad (?) kommen wir nach 200m zu einem Dorf mit elektrischem Strom und Sattelitenantenne. Keine Pygmäen, oder doch welche?
Wir trampeln weiter durch den Busch und einige Französinnen dürfen Maniokwurzeln ausgraben und neue Stecklinge pflanzen. 18 weiße Menschen sehen schwitzend zu. Wir hoffen, dass uns die Piroge als nächstes zu einer Kneipe bringt. Weit gefehlt. Zurück zur Piroge, einsteigen und mit Vollgas über den See zurück. Unter einer Brücke bestaunen wir noch Fledermäuse, die dort kopfunter hängen und dann sind wir zurück. Das ganze Theater hat 3 schweißtreibende Stunden gedauert.


Erst einmal Duschen! Leider nutzt es wenig, da die Klamotten nach 10 Minuten wieder durchgeschwitzt sind.
Trotzdem beschließt Sigrid zu waschen, bevor wir in die Stadt fahren, um einzukaufen und dort in einem Restaurant zu essen. Kaum hat sie die erste Wäsche auf der Leine, beginnt es weit entfernt zu donnern.
Auf der Suche nach einem Restaurant fahren wir an den Franzosen vorbei, die auf einer Restaurant-Terrasse sitzen, die teuer aussieht. Wir setzen uns dazu. Irgendwann wird dort auch teuer gegessen. Es gibt eine europäische und eine afrikanische Speisekarte. Ich Idiot kann es nicht lassen und bestelle mir von der afrikanischen Karte geräucherten Fisch mit Gemüse. Serviert wird der Fisch, der tagelang in der Sonne auf Verkaufstischen gestapelt rumliegt. Er ist mit so etwas ähnlichem wie Spinat vermischt. Dazu gibt es gebackene grüne Bananen. Ich würge es runter. Während wir essen füllt sich das Lokal mit vorwiegend weißen Menschen. Das Restaurant ist auch beinahe europäisch hergerichtet. Die Tische sind weiß eingedeckt mit Weingläsern und Stoffservietten und es gibt eine Auswahl an französischen Rotweinen. Der Schock kommt bei der Rechnung. Die Franzosen teilen die Summe durch die Anzahl der Köpfe, womit wir sehr einverstanden sind.
Kaum zu Hause beginnt es zu regnen, und unsere Wäsche hängt auf der Leine.


 

Tag 159

04.03.2012 Sonntag

Die Franzosen fahren ab und schenken uns noch einen Gabunreiseführer.
Die Schwestern gehen in die Kirche, wir sind noch nicht angezogen, um mitzugehen. Schade eigentlich, die hätten sich gefreut und wir hätten einen afrikanischen Gottesdienst erlebt.
Wir fahren in die Stadt zu unserem Mittagsbier in einer Bretterbudenkneipe. Während wir dort friedlich sitzen, kommt ein Typ und fordert Geld. Ich sage ihm, er solle sich an die Schwarzen wenden, geben die ihm was, gebe ich ihm was. Er haut ab und ist nach kurzer Zeit wieder da, um uns zu beschimpfen. Er macht so ein Theater, dass ich die anderen –schwarzen- Gäste bitte, ihn zu stoppen. Sie versuchen es, aber ohne Erfolg, so dass wir zahlen und gehen. Er läuft noch hinter dem Auto her und schreit, wie sehr er uns hasst. Das ist das zweite Mal, dass uns so etwas passiert.
Wir fahren in das „Schweitzer Hopital“, ein modernes Krankenhaus mit angeschlossenem historischen Trakt und einem Museum, in dem man das Klavier Albert Schweitzers bewundern kann.

Die zahlreichen historischen Gebäuden, ehemaligen Krankenbaracken, sind jetzt Wohnungen. Hinter dem Museum (5000 CFA Eintritt plus Donation, wie es beliebt) ist das Grab Schweitzers, seiner Frau und seiner Tochter, sowie von einigen Mitarbeitern. Sehr schlichte einfache Kreuze weisen darauf hin.


Zurück am Platz ist die Wäsche trocken und Sigrid glücklich.


 

Tag 160

05.03.2012 Montag

Die Schule beginnt wir werden früh aus dem Bett geschmissen.

Noch während wir frühstücken, ist Flaggenappell. Die größeren Kinder stehen alle in Reihe und Glied vor der Madonnengrotte. Erst wird gebetet, dann beim Absingen der Nationalhymne die Nationalfahne gehisst. Für uns etwas befremdlich, sitzen wir doch im Unterhemd daneben und frühstücken.


Wir verabschieden uns herzlich von den beiden Schwestern der Mission, die wir kennengelernt haben und fahren zurück nach Libreville. Die Straße kennen wir ja jetzt schon. Wir finden auch das Schild, das auf den Äquator hinweist und an der falschen Stelle steht. Trotzdem halten wir dort an und fotografieren.


In Libreville kaufe ich bei Toyota, da fährt man automatisch dran vorbei, wenn man aus Lambaréné kommt, einen Ölfilter. Der Typ hinter der vergitterten und mit bewaffnetem Securitymenschen bewachten Ersatzteiltheke will mir auch gleich noch Diesel- und Luftfilter verkaufen. Will ich nicht, aber er erklärt mir, wo ich jemanden finde, der den Kompressorschlauch reparieren kann. Die Werkstatt ist ganz in der Nähe unserer Soeurs Bleues. Die Mechaniker schneiden auch nur den Schlauch durch und fixieren einen anderen darüber mit Schellen aus meinem Ersatzteillager. Dann stehen sie da und warten auf Knete. Die alte Masche, sie sagen nicht, wie viel sie haben wollen, sondern warten, was ich rausrücke. Mittlerweile hat sich ein weißbehemdeter dazugesellt. Ich gebe den Mechanikern 1000, sie gucken belämmert. Ich erhöhe auf 3000, sie gucken immer noch belämmert, ich lege einen 1000er drauf, das Weißhemd sagt, jetzt reicht´s. Die beiden gucken den an, als wollten sie ihn umbringen, stecken die 4000 ein, bedanken sich und fertig. Der Kompressor hält den Druck immer noch nicht, aber im Notfall sollte es möglich sein einen Reifen aufzupumpen.
Wir fahren noch mal in den Supermarkt. Es ist einfach toll, in einem kühlen Supermarkt zu wandeln, wo es alles gibt und die Auslagen an Frischfleisch und Fisch zu betrachten. Das Zeug dort ist gut ein Drittel teurer als bei uns.
Zurück am Auto packe ich die Beute in den Kühlschrank. Hinten vom Auto höre ich deutsche Laute. Sigrid ist von Elisabeth, Babette, Kaus angesprochen worden, die uns spontan zu sich nach Hause einlädt, zu einem Aperitif. Ein Freund von ihr, ein Triathleth, wolle auch mit dem Auto nach Südafrika fahren, um dort am Ironman teilzunehmen. Er wolle morgen weiter und wir sollen kommen und ihn kennenlernen. Sie malt uns ihre Adresse auf und wir sagen zu.
Da wir nicht wissen, ob es nach dem Aperitif noch etwas zu essen gibt, essen wir vorweg Spaghetti bei unserem Cafe neben den blauen Schwestern. Dann fahren wir im Dunkeln durch die Stadt und finden, nach dreimaligen Umrunden des Viertels und zweimaligen Fragen die angegebene Adresse. Babette gehört eine Schule, neben der sie wohnt. Vor der Haustür sitzen die Schwarzen und ein Riesenhund. Schulterhöhe etwa 1,10m, 80 kg Gewicht, Schlabberschnauze. Es ist ein erst 18 Monate alter Cane Corse, der uns den Abend über noch viel Freude bereitet.
Babettes Haus hat außer einigen afrikanischen Skulpturen und Bildern so gar nichts von dem Afrika, das wir kennen. Ein französisches Haus, geschmackvoll eingerichtet, die Klimaanlage ist zu kalt.
Babette ist etwa so alt wie wir, ihr Vater war Deutscher, sie lebt, wenn nicht in Gabun, in Südfrankreich, ihre Familie in Deutschland. Sie betreibt mehre Schulen, die sie verkaufen will, um nach 35 Jahren Gabun zurück nach Frankreich zu gehen.
Neben dem Ironman tauchen noch auf: ein schwarzer Maler, der die Bilder an der Wand gemalt hat, eine rustikale weiße Freundin, ein anderer Weißer, der der beste Freund des Riesenköters werden wird und ein gemischtes Ehepaar, sie hochschwanger. Zum Aperitif –meinem geliebten Ricard- gibt es Oliven und anderes Geknabbere. Der Ironman ist unterwegs mit einem 27 Jahre alten Citroen BX und seinem Fahrrad. Er wird als Ehrengast überall rumgereicht, zeigt uns die Bilder, und kriegt erst diesen Abend mit, dass sein Visum für Congo Braz. bereits gestern abgelaufen ist.
Der Riesenköter sabbert still vor sich hin und drängelt sich überall dazwischen, obwohl er recht gut erzogen ist.
Wir werden gefragt, ob wir zum Essen bleiben. Nach einigen Bedenken wegen des Tores bei den Schwestern, das eventuell nachts geschlossen wird, sagen wir zu. Babette bietet uns auch ein Zimmer mit Dusche an, was wir ablehnen, auf das wir aber im Notfall, falls das Tor geschlossen ist, zurückkommen werden.
Und dann geht´s los. Das Riesenvieh legt den Kopf auf den Tisch und betrachtet den Salat aus dem Languedoc, der aufgetischt wird. Salat mit Entenbrust und –leber. Dann kommen Langusten und Garnelen mit geröstetem Reis und Rosinen, dann die Käseplatte und zum Schluss Creme caramel, Johannisbeeren mit Schlagsahne und Kaffe. Zu all dem wird der entsprechende Rot-, Rose- oder Weißwein gereicht.
Weit nach Mitternacht ist das Diner zu Ende und wir verabschieden uns herzlich. Ich fahre ziemlich betrunken durch Libreville zu den Schwestern und wir stehen vor dem verschlossenen Tor. Hupen, klopfen nix hilft. Ich versuche in den Nachbargassen, wo noch einige Männer biertrinkend vor den Häusern sitzen, jemanden zu finden, der den Hausmeister der Blauen Schwestern kennt, ohne Erfolg. Als Sigrid schon halb über die Mauer geklettert ist, kommt der Nachtwächter und ist stinksauer, aber er schließt das Tor auf.
Es wird eine kurze          Nacht; denn wir müssen um 6:00Uhr den Kindergarten aufschließen.

 

Tag 161

06.03.2012 Dienstag

Kurz nach 6:00 Uhr werden wir von einem heftigen Gewitter geweckt.
Unser Frühstück bereiten wir unter einem Baldachin, unter dem sich bereits eine hochschwangere Hündin eingefunden hat, die die Nässe genauso zu hassen scheint, wie Sigrid.
Ich programmiere die falschen Koordinaten für die Botschaft von Congo Kinshasa in das Navi und wir irren durch die Stadt, in Gegenden, die immer aufregender werden. Endlich finden wir zurück auf die Hauptstraße am Meer und finden auch die Botschaft und damit unsere Pässe wieder. Der Lackaffe, der unsere Pässe entgegengenommen hatte, sieht heute gar nicht so lackaffig aus, gibt uns die Pässe und wünscht eine gute Reise. In seinem Land glauben wir das gebrauchen zu können.


Wir tanken an unserem geliebten teuren Supermarkt, der Sprit kostet überall dasselbe, und ich werde beim Bezahlen um 5000CFA beschissen. Ich ärgere mich immer noch!!
Im Supermarkt schlagen wir noch einmal richtig zu. Es gibt Bratwürstchen zum Abendessen. Ulkiger weise ist Rindfleisch hier billiger als Schweinefleisch.
Wir nehmen an, dass wir die letzte Nacht bei den blauen Schwestern verbringen werden.

Tag 162

07.03.2012 Mittwoch

Wir geben den Schlüssel brav um 6:30 Uhr ab, die Kindergärtnerinnen schließen hinter sich sofort ab. In den Toyo haben wir ausreichend Wasser gefüllt, weil wir vorhaben, noch einmal zu versuchen, in den Nationalpark Christal Monts zu fahren.
Da stelle ich fest, dass das Auspuffendrohr einen Riss hat. Also suchen wir erst einmal einen Schweißer, den wir schnell gefunden haben. Auf seinem Hof lungern zahlreiche Schnösel rum und es stehen zahllose Schrottautos. Der Schweißer hat sogar ein ziemlich modernes Schweißgerät und brät den Riss zu, nachdem ich darauf bestanden habe, die Batterien abzuklemmen.
Dann müssen alle Schnösel vor dem Toyo fotografiert werden und ich gemeinsam mit den Schnöseln.


Wir fahren mal wieder nach Süden aus der Stadt raus. Es ist Wahsinnsverkehr und die Straße wird repariert, so dass mal wieder um jeden Millimeter gerungen wird. Bei Ndouaniang verlassen wir den Asphalt und fahren über die Eisenbahnschienen auf die Piste. Im ersten Schlammloch, zu dem wir kommen, steckt bereits ein LKW fest. Der Fahrer hat das Auto im Schlamm stecken lassen und ist weg. Wir können das Hindernis (mit Allrad) umfahren. Durch einen wunderschönen Regenwald führt die Piste höher in die Berge. Sie ist recht gut

befahrbar, die wenigen Schlammlöcher und Bachdurchfahrten sind problemlos zu bewältigen.
An einer breiten Kreuzung brummt ein großer Frontlader entgegen und stellt sich quer und macht die Durchfahrt dicht. Ein paar Leute, die an der Kreuzung auf eine Mitfahrgelegenheit nach Libreville warten, erklären uns, dass im Steinbruch gesprengt wird. Früher, so erklären sie uns, haben viele nicht gewusst, wann gesprengt wird, und sind mit in die Luft geflogen. Jetzt sei das viel professioneller. Wir warten etwa 30 Minuten, es kommen weitere riesengroße Frontlader an, dann macht es „bumm“ und kurz darauf dürfen wir weiterfahren.

Es ist ein großer Steinbruch, an dem wir vorbeikommen. Am Pistenrand weisen Schilder darauf hin, dass wir eine Privatstraße befahren und keine Verantwortung übernommen wird. Wer soll denn hier Verantwortung übernehmen?
In den Regenwald sind Trassen geschlagen worden für Hochspannungsleitungen. Diese Trassen wachsen langsam wieder zu. Sie bieten phantastische Ausblicke in die Hügel und Berge.
Wir kommen an einem weiteren verlassenen Steinbruch vorbei, wo die Maschinen und Förderbänder verrotten. Eine Geisterwelt.


Dann kommt ein kleiner Staudamm und ein kleines Kraftwerk und wir finden (den Holländern sei Dank) einen wunderschönen Platz zu Übernachten auf einer Lichtung mitten im Wald. N00.60362 E010.34246. Leider fängt es an zu regnen, aber dank unserer Plane bleiben wir einigermaßen trocken.


Der Himmel klart auf und der Vollmond steigt über den Urwaldriesen auf. Afrika, wie es schöner nicht sein kann. (Wenn nur die Mücken und die winzig kleinen Fliegen, die selbst durch das Moskitonetz schlüpfen, nicht wären.)
In der Nacht gibt es einige Male neben dem üblichen Grillenkonzert einen Wahnsinnslärm, der abrupt endet. Wir vermuten Affengeschrei.

 

Tag 163

08.03.2012 Donnerstag

Wir lassen uns morgens Zeit und genießen unsere Lichtung mitten im Regenwald. Der Nebel steigt aus dem Wald und malt eine geisterhafte Stimmung, bis ihn die Sonne verdampfen lässt.
Wir fahren die Piste weiter und staunen, als wir auf einmal Straßenlaternen am Wegesrand finden und auf einem Hügel eine adrette Siedlung. Keine Bretterbuden, sondern Steinhäuser, alle sauber und gepflegt. Hinter einer Kurve wissen wir den Grund. Ein ziemlich großer Staudamm mit Elektrizitätswerk versperrt den Weg. Links führt eine sehr sehr schmale fast zugewucherte Piste weiter, in die wir hineinfahren. Wir sind noch keinen Kilometer gefahren, da wird hinter uns wild gehupt. Ein Pickup, auf dem drei Burschen auf der Ladefläche stehen verfolgt uns. Ich drücke den Toyo an der nächsten Ausweichstelle in den Wald. Der Pickup fährt vorbei und hält vor uns an. Es steigen zwei Leute aus, die sich als Angehörige der Gendarmerie ausgeben und uns sagen, wir sollen wenden und ihnen folgen. So einfach hier im Wald rumzufahren ginge nicht. Wir fahren hinter ihnen her und an einer Stelle kann ich mit Hängen und Würgen den Toyo wenden, ohne ihn im Sumpf zu versenken. Die Typen fahren hinterher bis zu der adretten Siedlung und schleusen uns zu einem Steinhaus, an dem beinahe verschämt „Gendarmerie“ steht. Drinnen sieht es so marode aus wie immer, ein schrottiger Schreibtisch, Stühle ohne Lehne oder mit drei Beinen. Einer der Typen hält uns seinen Ausweis vor die Nase und legt erst einmal seine 9mm Pistole neben sich auf den Schreibtisch. Sehr beruhigend, dass wir hier so gut beschützt werden. Dann werden die Personalien aufgenommen und es wird festgestellt, dass wir gar nicht hier sein dürfen, weil wir keine Autorisation haben. Dauernd labert irgendeiner auf Englisch dazwischen, um zu zeigen was für ein toller Polyglott er ist, so dass ich bald nur noch englisch spreche und die Konversation noch stockender wird, weil die Herren mich nun nicht mehr verstehen. Also keine Autorisation, woher sollen wir wissen, dass wir eine Autorisation benötigen? Dann wird versucht zu erfahren, wo wir denn nun eigentlich langgefahren sind. Ich spiele ihnen den Steinbruch vor, mit der Sprengung und explodiere, um denen alles begreiflich zu machen. Schluss endlich: Wir haben gegen die Gesetze Gabuns verstoßen, was gesühnt werden muss. Ich soll mal sagen, was ich zu zahlen bereit bin. Nun bin ich platt und sage ich zahle gar nix, weil keiner auf die Autorisation hingewiesen hat und auf den „Privatstraßenschildern“ auch nichts von irgendeiner notwendigen Autorisation steht. Also so geht das nicht. Der Chef mischt sich ein, den ich bisher überhaupt nicht als „Chef“ in seinem Trainingsanzug erkannt habe. Er meint er macht es billig und ich soll 10000CFA abdrücken. Ich jaule auf und erzähle, dass wir arm sind und höchstens 5000 bezahlen können. Der Chef erklärt, dass für jeden der 13 Nationalparks eine Autorisation notwendig sei, die man ausschließlich in Libreville beim Touristenministerium erhält.
Die Diskussion zieht sich hin und ein Sicherheitsbeamter des Elektrizitätswerkes will uns ein paar schöne Ecken hier zeigen, die es sich lohnt hier in der Gegend zu besuchen. Soll das jetzt eine Besichtigungstour werden? Die Piste, die wir fahren wollten sei so wie so unpassierbar, weil die Elefanten die Bäume umgeschmissen haben. Irgendwie vergessen alle, dass wir nichts bezahlt haben, begleiten uns zum Auto und verabschieden uns, mit dem Befehl, auf derselben Piste, wieder zurückzufahren. Wir springen ins Auto und sind weg. Im Rückspiegel sehe ich, wie der eine freundlich mit seiner Pistole hinterher winkt.
Wir fahren an unserem Schlafplatz vorbei und dreihundert Meter weiter liegt frische Elefantenscheiße auf der Piste. Da latschen die Viecher an uns vorbei und verstecken sich und wir bekommen außer Käfern, Fliegen und Mücken kein Getier zu sehen.


Plötzlich kreischt der Keilriemen!! Ich springe bald aus dem fahrenden Auto, bis ich mitbekomme, dass eine bestimmte Grillenart im Wald ein solches Geräusch macht wenn wir vorbei fahren.
Wir kennen die Piste und fahren sie flott zurück bis Libreville und sind schnell wieder bei den „blauen Schwestern“.
Dort stehen jetzt auch drei Motorräder und drei Zelte. Rumänien, Schweiz und Holland haben sich eingefunden. Wir lernen die dazugehörigen Typen erst am nächsten Morgen kennen.

 

 

Tag 164

09.03.2012 Freitag
 

Früh aufstehen und um 6:30 Uhr den Schlüssel für den Kindergarten abgeben.
Nach dem Frühstück tauchen auch die Motorradfahrer auf. Sie haben am Abend kräftig gesoffen und sind verkatert. Der Rumäne will mit seiner Supertenere um die Welt und ist schon seit Mai unterwegs. Er hat Türkei, Iran und Irak bereits hinter sich und will von Kapstadt nach Südamerika. Der Holländer will in Brazzaville aussteigen, der Schweizer nach Südafrika.
In der Nähe des Geldautomaten hatte ich ein Touristenbüro gesehen, da fahren wir hin. Es ist geschlossen, aber ein Ladenbesitzer schickt uns in den ersten Stock zum offiziellen Touristenministerium. Die sind bass erstaunt, dass wir eine Autorisation für den Lope Nationalpark haben wollen. Eine Autorisation sei nur für den Mt.Christal notwendig, weil dort die Staudämme seien. In den Lope Nationalpark dürfen wir, wie in alle anderen auch ohne Autorisation. Es ist schon toll, da sind wir ganz umsonst nach Libreville zurückgefahren. Und weil wir schon hier sind, gehen wir erst noch einmal in den Supermarkt einkaufen bevor wir die Hauptstadt Gabuns verlassen.
Kurz hinter Libreville geraten wir in eine Gendarmeriekontrolle. So etwas kennen wir ja nun schon. Aber dieses Mal, so sagt uns die unnahbare Gendarmeriein sollen wir zum Chef in die Baracke. Ich schnappe mir die Papiere und marschiere in die Baracke. Hinter einem belagerten Schreibtisch sitzt die Chefin. Sie bekommt den internationalen Führerschein, die internationale Zulassung und schreibt die Daten ab, in eine Kladde. Dann will sie die Versicherung. Ich gehe zurück zum Auto, um sie zu holen. Vor Sigrid stehen mehrere Gendarmen, halten ihren Pass in den Händen und haben wohl daran etwas auszusetzen. Sigrid gibt mir den Versicherungsschein und ich gehe zurück zur Chefin, die beginnt den Versicherungsschein auswendig zu lernen. Sie hat nichts auszusetzen. Aber jetzt will sie die „Visite Technique“ sehen. Ich versteh Bahnhof. Sie zeigt mir einen kleinen Schein und ich kapiere. Sie will die letzte TÜV-Bescheinigung. Ich glaube es nicht. Da fällt mir ein, dass am Nummernschild ja die TÜV-Plakette klebt und ich sage ihr, sie solle mitkommen zum Auto. Sie will nicht so recht und ziert sich, also schnappe ich mir ihr Handgelenk und zerre sie hinter mir her, was großes Gelächter bei den anderen Gendarmen auslöst. Sie lacht auch, reißt sich los und sprintet zu Sigrid, wo immer noch über den Pass diskutiert wird. Ich lasse nicht locker, fange die Chefin wieder ein und schleppe sie zum hinteren Nummernschild. Sie hat aber zwischenzeitlich kapiert, dass sie es mit einem deutschen Auto zu tun hat, wirft einen wissenden Blick auf das Nummernschild und flüchtet zurück zu ihrem Schreibtisch, bevor ich sie mir wieder schnappen kann. Sigrid bekommt endlich ihren Pass wieder und wir fahren weiter.


Wir fahren unsere nun schon bekannte Straße wieder in Richtung Süden, mit den Bushmeat-Angeboten, überqueren zum dritten Mal den Äquator, trinken wieder unsere Biere in der ersten Kneipe auf der Südhalbkugel. Die liegt an einem Kreisel, der der Ziegentreffpunkt ist. Ein kastrierter Bock (wer kastriert hier Böcke??) steigt beharrlich einer Ziege nach. In schwüler Hitze betrachten wir das schwüle Treiben. Unsere 70ml Flaschen Bier können nicht so schnell getrunken werden, wie sie bei dieser Hitze auf 30 Grad erwärmt sind. Wir sitzen unter einem Wellblechdach, die Hitze staut sich, (der Kastrat auch) davor ist es in der Sonne noch heißer.
Weiter in Richtung Lope finden wir, versteckt durch einen Schlammweg, aber Holländer sei Dank, einen Buschcampplatz. Hier haben schon mehrere vor uns übernachtet, der Platz ist ziemlich vermüllt. S00.18425 E010.59210
Hier liegt so viel Holz rum, dass ich, der zu Hause noch nicht einmal den Holzkohlengrill angezündet bekommt, beschließe, ein Lagerfeuer zu machen. Meine Machete kommt zum Einsatz, ich verbiege sie und verletze mich an der Ferse, aber das Feuer brennt!!!
In der Nacht gewittert es sehr stark und regnet von 2:00 Uhr bis 7:30 Uhr. Besser Gewitter als Allahu akbar.

 

Tag 165

10.03.2012 Samstag

Als wir unseren Schlafplatz verlassen und den Schlammweg zurück zur Hauptpiste fahren, muss ich doch tatsächlich den Allrad einschalten, weil wir sonst im Schlamm stecken geblieben wären. Eine neue Erfahrung. Der Toyo fährt im Schlamm überall hin, nur nicht dort hin, wohin er soll.
Wir fahren auf richtig guter Piste weiter durch den Regenwald. Ab und zu sieht man Teiche, Sümpfe am Wegesrand, überquert auf Brücken, von denen keine mein Vertrauen hat, Bäche und Flüsse und fährt ansonsten durch undurchdringliches Grün. Die meisten Bäume sind von Schlingpflanzen überwuchert, so dass selbst die Baumstämme im Grün versinken. Säugetiere: Fehlanzeige. Fliegen, Geckos in Massen, aber selbst Vögel machen sich rar. Der glückliche Aufschrei von Sigrid, als sie vier Graupapageien vorbeifliegen sieht.
Hinter Junkville ändert sich die Landschaft. Der Regenwald tritt nur noch als Inseln auf, die Hügel sind mit hohem Gras bewachsen, es sieht aus, wie in der Savanne.
Wir suchen den Stellplatz der Holländer und fahren einen kleinen Weg in Richtung Fluss (Ogooue). Der Stellplatz, den wir finden, ist der schönste, den wir bisher hatten.
S00.11558 E011.33311
Wir stehen auf einem Hügel. Etwa 200m unter uns fließt der Fluss, mit kleinen Inseln in der Mitte und Sandbänken am Ufer. Am anderen Ufer verläuft die Eisenbahn, die auch mal vorbeikommt. Es fehlen leider die Elefanten, die im Fluss baden. Es fehlt jegliches Viehzeug auf den Grashügeln.


Abends geht auch noch der Mond kitschig über dem Fluss auf. Hollywood hätte keine bessere Inszenierung hinbekommen.
 


 

Tag 166

11.03.2012 Sonntag
 

Es ist stickdicker Nebel als wir aufstehen, der sich schnell lichtet.
Wir haben auf unserem Hügel keine Möglichkeit uns vor der Sonne und den Bienen zu schützen, die heute über uns herfallen, und müssen im Auto frühstücken.
Wir fahren weiter auf der Piste in Richtung Lope und sind erstaunt über die Dörfer, die wir durchfahren. Die zerfallenen Bretterbuden sind bewohnt, doch an vielen ist eine Satelittenschüssel getackert. Die Leute sitzen im Schatten vor den Butzen und wedeln sich Kühlung zu. Wovon leben die hier?
Es gibt kein Geschrei, wenn wir vorbeifahren, meistens wird gar keine Notiz von uns genommen. Welch ein Unterschied zu Togo, Benin und Nigeria.
Nach einer Brücke über den Fluss, begrüßt uns ein Schild zum Nationalpark, ein Weltkulturerbe. Wir kommen in Lope an, das Nest ist nicht auf der Karte verzeichnet, ist aber Ausgangspunkt für die Safaris in den Nationalpark.


Wir trinken in der Bretterbudenkneipe erst einmal unser Bier, als sich zwei Weiße zu uns setzen. Es sind Steve, und ein Australier. Steve ist der Fahrer des zweiten Busses in 40 Tagen durch Afrika. Er hat seinen Bus mit den 22 Leuten am Motel abgestellt. Er erklärt uns, dass auch wir dort stehen können. Wir fahren dort auf eine große Wiese und suchen uns einen Stellplatz zwischen den Zelten der Engländer. S 00.10775 E 011.61100.
Liam aus Australien und seine Frau, wollen mit Scotti einer blutleeren, blassen Engländerin eine vom Hotel gemanagte „Safari“ von drei Stunden Dauer machen. Um 16:00 Uhr soll es losgehen und kostet pro Person 50€. Wir überlegen, ob wir mitmachen, aber 50€ sind uns zu teuer. Auch eine Fahrt mit dem eigenen Auto soll 15000CFA fürs Auto, 5000CFA pro Person und 1000CFA für den Führer kosten. Ein Führer ist aber zurzeit nicht aufzutreiben, also bleibt das Innere des Parks unbelästigt von unserem Besuch.
Wir gehen abends Essen in der Bretterbudenkneipe. Die Mam dort macht richtig gutes Hühnchen mit Pommes und kleinen Erbsen. Lecker ! Es gießt in Strömen. Ich rufe Meike an und lasse sie am Telefon teilhaben an einem Tropengewitter.


Tag 167

12.03.2012 Montag

Die Engländer fahren nach Libreville, wir tauschen Adressen und Koordinaten und vergammeln den Tag auf der Motelwiese, waschen, laden Fotos auf den Computer und trinken Bier in unsere Bretterbudenstammkneipe.

Tag 168

13.03.2012 Dienstag

Wir verlassen das Motel erst um 10:00 Uhr und fahren weiter durch den Nationalpark auf der Durchgangsstraße. Kein Tier kreuzt unseren Weg. Obwohl doch hier Heerscharen von Mandrills unterwegs sind und die Elefanten sich auf den Zehen stehen.


Wir finden einen wunderschönen Stellplatz in einer Walddichtung. S 00.35155 E 011.75470. Der Weg dorthin ist beschwerlich, die Lichtung ist schon lange nicht mehr befahren worden. Wir sind früh dort und freuen uns auf einen Nachmittag in der Wildnis. Nachdem wir unsere Sonnenplane eingehängt haben, sind die Fliegen da sie sind etwa zwei Millimeter groß und treten in Massen auf. Mein Arm ist schwarz von Fliegen, ich kann sie mit der Hand abstreifen. Sie fliegen in die Augen, brennen aber nicht. Es ist unmöglich sich außerhalb des Autos aufzuhalten. Die Biester jagen uns ins Auto und pressen sich selbst durch die Moskitonetze. Sie lieben Schweiß und den finden sie bei mir reichlich. Alle halbe Stunde sprühen wir das Auto mit Mückentod aus und uns ein. Das Auto ist zu klein, um mit zwei Personen längere Zeit darin zu sitzen. Einer von uns liegt im Bett, der andere sitzt irgendwie auf den Sitzen und draußen warten Myriaden von Fliegen.
Nach Sonnenuntergang sind die Fliegen weg. Wir können kochen und ein Lagerfeuer machen. Die Nacht ist ruhig, aber wir beschließen morgen vor den Fliegen aufzustehen.

 


Tag 169

14.03.2012 Mittwoch (heute am Carmen Geburtstag, herzlichen Glückwunsch)

Um 6:00 Uhr werden wir von lautem Brummen vor den Moskitonetzen geweckt. Einige Bienen versuchen verzweifelt ins Zelt zu kommen und machen Krach. Die lästigen Fliegen sin weg.
Zum Frühstück sind wir von Bienen umzingelt. Wir sprühen das insektenspray überall dorthin, wohin sie sich setzen wollen. Es ist erstaunlich, dass wir nicht gestochen werden. Als wir losfahren wollen, sprühe ich das Auto aus und zähle alleine am linken Fenster dreißig Bienen, denen es jetzt zu ungemütlich im Auto geworden ist. Unsere Traumlichtung im Wald ist zum Alptraum geworden.
Wir fahren weiter auf der guten Piste, finden keine Tiere, aber einen kaputten Landcruiser. Die beiden Insassen halten uns an. Ihnen fehlt ein 14er Schlüssel, um die hintere Kardanwelle auszubauen. Es ist Mittagszeit und wie man weiß steht die Sonne zu Herbstanfang (zurzeit bei uns hier) oder Frühlingsanfang (zurzeit bei Euch dort) genau über dem Äquator, an dem wir zurzeit ziemlich genau sind.
S 00.87669 E 012.63820. Es ist heiß und es gibt keinen Schatten, aber dafür wieder die Fliegen. Ich gebe den Leuten einen 14 er Schlüssel und bin beim Kramen nach dem Werkzeug völlig durchgeschwitzt. Die beiden liegen unter ihrem Landcruiser und bauen die Kardanwelle aus. Dann soll ich sie Abschleppen. Ich erkläre ihnen, dass sie auch mit Frontantrieb fahren können, wenn die hintere Kardanwelle weg ist. Das wollen sie nicht, also tausche ich ihr Abschleppseil gegen Olivers 7,5 Tonnen-Seil und wir spielen mal wieder Samariter. 9km vor Latoursville beginnt die Asphaltstraße.

Die Stadt zieht sich endlos über Hügel dahin und ich schleppe die Karre bis zum anderen Ende vor das Tor einer Werkstatt, wo sich der „Meister“ in das kaputte Auto setzt und es auf den Werkstatthof fährt. Mit Frontantrieb und ohne hintere Kardanwelle! Es folgt das große Bedanken der Abgeschleppten, ich verkneife mir jeden Kommentar. Vielleicht wollten sie nur Sprit sparen. Wir finden die katholische Mission (Danke Holländer), wo wir zwischen Kirche und Gebäude stehen dürfen. Eine Toilette und eine Dusche sind vorhanden. Der „Pere“ erscheint irgendwie nicht von dieser Welt und ist sofort verschwunden, nachdem er uns erlaubt hat, dort zu stehen. S 00.82412 E 012. 70447
Es gibt, als wir ankommen kein Wasser, also gehen wir erst einmal ein Bier trinken; denn Gott sei Dank gibt es an der Zufahrtsstraße zur beeindruckenden Kirche eine Bretterbudenkneipe, in der schon die Suffköppe des Viertels sitzen und lauthals diskutieren. Wir werden freudig begrüßt.
Zurück am Auto, gibt es immer noch kein Wasser, obwohl der Spülkasten des Klos vollgelaufen ist. Kurzfristig muss es wohl mal Wasser gegeben haben. Dummerweise stehen wir auf einem ziemlich vermüllten Durchgangsweg, so dass viele Leute Anlass haben, hinter dem Toyo, wo wir sitzen, durch unser „Wohnzimmer“ zu latschen. Zu Sigrids Missvergnügen sammle ich den afrikanischen Müll ein. Er stört im Wohnzimmer.
Wir kochen mit bordeigenem Wasser und wollen duschen. Es gibt kein Wasser auf der katholischen Klodusche. Mittlerweile ist es stockfinster und ich suche hinter dem Haus nach einem Wasserkran, der vielleicht nicht trocken ist und aus dem man einen Eimer Wasser fürs Klo gewinnen könnte. Hinter dem Haus stolpere ich über die größten Schaben, die ich bisher in Afrika gesehen habe. Es ist alles vergammelt und verdreckt. Wasser gibt es keins. Sigrid ist nach etlichen Monaten Afrika so abgebrüht, dass sie sich auszieht und unter der bordeigenen Dusche hinter dem Auto duscht. Ich mache es ihr nach.
Morgens um 5:30 Uhr schrillt eine Glocke, wie sie früher bei uns als Schulklingeln üblich waren. Das Teil ist an der Hauswand direkt neben dem Toyo befestigt. Wir erschrecken mörderisch, das Herzklopfen ist um 6:30 Uhr noch nicht abgeklungen, als es zum zweiten Male schrillt und zur Frühmesse ruft.

 

 

 

Tag 170

15.03.2012 Donnerstag

Nachdem wir so brutal aus dem Schlaf gerissen wurden, stellen wir fest, dass der Spülkasten des Klos wieder voll ist. Es gibt wohl ab und an Wasser, immer dann, wenn wir nicht nachsehen. Jetzt am Morgen, gibt es wieder kein Wasser.
Wir frühstücken und hauen ab. Den „Pere“ suchen wir vergebens, um uns zu verabschieden.
Wir fahren in Richtung Franceville.
Die Chinesen bauen mal wieder eine neue Straße. So eine Straße wird hier unglaublich aufwendig gebaut. Nachdem die Trasse brutal und ohne Rücksicht durch den Wald gefräst ist, kommt ein Schotterbett und dann an jeder Seite etwa 1m tiefe ausbetonierte Gräben, die das Wasser ableiten sollen. Diese Gräben werden in eleganten Bögen zu Abhängen oder zu Sümpfen und Teichen geführt. In den Dörfern müssen die Dorfbewohner Brücken über die Gräben bauen, um zu ihren Häusern zu gelangen.
Die Landschaft ändert sich vollständig. Der Wald hört auf und es beginnt eine Savanne. Die Graslandschaft bedeckt die Hügel. Die Straße führt kurvig auf ein Plateau. Ehedem müssen hier gewaltige Dünen gestanden haben, denn der Boden besteht aus Sand, auf dem kein Wald wächst.
Franceville ist eine große moderne Stadt. Ganz in der Nähe ist der alte Präsident „Bongo“ geboren. Seine goldene Statue steht vor einem „Aufmarschfeld“, das an sowjetische Zeiten erinnert. Franceville ist weitläufig über Hügel verteilt. Es gibt nur ein kleines afrikanisches Viertel mit typischem Markt. Aber: es werden die Straßen gekehrt, das Gras aus den Pflastersteinfugen gekratzt und die Verkehrsregeln eingehalten und es fahren keine Schrottautos.


Die unbekannten Holländer meinen, sie hätten im Hotel Poubara gecampt. Da fahren wir hin. Das Poubara ist ein Luxushotel mit mehreren Gebäuden, Swimmingpool, zwei Restaurants, Bars usw. Wir dürfen auf dem Zulieferparkplatz stehen, vor der Wäscherei. Es ist eng dort, denn der Parkplatz wird auch von den anderen Gästen genutzt. Wir brauchen nichts zu bezahlen und können die Duschen -keine Türen- und Toiletten –mit Türen- des Swimmingpools benutzen.
Von den Küchenfeen -alle mit Haarnetz- werden wir begrüßt. Eine, „Hedwig“, wird uns später zum Abendessen einen prachtvollen Salat und einen französischen Blauschimmelkäse bringen, dazu frische Brötchen. Die andere bringt uns zum Frühstück Croissants und Brötchen.
Neben uns hält ein G-Mercedes des Militärs und es steigen Österreicher aus. Einer von den Vieren sagt sogar „Grüß Gott“. Von dem erfahren wir später, dass die Österreicher technische Hilfe leisten und die Werkstätten für die G-Mercedes, die hier mit „Puchzeichen“ laufen, einrichten. Nun wissen wir, dass die Franzosen eine ganze Militärtruppe hier unterhalten und die Österreicher zumindest technische Hilfe leisten. Wie kriegen die Österreicher die Militärhilfe mit ihrem Neutralstatus auf die Reihe? Wir sind gespannt, ob die Bundeswehr hier auch präsent ist.
Die Nacht auf einem Parkplatz ist immer laut und kurz.

 


Tag 171

16.03.2012 Freitag

Wir fahren vom Hotel ab und suchen eine Werkstatt, die einen Ölwechsel macht. Es gibt nur zwei Tankstellen in Franceville, die allerdings den Service nicht anbieten. Wir finden eine Werkstatt, die wohl auf Ölwechsel spezialisiert ist. Wir fahren den Toyo auf eine blitzblanke Grube, so sauber, dass ich mir das Auto mal in Ruhe von unten ansehen kann. Ich bin zufrieden, alles ist trocken, nichts klappert, alles sitzt fest.
Auf einem Podest sitzen auf einem Sofa die unvermeidlichen Schnösel und gucken zu, wie einer arbeitet.


Wir lassen den Toyo noch waschen, dann bin ich dran mit einer Runderneuerung. Der Friseur macht ganze Arbeit. Die Haare sind auf 5mm gestutzt. Bevor ich den Verbrecher mit der Schermaschine aufhalten kann, hat er mir meinen Schnäuzer geschoren.
Wir essen teure und gute Spaghetti Bolognese im Restaurant „5ieme dimension“.
Zurück auf dem Hotelparkplatz verspricht uns Hedwig wieder etwas zu essen zu bringen. Wir warten und als der Hunger zu groß wird, gehen wir ins Hotelrestaurant. Dort gibt es Barbecue und Buffet so viel man essen will. Selbst der Preis ist mit 8500 CFA pro Person akzeptabel. Ich liege schon im Bett, als Hedwig doch tatsächlich noch einen Salat und eine Munsterkäse aus dem Elsass vorbeibringt.

 

 

Tag 172

17.03.2012 Samstag

Wir verlassen unser Hotel und fahren nach Lekoni. Die Asphaltstraße ist hervorragend. Die Landschaft ändert sich, der Wald verschwindet fast vollständig und wird zur Savanne. Wir sind auf dem Hochplateau, einer ehemaligen Dünenlandschaft. Der Sandboden ist so unfruchtbar, dass nur Gras wächst.
Lekoni ist ein kleines Nest, mit einem Hotel, wo Camping möglich sein soll. Wir aber suchen den „roten Canyon“. Eine Sandpiste führt dorthin. Der Canyon ist ein ausgewaschenes Loch, in dem rote Sandformationen, Säulen und Wände stehen. Er erinnert an den Brice Canyon in den USA. Im Hintergrund ist der Fluss zu sehen. Eine wunderschöne Landschaft. S 01.64218 E 014.28968


Wir überlegen, hier am Rande des Canyons unser Nachtlager aufzubauen, als ein Pickup ankommt, mit einem weißen Touristen und vielen Schnöseln, einer davon mit Gewehr. Ich frage ihn, ob es hier so gefährlich ist, dass man ein Gewehr braucht. Das mit dem Schlafplatz hat sich hier erledigt.
Wir fahren von Lekoni nach Norden auf einer sehr üblen Tiefsandpiste. Ohne Allrad gehr hier nichts und kommen an einen Zaun. Ein Wärter öffnet das Tor und erklärt uns, wir seien im Lekoni Nationalpark und müssten 10000CFA Eintritt bezahlen und 50000CFA für eine Hütte. Den Eintritt bezahlen wir, die Hütte nicht.
Der Nationalpark ist eine Savanne, wo uns wenigstens ein paar Oryxantilopen über den Weg laufen. Später sehen wir noch Springböcke und Gabelböcke. Die Tiere wurden, wie wir später erfahren, aus Südafrika importiert, um der Savanne ein wenig Leben zu verleihen. Wir suchen uns einen Stellplatz auf einem Hügel und legen unsere Plane über das hohe Gras, so dass wir bequem dort sitzen können. Die Bienen vertreiben wir mit Insektenspray. S 01.33375 E 014.27303



Wir schlafen trotz des starken Gewitters, bis uns morgens um 6 Uhr das Gebrumme der Bienen weckt.

 


Tag 173

18.03.2012 Sonntag (heute hat Peter-Paul Geburtstag, herzlichen Glückwunsch)

Wir beschließen, im Nationalpark zu bleiben und fahren zum Strand des Flusses.
S1.30055 E14.23212 Dazu muss man den Nationalpark wieder durch ein Tor verlassen und sich über die Sandpiste durch ein Dorf quälen. Das Dorf besteht aus vergammelten Wellblechhütten, hat aber Straßenbeleuchtung. Ich habe Angst, mich in dem Sand festzufahren.

Dann geht es runter zum Fluss. An einer kleinen Flussbiegung ist tatsächlich ein Sandstrand entstanden. Wir sind kaum aus dem Auto gestiegen, als die Schnösel angerannt kommen. Ungewöhnlich hier in Gabun, wo wir meistens nicht belästigt werden. Wir verziehen uns schnell und ich habe Probleme, den Toyo in dem tiefen Sand wieder den Berg hochzufahren. Die Schnösel nutzen das aus und springen hinten auf das Auto und krallen sich dort fest. Meinen Trick, hart auf die Bremse zu gehen, damit die Köpfe gegen das Auto knallen und sie abspringen, kann ich im Tiefsand nicht machen.


Zurück im Nationalpark finden wir eine große offene Halle. Das Wellblechdach ist teilweise abgerissen. Unter dem Dach stehen ausgeweidete Maschinen, Schrott. Wir finden einen Tank mit etwa 10000l Wasser. Das Regenwasser wird mit einer Vorrichtung vom Hallendach in den Tank geleitet. Am Tank ist ein Wasserhahn und ein Schlauch angebracht. Das Wasser ist o.k. Wir duschen uns und beschließen zu waschen. Leider können wir nicht an der Stelle unser Nachtlager aufschlagen, da der Wind das abgerissene Wellblech mit lauten Knallen aufeinanderschlägt. Ich versuche die knallenden Bleche zu fixieren, es gelingt mir nicht. Die Oryxe in der Nähe stört der Krach nicht.
Wir packen unsere halbtrockene Wäsche ein und fahren zu einer Hütte, mit Tisch und Bänken an einer Pistenkreuzung. (Man tut was für die Touristen)
S 01.37244 E 014.25207 Der Wind wird zum Sturm und so kalt, dass wir uns Jacken überziehen. Unseren Kocher stellen wir in die Hütte, so dass er nicht ausgeblasen wird.
Wir schlafen in unserem Dachzelt dick eingemummelt bei nur etwa 20 Grad.

 

Tag 174

19.03.2012 Montag

Wir verlassen den Nationalpark und fahren zurück nach Lekoni, wo ich an der nagelneuen Tankstelle tanke.
Wir wollen eine Piste fahren, die in einem südlichen Bogen nach Franceville zurückführt und die an den anderen Nationalpark Beteke grenzt.
An der Polizeikontrolle erklärt man uns, dass wir bereits an dem Pistenabzweig vorbeigefahren sind. Die Polizei und der Zoll, die dort eine Kontrollstation betreiben, können gar nicht verstehen, dass wir nicht aus dem Kongo eingereist sind und auch nicht dorthin ausreisen wollen.
Wir finden den Einstieg in die Piste. Eine tiefausgefahrene Sandpiste. Die Fahrspuren sind so tief, dass ich befürchte, dass die Bodenfreiheit des Toyos nicht ausreicht. Die Piste soll zuerst zum Ort Saye führen. Und dann beginnt der schwierigste Abschnitt unserer Fahrt.
Die Sandpiste führt über die Hügel, die Anstiege sind teilweise so steil, dass ich sie nur im Untersetzergetriebe bewältigen kann. Bis Saye ist es jedoch immer noch befahrbar und wir werden von einem Landcruiser der „Gorilla Protection“ überholt, dessen Fahrspuren wir folgen, bis sie irgendwann verschwunden sind.
Die Durchfahrten durch die Wellblechdörfer sind in dem tiefen Sand nur mit viel Schwung zu bewältigen. Anhalten ist nicht möglich.
Die Piste wird immer enger und führt an einem Bergabhang entlang und ist kaum noch zu erkennen. Auf dem „Mittelstreifen“ wächst das Gras bald 2m hoch. Wir walzen es nieder. Die Serpentinen, die jetzt kommen, sind so eng, dass ich sie nicht in einem Rutsch fahren kann und rangieren muss. Alles in tiefem Sand, mit dem Abgrund an der linken Seite. Dann führt die Piste durch den Wald, wir müssen Bäume und Äste zu Seite drücken, damit das Auto durch die Engpässe passt. Ich hacke wild mit meiner Machete und versuche einen Weg zu frei zu hacken. Wir fahren durch verlassene Dörfer.

 

 


Wir kommen durch einen Hohlweg, der Toyo steht so schief in der Fahrspur, dass die linke Seite beinahe die Hohlwegwand berührt. Ich stütze mich aus dem Fenster an der Wand ab. Es wird so eng, dass wir die Spiegel einklappen. Zurückfahren, ist unmöglich, wir kämpfen uns weiter und kommen an eine Stelle, an der die linke Fahrspur so tief ist, dass der Toyo umkippen würde, würde ich in sie hineinfahren. Zum Abhang ist noch ein wenig Platz, so dass Sigrid mich einweist. Ich fahre den Toyo mit den rechten Rädern durch das Gebüsch am Abhang und mit den linken auf dem „Mittelstreifen“. Sigrid passt auf, dass ich den Wagen nicht in den Abhang fahre (20cm Platz) und nicht in die tiefe Fahrspur rutsche (10cm Platz). Es klappt, nach 200m haben wir die Stelle bewältigt.
Umkehren und zurückfahren ist unmöglich, so hoffen wir, dass der Rest der Piste passierbar ist.
Ab Kalami wird die Piste besser und wir finden einen Stellplatz S. 01.86600 E 013.86707 kurz vor Kewaga.

 

Tag 175

20.03.2012 Dienstag
 

Wie immer weckt uns das Gebrumme der Bienen, die unbedingt ins Zelt wollen.
Wir fahren auf der Piste weiter, in der Hoffnung, dass sie am Poubara-Wasserfall vorbeiführt, der nicht in der Karte verzeichnet ist. Die Piste führt aber direkt nach Franceville und wir fahren in Richtung Flughafen, um den Wasserfall zu finden. Die Piste ist hervorragend und schnell zu befahren. Uns begegnen viele LKWs und von einem Hügel aus sehen wir Baukräne im Tal.
An einer Sicherheitskontrolle werden wir gefragt, wo wir hin wollen. Wir sagen, dass wir zum Wasserfall wollen und werden problemlos durchgewinkt. Wir kommen zu einem Baustellencamp. Ein Schild verweist auf die Chinesisch-Gabunesische Freundschaft. Hier wird ein Staudamm gebaut. Kurz darauf überholt uns ein weißer Mensch und veranlasst uns anzuhalten. Wolfgang will uns eigentlich rausschmeißen, weil Fremde nun gar nichts zu suchen haben auf seiner Baustelle. Er lädt uns aber ein bei ihm in Franceville zu wohnen und führt uns zur Lianenbrücke und zum Wasserfall. Die Lianenbrücke führt etwa 100m über den Fluss. Wir ersparen uns das Überqueren auf dem wackligen Ding.

Der Wasserfall ist richtig schön. Der Fluss fällt auf einer Breite von 150m etwa 20m tief.


Wolfgang arbeitet bei einer deutschen Firma, deren Aufgabe es ist, die Qualität der chinesischen Arbeiten zu überwachen. Sie vertreten den Bauherrn. Wolfgangs Frust über den chinesischen Fusch ist gewaltig.
Wir fahren hinter ihm her zu einem Bungalow in Franceville, in dem uns ein ganzer Gästetrakt zur Verfügung steht. Dann gehen wir ein Bier trinken und lernen Adolfo, den Vermesser, Armando, den Geologen und Mischa kennen. Mischa ist ein junger Mikrobiologe, der im internationalen Center for medical research (www.cirmf.org) arbeitet. Auch er lädt uns ein bei ihm zu wohnen und das Institut zu besichtigen.
Wir essen in einem kleinen Restaurant, trinken noch viel Bier in einer Bar bei „Valerie“ und fallen in Wolfgangs Gästezimmer in ein richtiges Bett.

Es gibt jetzt für die nächsten vier Wochen keine Fotos. Die beiden Kameras wurden in Pointe Noire geklaut, Fotos von vier Wochen sind verloren.

 

Tag 176

21.03.2012 Mittwoch

Wir schlafen bei Wolfgang im Gästezimmer bis uns die Putzfrau weckt.
Herrlich! Warme Duschen, Frühstück auf der Terrasse, wir sind mal wieder im Paradies gelandet.
Wir waschen in der Waschmaschine (!) und fahren anschließend die Piste zurück auf die Baustelle von Wolfgang.
Er zeigt uns dort wie ein Staudamm gebaut wird. Es ist beeindruckend. Wir fahren durch riesige Tunnel in den Berg, wo später Rohre mit 7m Durchmesser eingepasst werden, durch die das Staudammwasser zu den Turbinen geleitet wird. An der Spitze eines Turmes von 37 m Höhe fließt das Wasser noch einmal ab, es fällt dann durch weitere Rohre senkrecht hinab und bekommt dadurch den richtigen Schwung. Nachdem das Wasser die Turbinen angetrieben hat, wird es in einen tiefen Kanal geleitet und später ins Flussbett. Die ausführende chinesische Firma hat schon den Dreischluchtendamm gebaut und arbeitet, laut Wolfgang, schlampig. Selbst wir Laien sehen, wo tatsächlich geschlampt wird. Für den Staudamm erhalten die Chinesen von der Regierung Schürfrechte für Mangan für die nächsten dreißig Jahre.

Zurück in der Stadt fahren wir wieder ins Bella Vista, treffen dieselben Leute, die hier das Feierabend Bier trinken. Das Bella Vista ist eine kleine Bretterbudenkneipe am Hang, mit Blick auf die Stadt. Um zu den Tischen zu gelangen muss man eine rutschige Kletterpartie absolvieren. Gepinkelt wird irgendwo in der Botanik. Als Sigrid „mal muss“, wird sie von einer Dame hinter die Bretterbude mitgenommen, wo ihre Begleiterin sich im Stehen erleichtert, sich den Tropfurin mit den Händen von den Beinen wischt, und sich über die hockende Sigrid kringelig lacht.
Danach geht`s zum Straßenbrater, der auf einem Grill wirklich gute Hähnchenteile brät, die wir mitnehmen zu Valerie, der bevorzugten Kneipe von Wolfgang.

Tag 177

22.03.2012 Donnerstag

Nach ausgiebigem Frühstück auf der Terrasse besuchen wir  den Mikrobiologen in seinem Institut.
Das Institut hat internationalen Standard. Die Apparaturen sind vom Feinsten, manch deutsches Untersuchungsinstitut würde sich danach die Finger lecken. Aber vor den modernsten Geräten steht ein klappriger afrikanischer Stuhl. So ganz ist Afrika auch hier in den vollklimatisierten Räumen nicht zu verleugnen.
Wir lernen den Direktor kennen, Jean-Paul Gonzales, trotz seines Namens ein Franzose. Und sofort fallen wir über ihn her, mit der Bitte, uns bei der Visabeschaffung für Angola zu helfen. Er verspricht uns einen offiziellen Missionsbrief auszustellen.
Dann trifft Maxim ein. Ein etwa dreißig Jahre alter Franzose, der in der Elfenbeinküste geboren wurde und hier eine Schweinfarm betreibt. Er spricht englisch und erklärt, dass er Probleme mit der Schweinegesundheit hat. Micha hat bereits die Schweine auf sämtliche Bakterien getestet, die seiner Meinung nach eine hämorrhagische Erkrankung auslösen können. Nachdem ich höre, wie der Krankheitsverlauf ist, tippe ich auf Schweinepest und verspreche, mir den Bestand morgen anzusehen.
Doch vorher machen wir einen Termin zur Besichtigung der Affenhaltung des Institutes.
In „Versuchstiergehegen“ werden dort Schimpansen, Mandrills, zahlreiche kleine Affenarten und Gorillas gehalten. Alles Affen, die möglicherweise ziemlich unangenehme Erkrankungen, wie Ebola, übertragen können. Es sind die Versuchstiere des Institutes.
Wieder „daheim“ geht es ins Bella Vista und danach zu Valerie. Langsam wird dieses Feierabendbier zu einer angenehmen Gewohnheit.

Tag 178

23.03.2012 Freitag

Wir sind bereits um 9:00 Uhr mit Maxim im Institut verabredet und stehen deshalb entsprechend früh auf (bevor die Putze kommt)

Die Schweinefarm liegt etwa 10 km außerhalb der Stadt und wird von einem Sicherheitsdienst bewacht. Nachdem Maxim die Farm aufgebaut hat, musste er die Verantwortung an einen schwarzen Generaldirektor abgeben. Auch in Gabun herrscht ein „Staatsrassismus“. Der Generaldirektor ist da, tu aber zu Maxims Freude nichts, macht also nichts falsch. Maxim ist an seinem eigenen Betrieb nur noch beteiligt, findet das aber in Ordnung; denn er kann nichts ändern.
Die Stallungen sind eingezäunte feste Gebäude. Die Tiere leben in getrennten Stallungen nach Alter und Geschlecht. Desinfektionsbecken sind vor dem Betreten der Ställe zu durchwaten, für jede Stallung ist ein Pfleger zuständig. Die strikte Trennung ist allerdings nicht durchzuhalten.
Die Buchten haben europäischen Standard. Manch ein Schweinestall in Deutschland kann sich hier eine Scheibe abschneiden. Wir sind platt! Das hatten wir nicht erwartet. Die zwanzig Sauen werden in Abferkelständen gehalten, die Ferkelrate ist super, allerdings sind immer wieder Kümmerer dabei. In einer separaten Bucht hat Maxim die abgesetzten Kümmerer untergebracht. Den mickrigsten davon will ich aufschneiden, um mal nachzusehen, ob sich der Verdacht auf chronische Schweinepest verstärkt.
Doch vorher besichtigen wir das Schlachthaus. Auch hier wird die Schutzkleidung vor dem Betreten gewechselt, die Stiefel desinfiziert. Der Hygienestandard entspricht nicht ganz den heutigen EU-Vorgaben. Das Schlachthaus hätte allerdings vor 10 Jahren noch eine EU-Zulassung bekommen. An einem Geschlinge zeige ich Maxim, wie eine „Fleischbeschau“ durchgeführt wird.
Die Zerlegung findet in einem Raum statt, der tatsächlich auf 12 Grad gekühlt ist. Die dort arbeitenden Afrikaner tun mir leid.
Das kümmerliche Ferkelchen wartet in einer Schubkarre. Keiner weiß so recht, wie er das Tier töten soll. Ich schicke einen Pfleger ins Schlachthaus, wo es eine Elektrozange zur Betäubung der Schlachtschweine gibt.
Er kommt mit dem getöteten Tier zurück. Einmalhandschuhe, Skalpell, Pinzette und Schere sind vorhanden. Meine Pathologie beeindruckt Maxim und den Generaldirektor. Leider finde ich außer einer ausgeprägten Anämie und einer leichten Jejunitis nichts. Ich habe keine Ahnung, warum das Ferkel so ausgemergelt war und was in dem Bestand los ist.
Für meine Bemühungen werde ich mit zwei Kilogramm Koteletts belohnt.
Zurück im Institut rufe ich Nat an. Schließlich ist Frau Dr. Palasdies nicht nur meine Nachfolgerin, sondern auch Schweinespezialistin. Sie ist doch sehr verwundert, als sie einen Anruf aus Gabun von der Südhalbkugel unserer Erde erreicht. Auch sie tippt auf Schweinepest. (Eine spätere virologische Untersuchung auf Schweinepest verlief negativ, so dass wir nach wie vor im Dunkeln tappen. Die Tiere sollen noch einmal auf Chlamydien und Miyagawanellen untersucht werden.)
Wir verabreden uns in einem Nobelrestaurant „Bord de Mer“.
Dort treffen wir Francois und seine kenianische Frau Anne, Jörg einen Prospektor, der in Süd Afrika wohnt und in Gabun Mangan findet und zwei hünenhafte Buren der südafrikanischen Armee, die die Mirage (Flugzeuge) der gabunischen Armee warten. Wir sind doch bass erstaunt, wie viele verschiedene Staaten hier mit Soldaten präsent sind.

Wir essen ein recht gutes Entrecote mit Gorgonzolasauce.

 

 

 

Tag 179

24.03.2012 Samstag

Wolfgang muss arbeiten, die Putze kommt nicht, so dass wir ausschlafen.
Wir fahren in die Stadt in ein Internetcafe. Vergebliche Liebesmühe. Die Typen an den Computern haben ihr Facebook geöffnet und surfen wie die Wilden, bei uns bekommt das Teil noch nicht einmal das deutsche Google geöffnet.
Wir fahren ins Institut, aber auch das Internet gibt nichts her, außerdem können wir hier die Leitungen nicht blockieren. Wolfgang ist mittags zu Hause und holt ein Hemd von seiner Schneiderin ab. Die wohnt am Rande von Franceville in einer Bretterhütte auf Lehmboden, ohne Licht und Wasser. Wolfgang unterstützt sie und ihren vierjährigen Sohn ein wenig.
Nach dem Bella Vista grillen wir im Garten die hartverdienten Koteletts.

 


Tag 180

25.03.2012 Sonntag
 

Nach einem Luxusfrühstück und einem Marktbesuch, am Markt treffen sich so scheint es alle Weißen am Sonntag, nehmen wir ein zweites Frühstück in der Patisserie, wo es die besten Croissants gibt. So lassen wir uns Afrika gefallen.
Wir fahren ins Institut, um im institutseigenen Swimmingpool zu schwimmen. Das Rumliegen am Pool wird uns durch die stinkenden Mülleimer vermiest, die daneben stehen, so dass wir es vorziehen, ein Bier zu trinken und die restlichen Koteletts zu grillen.

Tag 181

26.03.2012 Montag
 

Unser letzter Tag im Paradies. Wir nutzen ihn und waschen noch einmal. Putzen das Auto und befüllen die Wassertanks.
Im Institut bekommen wir tatsächlich einen lettre de mission, der uns als mikrobiologische Wissenschaftler ausweist und die Behörden bittet, uns zu helfen und uns zu unterstützen. Alles schön auf Büttenpapier geschrieben gesiegelt und unterschrieben vom Generaldirektor mit Siegel der WHO.
Nach dem Bella Vista gehen wir mit Wolfgang, Micha, Adolfo in ein Fastfoodrestaurant und essen, wie üblich, Hähnchen mit Pommes. Den letzten Abend verbringen wir in einer Bretterbudenkneipe zwischen den Häusern, die von Wolfgang liebevoll als „Downhill Bar“ bezeichnet wird, weil sie in einer abschüssigen Straße liegt und das sitzen auf den schief stehenden Stühlen nach einigen Bieren den Gleichgewichtssinn fordert.



Tag 182

27.03.2012 Dienstag
 

Wir stehen früh mit Wolfgang auf, frühstücken gemeinsam und verabschieden uns mit den Versprechungen, in Kontakt zu bleiben.

Der Morgen ist nebelig. Wir fahren noch zur Schweinefarm und kaufen geräucherte Salami. (Etwas zu fett und nicht durchgerötet.)
Zum dritten Mal kommen wir an die Polizei- und Zollkontrolle vor Lekoni. Die Beamten sind erfreut, dass wir endlich aus Gabun abhauen wollen. Bereits hier noch vor Lekoni gibt es den Ausreisestempel in den Pass und es wird das Carnet abgestempelt. Alles sehr aufwendig, aber völlig problemlos und in einem für afrikanische Verhältnisse intakten Gebäude. Die Beamten haben sogar Uniformen an. An der nagelneuen Tankstelle kurz vor Lekoni füllen wir den Toyo auf, so dass wir mit 300l Diesel an Bord Congo ansteuern.
Hinter Lekoni geht es in Richtung Akou. Hinter Akou ist noch eine Gendarmeriekontrolle. Der Gendarm kommt in Kampfanzug mit himmelblauen Sandalen angeschlurft und beschwert sich über die Sonne. Er hockt sich hinter seinen Schreibtisch. Wir bekommen den Stuhl mit Lehne! Nachdem er die Pässe kontrolliert hat, sagt er mit einer Mine des Bedauerns, dass das Öffnen der Schranke leider etwas kostet. Ich bin der Meinung, dass hier tatsächlich eine Gebühr erhoben würde und frage, wie viel. 10.000CFA ist die Antwort. Ich wiederhole ein paar Mal die Summe, was ihn zu Heiterkeitsausbrüchen veranlasst. Sigrid holt das Geld. Der Schein verschwindet, schwupps in der Hosentasche. Ich fühle mich irgendwie gelinkt und bin sturzsauer. Er gibt uns aber den heißen Tipp, nirgends anzuhalten auch nicht in Dörfern oder an Schildern, weil Bösewichte auf dem Weg in die Republik Congo lauern.
Dann hört die Asphaltstraße auf und es beginnt eine Fahrspur, die den Namen Piste nicht verdient. Die Fahrspur ist manchmal so tief, dass wir zurücksetzen müssen und eine andere suchen müssen, damit der >Toyo nicht aufsetzt. Die Schlammdurchfahrten geraten zur anstrengenden Rutschpartie, denn aus den Spuren kommt man nicht raus. Traversen kennen wir schon, aber auch hier haben wir Angst, dass der Toyo umkippt. Plötzlich geht gar nichts mehr. Mit dem vorderen Achsdifferential hat das Auto die Grasnarbe in der Mitte zusammengeschoben. Wir hocken auf dem Mittelstreifen. Mit dem Rückwärtsgang kommen wir frei.
Nach dem GPS überqueren wir irgendwo die Grenze zum Congo. Keine Kontrolle hindert uns. Wir durchfahren kleine Dörfer und hören nach langer Zeit mal wieder das Geschrei der Kinder. Wir hoffen, dass wir nicht irgendwo an der Grenzkontrolle vorbeifahren.
Dann in Mbie S 01,62250°  E 014,62056° (evtl. falsch) kommt die Polizeikontrolle. In einer Betonhütte, die nie fertiggestellt werden wird, steht ein Schreibtisch. Der Beamte schreibt unsere Pässe auf einem Zettel ab. Dann fragt er, welche Nationalität wir haben. Er hat die Pässe in der Hand? Wir antworten, dass wir Deutsche sind. Ja, wo steht denn das im Pass? In der Tat, wir haben keine Ahnung und zeigen ihm die erste Seite und er schreibt mühsam ab: EUROPÄISCHE UNION BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND. Nirgendwo findet er „Allemagne“. Woher soll der arme Kerl wissen, dass wir Deutsche sind. (Ihr zu Hause, sucht mal im Pass. Es steht tatsächlich irgendwo „république federal allemagne“.
Das Stempelkissen ist trocken. Er drückt und behaucht den Stempel, den wir in den Pass bekommen. Das Resultat ist unleserlich, er aber ist zufrieden.
Der Zoll kommt nach 45 km. Wir quälen uns weiter über die Piste nach Leketi und finden tatsächlich ein ansehnliches Zollgebäude. S 01.50642 E 14.94728
Der Zöllner stempelt das Carnet ab und zeigt uns stolz seine Sammlung an abgerissenen Einreisezetteln aus den verschiedenen Carnets. Es gäbe hier sehr viele Touristen. Auch hier keine Probleme. Etwas später kommt die Gendarmeriekontrolle. Die Daten der Pässe werden wieder auf einem Zettel abgeschrieben. Ich glaube es war der Einkaufszettel; denn es stand auf der Rückseite irgendetwas, was ich als „pain“ lesen konnte. Dann sagt der Typ die Eintragung sei kostenpflichtig. Es koste 5000CFA. Ich bin gewarnt und sage, dass sei mir zu teuer. Na gut sagt er, ich soll geben, was ich will. Ich gebe ihm 2000 schnappe die Pässe und wir sind weg.
Den Holländern sei Dank. Hinter Leketi hatten sie vor 2 Jahren einen Schlafplatz gefunden. Wir finden die fast vollständig zugewachsenen Piste, die sie gefahren sind und finden, hinter einigen bearbeiteten Feldern einen Stellplatz. S 01.50640 E 014.98125. Gegen 18:00 Uhr kommen zwei Leute auf Fahrrädern mit Gewehren vorbei, die uns aber nur aus der Ferne beäugen. Wir stehen in hohem Gras, weshalb wir unseren Sicherheitsstandard erhöhen. Jeder hält seine Machete griffbereit und wenn wir pinkeln gehen, nehmen wir die Dinger mit. Wir haben wieder einige ziemlich giftig aussehende Schlangen gesehen und vielleicht kann man Schlangen mit der Machete erschrecken. Nicht umsonst rennt hier jeder Mensch mit einer Machete spazieren.
Wir haben eine wunderschöne ruhige Nacht.