Tag 496
04.02.2013

Mulanje Campground.

S15.93784° E35.50115

Mulanje Campground. Wir möchten wissen, was die Leute schon wieder veranlasst mit Krawall frühmorgens um unser Auto zu toben. Klar sie sind da, um so viel Knete wie möglich von den Weißen abzuzocken. Wanderstockverkäufer, Strohmattenverkäufer und ein Führer, der uns zu den Wasserfällen bringen will. Wir engagieren Julius für 10:00 Uhr. Er macht es billig für uns und will 3000 Kwachas. 1500 als Vorschuss, damit er sich etwas zu essen kaufen kann. (Er ist ja nicht blöde; denn vielleicht wollen wir um 10 Uhr gar nicht mehr gehen, oder es gießt wieder in Strömen. Dann hat er wenigsten 1500 im Sack.) Julius ist pünktlich und wir marschieren los. Es geht bergauf und nachdem wir ein wenig durch den Busch gegangen sind, bekommt Sigrid einen Asthmaanfall. Sie röchelt und keucht und kann nicht ausatmen. Sie erholt sich etwas, doch der zweite Anfall lässt nicht lange auf sich warten. Sie soll an einer schattigen Stelle (ja, die Sonne scheint) warten. Julius soll mir den Weg zum Wasserfall zeigen, und dann Sigrid zurück zum Auto bringen. Als wir alleine weitergehen, beginnt Julius sofort das uns bekannte Spiel. Mutter an Malaria gestorben, kein Geld für eine Frau, keine Arbeit, Schwester auch tot, alle im Dorf hungern und für 600 Kwatchas bekommt er einen Sack Maismehl. Ich werde es mir überlegen, antworte ich, schließlich können wir leider nicht ganz Afrika ernähren und die Bettelei hätten wir schon die ganze Zeit in Afrika. Das interessiert ihn die Bohne. Nachdem ich auf dem richtigen Weg bin, verspreche ich ihm, noch 500 Kwachas auf den vereinbarten Lohn draufzulegen, da er ja Sigrid zum Auto bringen muss.
Der Wasserfall ist klein aber fein. Richtig Spaß muss es machen, in den vom Fall ausgehölten Felsen zu baden, aber Sigrid macht mir Sorgen, so dass ich nur einige Fotos mache und dann schnell umkehre. Julius kommt mir bereits ein Stück entgegen und vergisst nicht, mich an die Aufstockung seines Salärs zu erinnern.
Sigrid geht es gut, Julius bekommt das versprochene Geld und es beginnt zu regnen. Nur gut dass wir die Küche in der Hütte haben.
Zu unserem Schutz erscheint Bonface. Ein 70jähriger Mann, der es sich auf dem Stuhl in der Küche bequem macht. Als es dunkel wird, will ich ihn nach Hause schicken, Frau und seine 7 Kinder warten, wir können selber auf uns aufpassen. Bonface bleibt und bewacht uns. Er will erst um 5 Uhr morgens gehen.


 


Tag 497
05.02.2013

Bonface ist weg. Die Spazierstockverkäufer haben es auch aufgegeben. Wir packen ein und fahren durch die Teeplantagen, die von Leuten in gelben Gummianzügen und Gasmaske bespritzt werden, nach Blantyre. Wir finden das Shoprite Einkaufszentrum, kaufen ein und rufen Ruth an. Sie kommt nach kurzer Zeit und holt uns ab. Thomas ist Optiker und richtet einen neuen Laden in Tete in Mozambique ein, sie ist alleine zu Hause und freut sich, dass sie jetzt Gesellschaft hat. Es gießt wie aus Kübeln.
Wir fahren, ich hinterher, zu einem schönen Haus im Grünen. Dort steht der IFA-LKW mit dem Thomas von Sachsen aus vor 7 Jahren nach Malawi gefahren ist und dort vor 4 Jahren die Österreicherin Ruth getroffen hat, die mit dem Motorrad angekommen ist, aus Australien.
Die beiden haben ein hübsches Haus und Gästezimmer, in dem wir uns einrichten.
Ruth leitet eine private Montessori-Vorschule und erzählt begeistert von der Montessorimethode. Diesen Kindergarten wollen wir uns später ansehen.
Ruth ist eine bemerkenswerte Frau. Die jüngste von sieben Kindern, ist sie als Motorradanfängerin mit einem Schweizer Begleiter nach Asien und Australien aufgebrochen.
Nachdem sie Thomas auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums in Blantyre getroffen hatte, ist sie erst weitergefahren, bis ihr eine Hexe am Malawisee befohlen hat, um zu kehren. Hexenbefehlen gehorcht man besser und nun ist sie mit Thomas verheiratet.

Sie erzählt spannend und amüsant, wir genießen es ihr zu zuhören. Die Geschichten aus ihrer Kindheit untermalt sie mit der passenden Geräuschkulisse, wir haben viel Freude daran und sind begeistert.

 


Tag 498

06.02.2013

Um 8:00 Uhr kommt Laika, die Haushaltshilfe. Wir stehen etwas früher auf. Ruth, die schon fort ist, hat liebevoll den Frühstückstisch für uns gedeckt.
Ruth holt uns am Vormittag ab, um uns die Schule zu zeigen. Sie spricht Englisch: denn sie zeigt uns die Schule so, wie sie sie auch den Eltern zeigt, und da fällt sie immer wieder ins Englische. Man merkt ihr die Begeisterung an. Kinder ab 18 Monate bis 6 Jahre werden hier betreut. Die meisten Großen können bereits lesen, wenn sie die Schule verlassen. Wir lernen die Lehrer kennen und Laura, eine Volontärin aus Stuttgart und Simone, die mit einer Tschechin zusammen lange Zeit in einem Dorf gelebt hat, und dort eine Dorf-Montessori-Schule eingerichtet hat. Beide Schulen arbeiten zusammen und wir werden eingeladen, morgen die Dorfschule zu besichtigen.
(Website ist verlinkt, um Spenden für das Dorfprojekt wird gebeten)
Wieder wird es ein schöner Abend mit Ruth und wir erfreuen uns an ihren Geschichten.

 

Tag 499

07.02.2013

Ruth hat wieder den Frühstückstisch gedeckt und ist noch im Haus, als wir aufstehen. Wir sind mit Justin, einem der Direktoren des Dorfprojektes verabredet. Er will uns ins Dorf bringen. Wir schließen das Haus ab, so dass Laika nicht rein kann. Sie muss später den Gärtner zu Ruth in die Schule schicken, um den Schlüssel zu holen. Den Treffpunkt mit Justin finden wir auch nicht. Nach einem Telefonat findet er aber uns. Er hat eine rothaarige Schottin dabei, die auch das Dorf besichtigen will. Etwa 20 km weiter kommt eine Polizeikontrolle. Und wir haben alle unsere Papiere im Haus gelassen. Nichts passiert. Der Bulle erzählt nur, dass er im französischen Fernsehen gesehen habe, dass Männer mit einem Schnurrbart, wie ich ihn trage, keine richtigen Männer seien. Das befeuert ihn so, dass er alles um sich vergisst und sich vor Lachen ausschütten möchte.
Im Dorf steht ein schön gemauertes Haus. Die Innenwände sind hübsch bemalt und in jeder Ecke des großen Raumes sitzt eine Gruppe Kinder mit Lehrerin. Wir werden beäugt, als wir uns auf den Boden setzen. Kein Kind flüstert oder zischelt, es herrscht eine geradezu gespenstische Stille. Kein Kind lacht, keines neckt das andere. Diese Disziplin ist höchst ungewöhnlich. Konzentriert arbeiten die Kinder mit den Materialien und legen ihre Matten aus und falten sie penibel wieder zusammen. Nur wenn gesungen und getanzt wird, kommt Leben in die Bude. Ruth erklärt uns später, dass die Dorfkinder ganz anders erzogen werden und dass dort die Montessorimethode etwas übertrieben wird. Wenn ich daran denke, welch ein ungeheurer Lärm in deutschen Kindergärten herrscht, wird mir hier ganz anders. Vorstellung der Lehrer, Danksagung und Verabschiedung.
Wir fahren noch zu einer anderen Dorfschule, wo ich den Unterricht störe, in dem ich einigen Kindern von der Kamera Bilder von Elefanten und Löwen zeige. Danach gehen sie ohne Murren zurück zu ihrem Platz.
Die Eltern müssen pro Kind 100 Kwachas im Monat bezahlen, etwa 2 Euro. Die Mütter der Kinder kochen in einer angeschlossenen Küche, so dass die Kinder auch regelmäßig etwas zu essen bekommen. Diese Projekte sind also wirklich auf Spenden angewiesen. Alle Lehrmaterialien stellen die Dorflehrer selber her, auch sie sind hochmotiviert. Es gibt 6 Lehrerinnen und 2 Lehrer, die ausgebildet werden.
Im nächsten Schritt soll eine Grundschule erbaut werden, in der die Kinder im Dorf gehen können. Die jetzige Schule ist meilenweit entfernt, der kontinuierliche Schulbesuch der Kinder nicht gesichert.
Wir fahren zurück, die Schottin mit einem gewaltigen tätowierten Arschgeweih ist kaum von den Kindern zu trennen.
Uns fällt auf, dass in unmittelbarer Nähe der Kindergärten islamische Zentren errichtet wurden, vielleicht ist es nur Zufall. Der Islam ist hier in Malawi auf dem Vormarsch, seitdem der erste Präsident zum Islam konvertiert ist fließen die Gelder aus Kuweit und Saudi Arabien.
Wir treffen Ruth, kaufen ein, essen etwas in einem indischen Restaurant. Es ist so reichhaltig, dass wir abends nur noch Brot essen.
Und es regnet weiter.

 


Tag 500

08.02.2013

Wir verbringen den Vormittag im Haus, lesen und schreiben Tagebuch, es regnet.
Mit Ruth gehen wir einkaufen; denn Thomas kommt heute Abend aus Moz zurück. Für Ruth ist es schwierig die Grenze zu überqueren, sie benötigt als Österreicherin ein Visum, dass jedes Mal 86 $ kostet.
Das Wasser ist weg, später auch die Elektrizität. Das ist Afrika.
Thomas kommt und mit ihm auch die Elektrizität, so dass wir kochen können.
Wir erzählen bis spät in die Nacht.

 

Tag 501

09.02.2013

Wir schlafen etwas länger und frühstücken gemeinsam. Es regnet wie immer. Wir verbringen den Tag, betrachten "s´Ruthle on the road", die Website von Ruth, schauen Thomas Bilder seiner Fahrt mit dem IFA und sehen uns den Film von Charlie Borman an, long way round, die Motorradfahrt von London, durch Sibirien nach New York.
Wir gehen abends essen in einem netten Lokal, ich lade ein; denn schließlich habe ich morgen Geburtstag. Zurück zu Hause warten wir noch bis Mitternacht, damit alle „happy birthday“ singen können. Wir sind glücklich, bei so netten Menschen untergekommen zu sein.

 

 


Tag 502

10.02.2013 (Mein zweiter Geburtstag auf dieser Reise, den ersten verbrachte ich mit Scheißerei in Kamerun, lange ist´s her)

Ausgiebiges Frühstück. Ruth hat sich wieder ins Zeug gelegt. Heute werden wir uns verabschieden. Ruth schreibt einen Zettel, was wir wo in Malawi noch besichtigen sollen.
Wir verabschieden uns, herzlichen Dank Euch beiden, Ruth und Thomas.
Im Einkaufszentrum holt uns Thomas auf seinem Motorrad ein. Habe ich doch mein Kuschelkissen im Bett vergessen.
Auf den Rat von RuthundThomas fahren wir zum Zomba Plateau, zur Trout Lodge. Es schüttet. Die Bergstraße ist kaum zu erkennen. Ein Fluss fließt hinunter, die Scheibenwischer ackern auf schnellster Stufe. Oben versperren Sturzbäche und Schlamm den Weg zum Camping. Wir mieten uns im Gästehaus ein.
S 15.35429 E 035.30200
Das Haus ist ziemlich runtergekommen. Es riecht muffig, alles ist klamm, die Sessellehne bricht ab. Um Wasser in der Küche zu bekommen, muss man draußen im Regen den Hahn aufdrehen; denn drinnen lässt er sich nicht schließen. Im ganzen Dreizimmerhaus gibt es eine Glühbirne. Sigrid stellt fest, dass sie Afrika liebt. Und es gießt!
Wir holen unseren Kocher herein, bruzzeln etwas und spülen es mit Wein und -brand herunter. Trotz des Getöses des Regens auf dem Wellblechdach schlafen wir recht gut auf den ausgelutschten Matratzen.



 

T

Tag 503

11.02.2013 (Rosenmontag: Natalie, ich denke an Dich)

Allen, die mir so lieb zum Geburtstag gratuliert haben, meinen herzlichen Dank!!!
Nebel und Nieselregen. Der Ausblick vom Plateau soll zauberhaft sein. Der Nebel auch. Wir packen ein und tasten uns die Straße mit wenig Sicht hinunter ins Tal.
Wir fahren zum nächsten Tipp von Ruth, zum Liwonde Safari Camp, kurz vor dem Eingang des Liwonde National Parks.
S 15.02796 E 035.23920
Das Camp gehört Frederick, einem Holländer, der uns begrüßt. Es ist ein wenig ein Buschcamp mit Hütten in hohem Gras und zwischen den Bäumen. Wir stellen den Toyo unter einen Baobab. Romantisch, wenn nicht alles noch so nass wäre. Aber der Regen hat aufgehört. Frederick hat hier ein Restaurant, eine Selbstbedienungsbar, einen Gemeinschaftsschlafsaal und Hütten. Von einer Aussichtsplattform kann man den Busch überblicken und Elefanten und Hippos suchen. Es waren keine da.
Wir fahren noch in den Park. Die hübsche Rangerin reduziert den Eintrittspreis ein wenig. Im Park ist nur eine Piste befahrbar, bis zu einer zusammengebrochenen Brücke. Es ist eine Schlammschlacht. Wir sehen Warzenschweine, Impalas, Warzenschweine, Wasserböcke, Warzenschweine, Kudus, Warzenschweine und Warzenschweine.
Wir schlammen zurück ins Camp, machen unseren Eintopf (Möhrendurcheinander) warm.
Im Dunkeln walzt ein paar Meter von uns entfernt ein Hippo durch den Busch.
So nett, wie das hier ist, wir beschließen morgen weiter zu fahren, denn der Park mit seiner einzigen befahrbaren Piste ist nicht so interessant und den ganzen Tag auf der Aussichtsplattform zu sitzen bringt´s auch nicht.


Tag 504

12.02.2013

Wir verlassen das Camp und fahren in Liwonde zum Supermarkt, wo wir Bier in Dosen bekommen. Hier in Malawi werden üblicherweise nur kleine Pfandflaschen Carlsberg-Bier verkauft. Die Brauerei steht in Blantyre. In strömendem Regen geht es weiter nach Mangoche. Eine Brücke führt auf die andere Seite des Sees. Hier ist das südliche Ende des Malawisees. An der Schranke, die hier ein Offizieller öffnen muss, werden wir das erste Mal von einem Polizisten angebettelt, der etwas zum „Lunch“ haben möchte. Ich antworte, dass wir das auch gerne hätten, was auch stimmte, denn wir fahren danach in ein recht gut besuchtes Restaurant. Leckeren Fisch, den ich hier erwarte gibt es nicht. Es gibt Gulasch mit Reis und Bohnen, alles halbwarm.
Wir hüpfen über die Pfützen zum Toyo und fahren auf der Asphaltstraße weiter in Richtung Monkey Bay am See. Es hört auf zu regnen und auf einer Piste erreichen wir die von s´Ruthle empfohlene Lodge „Fat Monkey“ mit einem Campground in Cape McClear. S 14.023974, E 34.841604
An der Rezeption handele ich einen Altersrabatt aus. Wir sollen 5 statt 6 US$ pro Tag bezahlen.
Unseren Stellplatz suchen wir direkt am Seestrand. Der drittgrößte See Afrikas brandet hier meeresähnlich an den Strand.
Zu Sonnenuntergang kommen zwei deutsche BMW R100GS an. Martina und Lieven sind die Ostroute runtergefahren und haben viele Neuigkeiten und Tipps für uns. Sie wollen über Zambia, Zimbabwe, Botswana, Namibia nach Kapstadt, so dass wir auch viele Tipps für sie haben. Wir werden das morgen austauschen.
Unsere Minikartoffeln am Straßenmarkt gekauft beginnen zu faulen, kein Wunder bei der ständigen Feuchtigkeit. Es gibt abends Kartoffeln in Schale mit Würstchen.


Tag 505

13.02.2013 (Aschermittwoch-arme Natalie)

Vier Uhr morgens. Es ist noch dunkel. Palaver, Gelächter neben dem Platz, an dem wir stehen. Wir glauben, die Fischer kommen oder fahren hinaus und der Krach hört bald wieder auf. Er hört um 7 Uhr auf, als wir gerädert aufstehen. Wir überlegen, abzuhauen; denn die Wahrscheinlichkeit, dass es jeden Morgen so zugeht ist groß. Aber wir sind zu müde.
Wir tauschen die Informationen mit Martina und Lieven aus und erfahren, dass es von Ashkolod ein Frachtschiff der Grimaldilinie gibt, das Autos und Passagiere mitnimmt, mit dem die Beiden gekommen sind und dass es eine Fähre von Port Said nach Iskenderum geben soll, was uns besonders freut. Wir erfahren, dass die äthiopische Grenze durch Kenia schwer zu erreichen ist und schreiben uns Adressen in Tansania, Uganda, Kenia und Äthiopien auf.
Die Beiden machen eine Bootsfahrt zu einer vorgelagerten Insel und da sie begeistert wiederkommen, beschließen wir, am nächsten Tag auch dorthin zu fahren. Ihre Begeisterung wird allerdings dadurch getrübt, dass sie befürchten, sich mit Bilharziose infiziert zu haben. Meine Erklärung, dass sie Bilharziose nur an bewachsenen Ufern bekommen können, dort wo die Schnecke wohnt, die als Zwischenwirt agiert, beruhigt sie nicht so richtig. Sie wollen in einer Apotheke nach Pillen gegen die bevorstehende Blutpisserei fragen. Ihr Zelt ist voller Mücken und ich empfehle, es auszusprühen mit einem guten Insektenkiller. Die beiden haben offensichtlich mehr Angst vor dem Spray, als vor der Malaria.
Diesen Abend essen wir gemeinsam im Restaurant. Endlich bekomme ich einen Malawiseefisch.
Die Sonne geht spektakulär über dem See unter, der erste Sonnenuntergang, den wir seit langer Zeit sehen.
Im Dunkeln sind die erleuchteten Boote der Fischer auf dem See wie an einer Perlenkette aufgereiht. UND es hat den ganzen Tag nicht geregnet!


 

Tag 506

14.02.2013

Die beiden Moppedfahrer verschwinden, nachdem wir Bücher ausgetauscht haben. Wir bekommen „Kongo“, ein Buch über die Geschichte des Landes, das jetzt DRC heißt. Es ist spannend wie ein Roman.
Die beiden waren so begeistert von der Schnorcheltour, die sie gemacht haben, dass wir uns auch entschließen 15 US$ pro Person dafür auszugeben. (Ein unglaublicher Preis, wenn man bedenkt, dass in Malawi im Durchschnitt 150 US$ im Monat verdient werden) Wir fahren mittags mit einem kleinen Motorboot zu einer nahegelegenen Insel, wo wir über Felsen vom Boot ins Wasser klettern können. Die Jungens, die uns dorthin geschippert haben, schmeißen Brot ins Wasser und schon wimmelt es von Buntbarschen. Schnorchelutensilen werden gestellt. Es ist wie schwimmen im Aquarium lauter kleine meist leuchtend blaue Fische schwimmen umher und beißen, wenn nicht genügend Brot im Wasser ist. Das erste Mal schaffe ich es, ohne Erstickungsanfall mit einem Schnorchel unter Wasser zu atmen. (Die anderen Versuche endeten beinahe mit meiner Wiederbelebung)
Der Höhepunkt kommt noch. Die Jungens hatten auf dem Weg zur Insel einem Fischer in einem Einbaum einige kleine Fische abgekauft. Nun schippern sie mit uns ein Stück die Insel entlang und pfeifen laut. Ein Weißkopfseeadler taucht auf und setzt sich auf einen Baum am Ufer. Die Jungens werfen einen Fisch ins Wasser und der Seeadler schwirrt an, fliegt einen eleganten Bogen und greift sich den Fisch. Wir müssen nun warten, so die Beiden, bis er den Fisch gegessen hat, dann kommt er wieder. Richtig, er kommt zurück, baumt auf, und es klappt wieder. Pfeifen, Fisch ins Wasser und schon schwebt er unglaublich elegant heran und schnappt sich den Fisch. „Sheera“ so heißt er, die Jungens freuen sich, dass wir so begeistert sind.
Kaum sind wir zurück am Auto beginnt es heftig zu stürmen. Ich klappe vorsichtshalber das Dach ein. Der Himmel ist schwarz, dann kommt der Regen. Die Tropfen sind Reagenzgläser, es ist unglaublich, welche Wassermassen vom Himmel fallen können. Eine Stunde später ist alles vorbei und alles steht unter Wasser.
Heute Nacht lassen uns die Leute schlafen

 


 

Tag 507

15.02.2013

Ich starte wie immer den Motor und mache das Gebläse an. Uns fliegen Schaumstoffbrocken um die Ohren. Voller Schrecken mache ich den Motor aus und öffne die Motorhaube. Eine Ratte springt mir entgegen. Sie hat den Schaumstoff am Kühler in handliche Rattenbröckchen zerlegt und sich in der Lüftung ein Nest damit gebaut. Wir hoffen nur, dass sie nicht schon ihre Kinder geboren hat, denn der Gestank der verwesenden würde unerträglich sein.
Wir fahren von Cape Maclear über eine Abkürzungspiste zur Mua Missionsstation. Die Piste ist schlammig und die Regenzeit hat sie beinahe unbefahrbar gemacht; denn die undichten Rohre, die eigentlich das Wasser unter der Piste ableiten sollen, haben sie weggewaschen. Die Rohre liegen in zwei Meter tiefen Löchern. Wir sehen uns die Löcher an, bevor wir sie umfahren und haben Angst, dass sie weiter einbrechen und der Toyo im Abflussloch verschwindet.
Wir kommen zur Missionsstation, die so um 1900 gegründet wurde. Ein monumentales Denkmal steht davor, welches das Malawische Dorfleben abbilden soll. Die Rundhütten sind bunt bemalt. Das Museum zeigt auf den Außenwänden die Geschichte Malawis. Wir umrunden den Rundbau und finden eine Tür, die zu einem Raum im Museum führt, der voller Masken und Fetische ist. Wir fotografieren eifrig. Kaum sind wir wieder draußen kommt der junge Museumswärter, der uns das Museum jetzt offiziell aufschließt und 1250 Kwachas pro Person haben will. Wir besuchen jetzt das Museum und als ich fotografieren will, wird es mir verboten. Im Maskenraum, den wir ja schon kennen, tun wir erstaunt mit Ah und Oh, die Fotos hatten wir im Sack.
Über eine gute Asphaltstraße und durch eine tolle dichtbesiedelte Gebirgslandschaft erreichen wir Lilongwe, die Hauptstadt von Malawi, die doch mehr Kleinstadtcharakter hat.
Im Mabuja Camp S 13.99935 E 033.75964 treffen wir Lieven und Martina wieder, die sich hier ein Zimmer genommen haben. Lieven wechselt das Lenkkopflager an Martinas Motorrad. So ganz ohne Spezialwerkzeug ist das ein schwieriges Unterfangen.
Hier stehen auch Dänen, Schotten und ein holländisches Paar, die auch die Ostseite Afrikas hin abgefahren sind. Die Holländer wollen wieder nach Norden. Sie wollen allerdings nach Zambia, um einen Nationalpark dort zu besuchen. (Für uns ist Zambia gestorben)

 


 


Tag 508

16.02.2013

Wie üblich beginnt im Morgengrauen das afrikanische Leben. Hier mitten in der Stadt kommt der Fahrzeuglärm hinzu, den wir schon lange nicht mehr so nahe gehört haben.
Lieven schraubt nach wie vor am Mopped und muss ab und an in die Stadt zu einer Werkstatt, die ihm hilft. Wir fahren Einkaufen im Shoprite Zentrum, der einzigen Einkaufsmall in Lilongwe.
An den Geldautomaten ist wieder Schlange stehen angesagt. Dummerweise spukt der Automat nicht mehr als 2000 Kwachas aus, etwa 40 Euro, alles in 500er Scheinen, eine unglaubliche Menge an Papier, mehr passt nicht durch den Geldausgebabeschlitz. Ich sammle schon mal Kwachas; denn irgendwann müssen wir tanken und der Diesel kostet etwa 1,20 Euro. Wenn wir 100l tanken, müssen wir mit einem Sack voll Geld bezahlen.
Neben dem Supermarkt ist eine Hähnchengrillerei einer afrikanischen Hähnchenbrutzelkette. Große Schilder wiesen darauf hin, dass hier alles „Hallal“ sei und Alkohol strikt verboten sei. Der Islam ist hier in Malawi im Vormarsch.
Wir wollen ein wenig durch die Stadt fahren, doch unsere Tour ist schnell zu Ende, oder wir stehen im Stau. Zurück zum Camp beginnt es wieder heftig zu regnen und es hält sich dran, so dass wir im Restaurant essen. Kochen wäre zwar in einer kleinen Küche des Camps möglich gewesen, doch bis wir alle Utensilien dorthin geschafft hätten, wären wir ertrunken.
Das Essen ist lauwarm und fällt unter die Kategorie „Nahrungsaufnahme, um nicht zu verhungern“.
Wegen meiner eigenen Blödheit endet der Abend nicht harmonisch. Martina und Lieven erzählen von ihren vorherigen Fahrten unter anderem von ihrer Befahrung der Pan Amerikana, mit einem Riesenschnauzer im Beiwagen. Die Fahrt haben sie öfter unterbrochen, um nach Hause zu fliegen und sie dann fortzusetzen. Sigrid bemerkt natürlich, dass ich so eine Erzählung nicht unkommentiert lassen will, versucht mich zu bremsen, doch zu spät. Sie verlässt wütend den Tisch und kurz darauf auch Martina, als ich frage, ob denn jemand mal den Hund gefragt habe, ob er mitkommen wolle und einige Male den Atlantik im Frachtraum eines Flugzeuges überqueren wolle, um dann im Beiwagen eines Motorrades den Sonnuntergang in Feuerland zu genießen. Habe ich mal wieder ins Fettnäpfchen getreten.
Auf diesem Camp gibt es ein Rhodesian Ridgeback Pärchen, die richtig Spaß machen, obwohl sie die Leute richtig erschrecken können.


Tag 509

17.02.2013

Bis spät in die Nacht machen die Angestellten mit ihren Freunden Krach. Ich kann darüber einschlafen, Sigrid nicht. Noch vor Morgengrauen palavert dann eine andere Gruppe.
Zum Frühstück beginnt es wieder zu regnen. Martina und Lieven bekommen von uns den Botswanaführer und Karten von Zambia, Zimbabwe und Botswana, die sie uns irgendwann zurückschicken sollen. ( bis 2016, kurz vor unserer Abreise nach Afrika, ist dies nicht geschehen) Auch sie wollen heute weiter nach Zambia, um nördlich von Lusaka eine Schimpansen-Station zu besichtigen.
Wir fahren zurück zum Malawisee nach Livingstonia Beach und suchen das Camp „Cool Runnings“, ein Tipp von s´Ruthle. Als wir es endlich gefunden haben, ist es geschlossen. Also zurück zur Campsite des Livingstonia Beach Hotels an der Benga Bay.
S 13.71605 E 034.62841
Auf der Anlage stehen zahlreiche Tagesbesucher. Es gibt dort eine Bar, ein kleines Restaurant und den Strand am See und die erste Strafe Gottes, den Pavian. Hier ist er klein, nur etwas größer, als eine große Meerkatze. Für uns heißt das: Fenster und Türen dicht, das Auto nicht unbewacht lassen. Lästig!
Bei Sonnenuntergang sind wir alleine und werden auch des Nachts nicht gestört.

Tag 510

18.02.2013

Die Paviane sind früh unterwegs. Ich bemerke im Halbschlaf, dass sie aufs Auto klettern.
Wir bereiten das Frühstück dicht am Auto, so dass sie uns nicht überraschen können. Der Sicherheitsmann verscheucht sie über die Mauer, was sie nicht sonderlich beeindruckt; denn sie sind nach fünf Minuten wieder da. Wir sind pavianerfahren, wir kennen das, haben die Machete griffbereit. Während wir ein Meter neben dem Auto frühstücken und das Brot im Plastikbeutel in das offene Auto gelegt haben (1 Meter) werden wir gefragt, ob wir eine Bootsfahrt machen wollen. Diesen Moment der Ablenkung nutzt ein Pavianjüngling schamlos aus. Mit einem Satz springt er über die offene Tür ins Auto, schnappt sich den Beutel mit dem Brot springt über die andere Tür. Ich versuche noch ihn festzuhalten, grabsche mit Gebrüll daneben. Sicherheitsmann und Gärtner versuchen ihm das Brot abzujagen, natürlich ohne Erfolg. Ein bewundernswertes Husarenstück dieses Scheißvieches. Trotz aller Vorsicht sind wir wieder von Primaten beklaut worden.
Sigrid hat Halsschmerzen. Ein Zeichen für eine Erkältung und wir haben kein Nasenspray mehr. Wir fahren durch Livingstonia Beach auf der Suche nach einer Apotheke und finden keine.
Auf der sehr guten Asphaltstraße geht es an einer Lagune des Malawisees vorbei, deren Wasser genauso rosa ist wie der Lac Rose im Senegal. Die Flamingos fehlen. Später sehen wir, dass die Lagune nicht durch Algen rot gefärbt ist, sondern durch den Schlamm, den der Fluss in die Lagune schwemmt. Eifrig werfen hier die Fischer die Netze aus, hier im Schlammwasser müssen sich besonders viele Fische tummeln.
Wir erreichen die Nkhotakota Potterie und Lodge. Eine weitere Empfehlung von s´Ruthle.
S 13.05103 E 034.32650
Am Strand ziehen die Fischer die Netze ein. Es geht nicht so musikalisch zu, wie einst in Benin, wo ein Vorsänger den Takt angab. Hier werden kleine 5cm lange, silbrige Fische aus dem See geholt. Sobald der Fang an Land ist, kommen die Leute aus dem Dorf mit Gefäßen und kaufen ein. Diesen Fisch finden wir zuhauf an den Straßen und auf den Märkten weit im Inland. Er wird frisch oder getrocknet zu einem schleimigen grätigen Fischbrei verkocht, wir haben ihn nicht verkostet. (Ähnliches passiert mit den Nigerfischen in Mali) Die Fischer sind freundlich, wir dürfen fotografieren, die Kinder posieren mit Fischen, die sie sich vors Gesicht halten.
Es ist schön hier und wir beschließen 2 Tage zu bleiben.


 



Tag 511

19.02.2013

Wir haben recht gut und lange (!) geschlafen. Immer wenn wir länger als einen Tag irgendwo bleiben, ist Wäsche waschen angesagt. Das Auto müsste eigentlich auch geputzt werden, doch uns fehlt der Antrieb. Wir werden immer mehr zu Afrikanern.
Der Tag vergeht irgendwie schnell und wir kommen erst spät dazu, die Töpferei zu besichtigen. Die Töpfer sind muffelige Typen, die Dame, die die Steingutwaren verkauft eher nicht. Die Töpferei akzeptiert erstens Visakreditkarten und bietet an, das Zeug in alle Welt zu verschicken. Wir schlagen zu und kaufen Frühstücksgeschirr und Teller und Töpfe, bemalt mit afrikanischen Motiven. 380 Eus kostet uns der Spaß einschließlich Paketversand. Wir hoffen, dass das Zeug heile bei Robert und Elisabeth ankommt.

 


 

Tag 512

20.02.2013 (Unser Freund Lampe hat Geburtstag, wir wünschen ihm vor allem Gesundheit)

Wir fahren weiter am See entlang, den man von der Straße nicht sehen kann und kommen nach Nkhata Bay. Dies ist eine geschäftige afrikanische Stadt. Straßenmärkte, Gewusel, Staub, Schlamm. Wir finden so etwas Ähnliches wie eine Bretterbudenkneipe und essen lauwarmes Essen und trinken COLA.
Hier gratulieren wir dem armen Lampe, der gerade aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Er klingt jämmerlich, freut sich aber über den Anruf.
Große Schilder weisen auf den Campground „Blue Star", mit kostenlosem WiFi hin. Auch unsere Navisoftware hat diesen Campground und Backpacker verzeichnet. Wir folgen dem Navi und landen auf dem Gelände des Krankenhauses. Hier begegnen uns die ersten wirklich unfreundlichen Menschen in Malawi. Sie würdigen uns keines Blickes, als wir nach dem Weg fragen.
Letztlich finden wir doch einen, der uns in die Wildnis schickt. Wir haben „Blue Stars“ nicht gefunden.
Wir kommen unter in der Njaya Lodge, hoch über dem See, aber nicht sonderlich zu empfehlen.
S 11.62045 E 034.30472
Immer, wenn wir die Plane hinter dem Toyo aufspanne, bleibt es trocken. Wir sollten uns das zur Gewohnheit machen.

 



 

Tag 513

21.02.2013

Wir verlassen das geschäftige Städtchen Nkhata Bay und tanken den teuren Diesel (1,50 Eus) in Mzuzu, der „Großstadt“ dieser Gegend. Wir kaufen im „Supermarkt“ ein, dessen Warenangebot übersichtlich ist. Wir sind wieder in Afrika, wo es europäische Supermärkte nur in den Hauptstädten gibt.
Eine miese Piste führt 20km zum Wvaza Wildlife. Ich verhandele den Eintrittspreis und bekomme den für Ausländer, die in Malawi wohnen. Immerhin 3$ pro Person gespart. Der Campground kostet 3500 Kwachas, etwa 7 Eus. Wir werden uns an diese Preise sehnsüchtig in Tanzania erinnern.
Wir stehen direkt am Fluss, der sich hier seeartig erweitert. Eine Hippomama hütet dicht am Ufer ihr Baby.
S 11.13459 E 033.65015
Uns wird eine Hütte aufgeschlossen, deren Toilettenanlage wir nutzen dürfen. Dummerweise gibt es kein Wasser. Die Leute schleppen Flusswasser heran zur Toilettenspülung. Wir holen uns aus der Küche (Holzkohlenherd) 10 Liter Wasser und sind froh, dass wir noch gutes Wasser im Toyo gebunkert haben, auch wenn es schon 14 Tage alt ist.
Wir brechen auf, um die Tierwelt des Parks zu erkunden und stecken kurz darauf in einem Weg, der so dicht bewachsen ist, dass Sigrid mal wieder die Äste zur Seite biegen muss, damit das Auto durchpasst. Schon bald ist hier endgültig Schluss. Das Gras ist zu hoch und wir binden das Grasnetz vor den Kühler, damit die Samen nicht den Kühler verstopfen. (Aussteigen aus dem Auto ist streng verboten)
Die Hauptpiste ist schlammig, aber befahrbar. Einige Auswaschungen, die ich umfahren muss, treiben mir wieder den Angstschweiß auf die Stirn. Ich habe den Kongo immer noch nicht vergessen, wo das Auto fast umgekippt war.
Die Strecke verlangt volle Konzentration, so dass wir den Elefantenschnösel, der im Schweinsgalopp über die Piste galoppierte, fast überfahren hätten. Wir stehen mitten in einer Elefantenherde und bemerken es erst jetzt. Der große alte Bulle findet das gar nicht putzig und kommt drohend von hinten auf das Auto zu. Unser altes Elefantenproblem. Wir fahren also flott weiter. Die Piste wird immer schwieriger zu befahren und immer enger. Es sind tiefe Gräben an den Seiten, der Wagen droht in den Schlamm hinein zu rutschen. Bei der nächsten Gelegenheit drehen wir um. Die 8 Elefanten stehen noch an derselben Stelle, doch nun sind wir gewarnt. Sie ignorieren uns.
Auf dem Weg zurück begegnen wir Holländern, die zu Fuß unterwegs sind. Sie werden von einem bewaffneten Ranger begleitet. Auch sie haben die Elefanten gefunden. Also, zu Fuß möchten wir den possierlichen Tierchen doch nicht begegnen.
Die Hippomutter sitzt immer noch im Lake Kazumi, das Baby sperrt den Rachen auf, wie die alten. Es ist leider zu dunkel zum Fotografieren.
Es gießt mal wieder, wir sind froh, dass wir vor der Hütte stehen, unter deren Vordach wir kochen können.
Wasser gibt es von überall, nur nicht aus der Leitung.
Die Hippos brüllen nachts, aber das stört uns schon lange nicht mehr. Da es die dritte Strafe Gottes, die Schreihalsvögel, so weit im Norden nicht mehr gibt, schlafen wir ungestört.


 

Tag 514

22.02.2013

Der Regen in der Nacht hat die Piste vom Nationalpark zur Straße nicht komfortabler gemacht. Allradantrieb ist angesagt, um die Schlammlöcher zu durchfahren. Ein LKW hat sich festgefahren, auf der Piste nach Rumphi. Er blockiert die gesamte Piste. Ich mache mich bereit, ihn aus dem Loch zu zerren, doch als alle unzählbaren Passagiere vom LKW abgestiegen sind, schafft er es aus eigener Kraft. Wir bewundern diese Afrikaner, die sich mit normalen Autos und LKWs auf solche Strecken wagen.
Es geht durchs Gebirge hoch über dem Malawisee. Die Piste zur historischen Mission in Livingstonia ist so schlecht, dass wir auf die geschichtliche Erbauung verzichten. Unterwegs treffen wir einen australischen Landrover, auf dem großgeschrieben steht, wo er denn hin will. „Australia-UK“. Paul und wir sind wohl die einzigen, die nicht auf dem Auto das woher und wohin ankündigen. Wir treffen das australische Pärchen auf dem Campground eines holländischen Projektes wieder, das sich den Waisen widmet. Der Campingplatz ist sehr improvisiert und zu teuer, so dass wir weiterfahren.
Wir finden in Karonga, der letzten größeren Stadt in Malawi, die Mufwa Lakeshore Lodge. Diese vergammelte Lodge gleicht einem amerikanischen Fort. Ein doppeltfußballfeld großes Gelände ist ummauert. An der Hauptseite sind Zimmer, deren Ausgang zum Innenhof weisen. Auf dem Innenhof weiden Rinder. Dort dürfen wir stehen. Dusche und Toilette sind „afrikanisch“. Der Schimmel sprießt, die Spinnen fühlen sich wohl, die Algen nötigen zu vorsichtigen Schlippergang, Türen sind nicht verschließbar, alles völlig normal und billig: 2 Eus.
S 09.93742 E 033.94464 (nur noch 10 Breitengrade bis zum Äquator. Wir sind ja schon fast zu Hause!)
Der Campingplatzwärter kommt und erzählt, dass er gerne nach Deutschland möchte. Er will eine weiße Frau haben, und seine Mutter habe ihm geraten, die in Deutschland zu suchen. Er möchte gerne unsere Adresse haben, damit er eine Reverenz hat, wenn er das Visum beantragt. Er tut uns in seiner Naivität leid.
In Mozambique und Malawi gibt es eine andere Form der 6 Uhr-Morgenbetätigung. In Westafrika wurde der Erdboden mit Handfegern gefegt, hier wird das Gras gemäht. Hierzu gibt es eine dünne, etwa 1,20m lange Machete, deren Ende, etwa 15 cm, im Winkel von 45° abgebogen ist und angeschliffen ist. Dieses Ding wird, wie ein Golfschläger dicht über dem Erdboden durch das Gras geschwungen und so gemäht. Dort, wo wir schlafen, vorzugsweise ab 6 Uhr morgens.
Stundenlang werden von Kolonnen von Arbeitern selbst die Straßenränder „gemäht“.